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Heu, heu! quid volui misero mihi? Floribus austrum,
Perditus, et liquidis immisi fontibus apros!

Quem fugis, ah demens? habitarunt di quoque

silvas,

Dardaniusque Paris. Pallas, quas condidit, arces

Ipsa colat; nobis placeant ante omnia silvae!
Torva leaena lupum sequitur; lupus ipse

capellam;

Florentem cytisum sequitur lasciva capella;
Te Corydon, o Alexi: trahit sua quemque voluptas.
Adspice, aratra jugo referunt suspensa juvenci,
Et sol crescentes decedens duplicat

umbras.

Me tamen urit amor! quis enim modus adsit

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amori?

Ah Corydon, Corydon! quae te dementia cepit!

Semiputata tibi frondosa vitis in ulmo est!

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Quin tu aliquid saltem potius, quorum indiget usus,

Viminibus mollique paras detexere junco?

Invenies alium, si te hic fastidit, Alexin!

Weh, oweh! was wollt' ich mir Elenden? Blumen den Südwind Liefs ich Betäubter hinzu, und dem lauteren Quelle die Eber! Thörichter, ach! wen fliehst du? Auch Götter ja wohnten in Wäldern,

Paris der Dardaner auch. Berghöhn, die befestiget Pallas, Schüze sie selbst; uns, uns sein lieb vor allem die Wälder! Funkelnd folgt die Löwin dem Wolf; und der Ziege der Wolf selbst;

Blühendem Cytisus folgt naschhaft die wählige Ziege; Korydon dir, o Alexis: dahin zieht jeden die Sehnsucht. Schau, wie den hangenden Pflug am Joch heimtragen die Rinder, Und wie die Sonn' abscheidend die wachsenden Schatten ver

doppelt.

Dennoch entflammt mich die Liebe! Wodurch wird Liebe begrenzet?

Korydon, Korydon, ach! wie übernahm dich der Wahnsinn! Halb nur ward dir geschneitelt auf laubiger Ulme der Weinstock! Wenn doch wenigstens etwas dafür, was fodert die Wirtschaft, Du aus Gezweige zu flechten und biegsamer Binse dir vornähmst! Sonst noch findet sich wol, wenn dér dich verschmäht, ein Alexis!

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Ohne Zweifel ist diese Idylle von den zehn erhaltenen die älteste. Sie wird in der fünften von 712 v. 86, zugleich mit der dritten, und zwar vor ihr, genannt. In der dritten, aber vom Frühling 712 erscheint Pollio v. 84 als Gönner von Virgils ländlicher Muse, womit, aufser anderen Jugendversuchen, nur diese der Erhaltung gewürdigte Idylle gemeint sein kann. Gewifs also ward sie vor 712, und, nach der Reife der Arbeit zu urtheilen, im nächsten Jahre vorher geschrieben: während der Krieg im diesseitigen Gallien auf die Gegend von Mutina, wo Decimus Brutus von Antonius belagert ward, sich einschränkte, und noch keiner die Schrecknisse des bevorstehenden Triumvirats ́ahnden konnte.

Der sechsundzwanzigjährige Dichter mehrerer nachmals verworfenen Vorübungen, weder dem Asinius Pollio, der erst am Ende des Jahrs Befehlshaber des Antonius ward, noch einem der Mächtigen in Rom bekannt, ersann in der Stille des väterlichen Dorfs einen ländlichen Stof, um mit Theokrit in Darstellung verschmäheter Liebe zu wetteifern. Durch sein Vorbild ward er auf einen sicilischen Schäfer

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geführt: in welchem persönliche Beziehungen zu wittern, zudringliche Grammatiker, der Zeit unkundig, sich herausnahmen.

Gedichtet, sage ich, ward diese Idylle im Jahr 711, aber nach Virgils Bekanntschaft mit Pollio im Jahr 712 ausgefeilt. Dafür zeugen v. 5 und 11, die offenbar aus der Ciris, einem Gedichte des Gallus von 711, nachgeahmt sind VI, 74. Natürlich hatte dies jüngste Gedicht des aufblühenden Gallus der Freund desselben Asinius Pollio unserem Dichter bewundernd mitgetheilt; und dieser, da er seine Idylle nach Pollio's Bemerkungen überarbeitete, empfahl sich, durch Einpflanzung einiger Blumen von Gallus, als eine gleichempfindende und neidlose Seele. Pollio's Wohlgefallen an Virgils Gunstbezeugung gegen seinen jüngeren Freund bewog ihn, auch den folgenden an Pollio gerichteten Idyllen, der vierten und der achten, Verse von Gallus einzustreun.

Das Gedicht ist eine Art von Ständchen, xwouos, gleich den Liebesbewerbungen des theokritischen Ziegenhirten Id. III um die Waldhirtin Amaryllis, und des jungen Cyklopen Id. XI um seine Galatea. In den Mittagsstunden eines Erntetages entfernt sich der Oberhirt Korydon von seiner auf den Bergwäldern ruhenden Schafheerde, und geht durch die Weinulmen der Äcker nach dem Buchenwäldchen in der Nähe des Landhofes, wo vielleicht der schöne Alexis ihn hören wird. Hier sich selbst vergessend, singt er bis zum Abend in abgerissenen Entzückungen, was Virgil in ein Ganzes ordnet.

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ANMERKUNGEN.

1 5. Korydon, der Oberhirt einer sicilischen Schafheerde v. 21, liebte den schönen Alexis, einen begünstigten Knaben seines Gebieters Ïolas v. 57. Die Einrichtung des sicilichen Landwesens war, wie aus Cicero's Reden gegen den Verres erhellt, dem italischen ähnlich. Die Gutsbesizer, sowohl Griechen als viele Römer, in ihren Landhöfen,

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villae, hielten sich zahlreiche Knechte, familiae, die grausameren zum Theil in Ketten, zu Ackerern, Winzern und Hirten, unter der Anführung ihrer Meister, magistri: welchen, wenn nicht der Herr selbst die Wirtschaft führte, ein Verwalter oder Meier, villicus, vorgesezt war. Wahrscheinlich hatten diese Landleute, deren Sitten Theokrit so reizend besang, noch mehr griechische Verfeinerung, als in den meisten Gütern Italiens, wenn man Grofsgriechenland abrechnet. Wie weit die Sprache des herschenden Roms sich erstreckte, darum brauchte der Dichter sich nicht zu bekümmern; selbst auf dem Pindus in der achten Idylle, und auf Arkadiens Bergen in der zehnten, hörte er Latein. Theokrits XXIII Idylle hat einen ähnlichen Anfang:

Ein Vielliebender brannt' um den stets unfreundlichen Knaben; Hold war seine Gestalt, doch wenig entsprach ihr die Sitte. Nec habebat, (propter) quid speraret: alt für quod; denn quis, quid war den Alten ein Relativ. Ohne andere Aussicht, den Liebling zu gewinnen, sezte er seine Hofnung nur auf anhaltende Bewerbungen in dem Buchenhain vor dem Hofe. Veniebat, er kam gewöhnlich, in gedehntem Zeitraum; venit, er kam, das einemal X, 10. Zur Lage eines Landhofes empfahl man, der gemäfsigten Luft wegen, die Mitte eines waldigen, und daher kühlen und quellreichen Hügels, mit geräumiger Weide, Varr. I, 12. Col. I, 4. 5. Haec incondita jactabat, diese kunstlosen Ergüsse der Leidenschaft warf er hin, wie sie fielen. In ungeordnet, von dem Mittelworte geordnet, ist un mittelzeitig, und wird durch Stellung im Vers lang oder kurz I, 49. Lb. IV. 244. Den Bergen und Wäldern, dem Wiederhalle der umliegenden Waldgebirge X, 8. Die Stelle ist dem 208 V. der Ciris nachgebildet, wo die Wache des Königes ihre vergebliche Hut an der Pforte studio jactabat inani, mit nichtigem Eifer verschüttete, verlor.

613. Korydon hatte in diesem Wäldchen schon oft zärtliche Gesänge angestimmt, ohne von seinem Lieblinge ein Zeichen des Wohlgefallens zu vernehmen. Jezt droht

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