Billeder på siden
PDF
ePub

öffentlich verpachteteten Viehweiden, die gröfstentheils, obzwar nicht allein, in Bergwäldern bestanden, manchmal auch - Konsuln gegeben ward, gehört nicht zur Vergleichung.

4-5. Das grofse Weltjahr, wovon die Sibylle weissagt, läuft jezt mit dem eisernen Zeitalter zu Ende; und ein neues beginnt den Umlauf mit seiner goldenen Zeit, zu welcher Asträa und Saturnus zurückkehren. Die berühmteste der Weissagerinnen, die unter dem Namen Sibyllen oder Gottesratherinnen, vom äolischen oros und ßuλn, bekannt sind, hiefs die kumäische oder kumanische, weil sie in dem campanischen Cumä wohnte, und die erythräische von ihrem Geburtsort Erythrä in Asien. Ihre in griechischen Versen enthaltenen Weissagungen bot, nach der herschenden Sage, eine unbekannte Alte dem Könige Tarquinius Superbus, nach anderen die Sibylle selbst dem Priscus, zum Verkauf. Der hohen Foderung wegen verlacht, warf sie drei Bücher, und wieder drei, ins Feuer; worauf der betroffene König die übrigen drei um den zuerst bestimmten Preis annahm, und als ein geheimes Orakel für wichtige Staatsvorfälle der Hut zweier Männer übergab: die im Jahr 387 auf zehn, theils Patricier, theils Plebejer, und von Sulla auf funfzehn, vermehrt wurden. Zu Sulla's Zeit verbrannte im Jahr 670 mit dem Kapitole der Tempel Jupiters, wo unter der Erde die Schicksalsbücher in einem steinernen Kästchen lagen. Nachdem das Kapitol wieder erbaut worden war, liefs 677 der Senat durch Gesandte aus allen italischen und griechischen Städten, vorzüglich aus Erythrä, was sich von sibyllinischen Versen fand, aufsammeln; und, nach sorgfältiger Sonderung der falschen, wurden ungefähr tausend im neuen Tempel des kapitolinischen Jupiters unter der Aufsicht der funfzehn Männer mit der vorigen Ehrfurcht aufbewahrt. Varro, dem dies meistens gehört, sagt bei Dionysius, dafs gleichwohl einige falsche sich eingemischt, die an den Akrostichen, d. i. wann die Anfangsbuchstaben der Verse den Hauptsinn darbieten, zu erkennen sein. Aus welcher Ursache auch Cicero die Weissagung verwarf, die der Funfzehnmann L. Cotta für Julius Cäsar Virg. Ecl. I. 10

im Senat anzeigen wollte, dafs nur ein König die Parther besiegen könne. Weil indessen das Volk, zumal in Unruhen, immer durch neugeschmiedete Sibyllenverse geteuscht ward; so verordnete im Jahr 741 Augustus als höchster Pontifex, dafs gegen einen bestimmten Tag alle profetischen Bücher zum Stadtprätor gebracht würden, und keinem, sie besonders zu haben, erlaubt sein sollte: von welchen Büchern er über zweitausend verbrannte, und die sibyllinischen, nach wiederholter Musterung, in zwei goldene Kästchen unter dem Fufsgestell des palatinischen Apollo's verwahrte. Dennoch ward der Glauben an jede für sibyllinisch ausgegebene Weissagung so wenig gedämpft, dafs Tiberius im Jahr 772 von neuem alle dergleichen Schriften durchforschte, und einige verwarf, andere aufnahm; und schon im Jahr 785 ein Funfzehnmann wiederum die Aufnahme eines neuen Buchs vorschlug. In der Folge schien es auch einigen bekehrungssüchtigen Christen zuträglich, der kumanischen Sibylle allerlei Weissagungen, vorzüglich vom Messias, anzudichten: welche, obgleich weit klarer, aus den dunklen Verheifsungent des Judenthums, oder aus unmittelbarer Eingebung des hei-: ligen Geistes, wo nicht gar des teuflischen Apollo, herrühren sollten. Die frommen Männer nahmen sich bei dem Betruge so link, dafs sie nicht allein ihr Zeitalter verriethen, sondern, troz Varro's und Cicero's Erinnerung, die Herlichkeit des Messias in einen ganz unräzelhaften Akrostich, mit den Anfangsbuchstaben, ΙΗΣΟΥΣ ΧΡΙΣΤΟΣ ΘΕΟΥ ΥΙΟΣ ΣΩΤΗΡ ΣΤΑΥΡΟΣ, Jesus Christus Gottes Sohn Heiland Kreuz, ankündigten, und eine Übersezung, von Cicero selbst, hinzufügten. Eines so kräftigen Zeugnisses für den Messias, welches der blinde Heide Virgil aus Unverstand auf einen Sohn des Pollio gedeutet haben sollte, gedenkt zwar erst der Kaiser Constantin bei Eusebius, und nach ihm die Kirchenväter Lactanz und Augustin; zwar leugnen sie weder den Vorwurf, noch den Verdacht eines frommen Betrugs; zwar wurden endlich, nach Befestigung des Christenthums, unter dem Kaiser Honorius die sibyllinischen Bücher des Palatiums, gesamt und besonders, ohne Schonung oder

Ausnahme, die wenigstens ein solches Zeugnis verdient hätte, von Stilico verbrannt: gleichwohl so nachsichtig ist man' gegen die Mittel, eine gute Sache zu vertheidigen!— fand die christliche Verfälchung noch in unserem Jahrhunderte gelehrte Vertheidiger, selbst unter den freimütigen Britten! Die ältere Sammlung der Schicksalsbücher enthielt so rohe Religionsbegriffe des tarquinischen Zeitalters, dafs noch im zweiten punischen Kriege die Zehnmänner zur Versöhnung der Götter ein Menschenopfer von Galliern und Griechen beiderlei Geschlechts foderten. Wogegen die spätere Sammlung sich zur Glaubens- und Sittenlehre eines Zeitalters bekannte, da das Licht mehrerer Jahrhunderte sogar Priester und Orakel zu würdigeren Vorstellungen von der Gottheit, und zur allegorischen Umbildung der wilden Götterfabel, genöthigt hatte. Ein Beweis ist der umgedeutete Apollo, wovon bald die Rede sein wird.

6-7. Einer der neuen Sibyllensprüche, der durch Aufnahme in die geheime Sammlung aus dem Andenken des Volks nicht vertilgt worden war, hatte mit anderen Neuerungen von den sternkundigen Weltweisen auch die Lehre vom grofsen Weltjahre unter die heiligen Wahrheiten aufgenommen, und das herannahende Ende des jezigen mit gewissen Vorzeichen verkündigt. Diese, aus älteren Vorstellungen der Dichter von vier umlaufenden Weltaltern, dem goldenen, silbernen, ehernen und eisernen, und aus hinzukommenden Träumen der Astrologen von Einwirkung der Gestirne auf die Schicksale, erwachsene und vielfach ausgebildete Lehre verstand unter dem grofsen Weltjahre den Zeitraum, in welchem alle Gestirne und Planeten in ihren Umläufen den selbigen Stand am Himmel, dлonarúsaois, wieder einnehmen, und den vorigen Wechsel der Schicksale zurückbringen würden. Es hiefs das grofse oder gröfste Jahr, das Welt- oder Himmelsjahr, das Jahr des Saturnus, auch das platonische; und war verschieden sowohl von dem grofsen Sonnenjahr im Verhältnis zu dem kleineren Mondenjahre, als von der wiederkehrenden Eintreffung beider, und von der geweissagten zwölfsäkularischen Dauer des römischen

[ocr errors]

[ocr errors]

Reichs. Nach der mäfsigsten Angabe enthielt jenes Weltjahr 600 (Joseph Archäol. I, 4), oder 1000 Jahre, die man im goldenen Weltalter durchlebte; bald umfafste es 2489 oder 3000 gemeine Sonnenjahre; nach anderen die geheimnisvolle Zahl 7777; nach Cicero 12954; nach Makrobius 15000; nach Heraklitus 18000, welche wiederum dem Diogenes nur ein grofser Welttag von den 365 seines Weltjahres waren; nach dem falschen Orfeus (Arg. 1106) zwölf 100000 jährige Monate, von welchen ungeheuren Weltjahren ihm seine paradisischen Makrobier, zur Beschämung des hebräischen Methusalem, sogar viele zu durchleben schienen. Anderer Zahlen nicht zu gedenken. Wie nun dem Weltjahre Diogenes 365 Welttage, der erdichtete Orfeus zwölf Monate, und bei Nigidius vier Jahrszeiten, und die Stoiker, nach der gewöhnlichen Abtheilung des Sonnenjahrs, Winter und Sommer, oder Überschwemmung im Steinbock, und Verbrennung im Krebs, beilegten: also theilte auch die sibyllinische Weissagung, so viel sich aus Servius errathen läfst, ihr Weltjahr in zehn säkulische Monden, wahrscheinlich dem altrömischen Kalender gemäfs, und in vier Jahrszeiten, welche den vier Weltaltern der Dichter entsprachen. Dafs jene zehn Säkeln im Volksgerücht waren, beweist die Erzählung des Servius bei Ecl. IX, 47: der Opferprofet Vulcatius habe den nach Julius Cäsars Tode erscheinenden Kometen in der Volksversammlung für ein Zeichen vom Ausgange des neunten Säkels und dem Anfange des zehnten erklärt, und sei, als Verräther des göttlichen. Geheimnisses, noch während der Rede todt niedergestürzt. Saeculum also, das eigentlich Zeugung, Geschlecht, Menschenalter, Jahrhundert bedeutet, gilt hier in so erweitertem Sinne, wie annus und mensis. Von den vier Jahrszeiten dieses Weltjahrs war der Frühling, in welchem die Welt erschaffen ward Lb. II, 336, das goldene Weltalter unter der Herschaft des Saturnus; der Sommer begrif das silberne Alter; der Herbst das eherne, in welchem die deukalionische Flut einbrach VI, 41; und der Winter mit der eisernen Zeit schlofs sich dem wiederkehrenden goldenen

[ocr errors]
[ocr errors]

Frühling an. Die drei lezten Weltalter giebt man gewöhn-
lich dem Jupiter zu beherschen Lb. I, 121 125. Einige
aber, wozu Nigidius bei v. 10 den Orfeus zählt, theilten sie
unter Jupiter, Neptunus und Pluto; und nach Olympiodorus
(Orph. Gesn. p. 408) waren dem Orfeus die vier Herscher
Uranos, Kronos, Zeus und Dionysos: dafs also dem Kronos
oder Saturnus, welches auch Proklus bei Hesiodus bezeugt,
das silberne Weltalter zufiel. Eine umlaufende Wiederkehr
gaben, wie gesagt, ihren Weltaltern schon die älteren Dich-
ter vor der Erfindung des astrologischen Weltjahres. Denn
Hesiodus, der in seinem Landbau fünf Weltalter durch Ein-
schiebung eines heroischen nach dem ehernen, besingt, er-
hebt v. 174 diese Klage:

Wär' ich selber doch nicht ein Genofs den fünften der Männer!
Sondern wo nicht gestorben zuvor, doch später geboren!
Denn dies Menschengeschlecht ist ein eisernes !

Zeus tilgt aber auch dieses Geschlecht viellautiger Menschen. Doch mufs man nicht deshalb mit Probus das kumäische Lied dem Hesiodus, dessen Vater aus Kume in Asien stammte, zueignen: da bei dem kumäischen Liede der Römer zuerst und einzig an seine Sibylle dachte, und Hesiods Lied nicht einmal kumäisch, sondern askräisch war. Die Göttin der Gerechtigkeit, Dike, von Zeus und Themis gezeugt, die nach dem goldenen Alter sich allmählich entfernte, flog endlich, die lezte der Götter, im ehernen zum Himmel zurück, wo sie im Thierkreise als Jungfrau, von den Neueren Asträa oder Sternjungfrau genannt, herleuchtet. Albinovanus II, 23 nennt sie die goldene Jungfrau. Die christlichen Verfälscher fanden hier die Jungfrau Maria. Für diesen wiederkehrenden Frühling der Welt, unter des Saturnus friedlicher und freier Herschaft, wird jezo ein neues Menschengeschlecht geboren, dessen edlere Seelen, nach platonischer Vorstellung Lb. IV, 221, als Ausflufs der allbelebenden Weltseele, geschaffen aus dem lautersten Äther, von dem obersten Sternhimmel herabgesandt werden; vergl. V, 56. Das falsche dimittitur, welches nur entsenden anzeigt, hat die Kopenh. A von der ersten Hand, und C.

[ocr errors]
« ForrigeFortsæt »