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muthsvoll, laß uns hier noch verweilen; indeß wird mein Bruder die Heerde wohlbesorgt nach Hause führen.

Chloe. Lieblich ist diese Gegend, lieblich `des Abends Kühlung; laß uns hier verweilen.

Daphne. Sich, da an der Seite des Felsens, das ist der Garten des jungen Alexis. Komm, laß uns über den Zaun sehn. Im ganzen Land ist dieß der lieblichste Garten; keiner so niedlich geordnet; keiner ist so gut gepflegt.

Chloe. Sens denn, wir wollen.

Daphne. Kein Hirt weiß die Pflege der Pflanz zen wie er. Ifts nicht so ?

Chloe. O ja!

Daphne. Steh, wie alles mit gesundem Wuchse aufblühet, was an der Erde wächst, und was an Ståben sich emporhält. Dort rieselt Wasser vom Felsen; sich wie es, ein Bächgen, durch die Schatten des Gartens fließt. Sieh, auf dem Felsen, wo die Quelle sich stürzt, hat er von Geißblatt eine Laube gepflanzt; da muß man wohl ganz die weite schöne Gegend sehn.

Chloe. Mädchen, du lobest mit Hige. Lieb lich ist alles. Lieblicher der Garten des brau nen Alexis, als alle Gårten des Landes; scho ner seine Blumen, als alle Blumen; so ange nehm, wie diese, rieselt keine Quelle; kein Was ser ist so kühl; kein Wasser ist so süß.

Daphne. Aber du lachest Chloe.

Chloe. En nicht doch. Sich, ich breche diese Rose; sage mir, ist ihr Geruch nicht füsser als aller andern Rosen? Lieblich als hätte Amor selbst sie gepflegt.

Daphne. Ach! Sey nicht schalkhaft.

Chloe. Nun, aber - Unterdrücke den Seufzer nicht, der deinen Busen hinaufdringt.

Daphne. Ach! Du bist boshaft; komm, laß uns gehn.

Chloe. So plöglich? Mir gefällts hier so wohl, so wohl. Doch horche Ich höre rau schen. Da unter dem Hollundergefträuch sieht man uns nicht. Ha! Sieh, er ist es selbst. Still, sage mir ins Ohr, er ist doch wohl auch schöner als jeder andre Hirt?

Daphne. Ach! Ich gehe.

Chloe. Ich laffe dich nicht: Sich, er flaunt, er seufzt; gewiß ein Mädchen sißt ihm tief im Busen. Kind, deine Hand zittert. Fürchte dich nicht, es ist ja kein Wolf da.

Daphne. Laß mich, ach laß mich!

Chloe. Still! Horche

Im Schatten des Hollundergesträuches stuns den die Mädchen verborgen. Indeß hob Alexis, unbewußt daß er behorcht ist, mit lieblicher Stimme diesen Gesang an:

Du blasser stiller Mond, sey Zeuge meiner Seufzer; und ihr, ihr stillen Schatten, wie oft babt ihr Daphne, Daphne, mir nachgeseufzt! Ihr Blümchen, die ihr mich umduftet, Thau blinkt auf euern Blättern, wie der Liebe Thräne auf meinen Wangen blinkt. O dürft ich, dürft ichs ihr sagen, daß ich sie liebe, mehr als die Biene den Frühling liebt! Jüngst fand ich am Brunnen sie; einen schweren Krug hatte sie mit Waffer gefüllt. Laß mich die dir zu schwere Laft des Kruges nach deiner Hütte tragen. So ftams melt ich: Wie bist du gütig, so sprach sie. Zit ternd nahm ich den Krug, und blöde, und feufs

zend, den Blick zur Erde geschlagen, gieng ich an Daphnens Séite, und durft ihr nicht sagen, daß ich sie liebe, mehr als die Biene den Früh ling liebt. Wie hängst du traurig da, an meiner Seite, kleine Narcisse; diesen Mittag noch in frischer Blüthe, ißt verwelkt! Ach so, so werd ich Junger Hirte verwelken, wenn Daphne meine Liebe verschmäht! Ach, wenn sie meine Liebe vers schmäht, dann werdet ihr, ihr Blumen, ihr man nichfaltigen Pflanzen, bisher meine Freude, meis ne füffeste Sorge, dann werdet ihr ungepflegt alle verwelken; denn für mich blüht keine Freude mehr. Wildes Unkraut wird euch dann ersticken ; und verwachsne Dorngebüsche werden mit unges fundem Schatten euch decken. Ihr Bäume, die ihr die füffesten Früchte truget, von meiner Hand hier gepflanzt; von Laub und Früchten entblößt, werden eure todten Stämme traurig aus der Wildniß emporstehn, und hier, hier werd ich mein übriges Leben verfeufzen. Mögest dir dann, indeß meine Asche hier ruhet, mögest du in den Armen eines liebenswürdigern Gatten jedes süßfeste Glück in vollem Maasse geniessen! Doch nein, was plagt ihr mich, ihr Bilder schwarzer Vers zweiflung? Noch blåhet meine Hoffnung. Lächelt fie doch freundlich, wenn ich zögernd neben ihr vorübergehe. Jüngst blies ich am Hügel auf meis 'nem Rohr, als sie durch die nahe Wiese gieng'; sie stund stille. Kaum hatt' ich sie erblickt, so zitz terten meine Lippen und jeder meiner Finger; und blies ich gleich so schlecht, doch blieb sie stehn und horchte. O wenn ich einst sie als Braut in eure Schatten führe, dann sollen eure Farben höher glühen, ihr Blumen; dann dåftet ihr jeden

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Wohlgeruch zu! Dann bieget, ihr Bäume bieget, die schattigten Aeste zu ihr herunter, mit füssen Früchten behangen !

So sang Alexis. Daphne feufzte, und ihre Hand zitterte in ihrer Freundin Hand. Aber Chloe rief ihm: Alexis sie liebt dich! Hier steht. sie unter dem Hollunderbaum; komm, küsse die Thränen von ihren Wangen, die sie vor Liebe weint. Schüchtern trat er hin; aber sein Ents zücken kann ich nicht sagen, als Daphne, schams haft an Chloens Busen geschmiegt, ihm gestund, Daß sie ihn liebe.

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Der Blumenstrauß.

Daphnen sah ich: Vielleicht, ach vielleicht würds mein Glück seyn, hått' ich sie nicht gefehn! So reizend sah ich sie nie. An der heissen Mittags: fonne lag ich im dunkeln Weidenbusch, am küh len Bache, da wo er fanft rieselnd durch Steine fällt. Schatten wölbte sich über mir, und über dem kühlen Bache; da saß ich ruhig: Aber seits dem, ach! ist für mich keine Ruhe mehr. Nicht weit von mir rauschte das Gesträuche, und Daphne, Daphne kam, durch des Bordes Schats ten, herunter an den Bach. Reinlich zog sie ihr blaues Gewand von den kleinen weissen Füssen herauf, und trat in die helle Flut. Sie bückte fich, und wusch mit der rechten Hand ihr reizs volles Gesicht; mit der linken hielt sie ihr Gez tand, daß nicht das Wasser es nege. Aber nun ftund sie still, und wartete bis kein Tropfen von ihrer Hand mehr das Wasser bewegte. Still wars, und jeder ihrer Reize schien ungefälscht

ihr entgegen. Iht lächelte sie ihre eigene Schöns heit an, und drückte das Geflechte der goldnen Haare zurechte, die sich in einen reizvollen Knos ten verbanden. Für wen, so seufzt' ich, ach für wen diese Sorgfalt; wem, ach wem will sie gez fallen! Wer ist der glückliche, um deswillen sie mit zufriednem Lächeln sieht, daß sie so reizend ist. Indeß sie gebückt so über dem Bache stund, fiel der Blumenstrauß von ihrem Busen ins Was ser, und schwamm, indeß sie weggieng, zu mir herunter. Ich fieng ihn, ich küßt' ihn; für eine ganze Heerde hått' ich ihn nicht gegeben. Aber ach der Blumenstrauß welkt, ach er welkt, der, nur zween Tage finds, mit der Quelle zu mir floß! Ach wie ich ihn pflegte! In meiner Trinkschale stund er, die ich im Frühling mit Gesang gewann. Amor sizt künftlich drauf geschnitten, in einer Laube von Geißblatt; lächelnd versucht er die Schärfe · seiner Pfeile mit der Spiße der Finger, und vor ihm schnåbeln sich zwo Tauben. Dreymal des Tages goß ich ihm frisch Wasser zu; und des Nachts stellt ich ihn am Gitter meines Fensters in den Thau. Dann stund ich vor ihm, und athmete seine füssen Gerüche. Süffer waren die Ges rüche, glühender waren die Farben, als aller Blumen des Frühlings; denn ach, an ihrem Buz sen haben sie geblüht! Staunend stund ich dann vor der Schale. Ja Amor, so seufzt ich, sie sind scharf, deine Pfeile; wie sehr, wie sehr muß ichs fühlen! Laß, o laß Daphnen nur die Hälfte so für mich empfinden; dann will ich diese Schale dir weihn. Auf einem kleinen Altar soll sie stehn, und alle Morgen umwind ich sie mit einem frischen Blumenkranz, und, ist es Winter, mit

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