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Menalkas und Aeschines,

der Jäger.

Der junge Hirt Menalkas weidete auf dem hohen

Gebürge, und er gieng tief ins Gebürg, im wils den Hain ein Schaf zu suchen, und im wilden Hain fand er einen Mann, der abgemattet im Busch lag. Ach junger Hirt! so rief der Mann, ich kam gestern auf dieß wilde Gebürge, die Rehe und die wilden Schweine zu verfolgen; und ich habe mich verirret, und bis ißt keine Håtte und keine Quelle für meinen Durst, und keine Speise für meinen Hunger gefunden. Der junge Menalkas gab ihm ist Brod aus seiner Tasche, und frischen Kås, und nahm seine Flasche von der Seite; ers frische dich, so sprach er, hier ist frische Milch, und dann folge mir, daß ich dich aus dem Ges bürge führe; und der Mann erfrischete sich, und der Hirt führte ihn aus dem Gebürge.

Aefchines, der Jåger, sprach ißt: Du schöner Hirt! du hast mein Leben gerettet, wie soll ich dich belohnen? komm mit mir in die Stadt, dort wohnet man nicht in strohernen Hütten; Palåste von Marmor steigen dort hoch an die Wolken, und hohe Säulen stehen um sie her; du sollst bey mir wohnen, und aus Gold trinken, und die köstlichen Speisen aus silbernen Schüsseln effen.

Menalkas sprach: Was soll ich in der Stadt? Ich wohne sicher in meiner niedern Hütte, fie schüßt mich vor Regen und rauhen Winden; und stehen nicht Säulen umher, so stehen doch frucht; bare Bäume und Reben umher; dann hol' ich aus der nahen Quelle klares Wasser im irrdenen

Krug; auch hab ich füffen Most, und dann eß' ich, was mir die Bäume und meine Heerde geben; und hab ich nicht Silber und Gold, so streu ich wohlriechende Blumen auf den Tisch.

Aeschines. Komm mit mir, Hirt! dort hat man auch Bäume und Blumen; dort hat sie die Kunst in gerade Gånge gepflanzet, und in schön geordnete Betten gesammelt; dort hat man auch Quellen; Månner und Nymphen von Mari mor giessen sie in große marmorne Becken.

Menalkas. Schöner ist der ungekünftelte schat tichte Hain mit seinen gekrümmeten Gången; < schöner sind die Wiesen mit tausendfaltigen Blus men geschmückt; ich hab auch Blumen um die Hütte gepflanzet, Majoran und Lilien und Ros sen; und o wie schön sind die Quellen, wenn fie aus Klippen sprudeln, oder aus dem Gebůs sche von Hügeln fallen, und dann durch blus michte Wiesen sich schlängeln! Nein, ich geh nicht in die Stadt.

Aeschines. Dort wirst du Mädchen sehen in seidenem Gewand, von der Sonne unbeschädigt, weiß wie Milch, mit Gold und köstlichen Perlen geschmückt; und die schönen Gesänge künstlicher Saitenspieler entzücken da dein Ohr.

Menalkas. Mein braunes Mädchen ist schön; du solltest sie sehen, wenn sie mit frischen Rosen und einem bunten Kranz sich schmückt; und o wie froh sind wir, wenn wir bey einer rauschenden Quelle im schattichten Busch sißen! sie singt dann; o wie schön singt sie! und ich begleite ihren Ges fang mit der Flöte; unser Gesang tont dann weit. umher, und die Echo singet uns nach, oder wir behorchen den schönen Gesang der Vögel, die von

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den Wipfeln der Bäume und aus den Gebüschen fingen. Oder fingen eure Saitenspieler besser, als die Nachtigal oder die liebliche Grasmůcke? Nein, nein ich geh nicht mit dir in die Stadt.

Aeschines. Was soll ich dir denn geben, Hirt? Hier nimm die Hand voll Gold und dieß goldne Hüfthorn.

Menalkas. Was soll mir das Gold? Ich habe Ueberfluß. Soll ich mit dem Golde die Früchte von den Bäumen kaufen, oder die Blus men von den Wiesen? oder soll ich die Milch von meiner Heerde kaufen?

Aeschines. Was soll ich dir denn geben, glücklis cher Hirt? Womit soll ich deine Gutthat belohnen? Menalkas Gieb mir die Kürbis Flasche, die an deiner Seite hångt; mir deucht, der junge Bacchus ist darauf gegraben, und die Liebesgötter, wie sie Trauben in Körben sams meln. Und der Jåger gab ihm freundlich lås chelnd die Flasche; und der junge Hirt hüpfte vor Freuden, wie ein junges Lamm hüpft.

Mirtil und Daphné.
Mirtil.

Schon so frühe, meine Schwester! Noch ist die

• Sonne nicht hinterm Berg hervor; kaum hat die Schwalbe ihren Gesang angefangen, der frühe Hahn hat kaum noch den Morgen gegrüßt, und du bist schon in den Thau hinausgegangen. Was willst du heute für ein Fest bereiten, daß du so frühe dein Körbchen voll Blumen sammelst ?

Daphne. Sen mir gegrüßt, geliebter Bruder! Woher am feuchten Morgen? Was beginnest du

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in der stillen Dåmmerung? Ich habe hier Veil chen gesucht und Mayblumen und Rosen, und will ißt, da unser Vater und unsere Mutter noch schlafen, will ich sie auf ihr Bette hinstreuen, dann werden sie unter lieblichen Gerüchen ers wachen und sich freuen, wenn sie mit Blumen sich umstreuet sehn.

Mirtil. O du geliebte Schwester! Mein Les ben lieb' ich nicht so sehr, wie ich dich liebe! Und ich, du weissest es, Schwester! gestern, beym Abendroth, als unser Vater nach unserm Hügel hinsah, auf dem er oft ruhet; lieblich wär es, so sprach er, stünd eine Laube dort, die uns in ihren Schatten nåhme. Ich hört es, und that als hått' ichs nicht gehört; aber früh vor der Morgen-Sonne gieng ich hin, und baute die Laube, und band die flatternden Haselstauden an ihren Seiten fest. O meine Schwester! sieh hin, die Arbeit ist vollendet; verrathe nichts, bis er es selbst fieht; der Tag soll uns voll Freude seyn!

Daphne. O mein Bruder! wie angenehm wird er erstaunen, wenn er die kaube von ferne ficht! Jht geh ich hin, schleiche leise zu ihrem Bette mich hin, und freut diese Blumen um sie her.

Mirtil. Wenn sie unter den lieblichen Gerüs chen erwachen, dann werden sie mit freundlichem Lächeln sich ansehn, und sagen: Das hat Daphne gethan; wo ist sie? das beste Kind! Sie hat für unsre Freude vor unserem Erwachen gesorgt.

Daphne. Und Bruder! Wenn er dann vom Fenster her die Laube sieht. Wie, trieg ich mich? so. fagt er dann, eine Laube steht dort auf dem Rücken des Hügels! Gewiß! die hat mein Sohn gebaut. Gesegnet sey er! Ihn hält die Ruhe der Nacht

nicht ab, für unsers Alters Freude zu sorgen! Dann, Bruder! dann ist uns der ganze Tag voll Wonne. Denn wer am Morgen was Gutes beginnt, dem gelingt alles besser, und auf jeder Staude wächst ihm Freude.

Phillis, Chloe.

Phillis.

Du Chloe! immer trägst du dein Körbchen am

Arm.

Chloe. Ja, Phillis! ja! immer trag' ich das Körbchen am Arm; ich würd' es nicht um eine ganze Heerde geben; nein, ich würd' es nicht geben, sprach sie, und drückt' es lächelnd an ihre Seite.

Phillis. Warum, Chloe! warum hältst du dein Körbchen so werth? Soll ich rathen? Sieh, du wirst roth, soll ich rathen? —

Chloe. Ha roth?

Phillis. Ja! wie wenn einem das Abends roth ins Gesicht scheint.

Chloe. Ha! Phillis! ich will dirs sagen: Der junge Amyntas hat mirs geschenkt, der schöns ste Hirt'; er hat es selbst geflochten. Ach! sieh wie nett, sieh wie schön die grünen Blåtter und die rothen Blumen in das weisse Körbchen geflochten find; und ich halt es werth, wo ich hingehe, da trag ichs am Arm; die Blumen dånken mich schdner, sie riechen lieblicher, die ich in meinem Körb chen trage, und die Früchte sind füsser, die ich aus dem Körbchen effe. Phillis – doch was soll ich alles sagen? - Ich Ich - ich habs schon oft ges küßt. Er ist doch der beste, der schönste Hitt.

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