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Chloe. Und dann füß ich die Thrånen dir vom Auge; aber häufigere Thrånen fliessen dann mir vom Auge, und mischen sich zu deinen Thrånen. Daphnis! seufz' ich dann. Ach Chloe! seufzest du; und die Echo seufzet uns nach. Die Heerd erquickt das junge Frühlingsgras. Der kühle Schatten erquickt hey schwühler Mittags= hize. Mich, Daphnis! mich erquicket nichts so sehr, als wenn dein holder Mund mir sagt, daß du mich liebst.

So fangen Daphnis und Chloe. Glückliche Kinder! so sprach Alexis und seufzt', ach! igt fühl' ichs, daß die Lieb' ein Glück ist; euer Ges fang und eure Blicke und euer Entzücken haben mir's gesagt.

Lycas,

oder

die Erfindung der Gärten.

Ist schließt uns der stürmende Winter ins Zim;

mer, und Wirbelwinde durchwühlen den silbernen Regen der Flocken. Izt soll mir die Einbildungs: kraft den Schah von Bildern öffnen, die sie in dem blumichten Lenzen und in dem schwühlen Som? mer und in dem bunten Herbst sich gesammelt; aus ihnen will ich ißt die schönsten wählen, und für dich, schöne Daphne! in Gedichte sie ordnen. So wählt ein Hirt seinem Mädchen zum Krange nur die schönsten Blumen. O daß es dir gefalle! wenn meine Muse dir singt, wie in der Jugend der Tage ein Hirt der Gärten Kunst erfand. Das ist der Ort, sprach Lycas, der schöne

Hirt,

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Hirt, hier unter diesem Ulmbaum ists, wo ges stern, als die Sonne wich, die schöne Chloe mir die ersten Küsse gab; hier stundst du und seufztest, als meine zitternden Arme dich umschlangen, als meine stockende Stimme meine Liebe dir sagte, und mein pochendes Herz und meine Thränen im Auge. O da Chloe! da entsank dein Hirs tenstab der zitternden Hand, da sankst du an meine bebende Brust. Lycas! so stammeltest du, Lycas! ich liebe dich! Ihr stillen Büsche, ihr einsamen Quellen send Zeugen, euch hab ich meine Liebe geklagt; und ihr, ihr Blumen; ihr tranket meine Thrånen wie Thau!

O Chloe! wie bin ich entzückt! welch unausfprechliches Glück ist die Liebe! hier dieser Ort sey der Liebe geheiligt! Ich will um die Ulme her Rosenstauden pflanzen, und die schlanke Waldwins de soll sich an ihrem Stamm hoch hinaufschlingen, mit den weissen purpurgestreiften Blumen ges schmückt; ich will hieher den ganzen Frühling sams meln; die schöne Saatrose will ich hier bey der Lilie pflanzen. Ich will auf die Wiesen und auf die Hügel gehen, und will ihnen die blumichten Pflanzen rauben; die Viole und die Nelke, und die blaue Glockenblume, und die braune Scabios se, alles, alles will ich sammeln; dann soll es seyn wie ein Hain voll süsser Gerüche, und dann will ich um den Blumenhain her die nahe Quelle leiten, daß er zur kleinen Insel wird; und rings umher will ich einen Zaun von Dornbüschen und von wilden Rosen pflanzen, daß die Ziegen und die Schafe die Blumen nicht verwüsten. O dann kommet, ihr, die ihr der Liebe lebt, seufzende Turteltauben! kommt dann im Wipfel der Ulme (II. Band.) C

zu klagen; und ihr, ihr Sperlinge! verfolgt euch durchs Nosengebüsch, und singt von wiegenden Aesten; und ihr, ihr bunten Schmetterlinge! haschet euch im Blumenhain, und paart euch auf wankenden Lilien.

Dann sagt der Hirt, der vorübergeht, wenn ihm die Zephire die Gerüche weit her entgegen tragen, welcher Gottheit ist dieser Ort heilig? Gehört er der Venus, oder hat ihn Diana so schön geschmückt, um måde von der Jagd hier zu schlummern?

Palemon.

Wie lieblich glänzet das Morgenroth durch die Hafelstaude und die wilden Rosen am Fenster ! Wie froh finget die Schwalbe auf dem Balken unter meinem Dach! und die kleine Lerche in der hohen Luft! Alles ist munter, und jede Pflanze hat sich im Thau verjüngt; auch ich, auch ich scheine verjånget; mein Stab soll mich Greis vor die Schwelle meiner Hütte führen, da will ich mich der kommenden Sonne gegenüber sehen, und über die grünen Wiesen hinschn. O wie schön ist alles um mich her! Alles, was ich höre, sind Stimmen der Freude und des Danke. Die Bör gel in der Luft und der Hirt auf dem Felde fingen ihr Entzücken; auch die Heerden brållen ihre Freude von den grasreichen Hügeln und aus dem durchwässerten Thal. O wie lang, wie lang, ihr Götter! foll ich noch eurer Gütigkeit Zeuge seyn ? Neunzig male hab ich ißt den Wechsel der Jahrszeiten gesehn, und wann ich zurück denke, von igt bis zur Stunde meiner Geburt, eine weite

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liebliche Aussicht, die sich am Ende mir unübers sehbar in reiner Luft verliert, o wie wallet dann mein Herz auf! Ist das Entzücken, daß meine Zunge nicht stammeln kann; sind meine Freus denthrånen, ihr Götter, nicht ein zu schwacher Dank? Ach! flieffet, ihr Thrånen! flieffet die Wangen herunter! Wenn ich zurücksehe, dann ists, als hått' ich nur einen langen Frühling gez lebt; und meine tråben Stunden waren kurze Gewitter, sie erfrischen die Felder, und beleben die Pflanzen. Nie haben schädliche Seuchen uns fere Heerde gemindert; nie hat ein Unfall unfre Bäume verderbt, und bey dieser Hütte hat nie ein langwierig Unglück geruhet. Entzückt sah ich in die Zukunft hinaus, wenn meine Kinder lächelnd auf meinem Arm spielten, oder wenn meine Hand des plappernden Kindes wankenden Fußtritt leis tete. Mit Freudenthränen sah ich in die Zukunft hinaus, wenn ich diese jungen Sproffen aufkeimen sah; ich will sie vor Unfall schüßen, ich will ihres Wachsthums warten, sprach ich, die Götter werden die Bemühung segnen ; sie werden empor wachsen und herrliche Früchte tragen, und Båus me werden, die mein schwaches Alter in erquickens den Schatten nehnem. So sprach ich, und drückte fie an meine Brust, und ißt sind sie voll Ser gen empor gewachsen, und nehmen mein graues Alter in erquickenden Schatten. So wuchsen die Aepfelbäume und die Birnenbäume, und die hos hen Nußbäume, die ich als Jüngling um die Håtte her gepflanzet habe, hoch empor; sie tras gen die alten Aeste weit umher, und nehmen die kleine Wohnung in erquickenden Schatten. Dieß, dieß war mein heftigster Gram, o Mirta! da du

an meiner bebenden Brust in meinen Armen star best. Zwölf mal hat ißt schon der Frühling dein Grab mit Blumen geschmückt; aber der Tag nas het, ein froher Tag! da meine Gebeine zu den deinen werden hingelegt werden; vielleicht führt ihn die kommende Nacht herbey! O! ich seh' es mit Lust, wie mein grauer Bart schneeweiß über meine Brust herunter wallet. Ja spiele mit dem weissen Haar auf meiner Brust, du kleiner Zes phir! der du mich umhüpfeft; es ist es so werth, als das goldene Haar des frohen Jünglings, und die braunen Locken am Nacken des aufblühenden Mädchens. O dieser Tag soll mir ein Tag der Freude seyn! ich will meine Kinder um mich her sammeln, bis auf den kleinen stammelnden Enkel, und will den Göttern opfern; hier vor meiner Hütte sey der Altar; ich will mein kahles Haupt umfrånzen, und mein schwacher Arm soll die Leyer nehmen, und dann wollen wir, ich und meine Kinder, um den Altar her Loblieder singen; dann will ich Blumen über meine Tafel streuen, und unter frohen Gesprächen das Opferfleisch essen.

So sprach Palemon, und hub sich zitternd an feinen Stab auf, und rief die Kinder zusammen, und hielt den Göttern ein frohes Fest.

Mirtil, Thyr sis.

Mirtil hatte sich in einer kühlen nächtlichen Stun;

de auf einen weit umsehenden Hügel begeben; gesammelte dürre Reiser brannten vor ihm in hellen Flammen, indeß daß er einsam ins Gras gez strecket mit irrenden Blicken den Himmel, mit Sternen befået, und die vom Mond beleuchtete

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