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A my n ́t a 6.

ey frühem Morgen kam der arme Amyntas aus dem dichten Hain, das Beil in feiner Rechten. Er hatte sich Ståbe geschnitten zu einem Zaun, und trug ihre Last gekrümmt auf der Schulter. Da sah er einen jungen Eich-Baum neben einem hinrauschenden Bach, und der Bach hatte wild feine Wurzeln von der Erd' entblößet, und der Baum stund da, traurig und drohte zu finken. Schade! sprach er, solltest du Baum in dies wilde Wasser' stürzen; nein, dein Wipfel foll nicht zum Spiel feiner Wellen hingeworfen seyn. Ist nahm er die schweren Ståbe von der Schulter; ich kann mir andre Ståbe holen, sprach er, und hub an, einen starken Damm vor den Baum hinzubauen, und grub frische Erde. Jßt war der Damm gebaut, und die entblößten Wurzeln mit frischer Erde bedeckt; und ist nahm er sein Beil auf die Schulter, und lächelte noch einmal, zufrieden mit seiner Arbeit, in den Schatten des geretteten Baumes hin, und wollte in den Hain zurück, um andre Stäbe zu holen; aber die Dryas (*) rief ihm mit lieblicher Stimme aus der Eiche zu: Sollt' ich unbelohnet dich weglass fen? gütiger Hirt! sage mirs, was wünschest du zur Belohnung, ich weiß, daß du arm bist, und nur fünf Schafe zur Weide führest. „O! wenn du mir zu bitten vergönnest, Nymphe! so sprach der arme Hirt; mein Nachbar Palemon ist seit der Erndte schon krank, laß ihn gesund werden!

(*) Die Dryaden waren Schußgöttinnen der Eichen; sie entstunden und starben auch wieder mit dem Baume.

So bat der Redliche, und Palemon ward ges fund; aber Amyntas sah den mächtigen Segen in seiner Heerde und bey seinen Bäumen und Früchten, und ward ein reicher Hirt; denn die Götter lassen die Redlichen nicht ungesegnet.

Damon, Daphne.

Damon.

Es ist vorübergegangen, Daphne! das schwarze

Gewitter; die schreckende Stimme des Donners schweigt. Zittre nicht, Daphne! die Bliße schlåns geln sich nicht mehr durch schwarze Gewölke! laß uns die Höhle verlassen; die Schafe, die sich ångstlich unter diesem Laubdach gesammelt, schütz teln den Regen von der triefenden Wolle, und zerstreuen sich wieder auf der erfrischeten Weide. Laß uns hervorgehn und sehn, wie schön die Gegend im Sonnenschein glänzt.

Jht traten sie Hand in Hand aus der schüßenden Grotte hervor. Wie herrlich! rief Daphne, dem Hirten die Hand drückend, wie herrlich gläns zet die Gegend! Wie hell schimmert das Blau des Himmels durch das zerrißne Gewölk! Sie fliehen, die Wolken! wie sie ihren Schatten in der fønnebeglänzten Gegend zerstreun ! Sich Damon! dort liegt der Hügel mit seinen Hütten. und Heerden im Schatten; ißt flieht der Schatte, und läßt ihn im Sonnenglanz; sich, wie er durchs Thal hin über die blumichten Wiesen läuft.

Wie schimmert dort, Daphne! rief Damon, wie schimmert dort der Bögen der Iris, von eis nem glänzenden Hügel zum andern ausgespannt;

am Rücken das graue Gewölk, verkündigt die freundliche Göttin von ihrem Bogen der Gez gend die Ruhe, und lächelt durchs unbeschädigte Thal hin.

Daphne antwortete, mit zartem Arm ihn umschlingend: Sich, die Zephir kommen zurück, und spielen froher mit den Blumen, die verjångt mit den hell blißenden Regentropfen prangen, und die bunten Schmetterlinge und die beflügelten Würmchen fliegen wieder froher im Sonnens schein, und der nahe Teich — wie die beneßten Büsche und die Weyden zitternd um ihn her glåns zen! sieh, er empfångt wieder ruhig das Bild des hellen Himmels und der Bäume umher.

Damon. Umarme mich, Daphne! umarme mich! O was für Freude durchströmt mich ! wie herrlich ist alles um uns her! welche unerschöpfliche Quelle von Entzücken! Von der belebenden Sonne bis zur kleinesten Pflanze find alles Wunder! O wie reißt das Entzücken mich hin! wenn ich vom hohen Hügel die weit ausgebreitete Gez gend übersehe, oder wenn ich ins Gras hinges streckt, die manichfaltigen Blumen und Kräuter betrachte und ihre kleinen Bewohner; oder wenn ich in nächtlichen Stunden den gestirnten Him/ mel, wenn ich den Wechsel der Jahrs-Zeiten, oder den Wachsthum der unzählbaren Gewächse

wenn ich die Wunder betrachte, dann schwellt mir die Brust, Gedanken drången sich dann auf; ich kann sie nicht entwickeln; dann wein' ich und sinke hin, und stammle mein Erstaunen dem, der die Erde schuf! O Daphne! nichts gleicht dem Entzücken, es sey denn das Entz `zücken, von dir geliebt zu feyn.

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Daphne. Ach Damon! Auch mich, auch mich entzücken die Wunder! O laß uns in zärt licher Umarmung den kommenden Morgen, den Glanz des Abendroths und den sanften Schim. mer des Mondes, laß uns die Wunder betrachten, und an die bebende Brust uns drücken, und unser Erstaunen stammeln! O welch unaussprech liche Freude! wenn dieß Entzücken zu dem Ents zücken der zärtlichken Liebe sich mischet.

Damon, Phillis.

Damon.

Igt hab ich sechszehn Frühlinge gesehn; doch

liebste Phillis! noch keiner war so schön wie der; weißt du warum? Ich hüt' ist neben dir die Heerde.

Phillis. Und ich, ich hab ist dreyzehn Frühlinge gesehn. Ach liebster Damon! feiner, nein keiner war für mich so schön wie der; weißt du warum? Jht drückte sie ihn seufzend an

die Brust.

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Damon. Sieh, Phillis! wie der dichte Busch bey dieser Schleusse schattigt sich wölbt! höre, wie die Quelle rauschet! dort wollen wir ins hohe Gras uns legen, und

Phillis. Ja, lieber Damon! denn bey dir nur bin ich froh. Sich her, mein Busen bebt voll Freude, denn denk einmal, fünf lange Stunden hab ich dich nicht gesehn.

Damon. Hier, liebe Phillis! hier sehe dich im Klee. O könnt' ich immer dich lächeln sehn,

und deine Augen! - Nein, sich mich nicht so an, sprach er, und drückte sanft des Mädchens Augen zu; glaube, wenn dein Blick so lächelnd mir ine Auge sieht, ich weiß nicht wie mir dann geschieht, ich zittre, ich seufze dann, und meine Worte flocken.

Phillis. Nimm, Damon! nimm die Hand von meinen Augen; denn wenn du meine Hand in deine drückest, dann gehts mir eben so. Wie fährts durch mich; ich weiß nicht, was es ist! Wie pochet dann mein Herz!

Damon. Sieh, Phillis! sieh, was ist dort auf dem Baum? Zwo Tauben. Sieh-fieh, wie sie freundlich sich mit den Flügeln schlagen; höre wie sie girren. Iht, iht fie picken sich den bunten Hals, und iht den kleinen Kopf; und um die kleinen Augen. Komm, Phillis! komm, wir wollen mit den Armen uns auch umschlagen, wie sie mit den Flügeln. Reiche deinen Hals mir her und deine Augen, daß ich dich schnåbeln kann –

Phillis. Halt deine Lippen doch auf meine Lippen, dann, Damon! schnåbeln beyde.

Damon. Ach Phillis! ach! wie süß ist dies ses Spiel! Euch dank ichs, euch, ihr kleinen Tauben! der Sperber töd' euch nie

Phillis. Habet Dank, ihr kleinen Tauben! habet Dank; flieget her in meinen Schoos; kommt, wohnet bey mir. Im Feld und im Hain will ich die besten Speisen euch sammeln; indeß daß Damon mich schnåbelt, könnt ihr dann auf meinem Schoos euch schnåbeln; Sie kommen nicht - fie fliegen weg!

Damon. Höre Phillis! mir fällt was ein:

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