Billeder på siden
PDF
ePub
[ocr errors]

223.

Stille Nacht! Wie lieblich überfällst du mich

4

hier! hier am bemoosten Stein. Ich sah noch den Phobus, wie er hinter den Stufen jener Berge fich verlor; er lachte das lehtemal zurück durch den leichten Nebel, der, wie ein goldner Flor, entfernte Weinberge, Haine und Fluren glån? zend ümschlich; die ganze Natur feyerte im sanften Wiederschein des Purpurs, der auf streifichten Wolken flammte, seinen Abzug; die Vögel sangen ihm das leßte Lied, und suchten gepaart die sichern Nester; der Hirt, vom längern Schatten begleitet, blies, nach seiner Hütte gehend, sein Abendlied, als ich hier sanft einschlief.

.

Hast du Philomele! durch dein zärtliches Lied, hat ein lauschender Waldgott mich ges weckt, oder eine Nymphe, die schüchtern durchs Gebüsche rauscht?

O! wie schön ist alles in der fanftern Schöns heit! Wie still schlummert die Gegend um mich ! Welch Entzücken! Welch fanfter Taumel fließt durch mein wallendes Herz!

Schüchtern durchstreifet mein Blick den dans feln Wald, ruhet auf lichten Stellen, die der Mond durch das dichte Gewölb zitternder Blätter, hier am moosigten Stamm, dort auf dem winkenden Gras, oder an zitternden Aesten ins schwarze Dunkel hinstreut; oft eitt er schüchtern zurück durch triegende Gestalten krummer Stämme, oder im Dunkeln räuschender Äeste, oder schwarzer Schatten erschreckt; oder er fährt auf den Wellen daher, die, wie Lichter auf dem schwarzen Bach, hüpfen, der sich neben mir

[ocr errors]

rauschend stürzt. Denn Luna fåhrt über die glåne zenden Gipfel der Båume hin, von zart geschens kelten Rehen, oder von Drachen mit rauschens den Flügeln und schlank zirkelndem Leibe gezogen.

Wie lieblich duftet ihr um mich her, ihr Blus men! und du Viole, die bey stiller Nacht nur fich dffnet, und, Balsamgerüche zerstreut! Wie lieblich duftet ihr da im Dunkeln! Unsichtbar, ohne den bunten Schmuck glänzender Farben vers rath euch die Wollust die ich igt athme. Ihr wieget im weichen Schooße schlummernde Zes phire, die in sanften Spielen um euch her den Langen Tag sich ermüden; und wenn sie erwaz chen, dann finden sie um sich her gesammelten Thau, in reinlichen Schalen der Blätter.

Aber was für ein sanftes Gezwitscher, welch heischrer Gesang tönt dort von der sumpfichten Wiese? Kleine Laubfröschen sißen auf Blåttern, und singen ihr einschläfernd Lied,, untermischt von der gröbern Stimme derer, die im nahen Wasser auf dem Rücken schwimmender Stämme fizen, oder im Schilfe ruhen, oder das grüne Haupt aus dem Sumpf empor heben, und dem Mond zusingen; so froh beym heischern Gesang, wie die Nachtigal bey gefühlvollem Lied. So lås chelt und singt ein elender Dichter seinem Mecá nas zu begeistert, so stark es sein blöder Kopf vermag, wenn er in süsser Hoffnung den Sils berglanz der Schüsseln, und die lang gemissete Weinflasche seines Gönners im Geiste sieht, und důnkt sich beym blöden Gesang nicht kleiner, als - und beym göttlichen Lied.

Dort hinter der Wiese hebt sich der buschreiche Hügel sanft empor, wo unter schlanken Eichen

das

225

das Mondlicht und dunkle Schatten durch einanz der hüpfen; dort eilt der rieselnde Bach, ich hör', ich höre sein Rauschen; er stürzt sich an moosigte Steine, und eilet schäumend ins Thal, und füßt mit hüpfenden Wellen die Blumen des Ufers.

Dort ist es, wo ich einst am grasreichen Ufer beym Mondlicht das schönste Mädchen fand; es lag da in Blumen hingegossen, im leichten Kleid, leicht, wie die dünnesten Wolken, in die sich durchscheinend der Mond oft hållt; eine Laute ruhete in dem sanften Schooße, und im zarten Arm, indem die flatternde Hand Tône aus den hell klingenden Saiten, lockte; Tône, die mehr entzückten, als der Philomele ganzes schmachtendes Lied.

Sie sang; die ganze Gegend feyerte das Lied, die Nachtigal horchte stumm, Amor lauschte im Gebüsche, entzückt auf den Bogen hingelehnt. Ich bin der Gott der Liebe, der Gott der frohes ften Entzückung, sprach er bey sich; aber dies sem Entzücken, dieser Wollust, gleichen, beym Stip! nur wenige der seligsten Minuten, die ich genoß, so lang ich Amor bin.

Luna befahl ihren Drachen, nicht mit den Flügeln zu rauschen; aufmerksam lehnt sie sich über die Seite des filbernen Wagens, und seufzt, die keusche Göttin!

Das Mädchen sang nicht mehr; schon hatte die Echo in nahen und fernen Klüften den letzten Ton entzücket drey mal gesungen; die Natur feyerte noch das Lied; noch saß die Nachtigal stumm auf dem dichtbelaubten Ast. Da trat ich zum Mädchen, Himmlisches Mädchen! Göttin! (II. Band.)

[ocr errors]

fiammelt ich! und drückt ihr zitternd die Hand, und feufzte. Das Mädchen sah schüchtern zurErde, schamroth und lächelnd; kraftlos sank ich neben ihr hin; Stammeln und bebende Lippen malten ihr da mein unaussprechlich Entzücken.

Meine zitternde kinke spielt auf dem leicht bekleideten Schooße mit ihren. zarten Händen verräthrische Spiele; indeß der andre Arm, um den weissen Hals von braunen Locken umflattert, fich wand.

Meine Hand sank auf den athmenden Busen; da seufzte das Mädchen, ich fühlt' es, da sah sie schmachtend nieder, und nahm mit zitterns dem Widerstand meine Hand vom schwellenden Bufen; blöde ließ ich den Busen und den wins kenden Sieg.

O Mädchen! Mädchen! Was fühl' ich! Bald fürcht ich, þu habest mich Flatterhaften zum ewis gen Sclaven gefesselt!

Aber! Götter! was seh' ich! dort auf der dun keln Flur! Flammen hüpfen daher, mit hüpfens den Flammen, sie wollen sich haschen, ißt tan: zen sie im Kreise, ißt fliegen sie, wie Bliße ges schwind, über Wälder und Hügel dahin.

Ihr seyd Götter! Der fromme Landmann zits tert vor euch, und der frefle Gelehrte nennt euch entheiligend, entflammete Dünste. Milde Götz ter seyd ihr, die gutthätig bey Nacht erscheinen; ihr führet den irren Liebhaber zum ängstlich wars tenden Mädchen; oder ihr beleuchtet beyden den Weg, wenn sie geheime Gebüsche besuchen; oder führet lauschende Verråther irre, und lasset sie wartend im Sumpf.

« ForrigeFortsæt »