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Simon. D! Sie nehmen oft dem Armen noch, was er hat, um es zu ihrem grossen Haufen zu legen.

Zweyter Sohn. O Simon! Du hast deinen Spaß mit uns Kindern. Dergleichen Leute sollt es geben, Bruder! Kannst du das glauben? Erster Sohn. Das kann ich nicht glauben, Simon! Nun, hab uns nicht zum besten. Man muß nicht lågen.

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Simon. Es ist gewiß wahr ; die ganze Stadt ist voll dergleichen.

Erster Sohn. Aber wenn ich Ueberfluß hätte, so würd ichs unsern armen Nachbarn im Ges bürge geben; wie unser Vater und unsre Muttes - auch.

Zweyter Sohn. Ja, gewiß ich auch.

Erster Sohn. Ich weiß keine grössere Freude, ich muß allemal vor Freude weinen, wenn ein Armer uns so herzlich dankt und uns segnet, wenn wir ihm das gegeben haben, was wir doch missen konnten.

Zweyter Sohn. Ja, ja, Bruder ! Das freut mich allemal mehr, als wenn ich den schönsten Vogel gefangen hätte.

Erster Sohn. Aber sag uns, Simon! Warum weinen denn unser Vater und unsre Mutter? weil sie nicht reich sind? Ich kann es nicht glauben.

Simon. Ich denke darum, weil sie, wenn sie reich wären, mehr Ueberfluß håtten und sich dann die Freude öfter machen könnten, den Armen beyzustehn.

Erster Sohn. Ja gewiß, Simon! Du hasts errathen; izt möcht ich auch weinen, daß wir

nicht reich find. Aber komm, Bruder! Wir wollen in die Hütte gehn. Komm Simon J Komm auch! (Sie gehen.)

Siebenter Auftritt.

Simon.

Jht bin ich wieder allein; ja, fie find weg. Laßk

mich erst den Angstschweiß wegwischen. Izt, guten Muths! Iht wollen wir in die Hütte gehn, und Aber was wollt ich sagen? Ich glaub, ich habs in der Angst schon wieder vergessen. So zittre doch nicht, alter Narr! Steh fest! Die Augen nicht so niedergeschlagen! Du bist ein schlechter Betrieger. Ich bin zu alt, ein neues Handwerk zu lernen, zumal eins, das meiner ganzen Natur so zuwider ist. O wenns nur dießmal geräth! - Von jenem Herrn wollt ich sagen, den ich niemals in der Stadt gefes hen habe. Nun gut! Himmel! Da kommt

er. Halte dich wohl.

Achter Auftritt.

Simon Erast.

Erast. Willkommen, mein wahrer Freund!

Bist du nicht måde? Es ist eine ermådende Reise aus der Stadt hieher.

Simon. Nein, måde bin ich nicht; ich habe hier verschiedene Nothwendigkeiten mit aus der Stadt gebracht.

Eraft. Entlade dich, trage sie in die Hätte; und dann komm hieher ins Kühle, das Abends essen wird bald fertig seyn. (Simon geht.)

Eraft

Erast. (Sieht ihm nach.) Der ehrliche Mann! O wenn ich nur einst seine Dienste belohnen kann! Zwar ist nåhr ich wieder die süßfeste Hoffnung. Ich habe den Brief angefangen, und ich werd ihn heute noch vollenden. Was für süsse Hoffs nungen; was für schreckliche Zweifel! Welch Ents zücken, o Gott! Welch himmlische Freude! wenn ich vom versöhnten Vater Antwort erhalte. Die füffe Hoffnung macht mich weinen; wie werd ich mein Entzücken ertragen! wie werden meine Thräs nen die gesegnete Schrift beneßen! Was für Schres cken! O was für Verzweiflung, wenn er mich nicht erhört! Gott! O hdre, höre mein Flehen, era barme dich, versuche mich nicht über mein schwas ches Vermögen! Laß meinen Vater nicht unvers föhnt zur Grube gehn! Wie, wenn Simon mit ́meinem åltern Sohn hingienge? Zwar die Reise ist weit; wenn dieß liebenswürdige unschuldige Kind meinem Vater den Brief übergåbe, wenn es des alten Mannes Knie umfassend, seinen Segen flehete, und um den Segen seines Vaters. O herrlich! herrlich! Der Elende macht taus send füsse Entwürfe, um tausendmal desto hers ber zu fühlen, daß er elend ist. Wer wird sie beyde auf der Reise unterhalten? Gott! (Er geht staunend hin und her. Simon steht lange zur Seite, ohne daß er ihn gewahr wird, er sieht ihn.) Bist du wieder da, Simon?. O du mein einziger Freund! Wenn ich nur einst deine Güte belohnen kann!

Simon. Ihre Gütigkeit gegen mich belohnt mir das wenige, was ich thu, alle Augenblicke. Erast. Das kann ich nicht; wie sollt ich deine Freundschaft belohnen können? Da mich mein (II, Band.)

Vater, und nach ihm alles, alles verlassen hat, bliebst du, alter ehrlicher Bedienter, allein åb rig; du hattest nichts bey mir zu hoffen, da mir selbst keine Hoffnung übrig war; und denz noch folgtest du mir ins_Elend, littest mit mir Hunger und Mangel, und versäumtest bey mir jedes andre Glück.

Simon. O mein Herr! Wie sie das wenige, was ich gethan habe, groß zu machen wissen! Sie werden mich doch nimmer bereden, daß ich was grosses gethan habe. Hier ist

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Erast. Was, mein Freund?

Simon. Nehmen Sie nur! Nehmen Sie! Erast. Wie? - Was?

Simon. Geld,

Stadt gebracht habe.

das ich mit aus der

Erast. So viel Geld! Wie? Warum zite

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Simon. Geld, mein Herr! Geld ists! Wir habens fa so nothig; und doch freuen sie sich nicht.

Erast. Dein furchtsames Betragen macht, daß ich nicht weiß, ob ich mich freuen soll. Ums Himmels willen! mein Freund, reisse mich aus der Ungewißheit, wer hats dir übergeben?

Simon. Ja -man hat mir verboten, es ihnen zu sagen.

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Era, mein Freund! mache mich nicht

unruhig. Da nimm es wieder zurück; ich kann es nicht annehmen, bis ich weiß, auf was Art "kommen hast.

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Simon. Nun ich nehm es nicht wieder. Was das für Bedenklichkeiten sind!

Erast. Nun heraus, Simon! rede heraus. Simon. Ich - Da ich aus der Stadt kam Daunten am Gebürge hab ichs gefunden.: Erast. So lüge doch, alter ehrlicher Mann! Detne Sprache verräth dich.

Simon. Ich glaube, sie können mir ins Herz sehen.

Erast, O! das kann ich nicht. Aber du ges berdest dich so übel dazu, wenn du unwahrheis ten fagen willst; und über das widersprichst du dirja.

Simon. Nun jaz ich habs nicht gefunden, wie ich gesagt habe

༨.་

Erast. Was, wie ich gesagt habe? Simon. Es hat mirs jemand in der Stadt übergeben.

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Eraft. O Simon! Simon! Wars ein Freund von mir ?

Simon. Das muß er wohl seyn! es war ein feiner Herr; er fragte mich, ob ich noch bey ihnen in Diensten wåre ?

...Erast. Nun weiter

Simon. Ich sagte ja; und da übergab er mir das Geld, ich soll es ihnen bringen. .....Erast. ́ ́Hast du den redlichen. Mann denn nicht gekannt 2

Simon. Nein, wie ich gesagt hab; ich weiß mich nicht zu erinnern, ihn, gefehen zu haben. (Für sich.) Wenn nur unser Gespräch zu Ende wåre !

Erast. Ich glaub es selbst, du habest ihn nies mals gesehen. O mein redlicher Freund! warum willst du mich heute zum erstenmal betriegen ?

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