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Sechster Auftritt.

Evander, ein andrer vom Hofe. Erlaube, gnädigster Prinz! (Er wirft sich vor

ihm auf die Erde.).

Evander. Das ist ein wunderlicher Mensch. Was willst du? Suchest du was Verlornes hier auf der Erde?

Der andre. Nein, mein Pring! erlaube mir diese Demåthigung vor dir, und

Evander. Das ist wunderlich; so hat mein Freundlicher Hund sich geberdet, wenn er mich lange nicht gesehen hat. Aber warum thust du das?

Der andre. Um deiner Huld mich zu em pfehlen, und dir zu sagen, daß ich von deinen getreuesten Sclaven sey. ↑

Evander. Ein Sclave? Ich habe Mitleiden mit dir; durch was für ein Unglück bist du in dieß Elend gerathen? Wie ich gehört habe, so ist das das elendeste Schicksal, das über die Menschen kommen kann.

Der andre. Mein Prinz! Ich bin keiner von jenen elenden Sclaven, die durch Unglück oder Verbrechen ihre Freyheit verloren haben. Es ist meine eigene Wahl; aus Ehrfurcht für dich opfre ich meine Freyheit deinem gnädigen Willen auf; ich werde nur glücklich seyn, wenn →

Evander. Was ich aus deinen wunderlichen Reden verstehe, so důnkts mich, du senest ein verächtlicher Narr. Was das für Leute find! Ich bin ganz verwirrt; ich wünsche, daß das alles ein Traum sey! Da ist einer von ehrwürdi

gem Ansehen; o sage mir, Freund! ob ich wache oder träume: Ehrwürdiger Mann! An dir werd ich doch einen vernünftigen Menschen finden.

Siebenter Auftritt.
Evander, ein Gelehrter.

Gelehrter. Du betriegst dich nicht, Prinz! Bey mir findest du den Schlüssel zu jeder Wissens schaft. Wer sich meines Unterrichts bedient, der wird gelehrt und ehrenwerther als ein Ki nig seyn.

Evander. Wie sehr erfreu ich mich, dich ges funden zu haben! Du kennest also auch die Wise senschaft, wie man das Feld bauen soll, und die Pflege der Pflanzen ? Gelehrter. Nein.

Evander. Wie die Heerden sollen gewartet, und ihre Krankheiten geheilet werden? Gelehrter. Auch das nicht.

Evander. Du kennest also auch nicht die heil fame Wirkung der Kräuter ? Gelehrter. Nein.

Evander. Vielleicht sind die Musen dir bes sonders gewogen, und du dichtest schöne Ges fänge, die das Gemüth der Menschen erquicken?

Gelehrter. Wie! Ich sollte ein Poet seyn ? Götter! Das ist das lächerlichste Geschlecht un ter den Menschen!

Evander. Das ist wunderbar! So kennst du der Menschen Thun und Lassen, und was ihnen gut ist, wenn sie sollen glücklich seyn ?

Gelehrter. Ich habe mich niemals mit Kleiz nigkeiten beschäftigt.

Epander. Was weißt du denn, das besser ist, als dieses alles?

Gelehrter. Ich rechne den Sternen ihren Lauf aus; ich kenne Sprachen, die entfernte Nation nen reden; ich habe berechnet, wie viele Sand, körner auf einer Meile kandes ligen, und hab' erst vor kurzem noch einen neuen Flecken im Mond entdeckt, den Endymion selbst nicht gekannt hat. Evander. O ihr Götter! Nun will ich ents fliehen! O laßt mich! laßt mich! Ich werde mich Tage lang nicht wieder von meiner Vers wirrung erholen.

Dritter Aufzug.
Erfter Auftritt.

Chloe, Alcimna, ein Bedienter des
Arates.

Alcimna. Sieh, Mutter! da sind die Gezelte. Mir ist recht bang, zu solchen Leuten zu gehn. Chloe. Ja, da sind wir; fasse nur Muth; die Herren aus der Stadt find freundlich mit den Mädchen.

Alcimna. Eben darum.

Bedienter. Bleibet nur hier; ich will zu meis nem Herrn ins Gezelt gehn: und eure Ankunft melden. (Er geht.).

Alcimna. Aber mein Kranz steht doch recht? Du liesfest mir nicht einmal Zeit, einen frischen zu flechten, oder in der Quelle zu sehen, ob er gut steht. Die Herren werden sagen, ich sey

Chloe. Ich muß lachen. Es ist doch den Mädchen wie angeboren, daß sie allem gefallen wollen, was nur Augen hat.

Aleimna. Nun, ja, wenn ich nur meinem Hirten gefalle. Aber sage mir —

Chloe. Ja, mein Kind! er steht dir ganz gut. Alcimna. Aber, was haben wir auch hier zu thun, sage mir? Ich wollte, daß es schon ges schehen wäre.

Chloe. Du wirst hier Sachen vernehmen, die dich in Erstaunen feßen, mein liebes Kind! Du wirst diese Gegenden und meine Hütte bald vers laffen.

Aleimna. O Götter! Das werd ich nicht, wie du mir bang machst!

Chloe. Du wirst mit diesen Herren nach dev Stadt gehen, mein Kind!

Aleimna. Das werd ich nicht. Laß mich flies hen, ich will an dem wildesten Ort mich vor dies sen Leuten verbergen; komm, eh jemand kömmt, oder ich entfliehe allein.

Chloe. So warte doch.

Alcimna. Um der Götter willen! laß mich! Chloe. So höre doch, was ich dir zu sagen habe: Du wirst hier deinen wahren Vater finden. Alcimna. Wie? meinen Vater finden!

Chloe. Ja. Ich bin deine Mutter nicht, wenn ich dich gleich mehr liebe, als wenn du mein eigen Kind wärest.

Alcimna. Und du kannst so grausam seyn, und das sagen!

Chloe. Ich bins nicht, mein Kind! Du bist von hohem Hause aus der Stadt. · Es ist nun fechszehn Jahre, daß eben der Mann, der ung hieher führte, dich zu mir gebracht hat, weil ein Traum es deinem Vater befohlen hat; igt ist er hier, um dich abzuholen.

Alcimna. Götter! Wie seßest du mich in Ers staunen, ich bin ganz verwirrt; aber es muß wahr seyn; warum solltest du ein so wunderliches Spiel mit mir haben? Wenn dieß alles so ist, so mußt doch du und Evander mit nach der Stadt gehen. Nicht wahr, ihr gehet mit? Sonst werd ich nicht gehen! Gewiß nicht! Sieh, dort kömmt jemand aus jenem Gezelt, ein Herr in glänzens dem Kleide. Wie er so freundlich ist! Mein Herz pocht. Wenn einer hier mein Vater seyn soll, so wünsch ich, daß es dieser sey.

Zweyter Auftritt.

Arates, Bedienter, zwo Aufwärterinnen, die vorigen.

Arates. Indem er aus dem Gezelt geht.) Du, mein Getreuer! sollst so wichtige Dienste nicht umsonst gethan haben. Es ist also gewiß das Weib, der du das Kind übergabest.

Bedienter. Ganz gewiß, mein Herr! Ich hätte noch ihre Gesichtszüge gekannt, wenn sie mir auch den Ring nicht mehr hätte aufweisen können, den ich dir übergeben habe. Auch ist deine Tochter so liebenswürdig, daß du sie geru dafür erkennen wirst. Dort steht sie.

Arates. (Geht auf sie zu.) Seyd mir ges grüßt, o sey mir gegrüßt, meine Tochter! bestes Geschenke der Götter! Umarme mich, geliebtes Kind!

Alcimna. Du bist mein Vater! das sagt mir mein aufwallendes Herz.

Arates. Ich glücklicher Vater! Owelche Freude! Alcimna. O mein Vater!

Arates,

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