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Junger Herr. (Für sich.) Ich glaube', 'er meynt, man müsse wenigstens hinterm Pflug gehn. (Zu Esandern.) Meine Geschäffte! sind prächtige Kleider, Gastereyen, Tanzen, Erfins dung neuer Freuden, beständige Besuche bes unsern Schönen,

Evander. Sonst nichts?

Junger Herr. Sonst nichts, Götter! Was sollt ich auch sonst zu thun haben?

Evander. Wir hier, wir sind einfältig; wir heissen Geschäffte, das, womit wir uns oder andern nußen; und auch diese geben uns Zus friedenheit und Freude; wir lieben die nüßliche Biene mehr, als den Schmetterling; er mag auch noch so schön gepußt seyn.

Junger berr. (Für sich.) Götter! wie niedz rig denkt unser Prinz! wie riecht er nach der Heerde! (Zu Evandern.) Leute von niederer Art mögen sich ihr Leben immer sauer werden lassen; wir Leute von Stand geniessen unser Leben. Be ständige Abwechslungen lassen dergleichen schwers fälligen Betrachtungen keinen Zutritt. Es mögen sich andre bey den öffentlichen Spielen ihre Glieder verrenken, und auf der Rennbahn ihr Leben wilden Pferden anvertreuen; Leute von meiner Lebensart lieben ihren Leib mehr. Wir haben das Vorrecht, daß unser Leben ein anges nehmes Müßigseyn ist. Wir flattern von einer Freude zur andern, und von einer Schönen zur andern. Ich habe unsre Schönen schon alle in meinem Neße gehabt, und keine hat mich treu behalten können.

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Evander. So müssen sie alle häßlich, oder

du must so unempfindlich seyn, wie die Pflanz zen im Winter.

Junger err. Nichts weniger als das. Sie find schon wie die Grazien, und ich, ich bin zu empfindlich für alle Reihe, als daß ich ein Mädchen allein lieben könnte. Diese Treue ist in der feinen Welt ein lächerlich Ding; immer für eben dasselbe Mädchen zu seufzen Ha! Ha! Ha! Ich war vor verschiedenen Jahren einmal so verliebt, aber ich weiß ist diese lächerliche Leidenschaft zu überz winden. Das Mädchen war auch schön wie die * Venus. Beym Jupiter! ich habe sie auch ein ganzes Jahr lang geliebet. Ha! Ha! Ha!

Eyander. O einfältiger Mensch! Wiffe dich immer groß mit deiner Kunst, das beste Glück, das die Götter uns gewähren, aus deinem Herz zen zu verbannen, und dich selbst um die besten Freuden zu betriegen. Du könntest dich eben so leicht bereden, die süsse Birne sey bitter, und die Rose gebe widrige Gerüche.

Junger Herr. Du wirst, mein Prinz! diese wunderliche Denkart bald selbst lächerlich fins den, die eine so niedrige Erziehung dir gab.

Evander. Das wollen die Götter verhüten! Eh wird der Apfelbaum zum unnüßen Dornges büsch werden.

Junger Herr. Ich muß gehen, mein Prinz! laß mich dir empfohlen seyn.

Evander. Du magst immer gehen; deine Reden gefallen mir nicht.

Junger Herr. (Indem er weggeht.) O Götter! Wie er lächerlich ist! wie einfältig! Schade, daß man ihn der Heerd entzieht!

Fünfter Auftritt.

Evander, ein Officier von der Leibwache des Fürsten.

Evander. Ist dieser lächerliche Mensch weg? Ich will diesen da fragen wer es ist, der so bewaffnet dahergeht. Wer bist da, mein Freund! mit so fürchterlichen Aussehen? Was soll der Speer in deiner Hand, und was ist das an deiner Seite ?

Officier. Mein Schwerdt, Prinz!

vander.. Aber wozu schleppest du so fürch terliches Geräthe ben dir, zu der Zeit der Freuz de? Ich würde des Mannes lachen, der den ganzen ruhigen Winter alles sein Geräthe her? umschleppen wollte, das er im Sommer seinen Garten und sein Feld zu bauen braucht.

Officier. Ich bin der erste von der Leibs wache des Fürsten deines Vaters.

Evander. Sind denn viele so, und immer mit solchem Geråthe versehen ?..

Officier. Ja, es sind viele, und immer mit solchem Geråthe versehen. Ha! Ha! Du mußt mir verzeihen, ich muß lachen.

Evander. Ihr müßt also in einem wilden gefährlichen Land wohnen.

Officier. Warum, mein Prinz?

Evander. Darum, weil ihr immer so auf eurer Hut seyn müßt. Ihr werdet viel Wölfe und ans dre reiffende Thiere da haben; bey uns haben wir diese Sorgfalt nicht nöthig, es ist nur sels ten, daß sie unsere Heerden beschädigen; so ein Land ist für die Heerden nicht gut.

Officier. Wir leben in einem Land, wo man dergleichen Thiere nur dem Namen nach kennt. Evander. Ihr seyd also sehr sorgfältig, daß ihr so ohne Noth euern Fürsten bewachet.

Officier. Ja, das ist auch nicht ohne Noth, Prinz! Es hat schon mancher Fürst durch sein eigen Volk sein Leben verlohren. Wir müssen das Volk in Furcht erhalten, daß es nicht in all gemeinen Aufruhr gegen feinen Fürsten aufsteht.

Evander. Aber das muß ein böses Volk seyn, bey dem ich nicht leben möchte. Ists nicht so, wie wenn man den Vater gegen seine eigenen Kinder schüßen müßte? Oder giebt es vielleicht so böse Fürsten, daß sie ihr Volk zu solchem Zorn aufreißen?

Officier. Freylich, und was hat das Volk auch da zu sagen? Es sind viele Fürsten, die keine andere Geseße als ihren eigenen Willen und thre Leidenschaften haben; die mit dem Volk und mit seinem Vermögen so umgehen, daß es endlich, zur Raserey gebracht, frech genug ist, seinen Fürsten umzubringen.

Evander. O Götter! In was für ein Land wollt ihr mich führen! Und ihr seyd also diejenis gen, die, wenn ein Fürst böse ist, das geplagte Volk in Furcht erhalten. Mir schauert; ich vers fteh die abscheuliche Sache nicht. Es ist also, wie wenn ein wüthender Wolf unsre Heerden anfiel, und es wären Leute da, die sich an maßten, diejenigen abzuhalten, die das ihrige retten wollten. Aber mein Vater wird euch doch nicht darum ben sich haben.

Officier Nein; aber wir sind auch nicht als lein darum da. Wenn ein Fürst sein Land ers

weitern will, dann ziehen wir in das benachbarte Land; dann kommen eben so viele oder noch mehr eben so bewaffnete Männer; man steht in guter Ordnung gegen einander, und schlägt todt! fo viel man kann; wer am tapfersten gewesen ist → Evander. Mit Erlaubniß! Wer sind die tas pfersten? Wen nennt ihr so?

Officier. (Für sich.) Götter! Ich muß. laz chen; ich muß wie mit einem Kind mit ihm res den; er weiß auch gar nicht, was groß und herrlich ist. (Zum Prinz.) Wer am meisten Feinde getödtet hat; wer am meisten dem Feind hat Abbruch thun können, dessen Bild wird dann zum råhmlichen Denkmal in Erz gegossen, oder in Marmor gehauen.

Evander. Das ist abscheulich. Ol ́ich mag weiter nichts wissen; mir schauert! nur eins noch; mein Vater ist doch so grausam nicht?

Officier. Nein, er ist kein kriegerischer Fürst; unter ihm ist bey unserm Ehrenvollen Stand wenig Ruhm zu gewinnen.

Evander. Und du beklagst es noch? O Gdt: ter! Ruhm und Ehre erlangt man, wenn man beleidigte Menschen erwürgt; bey uns würde man denjenigen verabscheuen, der seinen Nach bar auf seinem Felde überfiele, um das für sich zu haben; und das ist doch mit jenem vers glichen ein kleines.

Officier. Ja, im Kleinen geht das auch nicht an; so einer muß ohne Gnade aufgehangen werden. Evander. O ich verlaffe dich! was du mir da sagst, erfüllt mich mit Abscheu; ich will nie mand mehr fragen, niemand mehr sehen. Aber, Götter! da steht schon wieder ein andrer.

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