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gewöhnen, unter Leuten zu wohnen, die ganz andre Sitten haben, als wir. Sie lachen über uns Leute, die so einfältig find; aber wir sind doch immer eben so glücklich, wie sie, sie haben zu viele Geschäfte, um es zu seyn; wir nicht, wir sind zufrieden mit dem, was wir haben; wir arbeiten geruhig unser Feld, und pflegen unfre Heerden, und das lohnen sie uns mit Ueberfluß. Sie heiffen unsern Ueberfluß zwar Armuth, aber sie sind wunderlich. Nein, in die Stadt möchte ich wohl nicht gern wieder gehen. Als ich da war, da stand ich da, und gaffte die großen Häuser an, die groß find wie Berge, und doch sind die Leute aus der Stadt meist kleiner, als wir sind; da lachten die Leute meiner, die bey mir vorüber. giengen; noch mehr, wenn ich sie das und jenes fragte. Du junger Hirt, sagte einer, kannst du auch singen? Ja, sagt ich, ich kann singen, und da hub ich mein bestes Lied an, daß es weit umher ertönte; da sammelten sie sich um mich her, und spotteten meiner, und ich singe doch gut, das gestehen mir alle Hirten zu. Auch die Mädchen da sind unfreundlich; wenn ich sie freundlich grüßte, dann giengen sie bey mir vorüber, als såhen sie mich nicht; wie man beŋ einem Stein vorübergeht, der an der Straße liegt; und sie sind doch lange nicht so gesund und schön, wie unsre Mädchen sind.

Pyrhus. Aber wenn du mich liebtest, wie ich dich liebe, dann würdest du mir gerne folgen. Evander. Ich liebte dich, sobald ich dich sah. Aber söllt ich meinen alten Vater, den ich auch liebe, hůlfios zurücklassen, und mit dir nach der Stadt gehn? Mein Vater hat mit zärtlicher Sorg

falt meine Jugend gepflegt, sollt ich nicht mit danks, barer Sorgfalt sein Alter pflegen? Bleibet ihr bey uns, ihr Herren, ́ihr sollt das Beste haben, das unsre Bäume und unsre Heerde geben. Aber ihr machet mich so vieles schwaßen, und indeß sagt ihr mir nicht, wo ich den Fürsten finde.

Arates. Aber sag uns, was sind déine Ges schäfte ?

Evander. Mein Vater sendet mich zu ihm, ich soll ihm diese Früchte bringen; ich mußte sie von den Bäumen brechen, die er vor achtzehn Jahren gepflanzt hat! in dem Frühling, fagt er, da ich ein Jahr alt war. Sie find reif, und füß wie Honig. Wo werd' ich ihn finden.

Pyrbus. Götter! So alt ist mein Sohn! Sein Pflegevater müßte die Bäume gepflanzt has ben in eben dem Frühling, da ihm das Kind übergeben ward. Arates! o wenn er es selbst wåre l

Urares. Deine Muthmassung hat Wahrscheins lichkeit. Welch andrer Hirt sollte dir Früchte senden?

Evander. Aber sagt mir doch endlich einmal, wo ich den Fürsten finde. Ich muß gehen, ich habe noch vieles zu thun bey der Heerde und im Baumgarten, und mein Mädchen erwartet mich am Bach.

Pyrhus. So wisse denn, Jüngling! daß ich es bin, den du suchest.

Evander. Du bist der Fürst aus Krissa? Pyrhus. Ja, ich bin es selbst; aber wo ist dein Vater, und wie heißt er?

Evander. Mein Vater wohnt dort hinterm Hain, und heißt Lamon.

Pyrbus (zum

rates). O mein Freund! Ich

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kann mich kaum enthalten, ihn zu umarmen. Auch der Name seines Vaters trifft ein.

Arates. Bald zweifle ich selbst nicht mehr.
Evander. Hay Da kömmt mein Vater selbst,

Dritter Auftritt.

Lamon, ein Bedienter des Pýrhus,
die vorigen.

Bedienter zum Pyrhus. Mein Herr! Das ist

der Mann, dem vor achtzehn Jahren dein Sohn anbertraut worden.

Pyrhus. So seyd ihr es, mein Freund, dem vor achtzehn Jahren ein junges Kind übergeben worden?

Lamon. Ja, mein Herr! Ich bins; und dies ser Jüngling ist es, der euch die Früchte überz bracht hat. Sie sind von den Båumen, die ich in dem Frühling gepflanzt habe, da mir das Kind übergeben ward; und das ist die verschlosz sene Schrift, die man mir mit ihm übergab. Evander. Götter! Was hdr ich!

Pyrhus. Es ist untrüglich wahr, umarme mich, du bist mein Sohn! umarme deinen glücklichen Vater. (Sie umarmen sich.)

Evander. Sey mir gesegnet, mein Vater! Pyrbus. Ja, ich bin dein Vater! auf Befehl der Götter hab ich dich,' als kleines Kind, aus meinen väterlichen Armen versandt, und diesem Mann deine zarte Jugend vertraut.

Evander zum Lamon. Und, du bist mein Vaź ter nicht! ! ich werde dennoch Vater dich nen nen, dich, der mich so zärtlich geliebt hat.

Pyrhus, Habt Dank ihr Götter! daß ihr mei

men Sohn so gnådig erhalten, so gütig mir wieder geschenkt habt! Du mein Freund, wie werd ich deine zärtliche Sorge für ihn dir bes lohnen können?

Lamon. Den Göttern sens gedankt, die als les so zum Glück leiten; meine Sorge für ihn wird mir belohnt seyn, wenn er mich immer liebt, und wenn er glücklich ist. Ich bedarf nichts von allem, das du mir geben könntest,

Pyrbus. Glückliche Leute, die so wenig bes dürfen! Aber, Arates! ich will meine Freude nicht zu lange geniessen, ohne dafür den Götz tern zu danken; laß uns eilen, ihnen ein Opfer zu bereiten. Du mein Sohn! bald, bald werd ich dich wieder sehn; bleibe hier; mein begieris ges Gefolge wird kommen, ihren gefundenen Prinzen zu sehn. »

Bierter Auftritt.

Evander, ein junger Herr. Evänder. Götter! Das ist wunderbar, ich weiß nicht, ob ich wache oder träume, ich bin ganz verwirrt. Am liebsten möcht ich wol zu meiner Alcimna gehn, und ihr sagen, was mit mir vorgegangen ist. Allein, ha! da kömmt schon jemand. Wer ist der, der so zu mir herhüpft?

Junger Herr. Erlaube, mein Prinz! mit dem feurigsten Eifer dir meine Freude zu bezeugen. Evander. Was freut dich so sehr, mein Freund?

Junger Herr. Daß endlich der strenge Wille des Orakels erfüllt ist, und du aus der niedris gen, einförmigen, eckelhaften Lebensart erlöst

wirst, in der du durch ein zu strenges Schicks fal deine erste Jugend verlohren hast.

Evander. Den Göttern seys gedankt, die es fo gefügt haben. Ich werde die Anmuth meiner jugendlichen Tage nimmer vergessen. Diese ans genehmen Geschäffte! Diese unschuldigen Freuden !

Junger berr. Unschuldige Freuden! Ha! Ha! Ha! O Prinz! du weißt noch nicht was Freus den sind. Komm in die feinere Welt, da wirst du fie finden. O! ich würd es den Göttern nicht danken, wenn sie mich so zu den Hirten vers weisen wollten.

Evander Der Aufenthalt in diesen angeneh men Gegenden ist dir also sehr verächtlich ? Junger Herr. In ausgesuchter Gesellschaft mag es da wohl angehen!

Evander. Die schöne abwechselnde Natur macht dir also keine Freude.

Junger Herr. Die mag angenehm feyn, wenn man keine bessern kennt.

Evander. Wenn das Morgenroth die schöne Gegend erhellet, und dann jede Pflanze, jeder Vogel neues Leben gewinnt, da empfindest du keine Freude?

Junger herr. O das Morgenroth! das hab ich noch niemals gesehen.

Evander Dich wird kein Hire um deine Freuden beneiden.

Junger Herr. Das glaub ich wol, fie find für die feinen Freuden nicht gemacht.

Evander. Aber fag mir noch: Wer bist du? Junger Herr. Ich bin ein junger Herr vom Hofe.

Evander. Und was sind deine Geschäffte da?

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