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trat sie hervor, und faßte dem Hirten die Hand. Milon! du Hirt auf dem Felsen! so sprach sie, ich liebe dich mehr als die Schafe den Klee, mehr als die Vögel den Gesang; führe mich in deine Höhle;' füsser ist mir dein Kuß als Honig, so lieblich rauscht mir nicht der Bach.

Idas, Mycon..

Sey mir gegrüßt, Mycon! du lieblicher Sån

ger! Wenn ich dich sehe, dann hüpft mir das Herz vor Freude; seit du auf dem Stein beym Brunnen mir das Frühlingslied sangest, seit: dem hab ich dich nicht gesehen.

Mycon. Sen mir gegrüßt, Idas! du lieblicher Flötenspieler! Laß uns einen kühlen Ort suchen, und in dem Schatten uns lagern.

3das. Wir wollen auf diese Anhöhe gehn, wo die große Eiche des Palemons steht; sie bes schattet weit umher, und die kühlen Winde flats tern da immer. Indeß können meine Ziegen an der jahen Wand klettern, und vom Gesträuche reiffen. Sieh, wie die große Eiche die schlanken Aeste umher trägt, und kühlen Schatten ausstreut ; laß hier bey den wilden Rosengebüschen uns lagern, die sanften Winde sollen mit unsern Haaren spiès len. Mycon! dieß ist mir ein heiliger Ort! O Palemon! diese Eiche bleibt dèiner Redlichkeit hetz liges Denkmal! Palemon hatte eine kleine Heers de; er opferte dem Pan viele Schafe; O Pan! bat er, laß meine Heerde sich mehren, so kann ich sie mit meinem armen Nachbar theilen. Und Pan machte, daß seine Heerde in einem Jahr um die Hälfte sich mehrte; und Palemon gab dem

|armen Nachbar die Hälfte der ganzen Heerde. Da opfert' er dem Pan auf diesem Hügel, und pflanzt eine Eiche, und sprach: O Pan! immer sey dieser Tag mir heilig, an dem mein Wunsch sich erfüllte; segne die Eiche, die ich hier pflanze; fie sey mir ein heiliges Denkmal; alle Jahre will ich dann in ihrem Schatten dir opfern. Mycon! soll ich dir das Lied fingen, das ich immer unter dieser Eiche singe?

Mycon. Wenn du mir das Lied singest, dann will ich diese neunstimmige Flöte dir schen ken; ich selbst habe die Rohre mit langer Wahl am Ufer geschnitten, und mit wohlriechendem Wachs vereint.

Idas sang ist:

Die ihr euch über mir wölbt, schlanke Aeste! the streut mit euerm Schatten ein heiliges Ents zücken auf mich. Ihr Winde! wenn ihr mich kühlt, dann ists als rauscht' eine Gottheit unsicht bar neben mir hin. Ihr Ziegen und ihr Schafe! schonet, o schonet! und reißt das junge Epheu nicht vom weissen Stamme, daß es empor schleis che und grüne Kränze flechte, rings um den weis fen Stamm. Kein Donnerkeil, kein reissender Wind soll dir schaden, hoher Baum! Die Götter wollens, du sollst der Redlichkeit Denkmal seyn. Hoch steht sein Wipfel empor; es siehet ihn fernher der Hirt, und weist ihn ermahnend dem Sohn; es sieht ihn die zårtliche Mutter, und sagt Pales mons Geschichte dem horchenden Kind auf dem Schooß. O pflanzt der Redlichkeit so manch Denk. mal ihr Hirten! daß wir einst voll heiligen Ents zückens in dunkeln Hainen einhergehn.

So sang Idas, er hatte schon lange geschwies.

gen, und Mycon saß noch wie horchend. Ach Ždas! Mich entzückt der thauende Morgen, der kommende Frühling entzückt mich, noch mehr des Redlichen Thaten.

So sprach Mycon und gab ihm die neunstims mige Flöte.

Daphnis.

An einem hellen Wintermorgen faß Daphnis in

seiner Håtte; die lodernden Flammen angebranns ter dürrer Reiser streuten angenehme Wärme in der Hütte umher, indeß daß der herbe Winter sein Strohdach mit tiefem Schnee bedeckt hielt; er fah vergnügt durch das enge Fenster über die wintrich \ te Gegend hin. Du herber Winter, so sprach er, doch bist du schön! Lieblich lächelt ißt die Sonne durch die dünnbenebelte Luft über die schneebes deckten Hågel hin; flimmernder Schneestaub flattert umher, wie in Sommertagen über dem Teich kleine Mücken im Sonnenschein tanzen. Lieblich ists, wie aus dem Weissen empor die schwarzen Stämme der Båume zerstreut stehn, mit ihren krummgeschwungenen unbelaubten Aesten; oder eine braune Hütte mit dem schneebedeckten Dach; oder wenn die schwarzen Zäune son Dornstauden die weisse Ebene durchkreußen. Schön ists, wie die gråne Saat dort über das Feld hin die zarten Spigen aus dem Schnee empor hebt, und das Weiß mit sanftem Grün vermischet. Schön glåns zen die nahen Sträuche, ihre dünnen Aeste sind mit Duft geschmückt, und die dünnen umher flats ternden Fåden. Zwar ist die Gegend dde, die Heers den ruhen eingeschlossen im wårmenden Stroh;

nur selten sieht man den Fußtritt des willigen Stiers, der traurig das Brennholz vor die Håtte führt, das sein Hirt im nahen Hain gefällt hat; die Vögel haben die Gebüsche verlassen, nur die einsame Meise singet ihr Lied, nur der kleine Zauns schlüpfer hüpfet umher, und der braune Spers ling kommt freundlich zu der Hütte, und piket die hingestreuten Körner. Dort, wo der Rauch aus den Bäumen in die Luft empor wallt, dort wohe net meine Phillis! Vielleicht sißest du ißt beym wärmenden Feuer, das schöne Geficht auf der uns terstüßenden Hand, und denkest an mich, und wünschest den Frühling. Ach Phillis! wie schön bist du! Aber, nicht bloß deine Schönheit hat mich zur Liebe gereizt. O wie liebt' ich dich, seit jenem Tag, da dem jungen Alexis zwo Ziegen / von der Felsenwand stürzten! Er weinte, der jun se Hirt; ich bin arm, sprach er, und habe zwo Ziegen verloren, die eine war trächtig; ach! ich darf nicht zu meinem armen Vater in die Hütte zurück kehren. So sprach er weinend; du sahest ihn weinen, Phillis! und wischtest die mitleidigen Thrånen vom Auge, und nahmest aus deiner kleis nen Heerde zwo der besten Ziegen; Da, Alexis! sprachst du, nimm diese Ziegen, die eine ist tråchtig; und wie er vor Frende weinte, da weintest du auch vor Freude, weil du ihm geholfen hats test. O! sey immer unfreundlich, Winter! meine Flöte soll doch nicht bestaubt in der Håtte hangen, ich will dennoch von meiner Phillis ein frohes Lied singen; zwar hast du alles entlaubt, zwar hast du die Blumen von den Wiesen genommen, aber du sollst es nicht hindern, daß ich einen Kranz flechte, Epheu und das schlanke Immergrün mit den

blauen Blumen will ich durch einander flechten, und diese Meise, die ich gestern fieng, soll in ihrer Hütte singen; ja ich will dich ihr heute bringen und den Kranz; sing ihr dann dein frohes Lied; sie wird freundlich lächelnd dich anreden, und in ihrer kleinen Hand die Speise dir reichen. O wie wird sie dich pflegen, weil du von mir kömmst ! ·

Mirtil

Bey stillem Abend hatte Mirtil noch den mond

beglänzten Sumpf besucht; die stille Gegend im Mondschein und das Lied der Nachtigal hatten ihn in stillem Entzücken aufgehalten. Aber ißt kam er zurück in die grüne Laube von Reben vór feiner einsamen Hütte, und fand da seinen alten Vater sanft schlummernd am Mondschein, hinges sunken, sein graues Haupt auf den einen Arm hins gelehnt. Da stellt er sich, die Arme in einander' geschlungen, vor ihm hin. Lang stund er da, sein Blick ruhete unverwandt auf dem Greise, nur blickt er zuweilen auf, durch das glänzende Reblaub zum Himmel, und Freudenthrånen flossen dem Sohn vom Auge.

O du! so sprach er ißt, du! den ich nächst den Göttern am meisten ehre! Vater! wie sanft schlummerst du da! Wie lächelnd ist der Schlaf des Frommen! Gewiß gieng dein zitternder Fuß aus der Hütte hervor, in stillem Gebete den Abend zu feyern, und betend schliefest du ein. Du hast auch für mich gebetet, Vater! Ach wie glücklich bin ich! die Götter hören dein Gebet; oder warum rubet unsre Hütte so sicher in den von Früchten

geboz

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