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Alexis weinte und sprach: O so will ich dir als les erzählen, was ich sonst in dem innersten des Busens verschwieg. Nur halb gut ist der, der mit dem Guten prahlt, so lehrtest du uns; drum wollt ich verschweigen, was meinen Busen schwellt, was mirs so füß empfinden läßt, daß Gutes thun die süsseste Freud' unsers Lebens ist. Eins unsrer Schafe hatte sich verirret, ich sucht' es in dem Gebürge; und ich hörte im Gebürg' eine • Stimme, die jammerte; da schlich ich mich hin, und ein Mann stund da. Er nahm eine schwere Bürde von der Schulter, und legte sie auf den dürren Boden hin. Weiter, so sprach er, vers mag ich nicht zu gehen. Mühselig ist mein Leben, und kümmerliche Nahrung mein ganzer Gewinn. Stundenlang irr' ich schon mit dieser Last in der Mittagshiße, und keine Quelle find' ich, den brennenden Dürst zu löschen; und kein Baum, und keine Staude bietet eine Frucht mir dar, daß sie mich erquicke. Ach Götter! um mich her feh ich nur Wildniß, keinen Fußsteig, der mich zu den Meinen führe, und weiter können meine schwankenden Kniee nicht. Doch ihr Götter! Ich murre nicht; denn immer habt ihr geholfen! So fagt er, und kraftlos legt er sich auf seine Bürde hin. Von ihm nicht gesehn, lief ich da so schnell ich konnte zu unsrer Hütte, raffte einen Korb voll gedörrter und frischer Früchte zusam men, nahm meine größte Flasche voll Milch, und so schnell ich konnte, lief ich ins Gebürge zurück, und fand den Mann noch, den ißt ein fanster Schlaf erquickte. Leise, leise fchlich ich mich zu ihm hin, und stellte mein Körbchen neben ihn und die Flasche voll Milch; und still schlich

ich ins Gebüsche zurück. Aber bald, da erwachte der Mann. Er sah auf seine Bürde hin`und sprach: Wie süß ist die Erquickung des Schla: fes! Nun will ich's versuchen, dich weiter zu schleps pen, hast du doch so sanft mir zum Pfühle ges dient. Vielleicht leiten die gütigen Götter meinen Schritt, daß ich bald das Rieseln einer Quelle höre; vielleicht eine Hütte finde, wo der gutthås tige Hauswirth mich unter sein Dach aufnimmt. Jht wollt er die Bürde auf die Schulter heben, da erblickt er die Flasche und den Korb. Aus seinen Armen entfiel die Bürde. Götter, was seh ich? so rief er. Ach! mir Hungrigen tråuz met von Speise; und wenn ich erwache ist's nichts mehr. Doch nein, Götter! Ich wache, ich was che! Iht langt er nach den Früchten. Ich was che! O welche Gottheit, welche gütige Gottheit thut dieses Wunder? Das erste aus dieser Fla: sche gieß ich dir aus, und diese beyden, die gröss festen dieser Früchte weih' ich dir. Nimm, o nimm gnådig meinen Dank auf, der meine ganze Seele durchdringt! So sprach er, sezte sich hin, und mit Entzücken und mit Freudenthrånen genoß er da sein Mahl. Erquickt stund er wieder auf, und dankte noch einmal der Gottheit, die so gütig für ihn sorgte. Oder, so sagt er, haben vielleicht die Götter einen gutthätigen Sterb lichen hergeführt, o warum soll ich ihn nicht sehn, ihn nicht umarmen? Wo bist du, daß ich dir danke, daß ich dich segne? Segnet ihn, ihr Götter! Segnet den Redlichen, die Seinen; segnet, o segnet alles, was ihm zuges hört! Satt bin ich, und diese Früchte nehm ich mit; mein Weib und meine Kinder sollen davon

effen, und mit Freudenthrånen mit mir den uns bekannten Gutthäter segnen. Iht gieng er: O ich weinte vor Freude! Aber ich lief durchs Gez büsche den Weg ihm vor, und seßte mich an einen Bord hin, wo er vorben mußte: Er fam, er grüßte mich, und sprach: Höre mein Sohn; sage, hast du niemanden auf diesem Gebürge gesehn, der eine Flasche trug und einen Korb voll Früch te? Nein, niemand hab' ich in diesem Gebůz sche gesehn, der eine Flasche trug und einen Korb voll Früchte. Aber sage mir, so fragt' ich, wie kömmst du in diese Wildniß? Uebel hast du ges wiß dich verirret; denn hier führt keine Straße, Uebel, so erwiedert er, übel hab' ich mich verirs ret, mein Sohn; und håtte nicht eine gütige Gottheit, oder ein Sterblicher, den die Götter dafür segnen werden, mich gerettet, so wår' ich vor Hunger und vor Durst im Gebürge gestorben. So laß mich nun den Weg dir weisen ; gieb deine Bürde mir zu tragen, so folgest du mir leichter. Nach vielem Weigern gab er die Bürde mir; und so führt' ich ihn auf die Straße. Und sieh, das ist es nun, was izt noch mich vor Freude weis nen läßt. Gering und mühelos war, was ich that, und doch vergnügt es mich, wenn's mir zu Sinne kömmt, wie fanfter Sonnenschein. O wie muß der glücklich seyn, der viel Gutes gez than hat!

Und der Greis umarmte den schönen Knas ben, voll der süsfesten Freude. O, so sprach er, froh und ruhig geh ich ins Grab, laß ich doch Tugend und Frömmigkeit in meiner Hütte zurücke.

Der Sturm.

Auf dem Vorgebürge, an deffen Seite der schilf

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reiche Tifernus ins Meer fließt, sassen Lacon und Battus, die. Hirten der Rinder. Ein schwarzes Gewitter stieg fernher auf; ångstliche Stille war in den Wipfeln der Bäume, und die Seevögel und die Schwalben schwirreten in banger Unruhe hin und her: Schon, hatten sie die Heerden vom Gebürge nach ihrer Wohnung geschickt; sie aber blieben auf dem Gebürge zurück, die fürchterliche Ankunft des Gewitters, und den Sturm auf dem Meere zu sehn. Fürchterlich ist diese Stille, so sagte Lacon: Sieh, die untergehende Sonne verz birgt sich in jenen Wolken, die Gebürgen gleich am Saume des Meeres aufsteigen.

Bartus. Schwarz liegt das unabsehbare Meer vor uns. Noch ruhig; aber eine bange Stille, die bald mit fürchterlichem Tumulte wechseln wird. Ein dumpfes Geräusche tönt fernher, wie das Geheul der Angst und eines allgemeinen plöki lichen Unglücks etwa von ferne gehört wird.

Lacon. Sieh, langsam steigen die Gebürge der Wolken; immer schwärzer, immer fürchter licher heben sie ihre Schultern hinter dem Meer hinauf.

Bartus. Immer fürchterlicher wird das dums pfe Geräusche; Nacht liegt auf dem Meere; schon hat sie die Diomedischen Inseln verschlungen, du siehst sie nicht mehr. Nur flimmert noch die Flamme des Leuchtethurms von jenem Vor gebürge in der schauervollen Dunkelheit. Aber ißt, ißt fångt das Geheul der Winde an; sieh,

fie zerreiffen die Wolken; treiben sie wüthend empor; sie toben auf dem Meere, es schäumt

Lacon. Fürchterlich kömmt der Sturm daher. Doch gern will ich ihn wåten sehn: Mit Angft ge= mischte Wollust schwellt ganz meinen Bufen. Wenn du willst, so bleiben wir; bald find wir das Ges bürge` herunter in unsrer wohlverwahrten Håtte.

Battus. Gut, ich bleibe mit dir. Schon ist das Gewitter da; schon toben die Wellen an unserm Ufer, und die Winde heulen durch die gebogenen Wipfel.

Lacon. Ha sieh, wie die Wellen toben, ih ren Schaum in die Wolken emporsprißen, fürch terlich wie Felsengebürge sich heben, und fürchterlich in den Abgrund sich stürzen. Die Bliße flammen an ihren ́Rücken., und erleuchten `die schreckenvolle Scene.

Bartus Götter! Sich, ein Schiff; wie ein Vogel auf einem Vorgebürge fißt, fißt es auf jener Welle. Ha! Sie stürzt. Wo ists nun, wo find die Elenden? Begraben, im Abgrund.

Lacon. Trieg' ich mich nicht, so steigts dort auf dem Rücken jener Welle wieder empor. Götz fer! Rettet, o rettet sie. Sieh, sich, die nas hefte Welle stürzt mit ihrer ganzen Last auf sie her. O was suchtet ihr, daß ihr so, euer våterliches Ufer verlassend, auf ungeheuern Meeren schwebt! Hatte euer Geburtsland nicht Nahrung genug. euern Hunger zu sättigen? Reichthum suchtet thr, und fandet einen jammervollen Tod.

Battus. Am väterlichen Ufer werden eure Våter und eure Weiber uz eure Kinder vergebens weis nen; vergebens für e re Rückkunft in den Tempeln Gelübde thun. Leer wird euer Grabmal seyn; denn

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