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Thyrfis und Menalkas.

Thyrfis. Dem Amor hatt ich ein Gelübde

gebracht, im kleinen marmornen Tempel. Ein reinliches, ganz neues Körbchen hieng ich im Myrtenwäldchen auf, und einen frischen Kranz, und meine beste Flöte. O lieber Amor, sey, (so fleht' ich) sen meiner Liebe gewogen! Heute gieng ich beym kleinen Tempel vorbey, trat in den Myrtenhain, und sah nach meinem Körbe chen. Und sieh, sieh, was ich da sah! Ein Vögelchen saß auf des Körbchens Rand und fang. Da trat ich näher, da flog es weg; ich sah ins Körbchen, und sieh, ein wohlgebautes Nestchen war, und Eyerchen waren drinnen; und das Weibchen schmiegte sorgsam sich drüs ber, und blickte mich an, als wollt es mich flehn: Zerstöre, junger Hirt, o zerstöre die kleine Wirthschaft nicht! Der andre flatterte um meine Stirn und Haare. Ich gieng zurück, schnell war das Männchen wieder auf des Körbchens Rand; mit frohem Zwitschern freuten sie sich und sangen. Nun sage du mir, lieber Menals kas, der du alle Dentungen weißt, sage mir, was bedeutet das?

Menalkas. Glücklich werdet ihr, dein Mådchen und du, beysammen wohnen, und fruchts bar wird eure Liebe seyn !

Thyrfis. Bey den Göttern! Das dacht ich auch; doch wollt' ich deine Weishelt hören. Sieh, dieses junge Zickchen schenk ich dir; und diese Flasche voll Honig, füß wie meines Mädchens Lippen, und lauter wie die Luft. So sprach er,

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und hüpfte vor Freude, wie eine junge Ziege im Mayenthau hüpft.

Daphne.

Daphne war schön und arm; fromm erzogen, von einer Mutter, die ihr zu frühe starb. Igt war sie die Dienstmagd des Mycon: Er baute das Landgut eines reichen Bürgers aus Mity, lene, und Daphne weidete seine Heerde. Einst gieng sie mit Thrånen in ihren Augen zum stillen Grabe der Mutter, goß eine Schale voll Wass fer aus, und hieng Kränze an die Ranken der Stauden, die sie drüber her gepflanzt hatte. Da feste sie neben dem Grabe sich hin, weinte und sprach: theures Andenken deiner Tugend, deis ner Frömmigkeit, o geliebteste Mutter! Du, du haft meine Unschuld gerettet. Sollť ich je deine Ermahnungen vergessen, die du mit ruhigem Lås cheln mir gabst, und da an meinen Busen hinsans kest und starbst; sollt ich je vergessen, wie tugends haft du warest, dann, o dann mögen die gütigen Götter mich vergessen; dann mög'ich im Elend fterben, und dein heitiger Schatten möge mich fliehn! Du Geliebte, du hast meine Unschuld ges rettet. Alles, ach alles, will ich deinem Schatz ten erzählen: Hab ich doch, ich Verlassene, hab ich doch sonst niemand, dem ich mit frommem Vertrauen'mein Herz öffnen dürfte. Nicias, der Herr des Mycon, dessen Heerde ich weide, kam auf sein Gut, des Herbstes Freuden zu sehn. Er fah mich, that freundlich mit mir; er lobte mei: ne Heerde, daß ich so gut sie pflege; sagte, ich wär' ein füsses Mädchen, und gàb mir Geschenke.

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Götter! Ich einfältiges Mädchen, was wissen wir doch auf dem Lande! Gåtig, dacht ich, ist unser Herr; ihn mögen die Götter dafür segnen; zu ihnen will ich für ihn beten, das ist alles, was ich kann. Glücklich sind die Reichen und von den Göttern geliebt; doch sie verdienens ja wohl, sind sie gůtig wie er. Só dacht ich, und ich litt es, wenn er meine Hand in die seine schloß, und erröthete und durfte nicht aufblicken, da er einen Ring von Gold an meinen Finger steckte! Steh, auf diesem Steinchen dieß Kind mit Flüs geln, das soll dich glücklich machen; so sprach er, und streichelte meine erröthenden Wangen. Ist er doch wie ein Vater gütig mit dir! Wie verdienst du so viel Gnade von einem so reichen und mächtigen Herrn: So dacht ich einfältiges Kind, aber ach, wie war ich betrogen! Heute früh fand er im Garten mich; da faßt er mich freundlich unter dem Kinne: Bringe, sprach er, mir frische Blumen, ich möchte an ihrem Geruch mich erquicken, dort in die Laube von Myrthen. Geschäftig und freudig sucht' ich die schönsten aus, und lief mit froher Eile nach der Laube. Leicht bist du wie ein Zephir, und schöner als die Götz tin der Blumen; so sagt er, und Götter, Göte ter! Noch beb ich durch alle Gebeine, er riß mich auf seinen Schooß hin, drückt an seinen Busen mich, und alle Verheissingen, die verführen, und alles, was Liebe reizendes sagen kann, das floß von seinen Lippen. Ich weinte, ich bebte und wäre der Verführung zu schwach, ach! ißt unglücklich, ißt nicht mehr dein unschuldiges Kind. Hätte, so dacht ich, deine fromme Mutz ter dich je unkeusche Umarmungen niederträchtig

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dulden gefehn! Ich dachts, und bebte zurück und entfloh. Itt komm ich, Geliebte! Ich komm auf deinem Grabe zu weinen. Ach, daß ich, · junges armes Kind, so früh dich verlor. Eine zu zarte Pflanze bin ich, die den Stab verlor, an den sie sich schmiegte. Diese Schale voll Wasser gieß ich deinem frommen Schatten aus; nimm diese Kränze, nimm meine Thrånen! Möchten, o möchten sie bis zu deinen Gebeinen dringen! Und höre, höre geliebte Mutter! Ach, deiner Asche, die hier unter den bethrånten Blümchen ruhet, deinem heiligen Schatten wiederhole ich dieß Ges lübde. Tugend und Unschuld, und die Furcht der Götter sollen das Glück meines Lebens feyn. Sey ich nur arm und froh, und zufrieden, und thue nichts, das du nicht mit freundlichem Lås cheln gebilliget håttest; dann werd' ich, wie du es warst, von Göttern und den Menschen geliebt, weil ich fromm, redlich und dienstfertig bin; und dann sterb ich einst lächelnd und mit Freus denthrånen, wie du starbest.

Und ist gieng fie. Frohe Empfindung der Tus gend strömte ganz durch sie hin, und glänzte in ihren thrånenbeneßten Augen. Schön war sie wie ein Frühlingstag, wenn ein sanfter Regen fällt, und doch die Sonne scheint. Froh wollte sie zu ihren Geschäften; aber Nicias kam auf dem Weg ihr entgegen. Mädchen, so sprach er, und Thrånen floffen seine Wangen herunter; ich hab auf dem Grabe deiner Mutter dich behorcht: Fürchte dich nicht, tugendhaftes Mädchen! Dank sey den Göttern, Dank deiner Tugend, du hast mich von dem Verbrechen gerettet, deine Uns schuld verführt zu haben! Verzeihe, kenscheß

Mädchen, verzeihe, und fürchte von mir kein neues Verbrechen: Auch meine Tugend fiegt. Sey fromm, sen tugendhaft; aber sey auch glück lich. Jene baumreiche Wiese, bey deiner Mutter Grab, und die Hälfte der Heerde, die du gehüs tet hast, sey dein. Möge ein würdiger Gatte, tugendhaft wie du, das Glück deines Lebens seyn! Weine nicht, frommes Mädchen! Nimm das Geschenke, das mein redliches Herz dir giebt, und laß mich ferner får dein Glück sorgen; sonst wirds, daß ich deine Tugend beleidigte, mein ganzes Leben mich quålen. Vergiß, vergiß mein Verbrechen! Du hast, wie eine gütige Gottheit, mich vom Verderben gerettet.

Daphnis und Micon. Daphnis. Sieh, der Bock dort watet in den

Sumpf, und die Schafe folgen ihm. Ungesunde Kräuter wachsen da im Schlamm, und Unges ziefer schlürfen sie mit dem Wasser. Komm, wir wollen sie zurücktreiben.

Micon. Die Unsinnigen! Hier ist Klee und Rosmarin, und Timian und Quendel, und an jedem Stamme schleicht das Epheu; doch gehn fie zum Sumpf. Aber wir machens wohl selbst oft so; gehen beym Guten vorüber, und wäh len, was uns schädlich ist!

Daphnis, Sich, wohin er watet; die Fros sche springen weit vor ihm her aus dem Schilfe. Heraus ihr Einfältigen, ans grafige Bord: Wie garstig ihr die weisse Wolle beflecket!

Micon. Nun feyd ihr da: Hier sollet ihr weis den! Aber sage mir, Daphnis, was ich da sehe.

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