Billeder på siden
PDF
ePub

Den folgenden Morgen erwacht er frühe, und sah aus seinem Fenster nach der Straße. Da sah er, wo er die Sprößlinge pflanzte, hochaufgewachsene Bäume. Götter, so rief er, was seh ich! Kinder, sagt mirs, tåuscht mich ein Traum? Ich sehe, was ich gestern gepflanzt, zu Båumen emporgewachsen. Voll heiligen Erstaunens giens gen wir ist unter den Schatten; im vollesten Wuchse stunden die Bäume da, und streckten die starken Aeste weit umher; die Last der reifen Früchte bog sie herunter zum blumigten Gras. O Wunder, so rief der Greis, ich Alter soll selbst noch in diesen Schatten wandeln! Und wir danks ten und opferten dem Gotte, der so gnådig noch mehr als seine Wünsche erfüllte. Aber ach! Er wandelte nicht lange mehr in diesen Schatten ; er starb, und wir begruben ihn hier; daß der, welcher in diesen Schatten ruhet, dankbar seine Asche segne.

So erzählte sie. Gerührt segneten wir die Asche des Redlichen. Süß hat uns die Quelle, süß der Schatten erquickt; aber mehr noch, was du uns so freundlich erzähltest; sey uns gesegnet! So sprachen wir, und giengen voll frommer Em pfindung zum Tempel des Apolls.

Thyr sis.

Umsonst, so klagte Thyrfis seine Qual, für mich umsonst, ihr gütigen Nymphen, schwebt angenehme Kühlung in diesen Schatten, wo ihr eure Quellen im wölbenden Gesträuch ausgiesset. Ich schmachte, ach, wie man an der Sommersonne schmachtet! Unten am kleinen Hügel, auf dem die Hütte

[ocr errors]

Hütte der Chloe steht, saß ich, und blies der Echo ein sanftes Liedchen vor. Oben beschattet den Hügel der Baumgarten, den sie wartet und pflanzt, und neben mir plåtscherte das Wasser herunter, das ihn durchschlängelt, an dessen blumigem Bord sie oft schlummert, oft ihre Häns de und Wangen kühlt. Plößlich hört ich das Knarren des Riegels, der des Gartens Thüre schließt. Sie trat heraus; ein sanfter Wind flats terte in ihrem blonden Haar und im leichten Ges wand. wie schön, wie schön war fie! Ein reinliches Körbchen voll glänzender Früchte trug sie an der einen Hand; und schamhaft, auch da wo sie keinen Zeugen vermuthet, hielt sie mit der andern das Gewand über den jungen Busen fest; denn ihn würde der Wind in seinem Spiel ents blöset haben; aber es schmiegte sich um Hüften und Knie, und flatterte sanft rauschend rücks wårts in die kuft. So gieng sie auf der Hdhe des Hügels vorüber. Aber zween Aepfel fielen vom Körbchen, und hüpften den Hügel hinun? ter, gerade auf mich, auf mich zu, als hått Amor selbst ihren Lauf gelenkt. Ich nahm sie von der Erde, und' drückt an meine Lippen fie; und so trug ich sie den Hügel hinauf und gab sie dem Mädchen wieder; aber meine Hand zitterte, ich wollte reden, aber ich seufzte nur. Aber Chloe blickte nieder, sanfte Röthe überhauchte ihre schda nen Wangen; sänft lächelnd, und rdther, schenkte fie die schönen Aepfel mir. Ist stunden wir, ach was ich empfand! schüchtern beyde; ißt gieng sie mit fanftem Schritt der Hütte zu. Mein uns verwandter Blick sah ihr nach; da sie hineintrat, sah sie zögernd und freundlich noch einmal zurücke; (II. Band.)

[ocr errors]

fah ich sie gleich nicht mehr, mein Blick war doch an die Schwelle der Thüre geheftet. Iht gieng ich, Zittern war in meinen Knien, den Hügel hinunter. Ach! stehe du mir bey, gåtiger Amor! Was ich seither empfinde, wird nie wies der in meinem Busen erlöschen.

An den Amor.

Ach Amor, lieber Amor!
Schon an dem ersten May
Baut in des Gartens Ecke
Ich den Altar für dich,
und pflanzte Rosenhecken
: Und Myrthen drüber her:
Und lag nicht jeden Morgen
Thauvoll ein Blumenkranz
Auf deines Altars Mitte?
Ach alles war umsonst!

f

Schon streifen Winterwinde

7

Das Laub von Baum und Strauch,
Und Phillis ist noch spröde,
Spród wie am ersten May.

Daphnis.

In stiller Nacht hatte Daphnis sich zu seines

Mädchens Hütte geschlichen; denn die Liebe macht schlaflos. Hell schimmerten die Sterne durch den ganzen Himmel gefået; fanft glänzte der Mond durch die schwarzen Schatten der Bäume; still und düstern war alles; jede Geschäftigkeit fajlief, und jedes Licht war erloschen. Nur Fun ken vom Mondschein hüpften auf rieselndem Wast

ser, oder ein seltenes Würmchen leuchtete im ties festen Dunkel. Da saß er der Hütte gegenüber in schwermüthiger Entzückung, und sah nur mit festgeheftetem Blick das Fenster der Kammer, wo sein Mädchen schlief. Halb geöffnet wars den kühlen Winden und des Mondes sanftem Licht. Mit sanfter Stimme hub' er ißt diesen Gesang an:

Süß sey dein Schlummer, du meine Geliebte! Erquickend wie der Morgenthau! Sanft und ruhig liege dort, wie ein Tropfen Thau im Lis lienblatt, wenn die Blumen kein Hauch bewegt; denn sollte reine Unschuld nicht ruhig schlume mern? Nur füsse frohe Träume sollen um sie schweben. Steigt herunter füsse Träume, auf den Strahlen des Mondes steigt zu ihr herunter! Rur frohe Triften soll sie sehn, wo milchweisse Schafe weiden; oder ihr solls dånken, sie höre den Gesang sanfter Flöten, schön wie Apoll ste, spielt, durchs einsame Thal tönen. Oder laßt ihrs seyn, sie bade in einer reinen Quelle`fich, und Myrthen und Rosenstauden wölben sich um fie her; von niemanden gesehn, als den kleinen Vögelchen, die ihr von jedem Aestchen fingen. Oder ihr dunke, als spielte sie mit den Huldgöttinnen; und sie nennen sie Geliebte und Schwester; und sie brechen Blumen in der schönsten Flur; die Kränze, die sie flicht, gehören den Huldgöttinnen; die jene flechten, gehören ihr. Oder laßt sie im Schatz ten von Bäumen durch balsamdůftende Blumen irren: Laßt kleine Liebesgötter wie Bienen schwär men, sich fliehn und sich haschen; zehn fliegen mit der Last eines düftenden Apfels her; ein anz drer Schwarm bringt eine reife Traube ; die an

[ocr errors]
[ocr errors]

dern schwärmen in Blumen und jagen ihr Gerůs che zu. Dann komme im Schatten ihr Amor ent gegen, doch ohne Bogen und Pfeile, daß sie nicht schüchtern wird; aber mit jeder süssesten An muth des Liebreizes geschmückt. Auch laßt mein Bild ihr erscheinen, wie ich schmachtend vor ihr steh, erröthend niederblicke, und mit Seufzen unterbrochen ihr sage, daß ich vor Liebe verschmachte. Noch durft ichs ihr nicht sagen. O möchte bey diesem Traum ein Seufzer ihren Busen schwellen! Möchte schlafend fie sanft lächeln und erröthen! O mocht ich schön seyn, wie Apoll, da er die Heerden weidete; möchten meine Lieder süß to nen, wie die Lieder der Nachtigal; möchte jede Tugend mich schmücken, daß ichs werth wäre, von ihr geliebt zu feyn !

So fang er; und dann gieng er im Mond: schein nach seiner Hütte zurück. Hoffnungsvolle Tråume versüßfeten ihm die übrigen Stunden der Nacht. Früh am Morgen trieb, er seine Heerde den Hügel hinan, wo seines Mädchens Hütte am Wege steht. Langsam giengen seine Schafe, und weideten zu beyden Seiten des Bordes. Graset ihr Schafe, ihr Lämmer; nirgends ist bessere Weide! Wo sie hinblickt, blühet alles schöner; wo ste wandelt, wachsen Blumen. So fagt er, als sein Mädchen aus Fenster trat. Die Morgensonne beschien ihr schönes Gesicht: Deutlich sah ers, daß sie lächelnd ihn anblickte, sund daß ein höheres Noth auf ihre Wangen stieg. Langsam mit pochendem Herzen gieng er vorüber: Holdselig grüßt sie ihn, und holdselig blickt sie ihm nach; denn sie hatte seinen nächtz Lichen Gesang behorcht.

[ocr errors]
« ForrigeFortsæt »