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Im Jahre 1777 stand es schlimm um die Sache des amerikanischen Volkes. Die Engländer hatten bei Brandywine gefiegt, Philadelphia war in ihre Hände gefallen und Washington überwinterte die Armee unter den größten Entbehrungen in Valley Forge. Der Kongreß des jungen Freistaates bewilligte kein Geld zur Unterstützung des Heeres, und die Amerikaner selbst begannen am Feldherrntalent Washingtons zu zweifeln. Unter den Offizieren und Soldaten herrschte der Geist des Aufruhrs und der Empörung,

unwillig und mit Murren kamen sie dem Befehl ihrer Oberen nach und verloren allen Mut und das Vertrauen in ihre eigene Tüchtigkeit. Da erschien Baron von Steuben in der neuen Welt und wurde der Zuchtmeister und Organisator des amerikanischen Heeres.

Friedrich Wilhelm von Steuben wurde im Jahre 1730 in Magdeburg in Preußen geboren. Schon in seinem vierzehnten Jahre trat er als Freiwilliger in die preußische Armee ein und zeichnete sich in verschiedenen Schlachten so aus, daß er bald eine hohe Stellung einnahm und nach dem Friedensschluß mit Ehren aus dem Dienste schied. Allein er hatte sich an das Leben im Felde gewöhnt und eine bürgerliche Beschäftigung sagte ihm nicht mehr zu. Einen Ruf nach England lehnte er ab, entschloß sich jedoch an den Kämpfen der Amerikaner um ihre Unabhängigkeit teil zu nehmen.

Jm December 1777 landete er in Portsmouth und bot dem Kongreß seine Dienste an. Im Falle die junge Republik dem Feinde unterliegen sollte, verzichtete der wackere Mann großmütig auf jede Vergütung. Der Kongreß ernannte ihn zum General, und Steuben begab sich sogleich in das Lager Washingtons, der ihn freundlich empfing und zum Generalinspektor des Heeres machte. Als solcher begann Steuben die amerikanischen Offiziere anzuleiten und die Einübung der Soldaten zu überwachen und schuf bald aus einem unordentlichen Haufen ohne Zucht und Ordnung ein schlagfertiges Heer. Schon in den ersten Kämpfen bewiesen die Soldaten, daß etwas von dem Geiste Friedrich des Großen, der sich gegen halb Europa siegreich behauptet hatte, in ihnen wohne. Washington erkannte die Bedeutung Steubens an, und obschon letterer viel von dem Neid und der Widersezlichkeit mancher amerikanischen Offiziere zu leiden hatte, so zeichnete ihn doch der Obergeneral rühmlichst aus.

Als die Engländer gegen das Ende des Krieges in Yorktown eingeschlossen waren, und die Stadt genommen werden sollte, erhielt Steuben Befehl, mit General Green nach Virginia zu marschieren. Unter seiner Leitung wurde die Festung nach den Regeln

der Kriegskunst belagert und die Amerikaner rückten schon in den Laufgräben gegen die Stadt vor. Da ließ ihm der englische Oberbefehlshaber Cornwallis die ersten Vorschläge zur Übergabe Yorktowns machen. Der französische General Lafayette wünschte jedoch, daß die Festung sich ihm übergebe. Steuben weigerte sich aber von seinem Posten zurückzutreten, und General Washington nahm entschieden seine Partei. So durfte sich der deutsche General Steuben rühmen, daß unter seiner Leitung das lezte Bollwerk der englischen Tyrannei von den Amerikanern erobert wurde.

Nach dem Unabhängigkeitskrieg blieb Steuben noch drei Jahre Generalinspektor der Armee. Dann nahin er seinen Abschied und zog sich auf sein Landgut bei Utica im Staate New York zurück. Zehn Jahre lang war er Präsident der deutschen Gesellschaft von New York und erwarb sich als solcher große Verdienste um die deutsche Einwanderung.

Im Jahre 1794 ereilte ihn der Tod auf seinem Landsiß, und Steuben wurde nach seinem Wunsch in seinen Soldatenmantel gehüllt, geschmückt mit den Orden, die er sich erkämpft, wie ein ächter Kriegsheld begraben.

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Der amerikanische Geschichtschreiber Headly sagt über Steuben: Es ist schwer, den Wert von Steubens Thaten ganz zu würdigen. So viel ist jedoch gewiß: seine Ankunft in unserem Lande bildet einen Zeitabschnitt in unserer Revolution."

160. Die drei Indianer.

Mächtig zürnt der Himmel im Gewitter,
Schmettert manche Rieseneich' in Splitter,
Übertönt des Niagara Stimme,
Und mit seiner Bliße Flammenruten
Peitscht er schneller die beschäumten Fluten,
Daß sie stürzen mit empörtem Grimme.

Indianer stehn am lauten Strande,
Lauschen nach dem wilden Wogenbrande,
Nach des Waldes bangem Sterbgestöhne;
Greis der eine, mit ergrautem Haare,
Aufrecht, überragend seine Jahre;
Die zwei andern seine starken Söhne.

Seine Söhne jezt der Greis betrachtet,
Und sein Blick sich dunkler jezt umnachtet
Als die Wolken, die den Himmel schwärzen;
Und sein Aug' versendet wild're Blize
Als das Wetter durch die Wolkenriße,
Und er spricht aus tief empörtem Herzen:

Fluch den Weißen! ihren letzten Spuren! Jeder Welle Fluch, worauf sie fuhren, Die, einst Bettler, unfern Strand erklettert! Fluch dem Windhauch, dienstbar ihrem Schiffe! Hundert Flüche jedem Felsenriffe,

Das sie nicht hat in den Grund geschmettert!

Täglich übers Meer in wilder Eile
Fliegen ihre Schiffe, gift'ge Pfeile
Treffen unsre Küste mit Verderben.
Nichts hat uns die Räuberbrut gelassen,
Als im Herzen tödlich bittres Hassen :
Kommt, ihr Kinder, kommt, wir wollen sterben!"

Also sprach der Alte, und sie schneiden

Ihren Nachen von den Uferweiden;

Drauf sie nach des Stromes Mitte ringen,
Und nun werfen sie weithin die Ruder,
Armverschlungen, Vater, Sohn und Bruder
Stimmen an, ihr Sterbelied zu singen.

Laut ununterbrochne Donner krachen,
Blige flattern um den Todesnachen,
Ihn umtaumeln Möven, sturmesmunter ;
Und die Männer kommen fest entschlossen
Singend schon dem Falle zugeschossen,
Stürzen jetzt den Katarakt hinunter.

-Nicolaus Lenau,

geboren in Ungarn 1802, gestorben in Wien 1844.

161. Der große Krieg.

Von seinem westlichen Nachbar, Frankreich, dazu gereizt hat Deutschland, alle deutschen Länder unter Preußens Führung, in den Jahren 1870 und 1871 einen Krieg geführt, der an Großartigkeit und Furchtbarkeit seinesgleichen in der Weltgeschichte nicht hat. Wie ein Märchen klingen die Thatsachen dieses Krieges und seine Erfolge hat niemand geahnt.

Sieben Monate lang stand eine Million deutscher Soldaten einer Million Franzosen gegenüber. 20 große Schlachten und 150 Treffen sind geliefert, 26 Festungen zur Übergabe gezwungen worden. Die Franzosen, welche einen Spaziergang nach Berlin zu machen gedachten, haben nur auf wenige Stunden den deutschen Boden betreten.

Nach der mörderischen Schlacht von Sedan wird durch Umgehung der französische Kaiser mit einem 120,000 Mann starken Heere gefangen. Die stark befestigte, für unüberwindlich gehaltene Hauptstadt Paris, eine Weltstadt von 2 Millionen Einwohnern und 400,000 Bewaffneten, eine Zwingburg, erbaut in dem Gedanken, daß deutsche Heere einst an ihr zerschellen sollen, muß nach viermonatlicher Einschließung den Deutschen die Thore öffnen. Ein Heer auserlesener, in manchem Kriege erprobter Soldaten von 150,000 Mann wird nach Metz zurückgeworfen, 10 Wochen lang in der Festung gefangen gehalten und durch Hunger zur Übergabe gezwungen.

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