Billeder på siden
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Postillon. Ich will Sie fahren wie auf dem Herweg! Als ob der Teufel Sie davon führte.

Champagne. Er führt seinen Sergeanten in der Stadt spazieren.

Fr. v. Mirville. Der arme Junge! Er verdient wohl, daß ich Antheil an ihm nehme.

Champagne. Nun, gnädige Frau! Ans Werk!

Oberft. Hol' der Teufel dich selbst, du verdammter Trunkenbold! Ich sage dir ja Postillon. Sie haben's eilig! Jch auch! Sei'n Eie ganz ruhig! Fort soll's gehen, daß die Funken | Keine Zeit verloren! Wenn mein Herr seine Cousine hinaus fliegen.

(Ab.)

Oberst (ihm nach). Der Kerl macht mich rasend! Warte doch, höre!

nur erst geheirathet hat, so wollen wir den Onkel zurückholen. Ich suche meinen Herrn auf; ich bringe ihn her, und wenn nur Sie uns beistehen, so muß

Lormeuil. Beruhigen Sie sich! Ihre Reise diese Nacht alles richtig werden. soll nicht lange dauern.

Oberst. Ich glaube, die ganze Hölle ist heute losgelassen. (Geht ab, der erste Unterofficier folgt.)

Lormeuil um zweiten). Kommen Sie, mein

Herr, folgen Sie mir, weil es Ihnen so befohlen ist

aber ich sage Ihnen vorher, ich werde Ihre Beine nicht schonen! Und wenn Sie sich Rechnung gemacht haben, diese Nacht zu schlafen, so find Sie garstig betrogen, denn wir werden immer auf den Straßen sein.

Zweiter Unterofficier. Nach Ihrem Gefallen, gnädiger Herr Zwingen Sie sich ganz und gar Jhr Diener, Herr Champagne!

nicht

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(Lormeuil und der zweite Unterofficier ab.)

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zu, Champagne! Der Sieg ist unser! Jett frisch ans Werk, daß wir die Heirath noch in dieser Nacht zu Stande bringen Da kommt die Schwester meines Herrn; ihr kann ich alles sagen.

Fr. v. Mirville. Ah, bist du da, Champagne ? Weißt du nicht, wo der Enkel ist?

Fünfter Auftritt.

(Ab.)

Frau von Mirville. Dann Frau von Dorsigny.
Sophie.

Fr. v. Mirville. Das ist ein verzweifelter
Bube; aber er hat seine Sache so gut gemacht, daß
ich mich mit ihm verstehen muß
Hier kommt
meine Tante; ich muß ihr die Wahrheit verbergen.
Fr. v. Dorsigny. Ach, liebe Nichte! Hast du
deinen Onkel nicht gesehen?

Fr. v. Mirville. Wie? Hat er denn nicht Abschied von Ihnen genommen?

Fr. v. Dorfigny. Abschied! Wie?

Fr. v. Mirville.

Fr. v. Dorsigny. Fr. v. Mirville. wollte ja erst gegen eilf Fr. v. Dorsigny. er denn hin, so eilig? Fr. v. Mirville. sah ihn nicht abreisen

Ja, er ist fort.

Er ist fort? Seit wann?
Diesen Augenblick.
Das begreif' ich nicht. Er
Und wo ist

Uhr wegfahren.

Das weiß ich nicht. Ich
Champagne erzählte mir's.

Sechster Auftritt.

Champagne. Auf dem Weg nach Straßburg.
Fr. v. Mirville. Wie? Was? Erkläre dich!
Champagne. Recht gern, Ihr Gnaden. Sie Die Vorigen. Franz Dorsigny in seiner eigenen Uni-

wissen vielleicht nicht, daß mein Herr und dieser
Lormeuil einen heftigen Zank zusammen gehabt haben.

Fr. v. Mirville. Ganz im Gegentheil. Sie sind als die besten Freunde geschieden, das weiß ich.

Champagne. Nun, so habe ich's aber nicht gewußt. Und in der Hitze meines Eifers ging ich hin, mir bei der Polizei Hilfe zu suchen. Ich komme her mit zwei Sergeanten, davon der eine Befehl hat, dem Herrn von Lormeuil an der Seite zu blei ben, der andere, meinen Herrn nach Straßburg zurück zu bringen. Nun reitet der Teufel diesen | verwünschten Sergeanten, daß er den Onkel für den Neffen nimmt, ihn beinahe mit Gewalt in die Kutsche packt, und fort mit ihm, jagst du nicht, so gilt's nicht, nach Straßburg!

Fr. v. Mirville. Wie, Champagne! du schickst meinen Enkel anstatt meines Bruders auf die Reise? Nein, daß kann nicht dein Ernst sein.

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Champagne. Um Vergebung, es ist mein voller Ernst Das Elsaß ist ein charmantes Land; der Herr Überst haben sich noch nicht darin umgesehen,

form und ohne Perrücke. Champagne. Champagne. Da ist er, Jhr Gnaden, da ist er! Fr. v Dorfiguy. Wer? Mein Mann? Champagne. Nein, nicht doch! Mein Herr, der Herr Hauptmanu.

Sophie (ihm entgegen). Lieber Better!

Champagne. Ja, er hatte wohl recht, zu sagen, daß er mit seinem Brief zugleich eintreffen werde.

Fr. v. Dorsigny. Mein Mann reist ab, mein Neffe kommt an! Wie schnell sich die Begebenheiten drängen!

Dorsigny. Seh' ich Sie endlich wieder, beste Tante! Ich komme voll Unruhe und Erwartung

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Dorfigny. Ift dem Onkel etwas zugestoßen? Fr. v. Mirville. Der Onkel ist heute Abend von einer großen Reise zurückgekommen, und in dieund ich verschaffe Ihnen diese kleine Ergöglichkeit. sem Augenblick verschwindet er wieder, ohne daß wir

Fr. v. Mirville. Du kannst noch scherzen?

Was macht aber der Herr von Lormenit?

wissen, wo er hin ist.

Dorsigny. Das ist ja sonderbar!

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Champagne. Er hat einen wichtigen geheimen Auftrag, der die größte Eilfertigkeit erfordert einen Mann erfordert — einen Mann nichts mehr! Aber Sie einbilden, gnädige Frau, Herrn gefallen ist.

Fr. v. Mirville. Allerdings! Eine solche Auszeichnung ehrt die ganze Familie!

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ich

Fr. v. Dorsigny. Wie? Mein Mann wäre vor seiner Abreise noch bei Ihnen gewesen?

Notar. Vor Dero Abreise! Was Sie mir sagen! Sieh, sich doch! Darum hatten es der gnädige Herr so eilig und wollten mich gar nicht in meinem Hause erwarten. Dieses Billet ließen mir Hochdieselben zurück Belieben Ihro Gnaden es zu durchlesen. (Reicht der Frau von Dorsigny das Bilet.) Champagne (leise zu Dorfigny). Da ist der Notar, den Ihr Onkel bestellt hat.

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Dorfiguy. Ja, wegen Lormeuils Heirath.
Wenn wir ihn zu der

Champagne (leise).
Ihrigen brauchen könnten?

Dorsigny. Still! Hören wir, was er schreibt! Fr. v. Dorsigny (liest). „Haben Sie die Güte, „mein Herr, sich noch diesen Abend in mein Haus „zu bemühen, und den Ehecontract mit zu bringen, „den Sie für meine Tochter aufgesetzt haben. J habe meine Ursachen, diese Heirath noch in dieser „Nacht abzuschließen Dorsigny."

"

--

Champagne. Da haben wir's schwarz auf weiß! Nun wird die gnädige Frau doch nicht mehr an der Einwilligung des Herrn Onkels zweifeln?

Champagne. Euer Gnaden begreifen wohl, daß er sich da nicht lange mit Abschiednehmen aufhalten konnte. Champagne, sagte er zu mir, ich gche in wichtigen Staatsangelegenheiten nach nach Sanct Petersburg. Der Staat befiehlt muß gehorchen - beim ersten Postwechsel schreib' ich meiner Frau was übrigens die Heirath zwischen meinem Neffen und meiner Tochter betrifft so weiß sie, daß ich vollkommen damit zufrieden bin. Dorfiguy. Was hör' ich! mein lieber Onkel sollte — Champagne. Ja, gnädiger Herr! er willigt ein. Ich gebe meiner Frau unumschränkte Vollmacht, sagte er, alles zu beendigen, und ich hoffe bei meiner Zurückkunft unsere Tochter als eine glück- | dächt' ich. liche Frau zu finden.

Sophie. Es ist also gar nicht nöthig, daß der Papa Ihnen schreibt, liebe Mutter, da er diesem Herrn geschrieben hat.

Fr. v. Dorsiguŋ. Was denken Sie von der Sache, Herr Gaspar?

Notar. Nun, dieser Brief wäre deutlich genug,

Fr. v. Dorsigny. In Gottes Namen, meine Fr. v. Dorsigny. Und so reiste er allein ab? | Kinder! Seid glücklich! Gebt euch die Hände, weil Champagne. Allein? Nicht doch! Er hatte doch mein Mann selbst den Notar herschickt. noch einen Herrn bei sich, der nach etwas recht Vornehmem aussah

Fr. v. Dorsigny. Ich kann mich gar nicht drein finden.

Fr. v. Mirville. Wir wissen seinen Wunsch. Man muß dahin sehen, daß er sie als Mann und Frau findet bei seiner Zurückkunft.

Sophie. Seine Einwilligung scheint mir nicht im geringsten zweifelhaft, und ich trage gar kein Bedenken, den Vetter auf der Stelle zu heirathen.

Fr. v. Dorsigny. Aber ich trage Bedenken und will seinen ersten Brief noch abwarten. Champagne (beiseite). Da sind wir nun schön gefördert, daß wir den Onkel nach Petersburg schicken. Dorfiguy. Aber, beste Tante!

Siebenter Auftritt.

Die Vorigen. Der Notarius.

Notar (tritt zwischen Dorsigny und seine Tante). Ich empfehle mich der ganzen hochgeneigten Gesellschaft zu Gnaden.

Dorsigny. Frisch, Champagne! Einen Tisch, Feder und Tinte; wir wollen gleich unterzeichnen.

Achter Auftritt.

Oberst Dorsigny. Balcour. Borige. Fr. v. Mirville. Himmel! Der Onkel! Sophie. Mein Vater!

Champagne. Führt ihn der Teufel zurück? Dorsigny. Ja wohl, der Teufel! Dieser Valcour ist mein böser Genius!

Fr. v. Dorsigny. Was seh' ich! Mein Mann! Valcour den ältern Dorsigny präsentierend). Wie schätz' ich mich glücklich, einen geliebten Neffen in den Schooß seiner Familie zurückführen zu können! (Wie er den jüngern Dorsigny gewahr wird.) Wie Teufel, da bist du ja (Sich zum ältern Dorsigny wendend.) Und wer sind Sie denn, mein Herr? Oberst. Sein Onkel, mein Herr. Dorsigny. Aber erkläre mir, Valcour Valcour. Erkläre du mir selbst! Ich bringe in Erfahrung, daß eine Ordre ausgefertigt sei, dich

Nach

Nennter Auftritt.

nach deiner Garnison zurück zu schicken unsäglicher Mühe erlange ich, daß sie widerrufen wird Ich werfe mich aufs Pferd, ich erreiche noch Die Borigen. Lormeuil mit seinem Unterofficier, der bald genug die Postchaise, wo ich dich zu finden glaubte, und finde auch wirklich

Oberst. Ihren gehorsamen Diener, fluchend und tobend über einen verwünschten Postknecht, dem ich Geld gegeben hatte, um mich langsam zu fahren, und der mich wie ein Sturmwind davon führte.

Valconr. Dein Herr Onkel findet es nicht für gut, mich aus meinem Irrthum zu reißen; die Postchaise lenkt wieder um, nach Paris zurück, und da bin ich nun - Ich hoffe, Dorsigny, du kannst dich nicht über meinen Eifer beklagen.

Dorsigny. Sehr verbunden, mein Freund, für die mächtigen Dienste, die du mir geleistet hast! Es thut mir nur leid um die unendliche Mühe, die du dir gegeben hast.

Oberst. Herr von Valcour! Mein Neffe erkennt Ihre große Güte vielleicht nicht mit der gehörigen Dankbarkeit; aber rechnen Sie dafür auf die meinige.

Fr. v. Dorsigny. Sie waren also nicht unter wegs nach Rußland?

Oberst. Was Teufel sollte ich in Rußland? Fr. v. Dorsigny. Nun, wegen der wichtigen Commission, die das Ministerium Ihnen auftrug, wie Sie dem Champagne sagten.

Oberst. Also wieder der Champagne, der mich zu diesem hohen Posten befördert. Ich bin ihm

unendlichen Dank schuldig, daß er so hoch mit mir hinaus will. Herr Gaspar, Sie werden zu Hause mein Billet gefunden haben; es würde mir lieb sein, wenn der Ehecontract noch diese Nacht unterzeichnet würde. Notar. Nichts ist leichter, gnädiger Herr! Wir waren eben im Begriff, dieses Geschäft auch in Ihrer Abwesenheit vorzunehmen.

Oberst. Sehr wohl! Man verheirathet sich zuweilen ohne den Vater; aber wie ohne den Bräutigam, das ist mir doch nie vorgekommen.

Fr. v. Dorsigny. Hier ist der Bräutigam! Unser lieber Neffe.

Dorsigny. Ja, bester Onkel! Ich bin's. Oberst. Mein Neffe ist ein ganz hübscher Junge; aber meine Tochter bekommt er nicht.

Fr. v. Dorsigny. Nun, wer soll sie denn sonst bekommen?

Oberst. Wer, fragen Sie? Zum Henker! Der Herr von Lormeuil soll sie bekommen.

Fr. v. Dorsigny. Er ist also nicht todt, der Herr von Lormeuil ?

Oberft. Nicht doch, Madame! Er lebt, er ist hier. Sehen Sie sich nur um, dort kommt er. Fr. v. Dorsigny. Und wer ist denn der Herr, der mit ihm ist.

Oberst. Das ist ein Kammerdiener, den Herr Champagne beliebt hat, ihm an die Seite zu geben.

fich im Hintergrunde des Zimmers niederseßt.

Lormeuil Gum Obersten). Sie schicken also Ihren Onkel an Ihrer Statt nach Straßburg? Das wird Ihnen nicht so hingehen, mein Herr.

Oberst. Sich, sieh doch! Wenn du dich ja mit Gewalt schlagen willst, Lormeuil, so schlage dich mit meinem Neffen, und nicht mit mir.

Lormeuil (erkennt ihn). Wie? Sind Sie's? Und wie haben Sie's gemacht, daß Sie so schnell zurückkommen?

Oberst. Hier, bei diesem Herrn von Valcour bedanken Sie sich, der mich aus Freundschaft für meinen Neffen spornstreichs zurückholte.

Dorsiguy. Ich begreife Sie nicht, Herr von Lormeuil! Wir waren ja als die besten Freunde von einander geschieden Haben Sie mir nicht selbst, noch ganz kürzlich, alle Ihre Ansprüche auf die Hand meiner Cousine abgetreten?

Oberft. Nichts, nichts! Daraus wird nichts! Meine Frau, meine Tochter, meine Nichte, mein Neffe, alle zusammen sollen mich nicht hindern, meinen Willen durchzusetzen.

Lormeuil. Herr von Dorsigny! Mich freut's von Herzen, daß Sie von einer Reise zurück sind, die Sie wider Ihren Willen angetreten Aber wir haben gut reden und Heirathspläne schmieden, Fräulein Sophie wird darum doch Ihren Neffen

lieben.

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Beschlossen ist's, ich gehe, Theramen,
Ich scheide von dem lieblichen Trözene;
Nicht länger trag' ich's müßig hier zu weilen,
In diesen Zweifeln, die mich ängstigen.
Sechs Monde weilt mein Vater schon entfernt;
Nichts will von seinem theuren Haupt verlauten,
Nichts von dem Orte selbst, der ihn verbirgt.
Theramen.

Wohin, o Herr, willst du ihn suchen gehn?
Dich zu beruhigen, durchkreuzt' ich schon
Die beiden Meere, die der Isthmus trennt,
Nach Theseus fragt' ich an den Ufern, wo
Der Acheron im Todtenreiche schwindet;
Elis hab' ich durchsucht, den Tänarus
Ließ ich im Rücken, ja ans Meer sogar
Bin ich gedrungen, welchem Ikarus
Den Namen gab. Was hoffst du ferner noch?
In welchen glücklicheren Himmelsstrichen
Gedenkst du seine Spuren aufzufinden ?
Ja, wissen wir, ob uns der König nicht
Vorsätzlich seinen Aufenthalt verbirgt,
Und, während daß wir für sein Leben zittern,
Sich still vergnügt in neuen Liebesbanden ?
Hippolyt.

Halt, Freund, und sprich mit Ehrfurcht von dem König!
Unwürd’ge Ursach' hält ihn nicht zurück;
Entsagt hat er dem wilden Recht der Jugend,
Phädra hat seinen flücht'gen Sinn gefesselt
Und fürchtet keine Nebenbuhlerin mehr.
Genug, ich such' ihn, folge meiner Pflicht
Und fliehe diesen Ort, der mich beängstigt.

Theramen.

Wie, Herr, seit wann denn fürchtest du Gefahr
In diesem stillen Land, das deiner Kindheit
So theuer war, wohin du dich so gern
Geflüchtet aus dem rauschenden Athen?
Was kann dich hier bedrohen oder kränken?
Hippolyt.

Freund, jene sel'gen Tage sind dahin;
Ein ganz verändert Ansehn hat jetzt alles,
Seitdem die Götter uns des Minos Tochter
Und der Pasiphaë hieher gesandt.

Theramen.

Herr, ich versteh', ich fühle, was dich drückt.
Dein Kummer ist es, Phädra hier zu sehen
Stiefmütterlich gesinnt, sah sie dich kaum,
Gleich übte sie verderblich ihre Macht;
Dich zu verbannen war ihr erstes Werk.
Doch dieser Haß, den sie dir sonst geschworen,
Ist sehr geschwächt, wenn er nicht ganz verschwand.
Und welches Unheil kann ein Weib dir bringen,
Das stirbt und das entschlossen ist zu sterben?
Die Unglückselige wird einem Schmerz
Zum Raub, den sie mit Eigenfinn verbirgt;
Sie ist der Sonne müd' und ihres Lebens,
Wie kann sie gegen dich Verderben spinnen?
Hippolyt.

Nicht ihr ohnmächt'ger Haß ist's, was ich fürchte,
Ganz eine andre Feindin will ich fliehn;
Es ist Aricia, ich will's gestehn,

Die letzte jenes unglücksel'gen Stamms,
Der gegen uns feindselig sich verschworen.
Therameu.

Auch du verfolgst sie, Herr? Die holde Schwester
Der wilden Pallantiden, hat sie je

Der Brüder schwarze Meuterei getheilt?
Und könntest du die schöne Unschuld hassen?
Hippolyt.

Wenn ich sie haßte, würd' ich sie nicht fliehn.

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Freund, welche Rede wagst du?
Du, der mein Jnnres kennt, seitdem ich athme,
Verlangst, daß ich den edlen Stolz verläugne,
Den dieses freie Herz von je bekannt?
Nicht an der Brust der Amazone nur,
Die mich geboren, schöpft' ich diesen Stolz.
Ich selbst, sobald ich meiner mir bewußt,
Bestärkte mich in diesem edeln Triebe.

Du warst der Freund, der Führer meiner Jugend;
Oft sprachst du mir von meines Vaters Thaten,
Du weißt, wie ich dir lauschte, wie mein Herz
Bei seinen edeln Waffenthaten schlug
Wenn du den kühnen Helden mir beschriebst,
Wie er der Welt den Hercules ersetzte,
Mit Ungeheuern kämpfte, Räuber strafte,
Wie er den Sinnis, den Prokrustes schlug,
Dem Periphetes seine Keul' entrang,
Den Kertyon besiegte, mit dem Blut
Des Minotaurus Kretas Boden färbte.
Doch wenn du auf das minder Rühmliche
Zu reden kamst, die leichten Liebesschwüre,
Die oft gelobte und gebrochne Tren

Wenn du die spart’sche Helena mir nanntest,
Den Jhrigen entrissen Periböa
In ihrem Schmerz zu Salamin verlassen
Und alle die Betrognen ohne Zahl,
Die seinen Schwüren allzu leicht geglaubt,
Bis auf den Namen selbst von ihm vergessen
Ariadne, die dem tauben Felsenufer

Sein Unrecht lagt, und Phädra, ihre Schwester,
Wie fie, geraubt, doch glücklicher als sie

Du weißt, wie peinlich mir bei der Erzählung
Zu Muthe war, wie gern ich sie verkürzte!
Wie hätt' ich nicht gewünscht, so schönem Leben
Die minder würd'ge Hälfte zu ersparen!
Und sollte selbst mich jetzt gebunden sehn,
So tief herunter ließ ein Gott mich sinken!
Mich, den noch kein erlegter Feind verherrlicht,
Der sich durch keine Heldentugend noch

Das Recht erkaufte, schwach zu sein, wie Theseus!
Und sollte dieses stolze Herz empfinden,
Mußt es Aricia sein, die mich besiegte?
Bergaß ich ganz in meinem trunknen Wahn
Das Hinderniß, das uns auf ewig trennt?
Verwirft sie nicht mein Vater? Wehrt mir nicht
Ein streng Gesetz, das feindlich denkende
Geschlecht der Ballantiden fortzupflanzen ?
Auf ewig soll's mit ihr vernichtet sein,
In Aufsicht soll sie bleiben bis zum Grab,
Siller, sämmtl. Werke,

Und nie soll ihr die Fackel Hymens lodern! Und böt' ich meinem Vater solchen Troß, Mit ihrer Hand ihr Recht mir anzufreien? Zu solcher Raserei riß mich die Jugend Theramen (ihm ins Wort fallend).

Ach Herr, wenn deine Stunde kam, so fragt
Kein Gott nach unsern Gründen! Theseus selbst
Schärft deinen Blick, da er ihn schließen will;
Das Herz empört sich gegen Zwang, und selbst
Sein Haß gießt neuen Reiz um die Geliebte.
Warum auch schreckt dich eine keusche Liebe,
Und wenn sie glücklich macht, mißgönnst du dir's ?
Besiege doch die scheue Furcht! Kann man
Sich auf der Bahn des Hercules verirren?
Wie stolze Herzen hat nicht Venus schon
Bezähmt! du selbst, der ihre Macht bestreitet,
Wo wärst du, hätt' Antiope dem Trieb
Der Göttin immer siegend widerstanden,
Der Liebe keusche Flamme nie gefühlt!
Doch, Herr, wozu mit großen Worten prunken?
Gesteh's, du bist der Vorige nicht mehr!
Schon lang sieht man dich seltener als sonst
Stolz und unbändig deinen Wagen lenken
Und, in der edeln Kunst Neptuns geübt,
Das wilde Jagdroß an den Zaum gewöhnen.
Viel seltener erklinget Forst und Wald
Von unserm Jagdruf ein verborgner Gram
Senkt deiner Blicke feur'ge Kraft zur Erde.
Ja, ja, du liebst, du glühst von Liebe, dich
Verzehrt ein Feuer, Herr, das du verheimlichst.
Gesteh's, du liebst Aricien!

Hippolyt. Ich

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