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Wir wollen keinen Augenblick verlieren,
Mit eurer aller Liebe Abrechnung
Zu halten und mit jedem quitt zu werden.
Ruhmvolle Thans und Vettern, ihr seid Grafen
Von heute an, die Ersten, welche Schottland
Mit diesem Ehrennamen grüßt Was nun
Die erste Sorge unsers Regiments

Sein muß, die Rückberufung der Verbannten,
Die vor der Tyrannei geflohen, die Bestrafung
Der blut'gen Diener dieses todten Schlächters
Und seiner teufelischen Königin,

Vorige. Macduff mit der Rüstung und Krone Macbeths. Die, wie man sagt, gewaltsam blut'ge Hand

Macduff.

Heil dir, o König, denn du bist's! Jm Staube Liegt der Tyrann, und hier ist seine Beute. Die Zeit ist wieder frei! Ich sehe dich

Gelegt hat an sich selbst, dies, und was sonst
Noch Noth_thut, wollen wir mit Gottes Gnade
Nach Maß und Ort und Zeit zu Ende bringen.
Und somit danken wir`auf einmal allen
Und laden euch nach Scone zu unsrer Krönung.

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Erster Aufzug.

Vorstadt von Peckin.

Prospect eines Stadtthors. Eiserne Stäbe ragen über dem selben hervor, worauf mehrere geschorne, mit türkischen Schöpfen versehene Köpfe als Masten und so, daß sie als eine Zierrath erscheinen können, symmetrisch aufgepflanzt sind.

Erster Auftritt.

Prinz Kalaf, in tartarischem Geschmack, etwas phantastisch gekleidet, tritt aus einem Hause. Gleich darauf Baral, aus der Stadt kommend.

Kalaf.

Habt Dank, ihr Götter! Auch zu Peckin sollt' ich Eine gute Seele finden!

Barak

Kalaf.

Schweig'! Verrath' mich nicht!

Beim großen Lama, sprich! wie bist du hier?

Barak. Durch ein Geschick der Götter, muß ich glauben, Da es mich hier mit euch zusammenführt. An jenem Tag des Unglücks, als ich sah, Daß unsre Völker flohen, der Tyrann Von Tefflis unaufhaltsam in das Reich Eindrang, floh ich nach Astrachan zurück, Bedeckt mit schweren Wunden. Hier vernahm ich, Daß ihr und König Timur, euer Vater, Im Treffen umgekommen. Meinen Schmerz Erzähl' ich nicht; verloren gab ich alles, Und sinnlos eilt' ich zum Palaste nun, Elmazen, eure königliche Mutter, Zu retten; doch ich suchte sie vergebens! Schon zog der Sieger ein zu Astrachan,

(in persischer Tracht, tritt auf, erblickt ihn und fährt erstaunt Und in Verzweiflung eilt' ich aus den Thoren.

zurüc). Seh' ich recht?

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Von Land zu Lande irrt' ich flüchtig nun
Drei Jahre lang umher, ein Obdach suchend,
Bis ich zuletzt nach Peckin mich gefunden.
Hier unterm Namen Hassan glückte mir's,
Durch treue Dienste einer Wittwe Gunst
Mir zu erwerben, und sie ward mein Weib.
Sie kennt mich nicht; ein Perser bin ich ihr.
Hier leb' ich nun, obwohl gering und arm
Nach meinem vor'gen Loos, doch überreich
In diesem Augenblicke, da ich euch,
Den Prinzen Kalaf, meines Königs Sohn,
Den ich erzogen, den ich Jahre lang

Für todt beweint, im Leben wieder sehe!
Wie aber lebend? Wie in Pecin hier?
Kalaf.

Nenne mich nicht. Nach jener unglücksel'gen Schlacht
Bei Astrachan, die uns das Reich gekostet,
Eilt' ich mit meinem Vater zum Palast;
Schnell rafften wir das Kostbarste zusammen,
Was sich an Edelsteinen fand, und flohn.
In Bauertracht verhüllt durchkreuzten wir,
Der König und Elmaze, meine Mutter,
Die Wüsten und das felsigte Gebirg.
Gott, was erlitten wir nicht da! Am Fuß
Des Kaukasus raubt' eine wilde Horde
Bon Malandrinen uns die Schätze; nur
Das nackte Leben blieb uns zum Gewinn.
Wir mußten kämpfen mit des Hungers Qualen
Und jedes Elends mannigfacher Noth.

Den Vater trug ich bald und bald die Mutter
Auf meinen Schultern, eine theure Last.
Kaum wehrt' ich seiner wüthenden Verzweiflung,
Daß er den Dolch nicht auf sein Leben zuckte;
Die Mutter hielt ich kaum, daß sie, von Gram
Erschöpft, nicht niedersank! So kamen wir
Nach Jaik endlich, der Tartarenstadt,
Und hier, an der Moscheen Thor, mußt' ich
Ein Bettler flehen um die magre Kost,'
Der theuren Eltern Leben zu erhalten.
-Ein neues Unglück! Unser grimm'ger Feind,
Der Khan von Tefflis, voll Tyrannenfurcht,
Mißtrauend dem Gerücht von unserm Tode,
Er ließ durch alle Länder uns verfolgen.
Vorausgeeilt schon war uns sein Befehl,
Der alle kleinen Könige seiner Herrschaft
Aufbot, uns nachzuspähn. Nur schnelle Flucht
Entzog uns seiner Spürer Wachsamkeit
Ach, wo verbärg' fich ein gefallner König!
Barak.

O, nichts mehr! Eure Worte spalten mir
Das Herz! Ein großer Fürst in solchem Elend!
Doch sagt, lebt mein Gebieter noch, und lebt
Elmaze, meine Königin?

Kalaf.

Sie leben. Und wisse, Barak, in der Noth allein Bewähret sich der Adel großer Seelen. - Wir kamen in der Karazanen Land. Dort, in den Gärten König Keicobads, Mußt' ich zu Knechtesdiensten mich bequemen, Dem bittern Hungertode zu entfliehn. Mich sah Adelma dort, des Königs Tochter, Mein Anblick rührte sie, es schien ihr Herz Von zärtlichern Gefühlen, als des Mitleids, Sich für den fremden Gärtner zu bewegen. Scharf sieht die Liebe, nimmer glaubte sie Mich zu dem Loos, wo sie mich fand, geboren. Doch weiß ich nicht, welch bösen Sternes Macht Der Karazanen König Keicobad Verblendete, den mächt'gen Altoum, Den Großthan der Chinesen, zu bekriegen. Das Volk erzählte Seltsames davon.

Was ich berichten kann, ist dies: Besiegt

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Mir ließ der Kaiser diese Börse reichen,
Ein schönes Pferd und dieses Ritterkleid.
Den greisen Eltern sag' ich Lebewohl;
Ich gehe, rief ich, mein Geschick zu ändern,
Wo nicht, dies traur'ge Leben zu verlieren!
Was thaten sie nicht, mich zurückzuhalten
Und, da ich standhaft blieb, mich zu begleiten!
Verhüt' es Gott, daß sie, von Angst gequält,
Nicht wirklich meinen Spuren nachgefolgt!
Hier bin ich nun, zu Pecin, unerkannt,
Viel hundert Meilen weit von meiner Heimath.
Entschlossen komm' ich her, dem großen Khan
Vom Lande China als Soldat zu dienen,
Ob mir vielleicht die Sterne günstig sind,
Durch tapfre That mein Schicksal zu verbessern.
Ich weiß nicht, welche Festlichkeit die Stadt
Mit Fremden füllt, daß kein Karvanserai
Mich aufnahm Dort in jener schlechten Hütte
Gab eine Frau aus gutem Herzen mir
Herberge.

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Zu sehn, die so viel Menschen dort versammelt. Dann zeig' ich mich dem großen Khan und bitt' Ihn um die Gunst, in seinem Heer zu dienen.

(Er will fort. Barak hält ihn zurüď.)

Barak.

Die Stolze, rang umsonst, fich loszuwinden.
Die Kunst der Thränen und der Bitten Macht
Erschöpfte sie, den Vater zu bewegen;
Doch unerbittlich blieb der Khan Zuletzt
Verlangt sie von dem unglücksel’gen Vater,
Hört, was die Furie verlangte!

Bleibt, Prinz! Wo wollt ihr hin? Mögt ihr das Aug' | Verlangt
An einem grausenvollen Schauspiel weiden?
O, wisset, edler Prinz Ihr kamt hieher
Auf einen Schauplah unerhörter Thaten.
Kalaf.

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Es ist kein Mährchen. Oft schon wollte sie
Der Khan, als einz'ge Erbin seines Reichs,
Mit Söhnen großer Könige vermählen.
Stets widersetzte sich die stolze Tochter,
Und, ach! zu blind ist seine Vaterliebe,
Als daß er Zwang zu brauchen sich erkühnte.
Viel schwere Kriege schon erregte sie
Dem Vater, und, obgleich noch immer Sieger
In jedem Kampf, so ist er doch ein Greis,
Und unbeerbt wankt er dem Grabe zu.
Drum sprach er einstmals ernst und wohlbedächtlich
Zu ihr die strengen Worte: Störrig Kind!
Entschließe dich einmal, dich zu vermählen,
Wo nicht, so sinn' ein ander Mittel aus,
Dem Reich die ew'gen Kriege zu ersparen;
Denn ich bin alt; zu viele Könige schon
Hab' ich zu Feinden, die dein Stolz verschmähte.
Drum nenne mir ein Mittel, wie ich mich
Der wiederholten Werbungen erwehre,
Und leb' hernach und stirb, wie dir's gefällt
Erschüttert ward von diesem ernsten Wort

Kalaf.

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Ich hab's gehört. Das abgeschmackte Mährchen
Hab' ich schon oft belacht Hör', ob ich's weiß!
Sie fordert ein Edict von ihrem Vater,
Daß jedem Prinzen königlichen Stamms
Vergönnt sein soll, um ihre Hand zu werben.
Doch dieses sollte die Bedingung sein:
Im öffentlichen Divan, vor dem Kaiser
Und seinen Räthen allen, wollte sie
Drei Räthsel ihm vorlegen. Löste fie
Der Freier auf, so mög' er ihre Hand
Und mit derselben Kron' und Reich empfangen.
Löst er sie nicht, so soll der Kaiser sich
Durch einen heil'gen Schwur auf seine Götter
Verpflichten, den Unglücklichen enthaupten
Zu lassen. Sprich, ist's nicht so? Nun vollende
Dein Mährchen, wenn du's kannst vor langer Weile.
Barak.

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Mein Mährchen? Wollte Gott! Der Kaiser zwar
Empört' sich erst dagegen; doch die Schlange
Verstand es, bald mit Schmeichelbitten, bald
Mit list'ger Redekunst das furchtbare
Gesetz dem schwachen Alten zu entlocken.
Was ist's denn auch? sprach sie mit arger List;
Kein Prinz der Erde wird so thöricht sein,
In solchem blut'gen Spiel sein Haupt zu wagen!
Der Freier Schwarm zieht sich geschreckt zurück,
Ich werd' in Frieden leben. Wagt es dennoch
Ein Rasender, so ist's auf seine eigne
Gefahr, und meinen Vater trifft kein Tadel,
Wenn er ein heiliges Gesetz vollzieht.
Beschworen ward das unnatürliche
Gesetz und kund gemacht in allen Landen.
(Da Kalaf den Kopf schüttelt.)

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Nein, wahrlich! Auch der Klügste.
Heut' ist der Zulauf hier, weil man den Prinzen
Von Samarcanda, den verständigsten,
Den je die Welt gesehn, enthaupten wird.
Der Khan beseufzt die fürchterliche Pflicht;
Doch ungerührt frohlockt die stolze Schöne.

(Man hört in der Ferne den Schall von gedämpften Trommeln.)
Hört! Hört ihr! Dieser dumpfe Trommelklang
Verkündet, daß der Todesstreich geschicht;
Ihn nicht zu sehen, wich ich aus der Stadt.
Kalaf.

Barak, du sagst mir unerhörte Dinge.
Was? Konnte die Natur ein weibliches
Geschöpf wie diese Turandot erzeugen,
So ganz an Liebe leer und Menschlichkeit?
Barak.

Mein Weib hat eine Tochter, die im Harem
Als Sklavin dient und uns Unglaubliches
Von ihrer schönen Königin berichtet.
Ein Tiger ist sie, diese Turandot,
Doch gegen Männer nur, die um sie werben.
Sonst ist sie gütig gegen alle Welt;
Stolz ist das einz'ge Laster, das sie schändet.
Kalaf.

Zur Hölle, in den tiefsten Schlund hinab
Mit diesen Ungeheuern der Natur,
Die kalt und herzlos nur sich selber lieben!
Wär' ich ihr Vater, Flammen sollten fie
Berzehren.

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Ismael.
Beruhigen? Niemals, niemals!

Ich hab' ihn sterben sehen. Sein Gefährte
War ich in seinem letzten Augenblic,

Und seine Abschiedsworte gruben sich Wie spitz'ge Dolche mir in's tiefste Herz. „Weine nicht!“ sprach er. „Gern und freudig sterb' ich, „Da ich die Liebste nicht besitzen kann. „Mag es mein theurer Vater mir vergeben,

„Daß ich ohn' Abschied von ihm ging. Ach, nie Hätt' er die Todesreise mir gestattet!

"Zeig' ihm dies Bildniß!

| (Er zieht ein kleines Portrait an einem Band aus dem Busen.) „Wenn er diese Schönheit „Erblickt, wird er den Sohn entschuldigen.“ Und an die Lippen drückt' er jetzt, lautschluchzend, Mit heft'gen Küssen dies verhaßte Bild,

Als könnt' er, sterbend selbst, nicht davon scheiden;
Drauf kniet' er nieder und — mit einem Streich
Noch zittert mir das Mark in den Gebeinen
Sah ich Blut sprißen! sah den Rumpf hinfallen
Und hoch in Henkers Hand das theure Haupt;
Entsetzt und trostlos riß ich mich von dannen.

(Wirft das Bild in heftigem Unwillen auf den Boden.)
Verhaßtes, ewig fluchenswerthes Bild!
Liege du hier, zertreten in dem Staub!
Könnt' ich sie selbst, die Tigerherzige,
Mit diesem Fußtritt so wie dich zermalmen!
Daß ich dich meinem König überbrächte!
Nein, mich soll Samarcand nicht wieder sehn.
In eine Wüste will ich fliehn und dort,
Wo mich kein menschlich Ohr vernimmt, auf ewig
Um meinen vielgeliebten Prinzen weinen.

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Nehm' ich vom Boden auf. Ich will sie doch
Betrachten, diese mörderische Schönheit.
(Greift nach dem Bildniß und hebt es von der Erde auf.)
Barak (ihn haltend).

Euch wäre besser, der Medusa Haupt
Als diese tödtliche Gestalt zu sehn.
Weg, weg damit! Ich kann es nicht gestatten.

Du bist nicht flug.

Ich bin es nicht.

Kalaf.

Wenn du so schwach dich fühlst, Des Weibes Reiz hat nie

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