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du dich kennen lernest. Du mußt Licht über dich haben.

welche Bestimmung dich erwartet. Es ist Zeit, daß | Schönheit hab' ich gehütet, dein Herz hab' ich bewacht, deines Geistes Blüthe hab' ich entfaltet. Eine Bitte gewähre mir für dies Alles in diese einzige Bitte fasse ich alles zusammen, was du mir schuldig bist wirst du sie mir verweigern?

Bater

Angelica. Sie machen mich unruhig, mein

v. Hutten. Deine Bestimmung ist nicht, in diesem stillen Thal zu verblühen Du wirst mich hier begraben, und dann gehörst du der Welt an, für die ich dich schmückte.

Angelica. Mein Vater, in die Welt wollen Sie mich stoßen, wo Sie so unglücklich waren?

v. Hutten. Glücklicher wirst du sie betreten. Rach einem Stillschweigen.) Auch wenn es anders wäre, meine Tochter Deine Jugend ist ihr schuldig, was mein frühzeitiges Alter ihr nicht mehr entrichten tann. Meiner Führung bedarfst du nicht mehr. Mein Amt ist geendigt. In verschloffener Werkstätte reifte die Bildsäule still unter dem Meißel des Künstlers heran; die vollendete muß von einem erhabeneren Gestelle strahlen.

Angelica. Nie, nie, mein Vater, geben Sie mich aus Ihrer bildenden Hand.

v. Hutten. Einen einzigen Wunsch behielt ich | noch zurück. Zugleich mit ihr wuchs er groß in meinem Herzen, mit jedem neuen Reize, der sich auf diesen Wangen verklärte, mit jeder schönern Blüthe dieses Geistes, mit jedem höhern Klang dieses Busens sprach er lauter in meinem Herzen Dieser Wunsch, meine Tochter reiche mir deine Angelica. Sprechen Sie ihn aus. Meine Seele eilt ihm entgegen. D. Hutten.

Hand.

Angelica! Du bist eines vermö

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v. Hutten. Auch wenn ich nicht mehr bin Schwöre mir, nie einem Mann diese Hand zu geben.

Angelica (kämpfend, mit bebender Stimme). Nie niemals, wenn nicht wenn Sie nicht selbst dieses Versprechens mich entlassen.

v. Hutten. Also niemals. (Er läßt ihre Hand los. Nach einem langen Stillschweigen.) Sich diese welken Hände! Diese Furchen, die der Gram auf meine Wangen grub! Ein Greis steht vor dir, der sich zum Rande des Grabes hinunterneigt, und ich bin noch in den Jahren der Kraft und der Mannheit! genden Mannes Tochter. Dafür hält mich die Welt, Das thaten die Menschen — Das ganze Geschlecht aber meinen ganzen Reichthum kennt niemand. Mein ist mein Mörder Angelica Begleite den Sohn Tod wird dir einen Schatz offenbaren, den deine meines Mörders nicht zum Altare. Laß meinen Wohlthätigkeit nicht erschöpfen kann Du kannst blutigen Gram nicht in ein Gaukelspiel enden. den Unersättlichsten überraschen. Diese Blume, gewartet von meinem Kummer, mit Angelica. So tief, mein Vater, lassen Sie meinen Thränen bethaut, darf von der Freude Hand mich sinken! nicht gebrochen werden. Die erste Thräne, die du der Liebe weinst, vermischt dich wieder mit diesem niedern Geschlechte — die Hand, die du einem Mann am Altar reichst, schreibt meinen Namen an die SchandDu säule der Thoren.

--

v. Hutten. Du bist ein schönes Mädchen, Angelica. Laß deinen Vater dir gestehen, was du keinem andern Manne zu danken haben sollst. Deine Mutter war die Schönste ihres Geschlechts bist ihr geschontes veredeltes Bild. Männer werden dich sehen, und die Leidenschaft wird sie zu deinen Füßen führen. Wer diese Hand davon trägt

Angelica. Ist das meines Vaters Stimme? O, ich höre es, Sie haben mich aus Ihrem Herzen verstoßen.

Angelica. Nicht weiter, mein Vater. Jezt nicht weiter. Vergönnen Sie, daß ich

(Sie will gehen, Hutten hält sie zurück.)

v. Hutten. Ich bin kein harter Vater gegen dich, meine Tochter. Liebt' ich dich weniger, ich würde dich einem Mann in die Arme führen. Auch trag' ich keinen Haß gegen die Menschen. Der thut mir Unrecht, der mich einen Menschenhaffer nennt. Ich habe Ehrfurcht vor der menschlichen Natur nur die Menschen kann ich nicht mehr lieben. Halte mich nicht für den gemeinen Thoren, der die Edeln entgelten läßt, was die Unedeln gegen ihn verbrachen. Was ich von den Unedeln litt, ist vergessen. Mein v. Hutten. Mehr des Glückes kann ein Mann | Herz blutet von den Wunden, die ihm die Besten aus eines Weibes Hand nicht empfangen! Weißt und Edelsten geschlagen.

v. Hutten (mit Wohlgefallen bei ihrem Anblid verweilend). Diese schöne Gestalt belebt eine schönere Seele Ich denke mir die Liebe in diese friedliche Brust Welche Ernte blüht hier der Liebe dem Edelsten ist hier der schönste Lohn aufgehoben. Angelica (tief bewegt, finkt an ihm nieder und verbirgt ihr Gesicht in seinen Händen).

du, daß du mir alles dies schuldig bist? Ich habe Angelica. Deffnen Sie es den Besten und Schäße gesammelt für deine Wohlthätigkeit, deine Edelsten

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Wunden gießen. Brechen Sie dieses geheimnißvolle mir, daß ich nichts dabei wage Ich habe dir Schweigen. einen Maßstab in dieser Brust mitgegeben, den fie v. Hutten (nach einigem Stillschweigen). Könnt' ich nicht aushalten werden. (Mit stillem Entzücken sie betrachdir die Geschichte meiner Mißhandlungen erzählen, tend.) O noch eine schöne Freude blüht mir auf, Angelica! Ich kann es nicht. Ich will es nicht. | und die lange Sehnsucht naht sich ihrer Erfüllung. Ich will dir die fröhliche Sicherheit, das süße Ver- Wie sie staunen werden, von nie empfundenen trauen auf dich selbst nicht entreißen Ich will Gefühlen entglühen werden, wenn ich den vollendeten den Haß nicht in diesen friedlichen Busen führen. Engel in ihre Mitte stelle Ich habe sie - ja, Verwahren möcht' ich dich gegen die Menschen, aber ich habe sie gewiß — ihre Besten und Edelsten will nicht erbittern. Meine treue Erzählung würde das ich in dieser goldenen Schlinge verstricken Ange Wohlwollen auslöschen in deiner Brust, und erhalten lica! (Er naht sich ihr mit feierlichem Ernste und läßt seine möchte ich diese heilige Flamme. Ehe sich eine neue Hand auf ihr Haupt niedersinken.) Sei ein höheres Wesen und schönere Schöpfung von selbst hier gebildet hat, unter diesem gesunkenen Geschlechte! Streue möchte ich die wirkliche Welt nicht von deinem Segen um dich, wie eine beglückende Gottheit! Herzen reißen. Uebe Thaten aus, die das Licht nie beleuchtet hat!

(Pause. Angelica neigt sich über ihn mit thränenden Augen.)

Ich gönne dir den lachenden Anblick des Lebens, den seligen Glauben an die Menschen, die dich jezt noch gleich holden Erscheinungen umspielen; er war heilsam, er war nothwendig, den göttlichsten der Triebe in deinem Herzen zu entfalten. Ich bewundre die weise Sorgfalt der Natur. Eine gefällige Welt legt sie um unsern jugendlichen Geist, und der aufkeimende Trieb der Liebe findet, was er ergreife. An dieser hinfälligen Stüße spinnt sich der zarte Schößling hinauf und umschlingt die nachbarliche Welt mit tausend üppigen Zweigen. Aber soll er, ein königlicher Stamm, in stolzer Schönheit zum Himmel wachsen o dann müssen alle diese Nebenzweige ersterben und der lebendige Trieb, zurück gedrängt in sich selbst, in gerader Richtung über sich streben. Still und sanft fängt die erstarrte Seele jezt an, den verirrten Trieb von der wirklichen Welt abzurufen und dem göttlichen Ideale, das sich in ihrem Innern verklärt, entgegen zu tragen. Dann bedarf unser seliger Geist jener Hilfe der Kindheit nicht mehr, und die gereinigte Gluth der Begeisterung lodert fort an einem innern unsterblichen Zunder.

Angelica. Ach, mein Vater! Wie viel fehlt mir zu dem Bilde, das Sie mir vorhalten! Auf diesem erhabenen Fluge kann Ihre Tochter Sie nicht begleiten. Lassen Sie mich das liebliche Phantom verfolgen, bis es von selbst von mir Abschied nimmt. Wie soll ich – wie kann ich außer mir hassen, was Sie mich in mir selbst lieben lehrten? was Sie selbst in Jhrer Angelica lieben?

v. Hutten (mit einiger Empfindlichkeit). Die Einsamkeit hat dich mir verdorben, Angelica. Unter Menschen muß ich dich führen, damit du sie zu achten verlernest. Du sollst ihm nachjagen, deinem lieblichen Phantom Du sollst dieses Götterbild deiner Einbildung in der Nähe beschauen. Wohl

Spiele mit den Tugenden, die den Heldenmuth des Helden, die die Weisheit des Weisesten erschöpfen. Mit der unwiderstehlichen Schönheit bewaffnet, wiederhole du vor ihren Augen das Leben, das ich in ihrer Mitte unerkannt lebte, und durch deine Anmuth triumphiere meine verurtheilte Tugend. Milder strahle durch deine weibliche Seele ihr verzehrender Glanz, und ihr blödes Auge öffne sich endlich ihren siegenden Strahlen. Bis hieher führe fie bis sie den ganzen Himmel sehen, der an diesem Herzen bereitet liegt, bis sie nach diesem unaussprechlichen Glück ihre glühenden Wünsche ausbreiten und jetzt fliehe in deine Glorie hinauf in schwindlichter Ferne sehen sie über fich die himmlische Erscheinung! ewig unerreichbar ihrem Verlangen, wie der Orion unserm sterblichen Arm in des Aethers heiligen Feldern Schattenbilde wurden sie mir, da ich nach Wesen dürftete; in Schatten zerfließe du ihnen wieder. So stelle ich dich hinaus in die Menschheit Du weißt, wer du bist Ich habe dich meiner Rache erzogen. 1

zum

1 Anmerkung des Herausgebers. Im 11ten Stüd der Thalia, wo dieses Fragment zuerst erschien, findet sich am Schluß die Note:

„Die hier eingerückten Scenen find Bruchstücke eines Trauerspieles, welches schon vor mehreren Jahren angefangen wurde, aber aus verschiedenen Ursachen unvollendet bleibt. Vielleicht dürfte die Geschichte dieses Menschenfeindes und dieses ganze Charaktergemälde dem Publicum einmal in einer andern Form vorgelegt werden, welche diesem Gegenstand günstiger ist, als die dramatische."

Stoff nichts vorhanden. Die Ueberschrift in der Thalia: Der

Unter Schillers nachgelassenen Papieren war über diesen

versöhnte Menschenfeind, gibt indessen schon einigen Aufschluß über den Plan. Auch erinnert sich der Herausgeber aus damaligen Unterredungen mit dem Verfasser, daß Rosenberg nach einem hartnäckigen Widerstande endlich siegen sollte, und daß die Erscheinungen einiger Menschenfeinde anderer Art bestimmt waren, diesen Erfolg zu begünstigen.

Wallenstein.

Ein dramatisches Gedicht.

Erster Theil.

Wallensteins Lager.

Prolog.

Gesprochen bei Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im October 1798.

Der scherzenden, der ernsten Maske Spiel, Dem ihr so oft ein willig Ohr und Auge Geliehn, die weiche Seele hingegeben, Vereinigt uns aufs neu in diesem Saal Und sich! er hat sich neu verjüngt, ihn hat Tie Kunst zum heitern Tempel ausgeschmückt, Und ein harmonisch hoher Geist spricht uns Aus dieser edeln Säulenordnung an Und regt den Sinn zu festlichen Gefühlen.

Und doch ist dies der alte Schauplatz noch,
Tie Wiege mancher jugendlichen Kräfte,
Tie Laufbahn manches wachsenden Talents.
Wir sind die Alten noch, die sich vor euch
Nit warmem Trieb und Eifer ausgebildet.
Ein edler Meister stand auf diesem Platz,
Euch in die heitern Höhen seiner Kunst
Turch seinen Schöpfergenius entzückend.
C! möge dieses Raumes neue Würde
Tie Würdigsten in unsre Mitte ziehn
Und eine Hoffnung, die wir lang gehegt,
Sich uns in glänzender Erfüllung zeigen.
Ein großes Muster weckt Nacheiferung
Und gibt dem Urtheil höhere Gesetze.
So stehe dieser Kreis, die neue Bühne
Als Zeugen des vollendeten Talents.

Bo möcht' es auch die Kräfte lieber prüfen,
Ten alten Ruhm erfrischen und verjüngen,
Als hier vor einem auserles'nen Kreis,
Ter, rührbar jedem Zauberschlag der Kunst,
Mit leisbeweglichem Gefühl den Geist
In seiner flüchtigsten Erscheinung hascht?
Siller, jämmtl. Werke.

Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst, Die wunderbare, an dem Sinn vorüber, Wenn das Gebild des Meißels, der Gefang Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben. Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab, Und wie der Klang verhallet in dem Ohr, Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung, Und ihren Ruhm bewahrt kein dauernd Werk. Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis, Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze; Drum muß er geizen mit der Gegenwart, Den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen, Muß seiner Mitwelt mächtig sich versichern Und im Gefühl der Würdigsten und Besten Ein lebend Denkmal sich erbaun So nimmt er Sich seines Namens Ewigkeit voraus, Denn wer den Besten seiner Zeit genug Gethan, der hat gelebt für alle Zeiten.

Die neue Aera, die der Kunst Thaliens
Auf dieser Bühne heut beginnt, macht auch
Den Dichter kühn, die alte Bahn verlassend,
Euch aus des Bürgerlebens engem Kreis
Auf einen höhern Schauplatz zu verseßen,
Nicht unwerth des erhabenen Moments
Der Zeit, in dem wir strebend uns bewegen.
Denn nur der große Gegenstand vermag
Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen,
Im engen Kreis verengert sich der Sinn,

Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.

Und jetzt an des Jahrhunderts ernstem Ende, Wo selbst die Wirklichkeit zur Dichtung wird,

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Wo wir den Kampf gewaltiger Naturen
Um ein bedeutend Ziel vor Augen sehn,
Und um der Menschheit große Gegenstände,
Um Herrschaft und um Freiheit, wird gerungen,
Jest darf die Kunst auf ihrer Schattenbühne
Auch höhern Flug versuchen, ja sie muß,
Soll nicht des Lebens Bühne sie beschämen.

Zerfallen sehen wir in diesen Tagen
Die alte feste Form, die einst vor hundert
Und fünfzig Jahren ein willkommner Friede
Europens Reichen gab, die theure Frucht
Von dreißig jammervollen Kriegesjahren.
Noch einmal laßt des Dichters Phantasie
Die düftre Zeit an euch vorüberführen
Und blicket froher in die Gegenwart
Und in der Zukunft hoffnungsreiche Ferne.

In jenes Krieges Mitte stellt euch jetzt
Der Dichter. Sechzehn Jahre der Verwüstung,
Des Raubs, des Elends sind dahin geflohn,
In trüben Massen gähret noch die Welt,
Und keine Friedenshoffnung strahlt von fern.
Ein Tummelplatz von Waffen ist das Reich,
Verödet sind die Städte, Magdeburg

Jst Schutt, Gewerb und Kunstfleißz liegen nieder,
Der Bürger gilt nichts mehr, der Krieger alles,
Straflose Frechheit spricht den Sitten Hohn,
Und rohe Horden lagern sich, verwildert
Im langen Krieg, auf dem verheerten Boden.

Auf diesem finstern Zeitgrund malet sich
Ein Unternehmen kühnen Uebermuths
Und ein verwegener Charakter ab.
Ihr kennet ihn den Schöpfer kühner Heere,
Des Lagers Abgott und der Länder Geißel,
Die Stüße und den Schrecken seines Kaisers,
Des Glückes abenteuerlichen Sohn,
Der, von der Zeiten Gunst emporgetragen,
Der Ehre höchste Staffeln rasch erstieg
Und, ungesättigt immer weiter strebend,
Der unbezähmten Ehrsucht Opfer fiel.

| Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte;
Doch euren Augen soll ihn jetzt die Kunst,
Auch eurem Herzen menschlich näher bringen.
Denn jedes Aeußerste führt sie, die alles
Begrenzt und bindet, zur Natur zurück,
Sie sieht den Menschen in des Lebens Drang
Und wälzt die größre Hälfte seiner Schuld
Den unglückseligen Gestirnen zu.

Nicht er ist's, der auf dieser Bühne heut
Erscheinen wird. Doch in den kühnen Schaaren,
Die sein Befehl gewaltig lenkt, sein Geist
Beseelt, wird euch sein Schattenbild begegnen,
Bis ihn die scheue Muse selbst vor euch
Zu stellen wagt in lebender Gestalt,
Denn seine Macht ist's, die sein Herz verführt,
Sein Lager nur erkläret sein Verbrechen.

Darum verzeiht dem Dichter, wenn er euch Nicht raschen Schritts mit einem Mal ans Ziel Der Handlung reißt, den großen Gegenstand In einer Reihe von Gemälden nur Vor euren Augen abzurollen wagt. Das heut❜ge Spiel gewinne cuer Ohr Und euer Herz den ungewohnten Tönen; In jenen Zeitraum führ' es euch zurück, Auf jene fremde kriegerische Bühne, Die unser Held mit seinen Thaten bald Erfüllen wird.

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Erster Auftritt.

Marketenderzelte, davor eine Kram- und Trödelbude. Soldaten von allen Farben und Feldzeichen drängen sich durch einander, alle Tische sind besezt. Kroaten und Uhlanen an einem Kohljeuer kochen, Marketenderin schenkt Wein, Soldatenjungen würfeln

auf einer Trommel, im Zelt wird gesungen.

Ein Bauer und sein Sohn.

Bauerknabe.

Bater, es wird nicht gut ablaufen,
Bleiben wir von dem Soldatenhaufen.
Sind euch gar troßige Kameraden;
Wenn sie uns nur nichts am Leibe schaden.
Bauer.

Ei was! Sie werden uns ja nicht fressen,
Treiben sie's auch ein wenig vermessen.
Siehst du? sind neue Völker herein,
Kommen frisch von der Saal' und dem Main,
Bringen Beut' mit, die rarsten Sachen!
Unser ist's, wenn wir's nur listig machen.
Ein Hauptmann, den ein andrer erstach,
Ließ mir ein paar glückliche Würfel nach.
Die will ich heut' einmal probieren,
Ob sie die alte Kraft noch führen.
Mußt dich nur recht erbärmlich stellen,
Sind dir gar lockere, leichte Gesellen.
Lassen sich gerne schön thun und loben,
So wie gewonnen, so ist's zerstoben.
Nehmen sie uns das Unsre in Scheffeln,
Müssen wir's wieder bekommen in Löffeln;
Schlagen sie grob mit dem Schwerte drein,
So find wir pfiffig und treiben's fein.

(Im Zelt wird gesungen und gejubelt.)

Wie sie juchzen daß Gott erbarm!
Alles das geht von des Bauern Felle.
Schon acht Monate legt sich der Schwarm
Uns in die Betten und in die Ställe,
Weit herum ist in der ganzen Aue
Keine Feder mehr, keine Klaue,
Daß wir für Hunger und Elend schier
Nagen müssen die eignen Knochen.

War's doch nicht ärger und frauser hier,
Als der Sachs noch im Lande thät pochen.
Und die nennen sich Kaiserliche

Banerknabe.

Vater, da kommen ein Paar aus der Küche,
Sehen nicht aus, als wär' viel zu nehmen.
Bauer.

Sind einheimische, geborne Böhmen,
Von des Terschkas Karabinieren,
Liegen schon lang in diesen Quartieren.
Unter allen die schlimmsten just,
Spreizen sich, werfen sich in die Brust,
Thun, als wenn sie zu fürnehm wären,
Mit dem Bauer ein Glas zu leeren.
Aber dort seh' ich die drei scharfe Schüßen
Linker Hand um ein Feuer siten,
Sehen mir aus wie Tyroler schier.
Emmerich komm! an die wollen wir,
Luftige Vögel, die gerne schwatzen,
Tragen sich sauber und führen Baßen.

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Nichts gefrühstückt? Da, trink, du Hund!
(Führt den Bauer nach dem Zelte; jene kommen vorwärts.)
Wachtmeister (zum Trompeter).

Meinst du, man hab' uns ohne Grund
Heute die doppelte Löhnung gegeben,
Nur daß wir flott und lustig leben?
Trompeter.
Die Herzogin kommt ja heute herein
Mit dem fürstlichen Fräulein
Wachtmeister.

Das ist nur der Schein. Die Truppen, die aus fremden Landen

| Sich hier vor Pilsen zusammen fanden,

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