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Still war's, und jedes Ohr hing an Aeneens Munde, Alsbald spannt von dem langen Harme
Der also anhub vom erhabnen Pfühl:
Königin, du weckst der alten Wunde

Unnennbar schmerzliches Gefühl!

Die ganze Stadt der Teufrier sich los;
Heraus stürzt alles Volk in frohem Jubelschwarme,
Das Lager zu besehn, aus dem sein Leiden floß.
Dort, heißt es, wütheten der Myrmidonen Arme,

Von Trojas kläglichem Geschick verlangst du Kunde,
Wie durch der Griechen Hand die thränenwerthe fiel, | Hier schwang Achill das schreckliche Geschoß,
Die Drangsal' alle soll ich offenbaren,
Die ich gesehn und meistens selbst erfahren.

2.

Wer, selbst ein Myrmidon und Kampfgenoß
Des grausamen Ulyß, erzählte thränenlos!
Und schon entflieht die feuchte Nacht, es laden
Zum Schlaf die niedergehenden Pleiaden.
Doch treibt dich so gewaltige Begier,

Der Teukrer letzten Kampf und mein Geschick zu hören,
Sei's denn! wie sehr auch die Erinnrung mir
Die Seele schaudernd mag empören!

3.

Der Griechen Fürsten, aufgerieben

Vom langen Krieg, vom Glück zurückgetrieben,
Erbauen endlich durch Minervens Kunst
Ein Roß aus Fichtenholz, zum Berge aufgerichtet,
Beglückte Wiederkehr, wie ihre List erdichtet,
Dadurch zu flehen von der Götter Gunst.

Der Kern der Tapfersten birgt sich in dem Gebäude,
Und Waffen sind sein Eingeweide.

4.

Die Insel Tenedos ist aller Welt bekannt,
Von Priams Stadt getrennt durch wen'ge Meilen,
An Gütern reich, so lange Troja stand,
Jetzt ein verrätherischer Strand,

Wo im Vorüberzug die Kaufmannsschiffe weilen.
Dort birgt der Griechen Heer sich auf verlassnem Sand.
Wir wähnen es auf ewig abgezogen
Und mit des Windes Hauch Mycenen zugeflogen.

Dort lag der Schiffe zahlenlos Gedränge,
Hier tobete das Handgemenge.

6.

Mit Staunen weilt der überraschte Blick
Beim Wunderbau des ungeheuren Rosses,
Thymöt, sei's böser Wille, sei's Geschick,
Wünscht es im innern Raum des Schlosses.
Doch bang vor dem versteckten Feind
Räth Kapys an, und wer es redlich meint,
Den schlimmen Fund dem Meer, dem Feuer zu vertrauen,
Wo nicht, doch erst sein Innres zu beschauen.

7.

Die Stimmen schwankten noch in ungewissem Streite,
Als ihn der Priester des Neptun vernahm,
Laokoen, mit mächtigem Geleite

Von Pergams Thurm erhißt herunter kam.
Ras't ihr, Dardanier? ruft er voll banger Sorgen,
Unglückliche, ihr glaubt, die Feinde sei'n geflohn?
Ein griechisches Geschenk, und kein Betrug verborgen ?
So schlecht kennt ihr Laertens Sohn?

8.

Wenn in dem Rosse nicht versteckte Feinde lauern,
So droht es sonst Verderben unsern Mauern,
So ist es aufgethürmt, die Stadt zu überblicken,
So sollen sich die Mauern bücken
Vor seinem stürzenden Gewicht,

So ist's ein anderer von ihren tausend Ränken,
Der hier sich birgt. Trojaner, trauet nicht!
Die Griechen fürchte ich, und doppelt, wenn sie schenken.

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Eogleich läßt Priamus der Hände Band ihm lösen
Und spricht ihm Trost mit milden Worten ein.
Du bist, spricht er, ein Danaer gewesen;

Wer du auch seist, hinfort wirst du der Unfre sein.
Und jetzt laß Wahrheit mich auf meine Fragen hören:
Warum, wozu das ungeheure Roß?
Wer gab es an? Warum so riesengroß ?

Zu reißen sich erkühnt, die Hüter zu durchbohren, Der Jungfrau Stirne selbst mit mordbefleckter Hand Verwegen zu berühren, schwand

Der Griechen Glück dahin, ging ihre Kraft verloren. 29.

Auf immer war Athenens Gunst entwichen,
Bald zeigte sich in fürchterlichen
Erscheinungen der Göttin Strafgericht.
Kaum steht das Bild im Lager still, so blißen
Die offnen Augen, und die Glieder schwitzen,
und dreimal scheint (entsetzliches Geficht!)
Die Göttin sich vom Boden zu erheben,
Und Schild und Lanze schütternd zu erbeben.
30.

Ein Gott gebeut jezt durch des Sehers Mund,
Auf schneller Flucht die Heimath zu gewinnen,
Denn nimmer fallen durch der Griechen Bund,
So spricht das Schicksal, Pergams feste Zinnen,
Sie hätten denn aufs neu' der Heimath Strand berührt,
In wiederholter Fei'r die Götter zu befragen,
Zum alten Heiligthum das Bild zurückgetragen,
Das sie auf krummen Schiffen weggeführt.

31.

Jezt zwar sind sie nach Argos heimgefahren,
Doch führt sie Kalchas bald mit neuen Kriegerschaaren
Und Göttern furchtbarer zurück. Dies Roß
Ward aufgethürmt, den Zorn der Pallas zu versöhnen,
Und nicht umsonst seht ihr's so riesengroß.
Es sollte der Koloß das enge Thor verhöhnen,
Nie sollt' euch der Besit des Wunderbilds erfreun,
Nie sollt' es eurer Stadt den alten Schutz erneun.

32.

Denn wagtet ihr's, Minervens Heiligthum Mit Frevlerhänden zu versehren,

Zu welchem Brauch? Sprich! Welchem Gott zu Ehren? So traf der Göttin Fluch ganz Ilium.

26.

Er sprach's, und jener Bösewicht, gewandt
In jeder List, Pelasger im Betrügen,
Hebt himmelan die losgebundne Hand.

Dich, ruft er, ew'ges Licht, dich, Rächer aller Lügen,
Dich, Opferherd, dem ich durch Flucht entrann,
Dich, frevelhafter Stahl, den Mordgier auf mich zückte,
Dich, priesterliches Band, das meine Schläfe schmückte,
Euch ruf' ich jetzt zu Zeugen an!

27.

Bon jeder Pflicht, die mich an Griechen band,
Erklär' ich mich auf ewig losgezählet.
Für Sinon gibt's hinfort kein Vaterland,
Ich mache laut, was ihre List verhehlet.
Gedenke du nur deines Wortes, Fürst,

Und schone, Troja, den, der Rettung dir geschenket,
Ist's anders wahr, was du jetzt hören wirst,
Und werth, daß man es überdenket.

28.

Von jeher barg im Krieg mit Jlium
Minervens Schutz der Myrmidonen Schwäche;
Doch seit Ulyß, der Schalk, und Diomed, der Freche,
Der Göttin Bild aus ihrem Heiligthum

(Möcht' ihn ein Gott auf ihre Häupter fehren!)
Doch hättet ihr mit eigner Hand
Dies Roß in eure Stadt gezogen,
So wälzte Asien zu uns des Krieges Wogen,
Und weh dann über Griechenland!

33.

Von dieser Lügen schlau gewebten Banden
Ward unser redlich Herz umstrickt;
Der Zweifel wird in jeder Brust erstickt:
Die dem Tydiden männlich widerstanden,
Die der thessalische Achill nicht zwang,
Nicht zehenjährige Kriegeslasten,
Nicht das Gewühl von tausend Masten,
Weint ein Betrüger in den Untergang.

34.

Jetzt aber stellt sich den entjeßten Blicken
Ein unerwartet, schrecklich Schauspiel dar.
Es stand, den Opferfarren zu zerstücken,
Laokoon am festlichen Altar.

Da kam (mir bebt die Zung', es auszudrücken)
Bon Tenedos ein gräßlich Schlangenpaar,
Den Schweif gerollt in fürchterlichem Bogen,
Dahergeschwommen auf den stillen Wogen.

Die Zerstörung von Troja.

35.

Die Brüste steigen aus dem Wellenbade,

Oheil'ges Land, wo so viel Götter thronen!
In deiner Mitte steht der fürchterliche Gast.

Hoch aus den Wassern steigt der Kämme blut'ge Gluth Viermal hat es am Eingang still gehalten,

Und nachgeschleift in ungeheurem Rade
Rezt sich der lange Rücken in der Fluth,
Laut rauschend schäumt es unter ihrem Pfade,
Im blut'gen Auge flammt des Hungers Wuth,
Am Rachen wegen zischend ihre Zungen,
Eo kommen sie ans Land gesprungen.

36.

Der bloße Anblick bleicht schon alle Wangen,

Und auseinander flieht die furchtentseelte Schaar;
Der pfeilgerade Schuß der Schlangen
Erwählt sich nur den Priester am Altar.

Und viermal flang das Erz in seines Bauches Falten.

42.

Uns warnt es nicht! Von wüthender Begierde
Verblendet, sezen wir die unglückschwangre Bürde
Beim Tempel ab. Apolls Orakel spricht
Weissagend aus Kassandrens Munde,
Es spricht von Trojas letzter Stunde:
Wir glauben selbst der Gottheit nicht.

Von festlich grünem Laub muß jeder Tempel wehen,
Und morgen ist's um uns geschehen!

43.

Der Knaben zitternd Paar sieht man sie schnell um- Indessen wandelt sich des Himmels Bogen,

winden,

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40.

Und Nacht stürzt auf des Meeres Wogen,
Mit breitem Schatten hüllt sie Land und Hain
Und den Betrug der Myrmidonen ein.
An Trojas Mauern fängt es an zu schweigen,
Der Schlummer spannt die müden Glieder los;
Da naht, den Mond allein zum stilley Zengen,
Der Griechen Flotte sich von Tenedos.
44.

Geleitet von dem Feuerbrande,
Der aus dem königlichen Schiffe blißt,
Dringt sie hinan zum wohlbekannten Strande,
Und, von der Götter Grimm beschützt,
Eröffnet Sinon still den Bauch der Fichte;
Gehorsam gibt das aufgethane Roß
Die Krieger von sich, die sein Leib verschloß,
Und hocherfreut entspringen sie zum Lichte.

45.

Herab am Seile gleiten schnell die Fürsten
Theffandrus, Sthenelus, Machaon, Akamas;
Jhm folgt mit Blicken, die nach Blute dürsten,
Ulyß, Neoptolem, drauf Thoas, Menelas,
Zuletzt Epeus, der das Roß gefügt;

Sie stürzen in die Stadt, die Wein und Schlaf besiegt;
Die Wachen würgt ihr Stahl, indeß schon die Genossen,
Durchs Thor eindringend, zu den Fürsten stoßen.

46.

Schon neigte aus der Götter Hand

Des ersten Schlummers Wohlthat sich hernieder,
Und schloß mit süßem Zauberband
Die kummerschweren Augenlieder.

Da sah ich Hektors Schattenbild

Zum Tempel, ruft das Volk, mit dem geweihten Bilde! Im Traumgesichte mir erscheinen,

Und flehet an der Göttin Milde!

Sogleich strengt jeder Arm sich an,

Tie Mauer wird getheilt, die Stadt ist aufgethan,
Und auf der Walze künstlichen Wogen
Rollt es dahin, von Strängen fortgezogen;
Berderbenträchtig, schwanger mit dem Bliz
Der Waffen, rollt's in Priams Königssit.

41.

Und hoch beglückt, den Strang berührt zu haben,
Der es bewegt, begleiten Jungfrauen und Knaben
Mit heil'gen Liedern die verehrte Last.
Omeine Baterstadt, so reich an Siegeskronen!

In tiefe Trauer eingehüllt, Ergoffen in ein lautes Weinen.

47.

So wie ihn einst durch des Skamanders Feld
Des rauhen Siegers Zweigespann gerissen,
Bon blut'gem Staub geschwärzt und mit durchbohrten
Füßen,

Ihr Götter, wie von Schmach entstellt!
Der Hektor nicht mehr, der, gleich einem Gotte
In des Beliden Rüstung heimgekehrt,
Den Feuerbrand von der Trojaner Herd
Geschleudert hatte in der Griechen Flotte.

48.

Den Bart befleckt, der Locken schönes Wallen
Gehemmt von blut'gem Leime, stand er da,
Den Leib besät mit jenen Wunden allen,
Die Trojas Mauer ihn empfangen sah.
Den hohen Schatten zu besprechen,
Gebietet mir des Herzens feur'ger Drang;
Die Wange brennt von heißen Thränenbächen,
Und von den Lippen flieht der Trauerklang:
49.

O Trojas Hoffnung, die uns nie betrogen,
Odu, nach dem das Herz geschmachtet hat!
Osei willkommen, Licht der Vaterstadt!
Warum und wo hast du so lang verzogen?
So viele Kämpfe mußten wir bestehn,
Von so viel Noth und Herzensangst ermatten,
So viel geliebte Leichname bestatten,
Eh' dich die Freunde wieder sehn!

50.

O sprich, und welcher Frevel durft' es wagen,
Der Augen sonnenheitern Schein

Mit Blut und Staub unwürdig zu entweihn?
Was sollen diese Wundenmäler sagen?
Doch keinen Laut verlor der Geist,

Des Fragers eitle Neugier zu vergnügen,

Bis unter tief geholten Odemzügen

Ein schweres Ach der Zunge Band durchreißt.

51.

Fort, Göttinsohn! Fort, fort aus diesem Brand!
Die Mauern sind in Feindes Hand,
Die stolze Troja stürzt von ihren Höhen,
Genug, genug ist für das Vaterland,
Genug für Priams Thron geschehen!
Wär's eines Mannes tapfre Hand,
Die Trojas letztes Schicksal wendet,
So hätt' es dieser Arm vollendet.

52.

Die Heiligthümer sind dir übergeben,

Nimm zu Gefährten sie auf deiner flücht'gen Bahn!
Für sie wirst du ein neues Jlium erheben
Nach langer Jrrfahrt auf dem Ocean.

Er spricht's und holt in schneller Eile

Mir vom Altar mit eigner Hand

Der mächt'gen Vesta heil'ge Säule,

Den Priesterschmuck, den ew'gen Feuerbrand.

53.

Und draußen hört man schon ein tausendstimmig Heulen
Mit wachsendem Getön die bangen Lüfte theilen,
Es dringt der Waffen eisernes Gebrause
Bis zu Anchisens, meines Vaters, Hause,
Das hinter Bäumen einsam sich verlor;
Es donnert aus dem Schlummer mich empor,
Den höchsten Standort wähl' ich mir im Hause
Und stehe da mit offnem Ohr.

54.

So fallen Feuerflammen ins Getreide,
Gejagt vom Wind, so stürzt der Wetterbach
Sich rauschend nieder von des Berges Heide;
Zertreten liegt, so weit er Bahn sich brach,

Der Schweiß der Rinder und des Schnitters Freude,
Und umgerissne Wälder stürzen nach,

Es horcht der Hirt, unwissend, wo es dröhne,
Vom fernen Fels verwundert dem Getöne.

55.

Jetzt lag es kund und aufgethan,

Wie Danaer auf Treu' und Glauben halten!
Das Truggeweb' sieht man jetzt schrecklich sich entfalten;
Schon liegt, besiegt vom prasselnden Vulcan,
Deiphobus' erhabne Burg im Staube,

Schon wird Ukalegons, ihr Nachbar, ihm zum Raube,
Und des sigäischen Sundes Fluth

Scheint wieder von der Feuers Gluth.

56.

Von lautem Kriegsgeschrei erzittern jezt die Zinnen,
Und schrecklich schmettert des Achaiers Horn.
Sinnlos bewaffn' ich mich. Bewaffnet was beginnen?
Ein Heer zu sammeln schnell, treibt mich der edle Zorn,
Und mit der Freunde Schaar die Feste zu gewinnen.
Verzweiflung selbst ist des Entschlusses Sporn.
Will, ruf' ich aus, das Schicksal mit uns enden,
So stirbt sich's schön, die Waffen in den Händen.

57.

Indem seh' ich, entflohn der Feinde Pfeilen,
Den Priester des Apoll bei mir vorüber eilen;
Die überwundnen Götter in der Hand,

Am Arm den kleinen Sohn, flieht er betäubt zum Strand.
Halt, rief ich, o halt an, mich zu belehren,
Mein Panthus, was beschließt das zürnende Geschick?
Welch festes Schloß wird uns noch Schutz gewähren?
Da gibt er seufzend mir zurück:

58.

Der Tage letzter ist vorhanden,
Gekommen ist die unabwendbar böse Zeit;
Einst gab es Teukrer, Troja hat gestanden,
Und seines Ruhmes Schimmer strahlte weit.
Der grimme Zeus gab alles dem Argeier,
Der waltet jezt in der entflammten Stadt;
Bewaffnete ergießt das Ungeheuer,

Und Sinon schürt die Gluth, frohlockend seiner That.

59.

Und durch die zweifach offnen Thore wogen
Schon Tausende und Tausende einher,
Als aus dem räumigen Mycene nie gezogen;
Es stehen andre mit gestrecktem Speer,

| Mordlustig hingepflanzt auf engen Wegen,
Des Eisens Blitz starrt jeder Brust entgegen.
Kaum thun die ersten Wachen Widerstand,
Und wagen das Gefecht mit ungewisser Hand.
60.

Von diesen Reden feurig aufgefodert,
Und fortgezogen von der Götter Macht,
Flieg' ich dahin, wo's höher, heller lodert,
Der Donner stürzender Paläste kracht,

Wo vom Geschrei und vom Geklirr der Eisen
Die Luft erbebt, wohin die Furien mich reißen;
Der günst'ge Mond gibt mir den trefflichen Epyt
Und Ripheus' Stärke zu Begleitern mit.

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