Billeder på siden
PDF
ePub

Er den Pfiff nicht bis zum Einbruch in meine Grundfäße treiben!

Wurm. Ihro Excellenz verzeihen! Wenn aud wirklich wie Sie argwohnen die Eifersucht hier im Spiel sein sollte, so wäre sie es wenigstens | nur mit den Augen und nicht mit der Zunge.

Präsident. Und ich dächte, sie bliebe ganz weg. Dummer Teufel, was verschlägt es denn Ihm, ob Er die Karolin frisch aus der Münze oder vom Bankier bekommt. Tröst' Er sich mit dem hiesigen Adel wissentlich oder nicht bei uns wird selten eine Mariage geschlossen, wo nicht wenigstens ein halb Dußend der Gäste oder der Aufwärter das Paradies des Bräutigams geometrisch ermessen

fann.

[ocr errors]

Wurm (verbeugt sich). Ich mache hier gern den Bürgersmann, gnädiger Herr.

--

[ocr errors]
[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Präsident. Was ich Ihm vorhin vertraut habe, Wurm! (Drohend.) Wenn Er plaudert

Wurm (lacht). So zeigen Ihr' Excellenz meine
falschen Handschriften auf.
(Er geht ab.)
Präsident. Zwar dy bist mir gewiß! Ich halte
dich an deiner eigenen Schurkerei, wie den Schröter
am Faden!

Ein Kammerdiener (tritt herein). Hofmarschall
Er soll

von Kalb

Präsident. Kommt wie gerufen! mir angenehm sein. (Kammerdiener geht.)

Sechste Scene.

Hofmarschall von Kalb in einem reichen, aber geschmacLosen Hoftleide, mit Kammerherrnschlüsseln, zwei Uhren und einem Degen, Chapeaubas und frisiert à la Hériffon. Er fliegt mit großem Getreisch auf den Präsidenten zu, und breitet einen

Bisamgeruch über das ganze Parterre. Präsident. Hofmarschall (ihn umarmend). Ah! guten Morgen, mein Bester! Wie geruht? wie geschlafen? Sie verzeihen doch, daß ich so spät das Vergnügen habe dringende Geschäfte der Küchenzettel Visitenbillets das Arrangement der Partieen auf die heutige Schlittenfahrt — Ah — und dann mußt’ ich ja auch bei dem Lever zugegen sein und Seiner Durchlaucht das Wetter verkündigen.

-

Präsident. Ja, Marschall, da haben Sie freilich nicht abkommen können.

Präsident. Ueberdies kann Er mit nächstem die Freude haben, seinem Nebenbuhler den Spott auf die schönste Art heimzugeben. Eben jest liegt der Anschlag im Cabinet, daß, auf die Ankunft der neuen Herzogin, Lady Milford zum Schein den Abschied erhalten und, den Betrug vollkommen zu machen, eine Verbindung eingehen soll. Er weiß, Wurm, wie sehr sich mein Ansehen auf den Einfluß der Lady stlitzt wie überhaupt meine mächtigsten Springfedern in die Wallungen des Fürsten hineinspielen. Der Herzog sucht eine Partie für die Milford. Ein Anderer kann sich melden den Kauf schließen, mit der Dame das Vertrauen des Fürsten an sich reißen, sich ihm unentbehrlich machen Damit nun der Fürst im Netz meiner Familie bleibe, soll mein Fer- | dinand die Milford heirathen Ist Ihm das helle? Wurm. Daß mich die Augen beißen Wenigstens bewies der Präsident hier, daß der Vater nur ein Anfänger gegen ihn ist. Wenn der Major Ihnen eben so den gehorsamen Sohn zeigt, als Sie ihm den zärtlichen Vater, so dürfte Ihre Anforderung mit Protest zurückkommen. Präsident. Zum Glück war mir noch nie für die Ausführung eines Entwurfs bang, wo ich mich mit einem: es soll so sein! einstellen konnte. Aber seh' Er nun, Wurm, das hat uns wieder auf den vorigen Punkt geleitet. Ich kündige meinem Präsident (zerstreut). Ist das möglich? Sohn noch diesen Vori ittag seine Vermählung an. Hofmarschall. Hören Sie nur! Ich steige Das Gesicht, das er mir zeigen wird, soll seinen kaum aus dem Wagen, so werden die Hengste scheu, Argwohn entweder rechtfertigen oder ganz widerlegen. | stampfen und schlagen aus, daß mir ich bitte Wurm. Gnädiger Herr, ich bitte sehr um Ver- Sie! — der Gassenkoth über und über an die Beingebung. Das finstre Gesicht, das er Ihnen ganz kleider spritzt. Was anzufangen? Setzen Sie zuverlässig zeigt, läßt sich eben so gut auf die Rech- sich um Gotteswillen in meine Lage, Baron! Da nung der Braut schreiben, die Sie ihm zuführen, stand ich. Spät war es. Eine Tagreise ist es als derjenigen, die Sie ihm nehmen. Ich ersuche Sie und in dem Aufzug vor Seine Durchlaucht um eine schärfere Probe. Wählen Sie ihm die un- Gott der Gerechte! Was fällt mir bei? Ich fingiere tadeligste Partie im Land, und sagt er ja, so lassen | eine Ohnmacht. Man bringt mich über Hals und Sie den Secretär Wurm drei Jahre Kugeln schleifen. Kopf in die Kutsche. Ich in voller Carrière nach Präsident (beißt die Lippen). Teufel! Haus — wechsle die Kleider fahre zurück — Was Wurm. Es ist nicht anders! Die Mutter und bin noch der Erste in der Antidie Dummheit selbst hat mir in der Einfalt zu viel geplaudert.

Präsident (geht auf und nieder, preßt seinen Zorn zurüd). Gut! Diesen Morgen noch.

Hofmarschall. Oben drein hat mich ein Schelm von Schneider noch fißen lassen.

Präsident. Und doch fix und fertig? Hofmarschall. Das ist noch nicht alles! Ein Malheur jagt heut das andere! Hören Sie mir!

[merged small][ocr errors][merged small]

sagen Sie?
chambre - Was denken Sie?

-

Präsident. Ein herrliches Impromptu des menschlichen Wißes Doch das beiseite, Kalb Sie sprachen also schon mit dem Herzog?

--

-

der Welt verberge! Höre! sage mir, Ferdinand! Wem that ich dies Alles?

Hofmarschall (wichtig). Zwanzig Minuten und eine halbe. Präsident. Das gesteh' ich! und wissen Ferdinand (tritt mit Schreden zurück). Doch mir mir also ohne Zweifel eine wichtige Neuigkeit? nicht, mein Vater? Doch auf mich soll der blutige Hofmarschall (ernsthaft, nach einigem Stillschweigen). Wiederschein dieses Frevels nicht fallen? Beim allSeine Durchlaucht haben heute einen Merde d'Oye | mächtigen Gott! es ist besser, gar nicht geboren sein, Biber an. als dieser Missethat zur Ausrede dienen!

Präsident. Man denke! Nein, Marschall,
so hab' ich doch eine bessere Zeitung für Sie
Daß Lady Milford Majorin von Walter wird, ist
Ihnen gewiß etwas Neues?

Präsident. Was war das? Was? Doch ich will es dem Romanenkopfe zu gut halten! Fer dinand! ich will mich nicht erhitzen! — Vorlauter Knabe, lohnst du mir also für meine schlaflosen

Hofmarschall. Denken Sie! Und das ist schon | Nächte? Also für meine raftlose Sorge? Also für richtig gemacht?

Präsident. Unterschrieben, Marschall — und Sie verbinden mich, wenn Sie ohne Aufschub dahin gehen, die Lady auf seinen Besuch präparieren und den Entschluß meines Ferdinands in der ganzen Residenz bekannt machen.

auf mich der Du empfängst Das Verbrechen

den ewigen Scorpion meines Gewissens? Auf mich
fällt die Last der Verantwortung
Fluch, der Donner des Richters
dein Glück von der zweiten Hand
klebt nicht am Erbe.

Ferdinand (stredt die rechte Hand gen Himmel). Hofmarschall (entzückt). O mit tausend Fren- Feierlich entsag' ich hier einem Erbe, das mich nur den, mein Bester! Was kann mir erwünschter | an einen abscheulichen Vater erinnert! tommen? Ich fliege sogleich (Umarmt ihn.) Leben Sie wohl in drei Viertelstunden weiß es die ganze Stadt. (Hüpft hinaus.)

Präsident (lacht dem Marschall nach). Man sage noch, daß diese Geschöpfe in der Welt zu nichts taugen Nun muß ja mein Ferdinand wollen, oder die ganze Stadt hat gelogen. (Klingelt.

[ocr errors]

Präsident. Höre, junger Mensch, bringe mich nicht auf! — Wenn es nach deinem Kopf ginge, du kröchest dein Lebenlang im Staube!

Ferdinand. O, immer noch beffer, Vater, als

ich kröch' um den Thron herum.

Zwin
Wo

Präsident (verbeißt seinen Zorn). Hum! gen muß man dich, dein Glück zu erkennen! tommt.) Mein Sohn soll hereinkommen! (Wurm geht | zehn Andre mit aller Anstrengung nicht hinaufklim

ab, der Präfident auf und nieder, gedankenvoll.)

Siebente Scene.

Wurm

Ferdinand. Präsident. Wurm, welcher gleich abgeht.

Ferdinand. Sie haben befohlen, gnädiger Herr Vater

[ocr errors]
[blocks in formation]

Präsident. Leider muß ich das, wenn ich meines | Sohns einmal froh werden will! — Laß Er uns · Ferdinand. Weil meine Begriffe von Größe allein, Wurm! Ferdinand, ich beobachte dich und Glück nicht ganz die Ihrigen find Ihre schon eine Zeitlang und finde die offene rasche Ju- Glückseligkeit macht sich nur selten anders, als durch gend nicht mehr, die mich sonst so entzückt hat. Ein Verderben bekannt. Neid, Furcht, Verwünschung seltsamer Gram brütet auf deinem Gesicht. Du fliehst sind die traurigen Spiegel, worin sich die Hoheit mich du fliehst deine Zirkel – Pfui! Deinen eines Herrschers belächelt Thränen, Flüche, VerJahren verzeiht man zehn Ausschweifungen vor einer zweiflung die entsetzliche Mahlzeit, woran diese geeinzigen Grille. Ueberlaß diese mir, lieber Sohn! priesenen Glücklichen schwelgen, von der sie betrunken Mich laß an deinem Glück arbeiten und denke auf aufstehen und so in die Ewigkeit vor den Thron nichts, als in meine Entwürfe zu spielen. Komm! Gottes taumeln Mein Jdeal von Glück zieht sich umarme mich, Ferdinand! genügsamer in mich selbst zurück! In meinem Her= Ferdinand. Sie sind heute sehr gnädig, mein zen liegen alle meine Wünsche begraben! Präsident. Meisterhaft! Unverbefferlich! Herr Präsident. Heute, du Schalk und dieses | lich! Nach dreißig Jahren die erste Vorlesung wieder! Heute noch mit der herben Grimasse? (Ernsthaft.) Schade nur, daß mein fünfzigjähriger Kopf zu Ferdinand! Wem zu lieb hab' ich die gefähr- | zäh für das Lernen ist!

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Doch dies feltne liche Bahn zum Herzen des Fürsten betreten? Wem Talent nicht einrosten zu lassen, will ich dir jemand zu lieb bin ich auf ewig mit meinem Gewissen und an die Seite geben, bei dem du dich in dieser buntdem Himmel zerfallen? Höre, Ferdinand Ich scheckigen Tollheit nach Wunsch exercieren kannst. spreche mit meinem Sohn Wem hab' ich durch Du wirst dich entschließen noch heute entschließen die hinwegräumung meines Vorgängers Plaz gemacht eine Geschichte, die desto blutiger in mein Inwendiges schneidet, je sorgfältiger ich das Messer

[blocks in formation]

der Lady Milford in deinem Namen eine Karte ge- | Wo doch hoffentlich deine Ehre nichts einwenden schickt. Du wirst dich ohne Aufschub bequemen, da- | wird? hin zu gehen und ihr zu sagen, daß du ihr Bräutigam bist!

Ferdinand. Der Milford, mein Vater? Präsident. Wenn sie dir bekannt ist! Ferdinand (außer Fassung). Welcher Schandsäule im Herzogthum ist sie das nicht! Aber ich bin wohl lächerlich, lieber Vater, daß ich Ihre Laune für Ernst aufnehme? Würden Sie Vater zu dem Schurken Sohn sein wollen, der eine privilegierte Buhlerin heirathete?

Präsident. Noch mehr! Ich würde selbst um sie werben, wenn sie einen Fünfziger möchte. Würdest du zu dem Schurken Vater nicht Sohn sein wollen?

Ferdinand. Nein! So wahr Gott lebt! Präsident. Eine Frechheit, bei meiner Ehre! die ich ihrer Seltenheit wegen vergebe

Ferdinand. Nein, mein Vater! Friederike von Ostheim könnte jeden Andern zum Glücklichsten machen! (Vor sich in höchster Berwirrung.) Was seine Bosheit an meinem Herzen noch ganz ließ, zerreißt seine Güte. Präsident (noch immer kein Auge von ihm wendend). Ich warte auf deine Dankbarkeit, Ferdinand!

bedauern

Ferdinand (stürzt auf ihn zu und füßt ihm feurig die Hand). Vater! Jhre Gnade entflammt meine ganze Empfindung Bater! meinen heißesten Dank für Ihre herzliche Meinung Ihre Wahl ist untadelhaft aber ich kann ich darf Sie mich ich kann die Gräfin nicht lieben! Präsident (tritt einen Schritt zurüc). Holla! Jeht hab' ich den jungen Herrn! Also in diese Falle ging er, der listige Heuchler Also es war nicht die Ehre, die dir die Lady verbot. Es war nicht die Person, sondern die Heirath, die du verab scheutest? -

Ferdinand (steht zuerst wie versteinert, dann fährt er

Ferdinand. Ich bitte Sie, Vater! Laffen Sie mich nicht länger in einer Vermuthung, wo es mir unerträglich wird, mich Ihren Sohn zu nennen! auf und will fortrennen). Präsident. Junge, bist du toll? Welcher Präsident. Wohin? Halt! Ist das der Respect, Mensch von Vernunft würde nicht nach der Tistinction den du mir schuldig bist? (Der Major kehrt zurüc.) Du geizen, mit seinem Landesherrn an einem dritten bist bei der Lady gemeldet. Der Fürst hat mein Orte zu wechseln? Wort. Stadt und Hof wissen es richtig. du mich zum Lügner machst, Junge Fürstender Lady der Stadt dem Hofe mich zum Lügner machst Höre, Junge oder wenn ich hinter gewisse Historien komme! Halt! Holla! Was bläst so auf einmal das Feuer in deinen Wangen aus?

Ferdinand. Sie werden mir zum Räthsel, mein Vater. Distinctioh nennen Sie es Distinction, da mit dem Fürsten zu theilen, wo er auch unter den Menschen hinunterkriecht?

Präsident (schlägt ein Gelächter auf). Ferdinand. Sie können lachen - und ich will über das hinweggehen, Vater. Mit welchem Gesicht soll ich vor den schlechtesten Handwerker treten, der mit seiner Frau wenigstens doch einen ganzen Körper zur Mitgift bekommt? Mit welchem Gesicht vor die Welt? Vor den Fürsten? Mit welchem vor die Buhlerin selbst, die den Brandflecken ihrer Ehre in meiner Schande auswaschen würde?

Präsident. Wo in aller Welt bringst du das Maul her, Junge?

Wenn vor dem

Ferdinand (schneeblaß und zitternd). Wie? Was? Es ist gewiß nichts, mein Vater!

Präsident (einen fürchterlichen Blick auf ihn heftend). Und wenn es was ist und wenn ich die Spur finden sollte, woher diese Widerseßlichkeit stammt

Ha, Junge! der bloße Verdacht schon bringt mich zum Rasen! Geh den Augenblick! Die Wachtparade fängt an! Du wirst bei der Lady sein, sobald die Parole gegeben ist! - Wenn ich auftrete, zittert ein Herzogthum! Laß doch sehen, ob mich ein Starrkopf von Sohn meistert! (Er geht und kommt noch einmal wieder.) Junge, ich sage dir, du wirst dort sein, oder fliehe meinen Zorn! (Er geht ab.)

Ferdinand. Ich beschwöre Sie bei Himmel und Erde, Vater! Sie können durch diese Hinwerfung Ihres einzigen Sohnes so glücklich nicht werden, als Sic ihn unglücklich machen. Ich gebe Ihnen mein Leben, wenn das Sie steigen machen kann. Mein Leben Ferdinand (erwacht aus einer dumpfen Betäubung). hab' ich von Ihnen; ich werde keinen Augenblick Ist er weg? War das eines Vaters Stimme? anstehen, es ganz Jhrer Größe zu opfern. Ehre, Vater! wenn Sie mir diese nehmen, so war es ein leichtfertiges Schelmenstück, mir das Leben zu geben, und ich muß den Vater wie den Kuppler verfluchen.

[ocr errors]

Meine

Präsident (freundlich, indem er ihm auf die Achsel klopft). Brav, lieber Sohn! Jeht seh' ich, daß du ein ganzer Kerl bist und der besten Frau im Herzogthum würdig. Sie soll dir werden - noch diesen Mittag wirst du dich mit der Gräfin von Ostheim verloben.

Ferdinand (aufs neue betreten). Ist diese Stunde bestimmt, mich ganz zu zerschmettern?

Präsident (einen lauernden Blick auf ihn werfend).

will hin Ja! ich will zu ihr will ihr Dinge sagen, will ihr einen Spiegel vorhalten Nichtswürdige! und wenn du auch noch dann meine Hand verlangst – Im Angesicht des versammelten Adels, des Militärs und des Volks — Umgürte dich mit dem ganzen Stolz deines Englands Ich verwerfe dich ein deutscher Jüngling!

(Er eilt hinaus.)

Zweiter Aft.

Erde rufen!
auf die Tafel
läßt die Quellen seines Landes in stolzen Bogen gen
Himmel springen, oder das Mark seiner Unterthanen
Aber kann er

Er setzt den Saft von zwei Indien
ruft Paradiese aus Wildnissen

Gin Saal im Palais der Lady Milford; zur rechten Hand in einem Feuerwerk hinpuffen steht ein Sopha, zur linken ein Flügel.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]
[ocr errors]

-

-

auch seinem Herzen befehlen, gegen ein großes,
feuriges Herz groß und feurig zu schlagen?
Kann er sein darbendes Gehirn auf ein einziges schönes
Gefühl erequieren? Mein Herz hungert bei all
dem Vollauf der Sinne; und was helfen mich tausend
beffre Empfindungen, wo ich nur Wallungen löschen
darf?
Sophie (blickt sie verwundernd an). Wie lang ist
es denn aber, daß ich Ihnen diene, Milady?
Lady. Weil du erst heute mit mir bekannt
wirst? Es ist wahr, liebe Sophie ich habe
dem Fürsten meine Ehre verkauft; aber mein Herz
habe ich frei behalten ein Herz, meine Gute, das

Es wird ihm nicht eilen Wie ein Verbrechen vielleicht eines Mannes noch werth ist über welches liegt es auf meiner Brust Geh, Sophie man der giftige Wind des Hofes nur wie der Hauch über soll mir den wildesten Renner herausführen, der im den Spiegel ging! Trau' es mir zu, meine Liebe, Narstall ist. Ich muß ins Freie Menschen sehen daß ich es längst gegen diesen armseligen Fürsten und blauen Himmel, und mich leichter reiten ums behauptet hätte, wenn ich es nur von meinem EhrHerz herum. geiz erhalten könnte, einer Dame am Hof den Rang vor mir einzuräumen!

Sophie. Wenn Sie sich unpäßlich fühlen, Milady - berufen Sie Assemblee hier zusammen! Lassen Sie den Herzog hier Tafel halten, oder die l’Hombretische | vor Ihren Sopha sezen! Mir sollte der Fürst und sein ganzer Hof zu Gebot stehn und eine Grille im Kopfe surren!

[ocr errors]
[ocr errors]

Sophie. Und dieses Herz unterwarf sich dem Ehrgeiz so gern?

-

Lady (lebhaft). Als wenn es sich nicht schon gerächt hätte! Nicht jetzt noch sich rächte! Sophie! (Bedeutend, indem sie die Hand auf Sophiens Lady (wirft sich in den Sopha). Ich bitte, ver Achsel fallen läßt), wir Frauenzimmer können nur schone mich! Ich gebe dir einen Demant für jede zwischen Herrschen und Dienen wählen, aber die Stunde, wo ich sie mir vom Hals schaffen kann! | höchste Wonne der Gewalt ist doch nur ein elenSoll ich meine Zimmer mit diesem Volk tapezieren? der Behelf, wenn uns die größere Wonne verDas sind schlechte, erbärmliche Menschen, die sich sagt wird, Sklavinnen eines Mannes zu sein, den entsetzen, wenn mir ein warmes herzliches Wort entwir lieben! wischt, Mund und Nasen aufreißen, als sähen sie Sophie. Eine Wahrheit, Milady, die ich von einen Geist Sklaven eines einzigen Marionetten Ihnen zuleht hören wollte! drahts, den ich leichter als mein Filet regiere! Was fang' ich mit Leuten an, deren Seelen so gleich als ihre Sackuhren gehen? Kann ich eine Freude dran finden, fie was zu fragen, wenn ich voraus weiß, was sie mir antworten werden? Oder Worte mit ihnen wechseln, wenn sie das Herz nicht haben, andrer Meinung als ich zu sein? - Weg mit ihnen! Es ist verdrießlich, ein Roß zu reiten, das nicht auch in den Zügel beißt. (Sie tritt zum Fenster.) Sophie. Aber den Fürsten werden Sie doch ausnehmen, Lady? Den schönsten Mann feurigsten Liebhaber ganzen Lande!

--

den den witzigsten Kopf in seinem

Lady (tommt zurück). Denn es ist sein Land und nur ein Fürstenthum, Sophie, kann meinem Geschmack zur erträglichen Ausrede dienen Du sagst, man beneide mich! Armes Ding! Beklagen soll man mich vielmehr! Unter allen, die an den Brüsten der Majestät trinken, kommt die Favoritin am schlech testen weg, weil sie allein dem großen und reichen Mann auf dem Bettelstabe begegnet

-

[ocr errors]

Lady. Und warum, meine Sophie? Sieht man es denn dieser kindischen Führung des Scepters nicht an, daß wir nur für das Gängelband taugen? Sahst du es denn diesem launischen Flattersinn nicht an diesen wilden Ergöhungen nicht an, daß sie nur wildere Wünsche in meiner Brust überlärmen sollten?

[ocr errors]

Sophie (tritt erstaunt zurück). Lady!

Lady (lebhafter). Befriedige diese! Gib mir den Mann, den ich jetzt denke den ich anbete sterben, Sophie, oder besigen muß. (Schmelzend.) Laß mich aus seinem, Mund es vernehmen, daß Thränen der Liebe schöner glänzen in unsern Augen, als die Brillanten in unserm Haar, (feurig) und ich werfe dem Fürsten sein Herz und sein Fürstenthum vor die Füße, fliehe mit diesem Manne, fliehe in die entlegenste Wüste der Welt

Sophie (blickt sie erschrocken an). Himmel! Was machen Sie? Wie wird Ihnen, Lady?

Lady (bestürzt). Du entfärbst dich? Hab' ich Wahr ist's, vielleicht etwas zu viel gesagt? Oso laß mich

er kann mit dem Talisman seiner Größe jeden Ge- | deine Zunge mit meinem Zutrauen binden höre lust meines Herzens, wie ein Feenschloß, aus der|noch mehr — höre alles

-

Sophie (schaut sich ängstlich um). Ich fürchte, Mi-¡ Gott!
ich fürchte ich brauch' es nicht mehr zu

lady hören!

[ocr errors]

Du

der

nichts?

[ocr errors]

Und ich hörte nichts? Und ich merkte Kammerdiener. Ja, gnädige Frau! — Warum Lady. Die Verbindung mit dem Major mußtet Ihr denn mit unserm Herrn gerad' auf die und die Welt stehen im Wahn, sie sei eine Hof- Bärenhaß reiten, als man den Lärmen zum Aufbruch Stabale Sophie erröthe nicht schäme dich schlug? Die Herrlichkeit hättet Ihr doch nicht vermeiner nicht sie ist das Werk meiner Liebe! säumen sollen, wie uns die gellenden Trommeln verSophie. Bei Gott! Was mir ahnete! kündigten, es ist Zeit, und heulende Waisen dort Lady. Sie ließen sich beschwagen, Sophie einen lebendigen Vater verfolgten, und hier eine der schwache Fürst der hofschlaue Walter wüthende Mutter lief, ihr saugendes Kind an Bajoalberne Marschall Jeder von ihnen wird daraus netten zu spießen, und wie man Bräutigam und schwören, daß diese Heirath das unfehlbarste Mittel Braut mit Säbelhieben auseinander riß, und wir sei, mich dem Herzog zu retten, unser Band um so Graubärte verzweiflungsvoll da standen und den Bur fester zu knüpfen! Ja! es auf ewig zu trennen! schen auch zuletzt die Krücken noch nachwarfen in die auf ewig diese schändlichen Ketten zu brechen! Be neue Welt - O, und mitunter das polternde Wirbellogene Lügner! Von einem schwachen Weibe überschlagen, damit der Alwissende uns nicht sollte beten listet! Ihr selbst führt mir jetzt meinen Geliebten zu Das war es ja nur, was ich wollte Hab' ich ihn einmal — hab' ich ihn o dann auf immer gute Nacht, abscheuliche Herrlichkeit

Bweite Scene.

lästchen trägt. Die Vorigen.

Kammerdiener. Seine Durchlaucht der Herzog. empfehlen Sich Milady zu Gnaden und schicken Ihnen diese Brillanten zur Hochzeit. Sie kommen so eben erst aus Venedig.

hören

Lady (fstéht auf, heftig bewegt). Weg mit diesen Steinen fie blizen Höllenflammen in mein Herz. (Sanfter zum Kammerdiener). Mäßige dich, armer alter Mann. Sie werden wieder kommen. Sie werden ihr Vaterland wieder sehen.

Kammerdiener (warm und voll). Das weiß der Himmel! Das werden sie! Noch am Stadtthor Einalter Kammerdiener des Fürsten, der ein Schmuck drehten sie sich um und schrieen: „Gott mit euch, Weib und Kinder! Es leb' unser Landesvater Am jüngsten Gericht sind wir wieder da!“ Lady (mit starkem Schritt auf und nieder gehend). Abscheulich! Fürchterlich! Mich beredete man, ich habe sie alle getrocknet, die Thränen des Landes Schrecklich, schrecklich gehen mir die Augen auf Geh du Sag deinem Herrn Ich werd' ihm persönlich danken! (Kammerdiener will gehen, sie wirft Kammerdiener (mit finsterm Gesicht). Sie kosten ihm ihre Goldbörse in den Hut.) Und das nimm, ihn keinen Heller! du mir Wahrheit sagtest

Lady (hat das Kästchen geöffnet und fährt erschroden zurück). Mensch! was bezahlt dein Herzog für diese Steine?

weil

Kammerdiener (wirft sie verächtlich auf den Tisch zurüc). Legt's zu dem Uebrigen! (Er geht ab.) Lady (sieht ihm erstaunt nach). Sophie, spring' ihm

Lady. Was? Bist du rasend? Nichts und (indem sie einen Schritt von ihm wegtritt) du wirfst mir ja einen Blick zu, als wenn du mich durchbohren wolltest - Nichts kosten ihn diese unermeßlich kost- | nach, frag' ihn um seinen Namen! Er soll seine Söhne baren Steine?

[ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

Bedienter (kommt). Was befehlen Milady? Lady (gibt ihm den Schmuck). Daß das ohne Ver Kammerdiener (lacht fürchterlich). O Gott! zug in die Landschaft gebracht werde! Man soll Nein -- lauter Freiwillige! Es traten wohl so etliche | es sogleich zu Geld machen, befehl' ich, und den Gevorlaute Bursch' vor die Front heraus und fragten winnst davon unter die Vierhundert vertheilen, die den Obersten, wie theuer der Fürst das Joch Men der Brand ruiniert hat! schen verkaufe? Aber unser gnädiger Landesherr ließ alle Regimenter auf dem Paradeplaße aufmarschieren und die Maulaffen niederschießen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn auf das Pflaster sprizen, und die ganze Armee schrie: Juche! nach Amerika!

[merged small][merged small][ocr errors]
« ForrigeFortsæt »