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D. a. Moor. Wärst du meines Karls Hand! | Aber er liegt fern im engen Hause, schläft schon weicht weiter zurück.) den eisernen Schlaf, höret nimmer die Stimme meines Jammers

Weh mir! Sterben in den Ar

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Schwarz. Theurer Hauptmann! (Räuber Moor
Grimm. Wir sind unschuldig, mein Hauptmann!
R. Moor (ohne nach ihnen hinzuschauen). Wer

tein seid ihr?

men eines Fremdlings Kein Sohn mehr
Sohn mehr, der mir die Augen zudrücken könnte
R. Moor (in der heftigsten Bewegung). Jest muß
es sein
Verlaßt mich (zu den Räubern).
Und doch kann ich ihm denn seinen Sohn wieder

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- jetzt

schenken? Ich kann ihm seinen Sohn doch nicht

mehr schenken!

D. d. Moor.

gemurmelt?

Nein! ich will's nicht thun.

Wie, Freund? Was hast du da

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D. a. Moor. Auch mein Franz verloren? R. Moor (stürzt vor ihm nieder). Ich zerbrach die Riegel deines Thurms Gib mir deinen Segen! D. a. Moor (mit Schmerz). Daß du den Sohn vertilgen mußtest, Retter des Vaters! Siehe, die Gottheit ermüdet nicht im Erbarmen, und wir armseligen Würmer gehen schlafen mit unserm Groll. (Legt seine Hand auf des Räubers Haupt.) Sei so glücklich, als du dich erbarmest!

R. Moor (weichmüthig aufftehend). O

--

wo ist

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R. Moor (froh emporhüpfend). Habe Dank, Lenker der Dinge! Umarmet mich, meine Kinder! Erbarmung sei von nun an die Losung Nun wär' Alles überstanden. auch das überstanden

Neue Räuber. Amalia.

Räuber. Heisa, heisa! Ein Fang, ein superber

Fang!

Amalia (mit fliegenden Haaren). Die Todten, schreien sie, seien erstanden auf seine Stimme mein Oheim lebendig in diesem Wald Wo ist er? Karl! Oheim! Ha! (Stürzt auf den Alten zu.) D. a. Moor. Amalia! Meine Tochter! Amalia! (Hält sie in seinen Armen gepreßt.)

R. Moor (zurückspringend). Wer bringt dies Bild vor meine Augen?

Amalia (entspringt dem Alten, springt auf den Räuber zu und umschlingt ihn entzüct). Ich hab' ihn, o ihr Sterne! Ich hab' ihn!

R. Moor (fich losreißend, zu den Räubern). Brecht auf, ihr! Der Erzfeind hat mich verrathen!

Amalia. Bräutigam, Bräutigam, du rasest!

meine Mannheit? Meine Sehnen werden schlapp, der Ha! Vor Entzückung! Warum bin ich auch so fühlDolch sinkt aus meinen Händen.

los, mitten im Wonnewirbel so kalt?

D. a. Moor (fich aufraffend). Bräutigam? Tochter! Tochter! Ein Bräutigam?

D. a. Moor. Wie köstlich ist's, wenn Brüder einträchtig beisammen wohnen, wie der Thau, der vom Hermon fällt auf die Berge Zion Lern diese Amalia. Ewig sein! Ewig, ewig, ewig mein! O, ihr Mächte des Himmels! Entlastet mich Wollust verdienen, junger Mann, und die Engel des Himmels werden sich sonnen in deiner Glorie. Deine dieser tödtlichen Wollust, daß ich nicht unter der Weisheit sei die Weisheit der grauen Haare, Bürde vergehe! dein Herz sei das Herz der unschuldi

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R. Moor. Himmel! (Tritt scheu zurück und sucht R. Moor. Zu spät! Vergebens! Dein Fluch,

fich zu verbergen. Sie ziehen an ihm vorüber. Er ficht weg von ihnen. Tiefe Pause. Sie halten.)

Bater! frage mich nichts mehr! ich bin, ich
dein Fluch
dein vermeinter Fluch!
Wer hat mich hergelockt? (Mit gezogenem Degen auf

Grimm (mit gesenktem Ton). Mein Hauptmann! habe

(Räuber Moor antwortet nicht und tritt weiter zurück.)

denn,

die Räuber losgehend.) Wer von euch hat mich hieher- | Schwüre? Vergißt man Wunden so bald? Da wir gelockt, ihr Creaturen des Abgrunds? So vergeh | Glück, Ehre und Leben in die Schanze schlugen für dich, Amalia! Stirb, Bater! Stirb durch mich da wir dir standen wie Mauern, auffingen wie Schilzum drittenmal! Diese deine Retter sind Räuber der die Hiebe, die deinem Leben galten, hubst du und Mörder! Dein Karl ist ihr Hauptmann! (Der da nicht deine Hand zum eisernen Eid auf, schwurst, alte Moor gibt seinen Geist auf.) uns nie zu verlassen, wie wir dich nicht verlassen haben? - Ehrloser! Treuvergessner! und du willst abfallen, wenn eine Meze greint?

Amalia (steht stumm und starr wie eine Bildsäule. Die ganze Bande in fürchterlicher Pause.)

R. Moor (wider eine Eiche rennend). Die Seelen derer, die ich erdrosselte im Taumel der Liebe - derer, die ich zerschmetterte im heiligen Schlaf, derer, hahaha! Hört ihr den Pulverthurm knallen über der Kreißenden Stühlen? Seht ihr die Flammen schlagen an die Wiegen der Säuglinge? Das ist Brautfackel, das ist Hochzeitmusik o, er vergißt nicht, er weiß zu knüpfen darum von mir die Wonne der Liebe! darum mir zur Folter die Liebe! das ist Vergeltung! Amalia. Es ist wahr! Herrscher im Himmel! Es ist wahr! Was hab' ich gethan, ich unschuldiges Lamm? Ich hab' diesen geliebt!

R. Moor. Das ist mehr, als ein Mann erduldet. Hab' ich doch den Tod aus mehr denn tausend Röhren auf mich zupfeifen gehört, und bin ihm keinen Fußbreit gewichen, soll ich jezt erst lernen beben wie ein Weib? beben vor einem Weib? Nein, ein Weib erschüttert meine Mannheit nicht - Blut, Blut! Es ist nur ein Anstoß vom Weibe Blut muß ich saufen, es wird vorübergehen. (Er will davon flichen.)

Ein dritter Räuber. Pfui über den Meineid! Der Geist des geopferten Rollers, den du zum Zeugen aus dem Todtenreich zwangest, wird erröthen über deine Feigheit, und gewaffnet aus seinem Grabe steigen, dich zu züchtigen.

Die Räuber (durcheinander, reißen ihre Kleider auf). Schau her, schau! Kennst du diese Narben? Du bist unser! mit unserm Herzblut haben wir dich zum Leibeigenen angekauft, unser bist du, und wenn der Erzengel Michael mit dem Moloch ins Handgemeng kommen sollte! Marsch mit uns! Opfer um Opfer! Amalia für die Bande!

R. Moor (läßt ihre Hand fahren). Es ist aus! Ich wollte umkehren und zu meinem Vater gehn, aber der im Himmel sprach, es soll nicht sein. (Kalt.) Blöder Thor ich, warum wollt' ich es auch? Kann denn ein großer Sünder noch umkehren? Ein großer Sünder kann nimmermehr umkehren, das hätt' ich längst wissen können Sei ruhig, ich bitte dich, sei ruhig! so ist's ja auch recht Ich habe nicht gewollt, da Er mich suchte; jetzt,

da ich Ihn suche,

Amalia (fällt ihm in die Arme). Mörder! Teufel! will Er nicht; was ist billiger? Rolle doch deine Ich kann dich Engel nicht lassen. Augen nicht so Er bedarf ja meiner nicht. Hat Er nicht Geschöpfe die Fülle? Einen kann Er so leicht missen, und dieser Eine bin nun ich. kommt, Kameraden!

R. Moor (schleudert sie von sich). Fort, falsche Schlange, du willst einen Rasenden höhnen, aber ich poche dem Tyrannen Verhängniß — was, du weinst? O, ihr losen, boshaften Gestirne! Sie thut, als ob sie weine, als ob um mich eine Seele weine! (Amalia fällt ihm um den Hals.) Ha, was ist das? Sie speit mich nicht an, stößt mich nicht von sich — Amalia! hast du vergessen? Weißt du auch, wen du umarmest, Amalia?

--

Amalia. Einziger, Unzertrennlicher! R. Moor (aufblühend, in ekstatischer Wonne). Sie vergibt mir, sie liebt mich! Rein bin ich, wie der Aether des Himmels, sie liebt mich! Weinenden Dank dir, Erbarmer im Himmel! (Er fällt auf die knice und weint heftig.) Der Friede meiner Seele ist wiedergekommen, die Qual hat ausgetobt, die Hölle | ist nicht mehr Sieh, o sich, die Kinder des Lichts weinen am Hals der weinenden Teufel (Aufstehend, zu den Räubern.) So weinet doch auch! Weinet, weinet, ihr seid ja so glücklich – O Amalia! Amalia! Amalia! (Er hängt an ihrem Mund, sie bleiben in stummer Umarmung.)

-

Ein Räuber (grimmig hervortretend). Halt ein, Berräther! Gleich laß diesen Arm fahren oder ich will dir ein Wort sagen, daß dir die Ohren gellen und deine Zähne vor Entsetzen klappern! (Stredt das Schwert zwischen beide.)

Amalia (reißt ihn zurüc). Halt, halt! Einen Stoß! einen Todesstoß! Nen verlassen! Zieh dein Schwert, und erbarme dich!

R. Moor. Das Erbarmen ist zu den Bären geflohen, — ich tödte dich nicht!

Amalia (seine Kniee umfassend). O, um Gottes willen! um aller Erbarmungen willen! Ich will ja nicht Liebe mehr, weiß ja wohl, daß droben unsere Sterne feindlich von einander fliehen — Tod ist meine Bitte nur. Verlassen, verlassen! Nimm es ganz in seiner entsetzlichen Fülle, verlassen! Ich kann's nicht überdulden. Du siehst ja, das kann kein Weib überdulden. Tod ist meine Bitte nur! Sieh, meine Hand zittert! Ich habe das Herz nicht, zu stoßen. Mir bangt vor der blißenden Schneide dir ist's ja so leicht, so leicht, bist ja Meister im Morden, zieh dein Schwert, und ich bin glücklich!

R. Moor. Willst du allein glücklich sein? Fort, ich tödte kein Weib!

Amalia. Ha, Würger! du fannst nur die Glücklichen tödten, die Lebensfatten gehst du vorüber! (Kriecht zu den Räubern.) So erbarmet euch meiner, ihr Schüler des Henkers! Es ist ein so blutdürstiges Mitleid in euren Blicken, das dem Elenden Trost Ein alter Räuber. Denk' an die böhmischen ist euer Meister ist ein eitler, feigherziger Prahler. Wälder! Hörst du? zagst du? an die böhmischen R. Moor. Weib, was sagst du? (Die Räuber Wälder sollst du denken! Treuloser, wo sind deine wenden sich ab.)

R. Moor. Halt! Wag' es Moors Geliebte soll nur durch Moor sterben! (Er ermordet sie.) Die Räuber. Hauptmann! Hauptmann! Was machst du? Bist du wahnsinnig worden?

aber

Amalia. Kein Freund? Auch unter diesen deine Parteilichkeiten gut zu machen nicht ein Freund? (Sie steht auf.) Nun denn, so eitle Kinderei da steh' ich am Rand eines entsetzlehre mich Dido sterben! (Sie will gehen, ein Räuberlichen Lebens, und erfahre nun mit Zähnklappern und sielt.) Heulen, daß zwei Menschen, wie ich, den ganzen Bau der sittlichen Welt zu Grund richten würden. Gnade Gnade dem Knaben, der Dir vorgreifen wollte Dein eigen allein ist die Rache. Du bedarfst nicht des Menschen Hand. Freilich steht's nun in meiner Macht nicht mehr, die Vergangenheit einzuholen — Schon bleibt verdorben, was verdorben ist - Was ich gestürzt habe, steht ewig niemals mehr auf Aber noch blieb mir etwas übrig, womit ich die beleidigten Gesetze versöhnen und die mißhandelte Ordnung wiederum heilen kann. Sie bedarf eines Opfers — eines Opfers, das ihre unverletzbare Majestät vor der ganzen Menschheit entdieses Opfer bin ich selbst. Ich selbst muß

R. Moor (auf den Leichnam mit starrem Blich). Sie ist getroffen! Dies Zucken noch, und dann wird's vorbei sein Nun, seht doch! Habt ihr noch was zu fordern? Jhr opfertet mir ein Leben auf, ein Leben, das schon nicht mehr euer war, ein Leben voll Abscheulichkeit und Schande Ich hab' euch einen Engel geschlachtet. Wie, seht doch recht her! Seid ihr nunmehr zufrieden?

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Grimm. Du hast deine Schuld mit Wucher | faltet bezahlt. Du hast gethan, was kein Mann würde für sie des Todes sterben. für seine Ehre thun. Komm jetzt weiter!

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Räuber. Nehmt ihm den Degen weg er will sich umbringen.

R. Moor. Thoren ihr zu ewiger Blindheit verdammt! Meint ihr wohl gar, eine Todsünde werde das Aequivalent gegen Todsünden sein? Meint ihr, die Harmonie der Welt werde durch diesen gottlosen Mißlaut gewinnen? (Wirft ihnen seine Waffen verächtlich vor die Füße.) Er soll mich lebendig haben. Ich geh, mich selbst in die Hände der Justiz zu überliefern.

Räuber. Legt ihn an Ketten! Er ist rasend

worden.

Schwarz. Sei ruhig, Hauptmann! Komm mit uns, der Anblick ist nicht für dich. Führe uns weiter! R. Moor. Nicht, als ob ich zweifelte, sie werde R. Moor. Halt noch ein Wort, eh wir mich zeitig genug finden, wenn die obern Mächte es weiter gehn Merket auf, ihr schadenfrohen Scher-¡ so wollen. Aber sie möchte mich im Schlaf übergen meines barbarischen Winks Ich höre von rumpeln, oder auf der Flucht ereilen, oder mit Zwang diesem Nun an auf, euer Hauptmann zu sein - und Schwert umarmen, und dann wäre mir auch Mit Scham und Grauen leg' ich hier diesen blutigen das einzige Verdienst entwischt, daß ich mit Willen Stab nieder, worunter zu freveln ihr euch berechtigt für sie gestorben bin. Was soll ich, gleich einem wähntet, und mit Werken der Finsterniß dies himm- Diebe, ein Leben länger verheimlichen, das mir schon lische Licht zu besudeln Gehet hin zur Rechten lang im Rath der himmlischen Wächter genommen ist? und Linken Wir wollen ewig niemals gemeine Räuber. Laßt ihn hinfahren! Es ist die GroßSache machen. mannsucht. Er will sein Leben an eitle Bewunde Räuber. Ha, Muthloser! wo sind deine hoch- | rung setzen. fliegenden Plane? Sind's Seifenblasen gewesen, die beim Hauch eines Weibes zerplaßen ?

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R. Moor. Man könnte mich darum bewundern. Nach einigem Nachfinnen.) Ich erinnere mich, einen armen Schelm gesprochen zu haben, als ich herüberkam, der im Taglohn arbeitet und eilf lebendige Kinder hat Man hat tausend Louisd’ore geboten, wer den großen Räuber lebendig liefert. Dem Mann kann geholfen werden. (Er geht ab.)

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua.

Ein republikanisches Trauerspiel.

Nam id facinus inprimis ego memorabile existimo sceleris atque periculi novitate.
Sallust von Catilina.

Vorrede.

Gesicht der Menschheit, die er belehren will, nicht für die scharfsichtige Allmacht, von der er lernt.

Die Geschichte dieser Verschwörung habe ich vor- Ich habe in meinen Räubern das Opfer einer züglich aus des Cardinals von Reß Conjuration du ausschweifenden Empfindung zum Vorwurf genommen. Comte Jean Louis de Fiesque, der Histoire des Hier versuche ich das Gegentheil, ein Opfer der Conjurations, der Histoire de Gènes und Robert | Kunst und Cabale. Aber so merkwürdig sich auch sons Geschichte Karls V. dem dritten Theile das unglückliche Project des Fiesco in der Geschichte gezogen. Freiheiten, welche ich mir mit den Begeben gemacht hat, so leicht kann es doch diese Wirkung heiten herausnahm, wird der Hamburgische Drama- | auf dem Schauplatz verfehlen. Wenn es wahr ist, turgist entschuldigen, wenn sie mir geglückt sind; sind daß nur Empfindung Empfindung weckt, so müßte, fie das nicht, so will ich doch lieber meine Phan- däucht mich, der politische Held in eben dem tasieen als Facta verdorben haben. Die wahre Ka- | Grade kein Subject für die Bühne sein, in welchem tastrophe des Complots, worin der Graf durch einen er den Menschen hintanseyen muß, um der politische unglücklichen Zufall am Ziel seiner Wünsche zu Grunde | Held zu sein. Es stand daher nicht bei mir, meiner geht, mußte durchaus verändert werden, denn die Natur des Dramas duldet den Finger des Ungefährs oder der unmittelbaren Vorsehung nicht. Es sollte mich sehr wundern, warum noch kein tragischer Dichter in diesem Stoffe gearbeitet hat, wenn ich nicht Grund genug in eben dieser undramatischen Wendung fände Höhere Geister sehen die zarten Spinneweben einer That durch die ganze Dehnung des Weltsystems laufen und vielleicht an die entlegensten Grenzen der Zukunft und Vergangenheit anhängen wo der Mensch nichts, als das in freien Lüften schwebende Factum fieht. Aber der Künstler wählt für das kurze

-

Fabel jene lebendige Gluth einzuhauchen, welche durch
das lautere Product der Begeisterung herrscht; aber
die kalte, unfruchtbare Staatsaction aus dem mensch-
lichen Herzen herauszuspinnen und eben dadurch an das
menschliche Herz wieder anzuknüpfen —– den Mann
durch den staatsklugen Kopf zu verwickeln
und von der erfinderischen Intrigue Situationen für
die Menschheit zu entlehnen das stand bei mir.
Mein Verhältniß mit der bürgerlichen Welt machte
mich auch mit dem Herzen bekannter, als mit dem
Cabinet, und vielleicht ist eben diese politische Schwäche
zu einer poetischen Tugend geworden.

-

Personen.

Andreas Doria, Doge von Genua. Ehrwürdiger Zenturione,

Greis von 80 Jahren. Epuren von Feuer. Ein Zibo, } Mißvergnügte.

Hauptzug: Gewicht und strenge befehlende Kürze. Afferato,
Gianettino Doria, Neffe des Vorigen. Prätendent. Romano, Maler. Frei, einfach und stolz.
Mann von 26 Jahren. Rauh und anstößig in Muley Hassan, Mohr von Tunis.
Sprache, Gang und Manieren. Bäurisch-stolz. Die
Bildung zerrissen.

ren

stät

(Beide Doria tragen Scharlach.) Fiesco, Graf von Lavagna. Haupt der Verschwörung. Junger, schlanker, blühendschöner Mann von 23 Jahstolz mit Anstand freundlich mit Majehöfisch-geschmeidig, und eben so tückisch. (Alle Nobili gehen schwarz. Die Tracht ist durchaus altdeutsch.) Berrina, verschworner Republikaner. Mann von 60 Jahren. Schwer, ernst und düster. Tiefe Züge. Bourgognino, Verschworner. Jüngling von 20 Jah

Ein confiscierter
Mohrenkopf. Die Physiognomie eine originelle
Mischung von Spizbüberei und Laune.
Deutscher der herzoglichen Leibwache. Ehrliche
Einfalt. Handfeste Tapferkeit.

Drei aufrührerische Bürger. Leonore, Fiescos Gemahlin. Dame von 18 Jahren. Blaß und schmächtig. Fein und empfindsam. Sehr anzichend, aber weniger blendend. Im Gesicht schwärmerische Melancholie. Schwarze Kleidung. Julia, Gräfin Wittwe Imperiali, Dorias Schwester. Dame von 25 Jahren. Groß und voll. Stolze Kokette. Schönheit, verdorben durch Bizarrerie. Blendend und nicht gefallend. Im Gesicht ein böser moquanter Charakter. Schwarze Kleidung. Bertha, Verrinas Tochter. Unschuldiges Mädchen. Rosa. Arabella. Leonorens Kammermädchen. Lomellino, Gianettinos Vertrauter. Ein ausgetrockneter Mehrere Nobili, Bürger, Deutsche, Soldaten, Hofmann. Bediente, Diebe.

ren. Edel und angenehm. Stolz, rasch und natürlich. Calcagno, Verschworner. Hagerer Wollüftling. 30 Jahre. Bildung gefällig und unternehmend.

Sacco, Verschworner. Mann von 45 Jahren. Gewöhn= | licher Mensch.

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Leonore (reißt die Maske ab). Nichts mehr! Kein Wort mehr! Es ist am Tag. (Sie wirft sich in einen Sessel.) Das wirft mich nieder.

Arabella. Gnädige Frau Leonore (aufstehend). Vor meinen Augen! eine stadtkundige Kokette! im Angesicht des ganzen Adels von Genua ! (Wehmüthig.) Rosa! Bella! und vor meinen weinenden Augen!

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Rosa. Nehmen Sie die Sache für das, was sie wirklich war eine Galanterie Leonore. Galanterie? und das emfige Wechselspiel ihrer Augen? das ängstliche Lauern auf ihre Spuren? der lange verweilende Kuß auf ihren entblößten Arm, daß noch die Spur seiner Zähne im flammrothen Fleck zurückblieb? Ha! und die starre tiefe Betäubung, worein er, gleich dem gemalten Ent zücken, versunken saß, als wär' um ihn her die Welt weggeblasen und er allein mit dieser Julia im ewigen Leeren? Galanterie? — gutes Ding, das noch nie geliebt hat, streite mir nicht über Galanterie und Liebe!

Rosa. Desto besser, Madonna! Einen Gemahl verlieren heißt zehn Cicisbeo Profit machen.

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Leonore. Verlieren? ein kleiner aussetzender Puls der Empfindung und Fiesco verloren? Geh, giftige Schwäßerin komm mir nie wieder vor die Augen! Eine unschuldige Neckerei vielleicht eine Galanterie? Ist es nicht so, meine empfin dende Bella?

Arabella. O ja! ganz zuverlässig so!

Leonore (in Tiefsinn versunken). Daß sie darum in seinem Herzen sich wüßte? — daß hinter jedem seiner Gedanken ihr Name im Hinterhalt läge? ihn anspräche in jeder Fußstapfe der Natur? Was ist das? wo gerath' ich hin? Daß ihm die schöne majestätische Welt nichts wäre, als der prächnur ihr tige Demant, worauf nur ihr Bild Bild gestochen ist? — daß er sie liebte? -Julien? Odeinen Arm her halte mich, Bella!

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