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Sie kömmt

Nach einem ältern Dichter.

sie kömmt, des Mittags stolze Flotte, Das Weltmeer wimmert unter ihr, Mit Kettenklang und einem neuen Gotte Und tausend Donnern naht sie dir Ein schwimmend Heer furchtbarer Citadellen (Der Ocean sah ihresgleichen nie), Unüberwindlich nennt man sie,

Zieht sie einher auf den erschrocknen Wellen;
Den stolzen Namen weiht

Der Schrecken, den sie um sich speit.

Mit majestätisch stillem Schritte

Trägt seine Last der zitternde Neptun; Weltuntergang in ihrer Mitte,

Naht sie heran, und alle Stürme ruhn.

Dir gegenüber steht sie da,
Herrscherin der Meere,

Glücksel'ge Insel

Dir drohen diese Gallionenheere, Großherzige Britannia!

Beh deinem freigebornen Volke!

Da steht sie, eine wetterschwangre Wolke.

Wer hat das hohe Kleinod dir errungen,

Das zu der Länder Fürstin dich gemacht?

Hast du nicht selbst, von stolzen Königen gezwungen, Der Reichsgeseße weisestes erdacht,

Ediller, sämmtl. Werk.

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Unglückliche

blick hin auf diese feuerwerfenden
Kolossen,

Blick hin und ahne deines Ruhmes Fall!
Bang schaut auf dich der Erdenball,
Und aller freien Männer Herzen schlagen,
Und alle guten, schönen Seelen klagen
Theilnehmend deines Ruhmes Fall.

Gott, der Allmächt’ge, sah herab,
Sah deines Feindes stolze Löwenflaggen wehen,
Sah drohend offen dein gewisses Grab
Soll, sprach er, soll mein Albion vergehen,
Erlöschen meiner Helden Stamm,

Der Unterdrückung letter Felsendamm
Zusammenstürzen, die Tyrannenwehre
Vernichtet sein von dieser Hemisphäre?

Nie, rief er, soll der Freiheit Paradies,
Der Menschenwürde starker Schirm verschwinden!
Gott, der Allmächt'ge, blies,

Und die Armada flog nach allen Winden.

Die zwei lesten Verse sind eine Anspielung auf die Medaille, welche Elisabeth zum Andenken ihres Sieges schlagen ließ. Es wird auf derselben eine Flotte vorgestellt, welche im Sturm untergeht, mit der bescheidenen Inschrift: Afflavit Deus, et dissipati sunt.

Der Kampf.

Nein, länger werd' ich diesen Kampf nicht kämpfen,
Den Riesenkampf der Pflicht.

Kannst du des Herzens Flammentrieb nicht dämpfen,
So fordre, Tugend, dieses Opfer nicht.
Geschworen hab' ich's, ja, ich hab's geschworen,
Mich selbst zu bändigen.

Hier ist dein Kranz, er sei auf ewig mir verloren!
Nimm ihn zurück und laß mich fündigen.

Zerrissen sei, was wir bedungen haben!

Sie liebt mich deine Krone sei verscherzt!
Glückselig, wer, in Wonnetrunkenheit begraben,
So leicht, wie ich, den tiefen Fall verschmerzt!

Sie sieht den Wurm an meiner Jugend Blume nagen,
Und meinen Lenz entflohn,
Bewundert still mein heldenmüthiges Entsagen,
Und großmuthsvoll beschließt sie meinen Lohn.

Mißtraue, schöne Seele, dieser Engelsgüte!

Dein Mitleid waffnet zum Verbrechen mich. Gibt's in des Lebens unermeßlichem Gebiete, Gibt's einen andern, schönern Lohn, als dich?

2

Als das Verbrechen, das ich ewig fliehen wollte?
Tyrannisches Geschick!

Der einz'ge Lohn, der meine Tugend krönen sollte,
Ist meiner Tugend letzter Augenblick!

Resignation.

Auch ich war in Arkadien geboren,
Auch mir hat die Natur

An meiner Wiege Freude zugeschworen;
Auch ich war in Arkadien geboren,

Doch Thränen gab der kurze Lenz mir nur.

Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder;
Mir hat er abgeblüht.

Der stille Gott o weinet, meine Brüder
Der stille Gott taucht meine Fackel nieder,
Und die Erscheinung flieht.

Da steh' ich schon auf deiner finstern Brücke,
Furchtbare Ewigkeit !

Empfange meinen Vollmachtbrief zum Glücke!
Ich bring' ihn unerbrochen dir zurücke,

Ich weiß nichts von Glückseligkeit.

Vor deinem Thron erheb' ich meine Klage,
Verhüllte Richterin.

Auf jenem Stern ging eine frohe Sage,
Du thronest hier mit des Gerichtes Wage
Und nennest dich Vergelterin.

Hier, spricht man, warten Schrecken auf den Bösen,
Und Freuden auf den Redlichen.
Des Herzens Krümmen werdest du entblößen,
Der Vorsicht Räthsel werdest du mir lösen

Und Rechnung halten mit dem Leidenden.

Hier öffne sich die Heimath dem Verbannten,
Hier endige des Dulders Dornenbahn.

Ein Götterkind, das sie mir Wahrheit nannten,
Die Meisten flohen, Wenige nur kannten,

Hielt meines Lebens raschen Zügel an.

„Ich zahle dir in einem andern Leben,
Gib deine Jugend mir!

Nichts kann ich dir als diese Weisung geben."
Ich nahm die Weisung auf das andre Leben,

Und meiner Jugend Freuden gab ich ihr..

„Gib mir das Weib, so theuer deinem Herzen,
Gib deine Laura mir!

Jenseits der Gräber wuchern deine Schmerzen.“
Ich riß sie blutend aus dem wunden Herzen,
Und weinte laut, und gab sie ihr.

„Die Schuldverschreibung lautet an die Todten,“
Hohnlächelte die Welt;

„Die Lügnerin, gedungen von Despoten,
Hat für die Wahrheit Schatten dir geboten,

Du bist nicht mehr, wenn dieser Schein verfällt.“ .

Frech wizelte das Schlangenheer der Spötter:
„Vor einem Wahn, den nur Verjährung weiht,
Erzitterst du? Was sollen deine Götter,
Des kranken Weltplans schlau erdachte Retter,
Die Menschenwitz des Menschen Nothdurft leiht ?**
„Was heißt die Zukunft, die uns Gräber decken?
Die Ewigkeit, mit der du eitel prangst?
Ehrwürdig nur, weil Hüllen sie verstecken,
Der Riesenschatten unsrer eignen Schrecken
Im hohlen Spiegel der Gewissensangst.“
Ein Lügenbild lebendiger Gestalten,
Die Mumie der Zeit,

Vom Valsamgeist der Hoffnung in den kalten
Behausungen des Grabes hingehalten,

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Das nennt dein Fieberwahn Unsterblichkeit ?"
"Für Hoffnungen Verwesung straft fie Lügen
Gabst du gewisse Güter hin?
Sechstausend Jahre hat der Tod geschwiegen,
Kam je ein Leichnam aus der Gruft gestiegen,
Der Meldung that von der Vergelterin ?"

Ich sah die Zeit nach deinen Ufern fliegen,
Die blühende Natur

Blieb hinter ihr, ein welker Leichnam, liegen,
Kein Todter kam aus seiner Gruft gestiegen,

Und fest vertraut' ich auf den Götterschwur.
All' meine Freuden hab' ich dir geschlachtet,

Jest werf ich mich vor deinen Richterthron.
Der Menge Spott hab' ich beherzt verachtet,
Nur deine Güter hab' ich groß geachtet,
Vergelterin, ich fordre meinen Lohn.

„Mit gleicher Liebe lieb' ich meine Kinder!“
Rief unsichtbar ein Genius.

„Zwei Blumen, rief er, hört es, Menschenkinder,
Zwei Blumen blühen für den weisen Finder,

Sie heißen Hoffnung und Genuß."

„Wer dieser Blumen eine brach, begehre
Die andre Schwester nicht.

Genieße, wer nicht glauben kann. Die Lehre
Jst ewig, wie die Welt. Wer glauben kann, entbehrel
Die Weltgeschichte ist das Weltgericht."

Du hast gehofft, dein Lohn ist abgetragen,
Dein Glaube war dein zugewognes Glück.
Du konntest deine Weisen fragen,

Was man von der Minute ausgeschlagen,
Gibt keine Ewigkeit zurück.“

Die Götter Griechenlands.

Da ihr noch die schöne Welt regieret,
An der Freude leichtem Gängelband
Selige Geschlechter noch geführet,
Schöne Wesen aus dem Fabelland!
Ach, da euer Wonnedienst noch glänzte,
Wie ganz anders, anders war es da!
Da man deine Tempel noch bekränzte,
Venus Amathusia!

Da der Dichtung zauberische Hülle

Sich noch lieblich um die Wahrheit wand, -
Durch die Schöpfung floß da Lebensfülle,
Und was nie empfunden wird, empfand.
An der Liebe Busen sie zu drücken,
Gab man höhern Adel der Natur,
Alles wies den eingeweihten Blicken,
Alles eines Gottes Spur.

Wo jetzt nur, wie unsre Weisen sagen,
Seelenlos ein Feuerball sich dreht,
Lenkte damals seinen goldnen Wagen
Helios in stiller Majestät.
Diese Höhen füllten Oreaden,
Eine Dryas lebt' in jenem Baum,
Aus den Urnen lieblicher Najaden
Sprang der Ströme Silberschaum.

Jener Lorbeer wand sich einst um Hilfe,
Tantals Tochter schweigt in diesem Stein,
Spring' Klage tönt' aus jenem Schilfe,
Philomelas Schmerz aus diesem Hain.
Jener Bach empfing Demeters Zähre,
Die sie um Persephonen geweint,
Und von diesem Hügel rief Cythere
Ach umsonst! dem schönen Freund.

Zu Deukalions Geschlechte sliegen
Tamals noch die Himmlischen herab;
Pyrrhas schöne Töchter zu besiegen,
Nahm der Leto Sohn den Hirtenstab.
Zwischen Menschen, Göttern und Heroen
Knüpfte Amor einen schönen Bund,
Sterbliche mit Göttern und Heroen
Huldigten in Amathunt.

Finstrer Ernst und trauriges Entsagen
War aus eurem heitern Dienst verbannt;
Glüdlich sollten alle Herzen schlagen,
Denn euch war der Glückliche verwandt.
Damals war nichts heilig, als das Schöne,
Keiner Freude schämte sich der Gott,
Wo die keusch erröthende Camöne,
Wo die Grazie gebot.

Eure Tempel lachten gleich Palästen,
Euch verherrlichte das Heldenspiel
An des Isthmus kronenreichen Festen,
Und die Wagen donnerten zum Ziel.
Schön geschlungne, seelenvolle Tänze
Kreisten um den prangenden Altar,
Eure Schläfe schmückten Siegeskränze,
Kronen euer duftend Haar.

Das Evoe muntrer Thyrjusschwinger
Und der Panther prächtiges Gespann
Meldeten den großen Freudebringer,
Faun und Satyr taumeln ihm voran;
Um ihn springen rasende Mänaden,
Jhre Tänze loben seinen Wein,
Und des Wirthes braune Wangen laden
Lustig zu dem Becher ein.

Damals trat fein gräßliches Gerippe

Vor das Bett des Sterbenden. Ein Kuß
Nahm das letzte Leben von der Lippe,
Seine Fackel senkt' ein Genius.
Selbst des Orkus strenge Richterwage
Hielt der Enkel einer Sterblichen,
Und des Thrakers seelenvolle Klage
Rührte die Erinyen.

Seine Freuden traf der frohe Schatten

In Elysiens Hainen wieder an,
Treue Liebe fand den treuen Gatten,
Und der Wagenlenker seine Bahn;
Linus' Spiel tönt die gewohnten Lieder,

In Alcestens Arme sinkt Admet,
Seinen Freund erkennt Orestes wieder,
Seine Pfeile Philoktet.

Höh're Preise stärkten da den Ringer
Auf der Tugend arbeitvoller Bahn;
Großer Thaten herrliche Vollbringer
Klimmten zu den Seligen hinan.
Vor dem Wiederfor derer der Todten
Neigte sich der Götter stille Schaar;
Durch die Fluthen leuchtet dem Piloten
Vom Olyinp das Zwillingspaar.

Schöne Welt, wo bist du? Kehre wieder,
Holdes Blüthenalter der Natur!
Ach, nur in dem Feenland der Lieder
Lebt noch deine fabelhafte Spur.
Ausgestorben trauert das Gefilde,
Keine Gottheit zeigt sich meinem Blick,
Ach, von jenem lebenwarmen Bilde
Blieb der Schatten nur zurück.

Alle jene Blüthen find gefallen,
Von des Nordes schauerlichem Wehn;
Einen zu bereichern unter allen,
Mußte diese Götterwelt vergehn.
Traurig such ich an dem Sternenbogen,
Dich, Selene, find' ich dort nicht mehr;
Durch die Wälder ruf' ich, durch die Wogen,
Ach! sie wiederhallen leer!

Unbewußt der Freuden, die sie schenket,
Nie entzückt von ihrer Herrlichkeit,
Nie gewahr des Geistes, der sie lenket,
Sel'ger nie durch meine Seligkeit,
Fühllos selbst für ihres Künstlers Ehre,
Gleich dem todten Schlag der Pendeluhr,
Dient sie knechtisch dem Gesetz der Schwere,
Die entgötterte Natur.

Morgen wieder neu sich zu entbinden,
Wühlt sie heute sich ihr eignes Grab,
Und au ewig gleicher Spindel winden
Sich von selbst die Monde auf und ab.
Müßig kehrten zu dem Dichterlande
Heim die Götter, unnüß einer Welt,
Die, entwachsen ihrem Gängelbande,
Sich durch eignes Schweben hält.

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