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Reden böser Leute, welche dich nur ́anreizen, die Stimme deiner Begierden, deiner jugendlichen Hige hörst: so lang ist deine Auferweckung zum Leben, zum Stand der Gnade, unmöglich! Schließ dich also in dich selbst ein; wähle dir eine einsame Stunde, einen ruhigen Ort; denke in der Stille nach über deinen elenden Sündenstand, denke nach, was du durch die Sünde verloren, was du gethan, was du verschuldet, was du zu fürchten hast!"

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Denke nach, wie sich Gott von deiner Jugend an gegen dich verhalten, wie viel Gutes er dir an Leib und Seele erwiesen, was er dir aus Liebe ge= schenkt, gethan und gegeben hat. Ja! Gott ist dein bester Vater, dein größter Wohlthäter: und du! wie hast du dich gegen ihn verhalten? Warst du nicht recht undankbar? Warst du nicht ein ungehorsames widerspänstiges Kind? Hast du ihn nicht oft und schwer beleidigt? Denke nach in der Stille; bedenke, überlege bei dir selbst, wer du bist, und wer Gott ist, was er dir gethan hat, und was du ihm gethan hast? Denke nach, was du bist, was du dereinst sein wirst, und was du mit der Gnade Gottes wieder werden könntest? Erkenne dein Elend, erkenne deine Bosheit, erkenne Gottes Güte und Barmherzigkeit! Und es wird bald besser mit dir werden, du wirst wieder anfangen der Seele nach zu leben, und wirst ewig leben! Amen.

Dreer, Frühlehren. III.

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Frühlehre auf den vierundzwanzigsten Sonntag nach Pfingsten.

Wie man sich sein Leben lang in Gesundheit und Krankheit auf einen guten Tod vorbereiten soll.

„Wenn ihr alles dieses sehen werdet, so wisset, daß das Ende nahe ist." Matth. 24, 15.

„Das Wort des Herrn bleibt ewig," sagt der Prophet David, und das bestätigt auch Christus im heutigen Evangelium: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen." Alles, was der göttliche Heiland im heutigen Evangelium der Stadt Jerusalem und dem ganzen jüdischen Volk angedroht hat, ist pünktlich erfüllt worden, und es wird also auch genau erfüllt werden, was er im heutigen Evangelium vom Ende der Welt und vom legten Gerichte sagt. Sind wir indeß zu unserer Todesstunde vorbereitet, so sind wir es auch zum lezten Gerichtstag. Oft läßt aber der Tod seine Ankunft gleichsam andeuten durch eine schwere Krankheit, und er läßt dem Menschen noch eine kurze Zeit, die er sich zu Nugen machen kann. Denn zur Zeit der Krankheit muß man christliche Tugenden ausüben, damit man selig werde. Man muß sich aber schon zur Zeit der Gesundheit an solche Lugen

den gewöhnen, damit man sie in der Krankheit ausüben könne, wie ich heute in einer kurzen Abhandlung zeigen werde. Hört mich!

Wenn der Christ selig sterben will, so muß die Beschäftigung seiner legten Tage und Stunden eine immerwährende Ausübung christlicher Tugenden sein. Er muß in dieser kurzen Beit mit doppeltem Eifer trachten, so viele Verdienste und Tugendschäße zu= sammenzubringen, so viel er nur zusammenbringen kann. Denn diese legten Stunden sind jene glückliche Zeit, in welcher er sich Gott zu einem gnädigen Richter noch machen kann. Und wenn wir diese kurze, aber zugleich legte Zeit vorbeistreichen ließen, ohne uns in Erweckung eines festen Glaubens, einer zuversichtlichen Hoffnung und einer inbrünstigen Liebe zu üben, wenn wir die empfindlichsten Schmerzen einer kreuzvollen Krankheit leiden würden, ohne dieselben durch eine christliche Geduld verdienstlich zu machen; wenn wir dahinsterben und unser Leben aushauchen würden, ohne daß wir es vorher als ein Dankopfer für alle empfangenen Wohlthaten, als ein Versöhnungsopfer für alle unsere Sünden, unserm Schöpfer gern und bereitwillig aufgeopfert hätten; wenn wir die Welt nur aus Noth und Zwang, nicht aber aus gänzlicher Ergebung in den

Willen Gottes verließen; wenn wir diese leßte Ge= legenheit so vieler Tugenden und Verdienste verabsäumen würden: dann wäre diese Verabsäumung das größte Hinderniß einer glücklichen Ewigkeit.

Ja! in diesen legten Tagen lassen sich Tugenden ausüben, zu denen uns oft die ganze Lebenszeit feine Gelegenheit gibt. Denn zur Lebenszeit ge= duldig sein, wo Kreuz und Trübsal nur Eins nach dem Andern kommt, wo heut das Gemüth, morgen der Leib gekränkt wird, ist allerdings Tugend: aber zur Zeit der legten Krankheit geduldig sein, wo Leib und Seele in äußerster Qual daliegt, wo Tag und Nacht sich gleichsam zusammenverschwören, uns zu peinigen, wo Schmerz und Elend von Stunde zu Stunde wächst, wo der ganze Leib und alle Glieder gleichsam auf einer Folterbank ausgestreckt liegen, und dabei in der Geduld unüberwindlich sein: das ist eine Tugend, die nicht gemein, sondern heldenmäßig ist. Seinen Gott lieben, da er uns gesund sein läßt und, wie die h. Schrift sagt, mit Segen und Wohlthaten von allen Seiten uns gleichsam umringt, ist eine christliche Liebe: aber seinen Gott auch dazumal lieben, da seine Hand über all das Unsrige ausgestreckt ist, und Alles, was uns lieb und werth ist, uns mit Gewalt wegnimmt; auch dazumal Gott lieben und seine strafende Hand küssen: das ist eine Liebe, die wenig ihres Gleichen findet. Sich

in den Willen Gottes ergeben, wenn er uns nur Freude und Trost, oder nur geringe Widerwärtige keit empfinden läßt, ist eine christliche Tugend: aber auch dazumal seine h. Anordnungen anbeten und sich seinen göttlichen Rathschlüssen unterwerfen, wenn er uns auch sogar das Leben nimmt; das ist die größte Ergebung, die man seinem Gott bezeugen kann.

Wer kann aber wohl seiner eignen Seele und seinem ewigen Glück so feind sein, daß er nicht aus dieser legten und so vortheilhaften Zeit allen möglichen Nugen schöpfen will? Ich zweifle nicht, daß wir Alle es wünschen. Gewiß, wir Alle wünschen es, und wir hoffen es auch; aber wir hoffen umsonst und ohne Grund, wenn wir uns nicht schon jezt, noch bei gesundem Leib, an solche Tugenden gewöhnen, welche man dazumal auszuüben hofft; denn Mancher wird zuleht auf solche Tugendübungen denken, aber selbe nicht mehr erwecken können, weil sie ihm eine fremde und ungewohnte Sache sind.

Wird wohl derjenige auf einmal den ganzen Zusammenfluß aller Schmerzen und Bitterkeiten geduldig ertragen, welcher seine ganze Lebenszeit, wie der h. Apostel Paulus sagt, ein Feind des Kreuzes Christi gewesen ist, und nichts hat ertragen wollen, was seinem verzärtelten Leib empfindlich und schwer gefallen ist? Wie wird der auf einmal fest und unbeweglich glauben, welcher jegt über die wichtigsten

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