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Linien verziert. Das 2. und 3. sind flaschenförmig; der Hals derselben theilt sich nach unten in zwei Schenkel.

„Schliesslich will ich mir nur noch zu bemerken erlauben, dass die von Ihnen erwähnte „Adlernase" sich nur an dem grösssten Holzbild findet, an dem kleineren gut erhaltenen Stücke hat die Nase einen geradlinigen Rücken".

Das in dem Briefe des Herrn Bolan erwähnte Certificat lautet folgendermaassen: (Stempel der Insel Macabi).

Der Staatsbürger Samuel M. Palacio, Capitän zur See auf der Kriegsflotte der Republik Peru, Gouverneur der Inseln Guañape und Macabi.

Attestire: dass am 18. Januar d. J. zwischen der festen Guano-Schicht, die die nördliche Insel dieser Gruppe bedeckt, in einer Tiefe von 60 engl. Fuss eine aus Holz geschnitzte Figur angetroffen, dass der Ort, an welchem sie gefunden, vorher nicht berührt worden ist und dass von ihr, sowie von einigen anderen merkwürdigen Gegenständen der Kapitän Felix H. Benary photographische Abdrücke genommen hat.

Eine dieser Photographien, mit meiner Unterschrift versehen, begleitet dieses Certificat, welches ich zu dem Ende ertheile, um besagter Figur alle erforderliche Authenticität zu geben: ihre weit mehr als 100jährige Existenz zwischen der GuanoSchicht (deren thierischer Ursprung wohl nicht zu bezweifeln ist) sowie das ausserordentliche Alter dieser Läger und die Civilisation der Völker, die einst diesen Erdtheil bewohnten, zu beweisen.

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Insel Macabí, den 28. Februar 1871.

Zeuge:

(gez.) Tadeo A. Verlo,

Administrator der Insel.

Für den Herrn Gouverneur:
(gez.) Carlos R. Colmenares,
Sekretair der Regierung.
(gez.) Jos. D. Harris,

Ingenieur der Guano-Handelsgesellschaft.

Es folgen zahlreiche weitere Beglaubigungen des Gouverneurs selbst, der Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten und des Auswärtigen, endlich des Geschaftsträgers des norddeutschen Bundes, Herrn Theodor v. Bunsen.

Auf den dazu gehörigen Photographien finden sich ausser den 3 auf Tafel XV des vorigen Bandes abgebildeten Götzen noch 5-6 andere kleinere Figuren, meist sitzend mit untergeschlagenen Beinen, darunter mindestens noch 3 mit dem um den Hals geschlungenen "Stricke".

(4) Herr Westphal hält unter Vorstellung mehrerer Aphasischen einen Vortrag über Aphasie.

Von dem Begriffe der Aphasie, wie er sich gegenwärtig entwickelt hat, lässt sich keine einfache Definition geben. Man versteht darunter einen Complex von Sprachstörungen und von Störungen einzelner psychischer Vorgänge, die zu der Sprache in inniger Beziehung stehen. Studirt ist dieser Symptomencomplex vorzugsweise bei Patienten, welche an einer, gewöhnlich schlagartig entstandenen, Lähmung der rechten Körperhälfte (des rechten Armes und Beines und einzelner rechtsseitiger Gesichtsmuskeln), an einer sogenannten rechtsseitigen Hemiplegie litten, eine Affection, welche erfahrungsgemäss und in Uebereinstimmung mit bekannten anatomischen Thatsachen auf eine Erkrankung gewisser Theile der linken Hirnhälfte zu beziehen ist. In diesen Fällen rechtsseitiger Hemiplegie pflegt die Erscheinung der Aphasie, wenn sie einmal vorhanden ist, sehr stark ausgesprochen zu sein und dauernder zu bestehen, so dass hier die Einzelheiten der Störung am besten studirt werden können.

Allerdings kommen auch Fälle von andauernder Aphasie ohne alle Lähmung oder mit sehr unbedeutenden Lähmungserscheinungen, z. B. mit nur geringfügiger Lähmung der rechten Gesichts- oder Zungenhälfte, vor, allein sie sind im Ganzen seltener; von Wichtigkeit sind sie für das Studium der Aphasie insofern, als der Patient sich dabei der rechten Hand zu bedienen vermag und man besser über seine erhaltene oder etwa gleichzeitig verloren gegangene Fähigkeit zu schreiben urtheilen kann, als dies bei den auch am rechten Arm Gelähmten der Fall ist. Schliesslich kommt die Aphasie noch als eine schnell vorübergehende anfallsweise Erscheinung vor, welche in einer nur vorübergehenden Functionsstörung des Hirns (wahrscheinlich ohne gröbere anatomische Veränderungen) begründet ist. Es sind dies zum Theil selbständig auftretende Anfälle, die oft mit migräneartigem, linksseitigem Kopfschmerz einhergehen, zum Theil schliesst sich das Symptom der Aphasie an epileptische Anfälle an, kommt vorübergehend in acuten Krankheiten vor u. s. w.

Diese vorübergehenden Zustände sind besonders insofern den erst erwähnten, dauernden und meist unheilbaren gegenüber von Interesse, als der Kranke nach Beseitigung des Anfalls über die während desselben von ihm selbst beobachteten psychischen Vorgänge mit Erfolg befragt werden kann.

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Aus der Summe aller derartiger Beobachtungen ist nun der Begriff der Aphasie abstrahirt, deren einzelne Erscheinungen der Vortragende ausführlich an drei Patienten demonstrirt. Der erste derselben, Hart.. war durch einen vor Kurzem erlittenen Schlaganfall rechtsseitig gelähmt. Sein Gesichtsausdruck war lebhaft und machte den Eindruck guter Intelligenz. Die bestehende Aphasie zeigte einen hohen Grad, der Patient konnte weder spontan ein Wort hervorbringen, noch auch nachsprechen. Sollte er die Zunge herausstrecken, so öffuete er zuerst nur den Mund, ohne sie herauszubringen, und ein Unerfahrener hätte wohl auf den Gedanken kommer können, die Bewegungen der Zunge seien gelähmt. Dass dem nicht so sei, demonstrirte der Vortragende, indem er bald darauf den Patienten noch einmal, und nun mit Erfolg, die Zunge herausstrecken hiess, die sich nach allen Richtungen hin frei beweglich zeigte. Er wies bei dieser Gelegenheit schon jetzt darauf hin, dass die Sprachstörung der Aphasischen nicht in einer Lähmung der willkürlichen einfachen Zungenbewegungen ihren Grund habe; dieselben seien vielmehr wenn nicht Complicationen vorhanden stets ausführbar. Sprach man ihm ein Wort vor, so öffnete er den Mund, machte allerlei unzweckmässige grimassirende Bewegungen mit demselben, strengte sich sichtlich an, der Aufforderung Folge zu leisten, brachte aber stets nur die Laute: Tschi, tschi" oder „akoko“ heraus. Auch einzelne Vocale oder Consonanten war er unfähig nachzusprechen; liess man ihn aber aus einem Buche vorlesen er hatte lesen gelernt so brachte er (ganz gleichgültig, welche Buchstaben in dem vorgehaltenen Texte wirklich vorhanden waren), wie buchstabirend die Laute a, u, ä u. s. w. heraus, die er auf Aufforderung zu sagen auch nachher ausser Stande war. Es konnte dies Experiment mehrmals mit demselben Erfolge wiederholt werden.

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Auf Dictat schrieb er mit Hülfe der linken Hand seinen Namen auf die Tafel. Anderes (Buchstaben, Zahlen, Worte) vermochte er auf Dictat nur zum kleinen Theile richtig zu schreiben, dagegen hatte er in der Kranken-Abtheilung, aufgefordert, den Namen seiner Frau zu schreiben, richtig „Louise" geschrieben. Legte man ihm eine Anzahl von Gegenständen vor (Messer, Schlüssel, Kreide u. s. w.) und forderte ihn auf, diesen oder jenen zu ergreifen, so wählte er meist den richtigen, zuweilen aber, namentlich nachdem der Versuch einige Male wiederholt und die Gegenstände gewechselt worden, war er schwankend und irrte sich. Forderte man ihn auf seine Nase zu zeigen, so sperrte er den Mund grimassenhaft weit auf oder zeigte die Zunge und zeigte

dann auch wohl einmal richtig darauf hin; verlangte man von ihm, er solle die Bewegung des Essens mit einem Löffel vormachen, so hob er meist den Arm in die Höhe oder er machte eine wunderliche Bewegung, welche nicht die des Essens war; nach wiederholter Aufforderung und Erläuterung brachte er schliesslich nach öfterem Hin- und Hertasten die entsprechende Bewegung zu Stande.

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Der zweite Kranke (Has...), welcher keine Lähmungserscheinungen zeigte, hatte noch einen ziemlich reichlichen Wortvorrath zur Disposition, sprach leidlich fliessend, jedoch fehlten ihm zuweilen Worte oder er sprach einzelne Worte mit verkehrter Silbenstellung oder sonst fehlerhaft aus, brauchte auch geradezu falsche Worte. Noch stärker trat die Störung hervor, wenn er einzelne Gegenstände benennen sollte, brachte dann das Wort dafür oft gar nicht heraus, sagte ein falsches, wobei er sich des Irrthums theils bewusst war, theils nicht. Vorgesprochene Worte sprach er richtig nach, auch schwerere und mehrsilbige, bei ihm ungewöhnlichen, unbekannten und fremdländischen dagegen kam erst immer nur der ungefähre Klang heraus, nach einiger Uebung indess immer das Wort selbst (u. A. bei „Staffelei“). Vorgelegte Gegenstände sucht er richtig aus; auch wenn ihm ein anderer, im Zimmer befindlicher Gegenstand genannt wird, zeigte er ihn richtig. Vorgelegte Buchstabeu (welcher Buchstabe ist das?) benannte er zuerst falsch und nur einige richtig, nachher ging es besser; legt man ihm Buchstaben (etwa 7 bis 10) vor und fordert ihn auf, diesen oder jenen zu zeigen (wo ist a? u. s. w.), so suchte er die geforderten richtig aus. Seinen Namen schrieb er auf Geheiss richtig; im Uebrigen wollte er nicht ordentlich schreiben gelernt haben, so dass Versuche nach dieser Richtung hin nicht anzustellen waren.

Der dritte Kranke, welcher bereits seit dem Jahre 1871 rechtsseitig gelähmt war, sprach sehr geläufig und fliessend, konnte auch alles Vorgesprochene nachsprechen, war vielfach humoristisch in seinen Aeusserungen und machte durchaus nicht den Eindruck, als wenn eine der unter Aphasie einbegriffenen Erscheinungen bei ihm vorhanden wäre. Liess man ihn jedoch aus einer Anzahl von etwas ungebräuchlicheren Gegenständen einen auswählen, so irrte er sich öfter, nannte ein anderes Wort oder tastete an den einzelnen Silben herum, bevor er sie zusammenbrachte, verwechselte auch z. B. dabei die weisse mit der blauen Kreide, sah dann aber, corrigirt, seinen Irrthum ein. Sein Gedächtniss er war Schauspieler gewesen hatte seiner Angabe nach gelitten, er konnte viele der ihm sonst zu Gebote stehenden Stellen aus bekannten Stücken nicht mehr hersagen, war vielmehr auf ein paar derselben beschränkt. Sehr interessant war bei ihm vor Allem die Thatsache, welche der Vortragende wiederholt constatirte, dass der Patient auf Dictat gut zu schreiben vermochte, während er das Lesen nicht zu Stande brachte. Hatte man ihn ein Wort an die Tafel schreiben lassen, löschte es dann aus und schrieb, ohne dass Patient zusah, dasselbe Wort an die Tafel, so vermochte er das soeben noch selbst geschriebene Wort nicht zu lesen. Allerdings gelang es ihm nach einiger Zeit, aber immer nur, wie er selbst sehr anschaulich auseinandersetzte, vermittelst einer Art List, indem er mit dem Finger die einzelnen Buchstaben des angeschriebenen Wortes gleichsam nachzog und so schreibend las; auch zählte er sich wohl bei Entzifferung einzelner Worte die Summe der einzelnen Buchstaben ab und probirte so, ob das Wort, wie er es gelesen zu haben glaubte, in der That dem geschriebenen entsprechend war. 1)

1) Zu bemerken ist, dass eine bei diesem Patienten bestehende rechtsseitige laterale Hemiopie (Ausfall der rechten Hälfte des Gesichtsfeldes beider Augen) nichts mit dieser Unfähigkeit zu lesen zu thun hatte.

Schon die Verschiedenheit der bei diesen drei Kranken zu beobachtenden Erscheinungen wird die Behauptung rechtfertigen, dass sich das Phänomen der Aphasie - denn alle drei Kranke sind nach der gebräuchlichen Anwendung des Wortes den Aphasikern zuzurechnen nicht in eine einfache Formel bringen lässt. Indess sind die Erscheinungen noch viel mannigfaltiger, als sie bei diesen wenigen Patienten in kurzer Zeit demonstrirt werden konnten. So können einzelne Kranke ein vorgesagtes Wort im Zusammenhange nicht aussprechen, wohl aber jede Silbe desselben einzeln; umgekehrt kann manchmal ein mehrsilbiges Wort oder eine kurze Phrase nur im Zusammenhange ausgesprochen werden, nicht aber eine einzelne Silbe aus einem der Worte oder ein einzelnes Wort aus der Phrase; ein in Frankreich beobachteter Patient konnte sagen: tout-de-même, aber nicht même; andere Male können einsilbige Worte, z. B. „ja!" nicht ohne Verdoppelung der Silbe (ja ja!) ausgesprochen werden, oder es wird constant, wie der Vortragende bei einer aphasischen Frau sah, an Substantiva die Diminutivendigung angehängt (Tischchen, Stühlchen für Tisch, Stuhl etc.) Ein Wort, welches beim Vorsagen nicht nachgesprochen werden kann, kommt oft beim spontanen Sprechen und in einer zufälligen Verbindung ganz leicht und zwanglos heraus, während es andererseits wieder vorkommt, dass ein Wort nur auf Vorsprechen, nicht aber spontan hervorzubringen ist.

Wenn man nun auch jede dieser Einzelerscheinungen durch eine gewisse Formel ausdrücken kann, so ist eine solche für die bei einem bestimmten Kranken zu beobachtenden Gesammterscheinungen nicht zu finden, geschweige denn für alle hierher gehörigen Fälle. Wenn ein Kranker z. B. einen vorgelegten Gegenstand (Schlüssel) nicht benennen kann, dagegen denselben richtig aus einer Anzahl vorgelegter Gegenstände auswählt, wenn man ihm das Wort dafür giebt, auch das Wort selbst auszusprechen im Stande ist, so darf man sich für diesen bestimmten Vorgang wohl des allgemeinen Ausdruckes bedienen, der Kranke konnte zu dem Gesichtsbilde (dem vorgelegten Schlüssel) nicht das dazu gehörige Klangbild (Wortbild) finden, Gesichtsbild löste nicht das dazu gehörige Klang- (Wort-) bild aus, - wohl aber zu dem Klangbilde das entsprechende Gesichtsbild, d. h. die Leitung vom Gesichtsbilde zum Klangbilde war unterbrochen, dagegen die vom Klangbilde zum Gesichtsbilde erhalten; oder aber, wenn er, wie der dritte Patient, auf Dictat schreiben, aber nicht lesen konnte: die Leitung vom Klangbilde (Wortbilde) zum Gesichtszeichen (des Klangbildes) war unterbrochen, nicht aber umgekehrt u. s. w.

das

Indess hiermit wird in keinem einzigen Falle der ganze Umfang der Störung bei den einzelnen Kranken ausgedrückt, ja, die Störung der Verbindung zwischen Klang- und Gesichtsbildern (resp. -zeichen), welche sich bei einem ersten Versuche ausschliesslich nach der einen Richtung zu erstrecken schien, zeigt sich bei einem anderen Versuche wohl auch nach der anderen Richtung hin, und anderweitige Störungen kommen hinzu, so dass eine erst aufgestellte Formel nicht mehr passt.

Ebenso vorsichtig muss man, wenn ein Kranker weder Vorgesprochenes wiederholen, noch spontan sprechen oder Gegenstände bezeichnen kann, mit dem allgemeinen Schlusse sein, dass es sich in diesem Falle um eine absolute „Unterbrechung der Uebertragung einer Klangvorstellung (Wortvorstellung) auf den Sprachapparat“ handle da unter gewissen Umständen z. B. im Affecte, diese scheinbar vollständig verloren gegangene Verbindung sich als noch bestehend erweist, indem alsdann Worte glatt und fliessend herauskommen, deren Aussprache vollkommen unmöglich geschienen hatte. Wie sonderbar diese Umstände oft sind, davon gab der erste Patient ein Beispiel, von dem man bei weniger eingehender Untersuchung hätte glauben können, dass die Möglichkeit der Uebertragung der Klangbilder a, o, ü u. s. w. auf den

Verbandl. der Berl. Anthropol. Gesellschaft. 1874.

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Sprachapparat vollkommen verloren gegangen war; trotzdem brachte er diese Laute gut und deutlich heraus, sobald man ihm irgend ein beliebiges Buch in die Hand gab. Es scheint dem Vortragenden, der noch eine grosse Menge anderer Thatsachen nach dieser Richtung hin beibringen könnte, dass schon auf Grund des Angeführten kaum ein Zweifel darüber bestehen kann, dass man es bei dem Phänomen der Aphasie nicht mit einem einfachen Vorgange, sondern mit einer sehr complicirten Störung zu thun hat, und dass es rein willkürlich ist, eine Formel dafür aufzustellen, die doch immer nur sehr bedingt und in gewissen Grenzen richtig ist, aber niemals die Erscheinungen erschöpft oder ihr eigentliches Wesen darstellt. Wer solche Formeln aufstellt, hat eben die Kranken nicht genau und andauernd genug nach allen Richtungen hin untersucht, nicht genug mit ihnen experimentirt und die Experimente nicht genug mit Rücksicht auf die möglichen Fragestellungen variirt. Aus demselben Grunde kann man die Mehrzahl dieser Kranken nicht wenn man der Natur getreu bleiben will in scharf abgegrenzte Kategorien bringen, obwohl diese oder jene Erscheinung bei dem einen relativ mehr, bei dem anderen weniger in den Vordergrund tritt.

In Betreff der Gehirnveränderungen, welche in den Leichen rechtsseitig gelähmt gewesener Aphasiker angetroffen werden, liegen viele Beobachtungen vor. In einer grossen Zahl von Fällen fand man eine gewisse Partie einer Gehirnwindung des Vorderlappens der linken Seite zerstört (dass die Gehirnveränderungen sich überhaupt bei Hemiplegien, gleichgültig ob mit oder ohne Aphasie, auf der den gelähmten Gliedern entgegengesetzten Seite finden, wurde bereits oben erwähnt); die betreffende Hirnwindung wird in Deutschland und Frankreich gewöhnlich als die dritte Stirnwindung (der linken Seite) bezeichnet, eine Bezeichnung, die der Vortragende beibehalten will, wiewohl sie von einigen Autoren, vielleicht mit mehr Recht, als erste beschrieben wird. Die Zerstörung dieser Windung also, vorzugsweise ihres hinteren Abschnittes (Broca), wurde als Ursache der Aphasie betrachtet, und man ging nun anscheinend consequent weiter, indem man den Sitz der Sprache, das „Sprachcentrum", wie man sich ausdrückte, in diese Windung der linken Hirnhälfte verlegte. Bevor man eine so weit gehende Annahme macht, lohnt es sich wohl, die Thatsachen genau zu prüfen, auf denen sie basirt. Vergleicht man ohne vorgefasste Meinung die Sectionsbefunde und Krankengeschichten, so ergiebt sich als durchaus unbestreitbar, dass ganz derselbe Symptomencomplex der Aphasie, ohne dass man klinisch eine Differenz aufzustellen vermöchte, bei Lebzeiten auch da vorhanden war, wo nach dem Tode andere Hirntheile als der genannte (theils in der Nähe liegende, theils ganz entfernte, z. B. Stellen des Hinterlappens) zerstört waren, während die genannte Windung sich als ganz intact erwies. Der Vortragende selbst hat einige exquisite Fälle der Art beobachtet. So ist es denn auch gekommen, dass verschiedene Beobachter den Sitz des „Sprachcentrums" verschieden localisirten: in beiden Vorderlappen (Bouillaud), in die linke Hemisphäre (Dox), den linken Schläfenlappen. Reil'sche Insel u. s. w.

Wollte man aber sebst diesen Thatsachen als negativen den positiven mit Zerstörung der dritten linken Stirnwindung gegenüber weniger Werth beilegen, so sind doch die Fälle nicht weg zu disputiren, in denen die linke dritte Stirnwindung zerstört war, ohne dass bei Lebzeiten eine Spur von Aphasie bestand, während andererseits wiederum gleichfalls ganz sichere Fälle beobachtet sind, in denen bei Zerstörung der rechten dritten Stirnwindung Aphasie vorhanden war. Derartige Fälle kann man nicht wegleugnen, sie existiren in der That, ohne dass die Kritik ihnen etwas anhaben kann. Indess auch sie wurden von den Anhängern der Lehre vom Sitze der Sprache

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