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Halsschmuck gedient haben. Es sind dies eine durchbohrte Quarzperle und 2 durchbohrte Metallplatten. Die eine derselben, dünn, mit Patina überzogen und etwas concav, täuschte ursprünglich eine Münze vor; doch hat sich nach einer von Herrn Salkowsky vorgenommenen Untersuchung herausgestellt, dass dieselbe aus Bronze besteht. Die zweite Platte ist eine durchbohrte Silbermünze, welche Herr Friedländer, Direktor des hiesigen Münzcabinets, zu untersuchen die Güte hatte. Er erklärt dieselbe für eine vom Herzog Bernhard II. von Sachsen geprägte Münze, welche auf der einen Seite das Bild des Kaisers Conrad II., auf der andern eine eigenthümliche Zeichnung, eine sogenannte Kirchenfahne trägt. Nur die Rückseite ist leidlich gut erkennbar. Die Münze dürfte ungefähr in das Jahr 1030 zu setzen seien. 3) Neben dem Skelet eines Mannes eine eiserne Messerklinge, welche durch eine Ausschweifung am Rücken nach der Spitze zu lang zugespitzt ist. 4) Neben einem andern Skelet 2 grosse eiserne Nägel, von denen der eine noch in einem mit Eisenrost imprägnirten Stück Eichenholz steckt. Es scheint mir zweifellos, dass dies der Ueberrest eines eichenen Sarges ist.

Endlich ist zu erwähnen, dass in der über den Skeletten liegenden Erde vielfach Urnenstücke gefunden wurden, die aber offenbar nur zufällig dahin gerathen sind, dadurch, dass sie zur Zeit, als die Gräber angelegt wurden, sich schon in der Erde befanden. Ein Vergleich derselben mit denen an der andern Seite des Hohlweges zeigt keinen wesentlichen Unterschied; sie stammen also ungefähr aus derselben Zeit, wie jene. Alle bestehen aus einem mit grobem Kies gemischten Thon, der auf dem Bruch dunkelgrau, fast schwarz aussieht; nur einzelne Stücke zeigen in Folge von Brand ein mehr röthliches Ansehen. Auf der Aussenseite sind sie durch ein System horizontaler oder schräger oder gewellter Linien verziert. Eines unter diesen Bruchstücken, ein Randtheil, zeigt schon ein ziemlich zierliches Ansehen im Vergleich zu den andern Geschirrresten. Da die Altersgrenze der Grabstätten nach unten durch den Münzfund festgestellt ist, so bilden diese Scherben eine recht gute Bestätigung der Virchow'schen Ansicht, dass diese Dinge aus der spätern Slavenzeit stammen.

In welche Zeit ist nun aber das Alter der Grabstätten zu setzen? Dürfen wir für dieselben nicht ein höheres Alter als 1030 beanspruchen, so scheint a priori nichts dagegen zu sprechen, wenn man, verführt durch die Gegenstände, welche eine Bestattung in eichenen Särgen verbürgen, das Ganze als Ueberrest einer ziemlich modernen Zeit ansieht. Nun existirt ein historisches Dokument, welches in dieser Hinsicht von Interesse ist und auf welches mich Herr Postvorsteher Vauck in Wollin aufmerksam machte. Die Greifswalder Universitätsbibliothek besitzt unter dem Namen: Mss. Pom. Quart. 12, ein von A. G. Schwarz geschriebenes Excerpt des Chronicon Pomeraniae von Lubbe chius, in welchem sich ein Brief befindet unter dem Titel: Joh. Lubbechii Schreiben an David Chrytaeus von denen in Augenschein genommenen damaligen Merkmalen der Städte Julin, Wineta und Arkona vom J. 1590. 1) In diesem Schreiben, welches übrigens reich ist an allerlei Phantasien, heisst es vom Silberberg: „Er ist vor allen andern sehr hoch, auf wel„chem, wie man sagt, ein Schloss oder Burg soll aufgerichtet gewesen sein, worinnen viele Wohnungen gebauet sein; daselbst findet man noch unter den alten abgebro„chenen Grund- und Ecksteinen silberne Münzen, ingleichen siehet man daselbst ,auch zuweilen Gebeine und Ribben von sehr grossen Leuten gleich den Riesen." Thatsächlich geht aus dieser Mittheilung, welche übrigens nur nach den Angaben Wolliner Bürger gemacht zu sein scheint, hervor, dass man diesen Begräbnissplatz

1) Veröffentlicht im Feuilleton der Neuen Stettiner Zeitung vom 24. Januar 1874. Verhandl, der Berl. Anthropol. Gesellschaft. 1874.

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schon damals kannte und als einen sehr alten ansah. Dazu kommt, dass an derselben Stelle wiederholt arabische und silberne Schmuckgegenstände gefunden sind, welche nach v. Ledebur's Zeugniss) nicht lange über das Jahr 1012 hinausreichen dürften, da diesem Jahre die letzte arabische Silbermünze angehört, welche in baltischen Ländern gefunden ist. Herr Dr. Voss machte mich darauf aufmerksam, dass der oben beschriebene Kupferring an orientalische Schmuckgegenstände von derselben Localität und von andern Punkten der baltischen Länder erinnere, welche im hiesigen Museum aufbewahrt sind, und in der That hatte ich bei der Vergleichung dieser Dinge den Eindruck, als ob der Kupferring eine rohe locale Nachahmung eines orientalischen Vorbildes sein müsse. Endlich ist daran zu erinnern, dass mit dem Jahre 1125 die Bekehrung Wollins zum Christenthum erfolgte. Eine neubekehrte Bevölkerung dürfte am meisten geneigt sein, ihren Todten irgend welche christlichen Symbole mit in's Grab zu geben, und liegt bei dem Fehlen derselben der Schluss nahe, dass die Grabstätte noch der Heidenzeit angehört. Demnach glaube ich nicht allzusehr fehlzugehen, wenn ich die Herstellung der Gräberstätte etwa ins Jahr 1100 setze, also in die Zeit der Handelsblüthe der alten Stadt Julin.

Schliesslich möchte ich an diese Mittheilung noch eine Bitte knüpfen. Da Wollin seiner Zeit die bedeutendste Handelsstadt im nordöstlichen Europa war, so ist zu vermuthen, dass fortgesetzte Ausgrabungen daselbst noch zu wichtigen Fingerzeigen für die prähistorischen Forschungen in unsern Gegenden führen können. Nun hat der Herr Vorsitzende schon vor 2/2 Jahren verheissen, dass die Gesellschaft ihr Augenmerk auf diesen Punkt richten werde. Ich bitte diesen Entschluss möglichst bald in Ausführung zu bringen, um die dort in der Erde lagernden historischen Schätze nicht verloren gehen zu lassen. Der Silberberg z. B. wird von Jahr zu Jahr weiter abgetragen und bis jetzt hat sich in Wollin selber noch Niemand gefunden, welcher die Verschleuderung etwaiger Funde durch unberufene Hände zu hindern versuchte. Es dürfte hier also in ganz besonderem Maasse Eile geboten sein.

Die Fundgegenstände, Schädel sowohl als Metallstücke, mache ich dem Museum der Gesellschaft zum Geschenk.

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Herr Virchow knüpft hieran, unter Vorlage von drei der von Hrn. Küster ihm übergebenen und zum Theil sehr gut erhaltenen Schädeln, eine Besprechung des Fundes:

In Beziehung auf die letzte Mahnung glaube ich allerdings, dass es sehr wünschenswerth ist, ihr nachzukommen. Ich persönlich bin von der Fortsetzung meiner Arbeiten abgehalten worden durch die Schwierigkeit derjenigen Stellen, welchen ich meine Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Sie sind sumpfig, liegen in nächster Nähe der Dievenow und haben fast das ganze Jahr hindurch so viel Wasser im Untergrunde, dass diejenige Tiefe, welche mich der Pfahlbauten wegen interessirt, nur unter besonders günstigen Verhältnissen zu erreichen ist. Dieses Jahr habe ich überdiess mit andern Dingen zu thun gehabt, so dass ich ausser Stande war, die Angelegenheit zu fördern; ich habe aber nicht die Absicht, sie liegen zu lassen, vielmehr werde ich sie im nächsten Jahre, wenn irgend möglich, wieder aufnehmen. Es ist mir jedoch sehr erwünscht, zu sehen, wie von verschiedenen Seiten aus dasselbe Ziel zu erreichen versucht wird.

Ich habe aus der Reihe der von Hrn. Küster mir übergebenen 8 Schädel diejenigen drei mitgebracht, welche präsentabel und transportabel sind. Die Mehrzahl der Schädel war in einem solchen Zustande von Zertrümmerung, dass es eine nicht

1) v. Ledebur. Ueber die in den baltischen Ländern in der Erde gefundenen Zeugnisse eines Handelsverkehrs mit dem Orient zur Zeit der arabischen Weltherrschaft. Berlin 1840.

geringe Anstrengung gekostet hat, sie so weit herzurichten, dass sie im Grossen und Ganzen messbar sind. Die drei, welche hier stehen, waren verhältnissmässig gut conservirt, und sie sind sehr geeignet, ein Bild derjenigen Verhältnisse zu gewähren, welche bis jetzt aus dem Gräberfelde erkannt werden können.

Archäologisch will ich zunächst darauf aufmerksam machen, dass bei einer genaueren Betrachtung dieser Schädel sich bei mehreren eine sehr starke grüne Färbung einzelner Theile zeigt, welche durch die erwähnten sonstigen FundObjecte nicht ganz ihre Erklärung gefunden hat. Bei dem einen Schädel (Nr. VIII) ist diese Färbung sehr charakteristisch, und zwar rechts am Jochbogen, links über dem Warzenfortsatz: es geht daraus hervor, dass in dieser Gegend ein Ohrring (mindestens ein Bronzegeräth) gelegen hat. Noch interessanter in Beziehung auf eine Frage, die neulich (Sitzung vom 13. Juni) hier besprochen wurde, ist die Thatsache, dass bei einem jugendlichen Schädel (Nr. V) am Unterkiefer und zwar in der Mitte des Zahnrandes sich eine grüne Färbung findet. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass auch hier der Obolus für den Fährmann mitgegeben ist, wie bei dem damals besprochenen mecklenburgischen Schädel. Die von Hrn. Küster erwähnte Quarzperle, die durchbohrte Messingplatte und die Silbermünze von 1030 sind bei dem Schädel Nr. II, der einem noch sehr jungen Kinde gehört, gefunden worden; der Halsschmuck aus Kupferdraht gleichfalls bei einem Kinde Nr. III, und die Klinge eines eisernen Messers bei dem starken männlichen Schädel Nr. VII.

Von den drei Schädeln, die ich hier vorlege, dürfen wohl zwei (Nr. IV u. VIII) als weibliche zu betrachten sein, während der dritte (Nr. VII) ein männlicher und zwar von scheinbar sehr beträchtlichen Dimensionen ist. Um so mehr ist es bemerkenswerth, dass der Anschein ein täuschender ist; denn die Messung der Schädelcapacität hat ergeben, dass derselbe nur 1350 Cubikcent. hat, ein immerhin ausgiebiges Maass, aber gewiss erheblich unter der Schätzung, welche wohl ein Jeder nach der blossen Betrachtung desselben angestellt haben wird. Der Eindruck der Grösse resultirt einerseits aus der ungewöhnlichen Kräftigkeit der Gesichtsknochen, andererseits aus der beträchtlichen Länge, welche sowohl am Schädelgrunde, als am Hinterhaupt hervortritt.

Der Schädel eines jungen Mannes (Nr. VI) der wegen seiner Gebrechlichkeit nicht mitgebracht werden konnte, kommt ihm im Rauminhalt nahe, indem er 1310 Cubik-Cent. misst. Dagegen hält der weibliche Schädel Nr. VIII nur 1250 Cub.-Cent.

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Bei einer vergleichenden Untersuchung der Schädel hat sich herausgestellt, dass, wenn man zunächst von einem ganz jugendlichen (Nr. V) und den zwei Kinderschädeln (Nr. I u. III) absieht, die unter sich recht abweichende Verhältnisse darbieten, die übrigen Schädel sich in zwei Gruppen bringen lassen, eine Ordnung, die nur in Beziehung auf das Verhältniss der Länge zur Höhe bei dem einen männlichen Schädel (Nr. VII) gestört wird. Es ergiebt sich nehmlich, dass in Bezug auf den Hauptindex, welcher gewöhnlich im Vordergrunde der Betrachtung steht, d. h. das Verhältniss von Länge und Breite, wenn die Länge 100 gesetzt wird, ein Theil der Schädel ausgesprochene Langschädel sind, ein anderer in die Mittelklasse hinein gehört, also mesocephal oder genauer subbrachycephal ist. Die Längenbreiten-Indices der männlichen Schädel, die für die Charakteristik der Rasse als die am meisten bezeichnenden angesehen werden, sind für Nr. VII 73,7 und für einen andern, ebenfalls recht grossen und stattlichen Schädel (Nr. I) 75,5. Dagegen hat der Schädel eines jungen, übrigens vollständig erwachsenen und sehr kräftigen Mannes, der freilich im Gesichtstheil sehr defekt ist, Nr. VI, einen Index von 78,0. Bei den zwei weiblichen Schädeln besteht eine gleiche Variation. Der eine ist dolichocephal und relativ niedrig, der andere zeigt eine geringere Länge, die sich dann

freilich durch die grössere Höhe ausgleicht. Der Breitenindex beträgt bei dem einen weiblichen Schädel 74,2, bei dem andern 76,9. Was die Höhenverhältnisse angeht, so zeigen die Männer darin eine grosse Verschiedenheit, indem der eine (Nr. VII) den sehr geringen Höhenindex von 66,2 zeigt, der andere dagegen (Nr. I) 75,5 und der dritte (Nr. VI) sogar 78,5 hat. Bei dem einen weiblichen Schädel (Nr. IV) beträgt der Höhenindex 73,4 und bei dem andern (Nr. VIII) 78,6. Die genaueren Angaben der übrigen Zahlen werde ich später anfügen.

So verschieden die eigentlichen Schädelverhältnisse sind, so zeigt sich doch eine recht auffällige Uebereinstimmung in der Gesichtsbildung, namentlich der männlichen Köpfe. Bei allen ist das Gesicht ungemein kräftig und namentlich die Kiefer sind in allen Theilen stark entwickelt. Der Unterkiefer vorzugsweise ist hoch und das Kinn springt weit vor, bei Nr. VII so stark, dass eine fast progeneische Form entsteht. Die Zähne sind gross und breit, daher die Zahnbogen bei allen mehr oder weniger vorgeschoben. Die Nase hat eine breite Wurzel, eine im Allgemeinen schmale Oeffnung und einen stark vorspringenden Rücken. Die Augenhöhlen sind hoch und tief; bei den Frauen etwas niedriger. Die Jochbogen dagegen liegen verhältnissmässig eng an, so dass der Gesammteindruck des Gesichts ein edler ist.

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Im Ganzen ergiebt die Vergleichung, dass einige der Wolliner Schädel, nehmlich die dolichocephalen, sich anschliessen an die Funde anderer Gräberfelder, von denen wir gewohnt und zum Theil auch berechtigt sind, sie als germanische anzusehen. Es zeigt sich also auch bei dieser Gelegenheit wieder, wie sich bei den antiquarischen Forschungen die Fragen durcheinander schieben. Während Hr. Küster aus seinen archäologischen Beobachtungen, und gewiss mit Recht, geneigt ist, dieses Gräberfeld in eine Zeit zu setzen, welche einigermaassen durch die gefundene Münze charakterisirt wird, also in das 11. Jahrhundert, in eine Zeit, wo - bekanntermaassen dieser Stelle eine irgendwie ausgiebige deutsche Einwanderung noch nicht stattgefunden hatte, so kommen wir bei der craniologischen Betrachtung in die Lage, scheinbar deutsche Schädel zu finden. Es wird also wohl mancher weitergehenden Untersuchung bedürfen, um diese Differenz zwischen der archäologischen und der naturwissenschaftlichen Untersuchung auszugleichen. Man könnte z. B. auf den Gedanken kommen, dass entweder einzelne dieser Schädel oder viele derselben nicht dem eigentlich ansässigen Volke angehört haben. Da Wollin schon in der Zeit, von der hier die Rede ist, eine bekannte Handelsstadt, urbs celeberrima, war, welche von weit her besucht wurde, so ist es denkbar, dass Fremdlinge an dieser Stelle mit beerdigt worden sind'). Andererseits könnte auch die Frage aufgeworfen werden, ob an dieser Stelle nicht auch noch in späterer Zeit Beerdigungen stattgefunden haben. Da das Gräberfeld unmittelbar an derjenigen Stelle liegt, wo in historischer Zeit, namentlich im dreissigjährigen Kriege und in den Kriegen zwischen Schweden und Brandenburg, viel geschanzt worden ist, so würde ich nicht erstaunt sein, wenn Jemand gerade von dieser scheinbar germanischen Bildung der Schädel aus auf den Gedanken käme, dass es sich um eine Beerdigungsstätte handelt, die mit späteren militairischen Verhältnissen etwas zu thun hat. Dieser Gedanke wird dadurch einigermaassen gestützt, dass die grösseren männlichen Langschädel in der That in eine engere Vergleichung gestellt werden können mit nordgermanischen, skandinavischen Formen. Ich habe meine letzte Anwesenheit in Stockholm benutzt, um mir als eine besondere Gunst von Hrn. von Düben ein Paar Schädel aus dem

1) Nach G. W. v. Raumer (Die Insel Wollin und das Seebad Misdroy. Berlin 1851) werden zuerst in einer Urkunde von 1174 dänische Colonisten, 1208 slavische, deutsche und dänische Tabernae auf der Insel erwähnt.

Museum Retzius auszubitten, und ich lege von dort einen überaus charakteristischen und als typisch zu bezeichnenden Schweden-Schädel vor. Sie werden nicht verkennen, dass derselbe in seinen Hauptverhältnissen sich den dolichocephalen Wolliner Schädeln annähert. Bei einer specielleren Untersuchung ergiebt sich namentlich, dass auch dieser Schädel sich durch diejenige Eigenschaft, welche den Schädel VII von Wollin am meisten charakterisirt, durch die relative Niedrigkeit im Verhältniss zur Länge auszeichnet. Denn er hat auch nur einen Höhenindex von 69,9 bei einem Längenindex von 75,5. Immerhin ist hier noch ein nicht geringer Unterschied in den Maassen, da der Schädel VII die Zahlen 66,2 und 73,7 ergiebt, und in Bezug auf die Capacität der Schwede 1570, der Wolliner nur 1350 Cub.-Cent. zeigt.

Ich habe dann noch eine Bemerkung zu machen. Ueberall in Europa herrscht jetzt eine gewisse Leidenschaft, an irgend welchen älteren Schädelformen Prognathismus zu sehen. Herr de Quatrefages ist auf dem Punkt angelangt, dass er nach seiner Erzählung, wenn er sich in einen Omnibus, setzt, alle seine Begleiter ansieht, ob sie prognathe oder nicht prognathe Gesichtsbildung haben. Ich benutze diese Gelegenheit, um Sie darauf aufmerksam zu machen, dass, wenn man bloss die nackten Schädel betrachtet, auch der Scandinavier ein gewisses Maass von Prognathismus zeigt, vermöge der sehr starken Entwickelung der Zähne im Oberkiefer. Sie mögen daraus ersehen, dass man nicht jede Art von Vorsprung sofort mit dem schlimmen Namen des Prognathismus belegen und daraus eine negerartige oder australische Beziehung ableiten darf, sonst kommen wir in die Lage, dass wir selbst den reineren Formen der germanischen Stämme eine starke Beimischung australischen oder sonst schwarzen Blutes zuschreiben müssen. Dieser Prognathismus resultirt aus der Kräftigkeit der Zahnbildung. Die Zähne sind von einer ausgezeichneten Grösse und Breite; ihre Breite ist das Motiv für die Vergrösserung des Zahnbogens. Diese Form ist daher nicht im engeren Sinne als prognathe anzusehen; es handelt sich um einen rein alveolaren Prognathismus. Sobald man einen solchen Schädel in die richtige horizontale Lage bringt, so gehen die Kiefer sofort zurück, es mildert sich das Verhältniss des Vorsprunges, und es wird ersichtlich, dass diese Schädel trotz ihrer grossen Zahnbogen in das Gebiet der Orthognathie gehören.

Die genaueren Messergebnisse derjenigen 5 Schädel von Erwachsenen, welche sich vollständiger wieder herstellen liessen oder besser erhalten waren, lieferten für das Gräberfeld am Silberberg folgende Tabelle:

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