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Ob damit die Annahme eines direkten etruskischen Handels bis zu Gegenden hin in einer so frühen Zeit dargethan ist, muss ich vorläufig dahingestellt sein lassen. Unzweifelhafte Merkmale führen vorläufig nur bis Hallstadt, auf dessen Bedeutung ich schon wiederholt aufmerksam gemacht habe. Hallstadt, im alten Noricum gelegen und aller Wahrscheinlichkeit nach eine celtische Ansiedelung, mag allerdings einen grossen Transithandel entwickelt haben. Indess sprechen doch zahlreiche Thatsachen dafür, dass daselbst auch eine sehr entwickelte Localindustrie bestanden hat, die freilich ihre Muster wohl nicht, wie Hr. Bertrand vermuthet, nach Oberitalien eingeführt, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach von da bekommen hat. Immerhin ist für den schon früher von mir angetretenen Beweis einer alten Handelsstrasse von der Donau zur Oder und Weichsel ein neues wichtiges Argument gewonnen.

B. Der sehr reiche Inhalt des Eimers hat an sich keine für uns neue Form gebracht. Sein Werth scheint mir hauptsächlich darin zu bestehen, dass er die chronologische Fixirung gewisser, in unserem Nordosten viel verbreiteter Schmucksachen gestattet. Ich halte mich in der Besprechung an die von Hrn. Thunig gewählte Zahlbezeichnung:

1) ein mit erhabenen Windungen in entgegengesetzter Richtung versehener Halsring (Torques) von 20,5 Cm. Durchmesser aus Bronze mit mattgrüner, schöner Patina. Es ist einer von jenen Ringen, deren technische Herstellung durch nachträgliche Drehung eines kantigen Metallstabes Hr. Schwartz nachgewiesen hat. Die einzelnen Windungen sind hoch und scharf. Man unterscheidet 7 Knotenpunkte, von denen aus jedesmal nach zwei Richtungen hin entgegengesetztè Windungen ausgehen. Der Ring ist so gut erhalten, dass er noch bequem geöffnet und mit seinen hakenförmig gebogenen Enden geschlossen werden kann.

2-3) Zwei aus einem gleichfalls noch vollständig federnden und fast überall noch gelbglänzendem Bronzeband von 8 Mm. Querdurchmesser bestehende Armringe. Der eine ist gebrochen, der andere ganz unversehrt. Letzterer hat 8 Umgänge und eine Gesammthöhe von 68 Mm. Die innere Seite des Bandes ist durchweg vertieft, die äussere vorgerundet; zugleich zeigt diese eine, wenngleich nicht sehr zierliche, so doch gefällige Verzierung, in welcher Gruppen von geraden Strichen gewisse Abtheilungen begrenzen, innerhalb deren kurze Schrägstriche in linearer Aufreihung angebracht sind. In jeder Abtheilung finden sich zwischen den Reihen der Schrägstriche, der Mittellinie entsprechend, je 3 rundliche Grübchen, welche eingepresst sind, und denen daher auf der Rückseite kleine Vorsprünge entsprechen. Die anderen Zeichnungen sind eingravirt.

4) Vier sehr schwere und starke Bronzeringe, 10,5 Cm. im queren, 9,2 Cm. im geraden Durchmesser, mit einer in dem letzteren Durchmesser gelegenen Oeffnung. Sie gehören zu jener zweifelhaften Gruppe, die man bald als Arm- oder Fussringe, bald als Gewandverzierungen deutet. Sie bestehen aus einer gebogenen, plattrundlichen Bronzestange, deren äussere Oberfläche 3 tiefe Cannellirungen trägt. Die Enden sind an der Oeffnung scharf abgeschnitten und an der äusseren Seite mit je 3 tiefen Querfurchen versehen.

5) Zwei Bronzenadeln von 24 Cm. Länge, am Ende in eine schöne flache Spirale von 53 Windungen gelegt. Die Spirale hat 40 Mm. im grössten Durchmesser. Das Stück der Nadel, aus welchem die Spirale gebildet ist, hat eine grössere Stärke und ist vierkantig; es ist so aufgerollt, dass jedesmal auf der Fläche der Spirale eine scharfe Kante hervortritt. Der freie Theil der Nadel ist rund, aber etwas auf der Fläche gebogen.

6) Eine kleine eiserne Axt mit rundem Stielloch, dessen hintere Umgrenzung

abgebrochen ist. Das Stielloch hat einen Durchmesser von 20 Mm., das Blatt ist 82 Mm. lang, am Stiel 20 Mm. breit und 8 Mm. dick. Die Schneide ist leicht gerundet, an einem Ende etwas ausgebrochen, ursprünglich wahrscheinlich 45 Mm. breit. Die Form des ganzen Werkzeuges ist daher eine mehr längliche und schmale; die obere Kante fast gerade, die untere etwas stärker gekrümmt. Dicker Rost bedeckt alle Theile.

Das Vorkommen von Eisen bei einem Bronzefund gilt bei uns gewöhnlich als ein Anzeichen einer späteren Zeit. Die Erfahrungen des skandinavischen Nordens werden in dieser Beziehung meist ohne Kritik auf unsere Verhältnisse übertragen. Wenn es aber unzweifelhaft ist, dass auch in Oberitalien Eisen schon in der ältesten historischen Zeit im Gebrauche war, so wird es gewiss nichts Auffälliges an sich haben, zu meinen, dass auf demselben Wege, auf welchem südliche Bronzegeräthe zu uns gelangten, auch eiserne Geräthe eingeführt wurden. Für die Frage der einheimischen Eisenfabrikation wird dadurch ja nichts entschieden.

Sitzung am 11. Juli 1874.

Vorsitzender: Hr. Virchow.

(1) Als neuaufgenommene Mitglieder werden proklamirt:

Herr Legationsrath Humbert zu Berlin.

Herr Kreisphysikus Dr. Jacob in Coburg.

(2) Der Vorsitzende legt das Programm der vom 14. bis 17. September d. J. in Dresden stattfindenden Generalversammlung der deutslhen anthropologischen Gesellschaft vor.

Herr Hans Hildebrand, Secretair des am 7. August in Stockholm zusammentretenden internationalen Congresses für prähistorische Anthropologie und Archäologie, hat an den Vorsitzenden allerlei geschäftliche Mittheilungen für die am Congresse theilnehmenden Mitglieder gelangen lassen.

(3) Den Wünschen des Vorstandes der Gesellschaft entsprechend, hat die Königliche Akademie der Wissenschaften dem Afrikareisenden Hrn. Joh. Mar. Hildebrandt die Summe von 2000 Thalern behufs Studiums der Galaländer in Ostafrica bewilligt.

(4) Der Aufruf des Vorstandes (Sitzung vom 14. März d. J.) wegen Beschaffung des Materials zur prähistorischen Kartographie hat vielfache Anregungen gegeben. So hat Hr. Schwartz für die Provinz Posen einen besonderen Aufruf erlassen und sich zur Zusammenstellung der dortigen Fundstellen bereit erklärt.

Herr v. Levetzow zu Gr. Wubiser bei Morin in der Neumark schreibt Folgendes: Auf der hiesigen Feldmark sind mehrfach Kegelgräber aufgedeckt worden, deren Steinkisten die Scherben von Urnen enthielten, welche leider verworfen sind. In einer Urne fand sich ein Ring von Bronce in der Grösse eines Trauringes, welcher in meinem Besitze ist. Das Grab lag rechts an dem Wege von hier nach Morin nicht weit vom Dorfe.

Ferner wurden am Wege von hier nach Kl. Wubiser bei Vertiefung des Grenzgrabens mit einigen Urnenscherben gefunden: 1) ein sog. Spiralzierrath, 2) zwei ovale, nicht geschlossene Ringe von 62 Cm. Längen- und 5 Cm. Breitendurchmesser, 3) eine Nadel mit starkem Oehr von 10 Cm. Länge, alle Gegenstände von Bronze.

Am Wege von Latzkow nach Müggenburg in dem Königl. Forst wurde endlich ein vorzüglich erhaltener und besonders sauber und zierlich gearbeiteter Dolch von Bronze ausgegraben, welcher sich, wie die vorher genannten Gegenstände, gleichfalls in meinem Besitze befindet.

In Bellin bei Bärwalde N. M. wurde bei der Werbung von Feldsteinen ein Opfer- oder Begräbnissplatz, wahrscheinlich aus germanischer Zeit entdeckt, welcher Urnen verschiedener Grösse und zahlreiche gut erhaltene und sauber gearbeitete Gegenstände von Bronze, als Arm-, Fuss- und Kopf-Spangen, Heftel, Knöpfe, Messer, eine Lanzenspitze u. s. w. enthielt. Der Platz lag links am Wege von Bellin nach Stölpchen, ungefähr auf der Hälfte des Weges. Die Gegenstände sind im Besitz des Fräuleins von Kahle zu Bellin. Alte wendische Burgwälle finden sich mehrfach, z. B. bei Kl. Mantel am See.

Sogenannte Wendenfriedhöfe sind oft, z. B. hier, in Gossow u. s. w. aufgedeckt worden und haben Urnen verschiedener Grösse und einzelne Gegenstände von Bronze, als Spindeln etc. und von sehr verrostetem Eisen geliefert.

(5) Herr Resident Riedel zu Gorontalo auf Celébes hat 25 vortreffliche Photographien von Indonesiern eingeschickt. Ein Theil davon wird in dem Atlas des Hrn. Dammann veröffentlicht werden.

'(6)

über die

Herr Pigorini übersendet ein Blatt der Gazzetta di Parma mit Nachrichten

Terramaren von Casaroldo und Castione.

Er berichtet darin, dass, entsprechend einem von dem internationalen Congresse zu Bologna ausgesprochenen Wunsche, die italienische Regierung die Terramare von Casaroldo di Samboseto in der Gemeinde Busseto angekauft habe, um sie der Nachwelt zu erhalten. Neuere Untersuchungen haben im Grunde sowohl dieses Hügels, als der Terramare von Castione Pfahlbauten nachgewiesen.

Herr Virchow, indem er darauf hinweist, wie wünschenswerth es sei, auch bei uns für die Erhaltung ausgezeichneter Denkmäler der Vorzeit Sorge zu tragen, macht besonders aufmerksam auf den zwischen Halle a/S. und Merseburg gelegenen

Bornhök,

welchen er am 30. Mai besucht hat. Es ist diess ein etwa 50 Fuss hoher, ganz und gar künstlich ausgeschütteter, kegelförmiger Hügel von fast spitziger Gestalt, der sich auf einer weiten Ebene zwischen den Dörfern Gröbers (Eisenbahnstation) und Lochau, weithin sichtbar, erhebt. Schon vor längerer Zeit soll König Friedrich Wilhelm IV. in die Basis desselben einen Stollen haben eintreiben lassen, ohne dass etwas Besonderes gefunden sei. Nachher hat ein benachbarter Gutsbesitzer das Recht erworben, den Hügel im Laufe von 40 Jahren abzufahren, um mit der guten Erde seine Felder zu düngen. Gegenwärtig ist schon mehr als die Hälfte weggefahren, aber der Rest bildet noch eine höchst imposante Ruine. Ja, durch das Abtragen ist ein mächtiges Profil blossgelegt, welches die Art des Auftrages bequem zu übersehen gestattet. Eine Reihe abwechselnder, sehr mächtiger Lagen von schwarzer, torfiger und von gelber, lehmiger Erde, entsprechend den Bodenverhältnissen der Nachbarschaft, ist so übereinander geschichtet, dass jede Lage vom Rande her niedrig beginnt und gegen die Mitte hin bis zu einer Dicke von 5-10 Fuss an wächst. An mehreren Stellen sind die Schichten durch Anhäufungen grosser Geröllsteine unterbrochen. Menschliche Ueberreste scheinen gar nicht gefunden zu sein, dagegen sammelte der Vortragende aus den tieferen Schichten einzelne Knochen vom Schwein und Rind. Der Name Bornhök (der an Bornstädt, Bornhövd anklingt) bedeutet wohl Brennhöhe oder Brandhügel, und es muss angenommen werden, dass der Hügel als ein Opferplatz, vielleicht auch in Kriegszeiten als ein Platz zu Feuersignalen gedient hat. Nach den Knochen von Hausthieren zu urtheilen, muss ein sesshafter Stamm

ihn errichtet haben. Jedenfalls ist er das grösste Denkmal dieser Art in unseren Landen.

(7) Herr Ascherson übergab einige Bruchstücke

thönerner Gefässe aus der Libyschen Wüste, deren Masse durch die eingemengten grossen Kalkspathkrystalle an die mancher Thongeschirre von prähistorischen Funden erinnert. Dieselben kamen ihm während der Rohlfs'schen Expedition zur Erforschung der Libyschen Wüste zuerst in der Nähe des Brunnens Keraui, 11⁄2 Tagereisen östlich von der Oase Faráfreh vor und glaubte er sich berechtigt, sie wegen ihrer Structur für Reste der Gebrauchsgegenstände älterer Bevölkerungen zu halten. Indess war Vortragender sehr erstaunt, in der genannten Oase diese Thongeschirre, namentlich als Wassergefässe, noch jetzt in Gebrauch zu finden. Besonders waren auf dem Begräbnissplatze von Faráfreh, wo auf den Gräbern häufig Gefässe aufgestellt sind, die an gewissen dem Andenken der Todten gewidmeten Tagen gefüllt werden, fast nur Geschirre von dieser Masse zu finden. Vortragender hat diese rohen Töpferei-Erzeugnisse indess nur in dieser kleinen, von nur ca. 80 Familien bewohnten, von keinem grösseren Verkehr berührten Oase angetroffen. In Dachel und Chargeh hat die keramische Industrie bereits einen weit höheren Standpunkt erreicht, und geben ihre Erzeugnisse, namentlich die porösen, als Wasserkühler dienenden Thonkrüge (Gullah's) denen des Nilthals wenig nach.

(8) Hr. Le Coq übergiebt einen von Hrn. G. von Overbeck schon vor Jahren mitgebrachten, sehr gut gearbeiteten, in Kamtschatka zum Todtwerfen von Vögeln benutzten Pfeil mit steinerner Spitze als Geschenk für die Gesellschaft.

(9) Herr Bartels spricht

über einige der Alsener ähnliche Gemmen.

Es ist Ihnen bekannt, dass im November 1871 unserer Gesellschaft von Hrn. Professor Beyrich ein mit roh eingeschnittenen Figuren verzierter Stein übergeben wurde, der sich bei Sonderburg auf Alsen unter der Erde gefunden hatte: die sogenannte Gemme oder der Runenstein von Alsen.

Sie erinnern sich ferner, dass uns vor Kurzem ein Schreiben des Hrn Professor Engelhardt in Kopenhagen zuging, worin wir auf eine Arbeit des Professor Stephens aufmerksam gemacht werden, welche derselbe im ersten Hefte der Aarböger for Nordiske Oldkyndighed og Historie veröffentlicht hat. Er beschreibt darin zwei der unsrigen ganz ähnliche Gemmen, welche sich im nordischen Museum in Kopenhagen befinden, und er liefert uns damit den Beweis, dass wir in der Alsener Gemme nicht, wie wir bisher annehmen mussten, ein Unicum besitzen. Die in unserer Bibliothek nicht vorhandene Publikation liegt uns durch die Freundlichkeit unseres Herrn Vorsitzenden heut zum ersten Male vor.')

Ich wollte mir nun erlauben, Ihre Aufmerksamkeit noch auf zwei dieser Gruppe von Kunstwerken angehörige Exemplare zu lenken, welche bereits seit einer längeren Reihe von Jahren hier in Berlin öffentlich ausgestellt sind, aber meines Wissens in unserer Gesellschaft bisher noch nicht besprochen wurden.

Bekanntlich befindet sich im obersten Stockwerk des Königl. neuen Museums die Abtheilung für Kleinkünste oder die sogenannte Kunstkammer. Der kleinste der

1) Tre,Barbarisk-Classiske" Gemmer, fundne i Danmark. Af Prof. George Stephens, a. a. O. S. 50-56 mit 7 Holzschnitten.

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