Billeder på siden
PDF
ePub

sein könnten. Sein erster Gedanke wird also sein, eine Cabale gegen ihn zu organisiren, um ihn zu vernichten oder bei Seite zu schieben, doch folgt es aus der Natur der Sache, dass solche Opposition, um so schwieriger, und wegen der Gegenanklagen oder Entschädigungssummen um so kostspieliger oder gefährlicher sich gestaltet, je reicher oder mächtiger der Verdächtigte bereits ist. So tritt auch consequenterweise eine Grenze ein, jenseits welcher die Anklagen als Endoxe nicht länger erhoben werden können, und ein Fürst, also der zu der höchsten Sprosse auf der Ehrenleiter Emporgestiegene, bekennt sich offen oder öffentlich vor allem Volke bei der Krönung als Endoxe, um fortan sämmtlichen darauf bezüglichen Anschuldigungen und der Proben, ob er es wäre, erhoben zu sein. Allerdings übernimmt er damit eine Art moralischer Verpflichtung, seinen ärmeren, und weil ärmer ihm unterthänigen, Nebenmenschen in ihren Unglücksfällen, bei denen man an seine Eigenschaft als En doxe denken könnte, aus der Fülle seines Reichthums zu Hülfe zu kommen, aber zum Untergehen eines Ordales lässt er sich nur herbei, wenn durch einen gleich hochgestellten Fürst provocirt, und dann ist es ein Duell, bei dem sie sich die Probe gegenseitig zuschieben, ein Wettstreit um das Vermögen des Unterliegenden, das dem Sieger zufällt. In einem solchen Zweikampf erlag kürzlich der Samano, in Folge welches Todes Chiloango und das Gebiet von Chinchoxo ohne Fürst geblieben ist.

Der Ursprung des Endoxe wird in den Schöpfungsmythen mit dem ersten Sterben in Verbindung gebracht, das erst (wie bei den Grönländern) nach einem Götterstreite eintrat, während Anfangs das Leben beständig währte und sich (gleich dem der Caroliner) mit dem Neumond stets erneute. Ursprünglich tödtete der Endoxe im Auftrage der Gottheit, zu der er an einem (auch in der Mythologie der Chibchas bekannten) Spinnenfaden hinauf kletterte. Seitdem er indess von einer moralischen Verurtheilung getroffen wurde, bildete sich im dualistischen Gegensatz zu Sambi ampungu im Himmel die Vorstellung des bösen (impi) Gottes in der Erde oder des Sambi impi und durch Beschwörung dieses mit seinen höllischen Geistern soll nun der Teufelskünstler seine Kunst erwerben. Der Ganga oder Priester, dessen Weihe stets auf Schwierigkeiten stösst (und in Guyana z. B. durch die Seefrau vermittelt werden muss), tritt erst in zweiter Linie nach dem Endoxe hervor und wird geradezu für einen abtrünnigen Endoxe erklärt, der um beim Todesurtheil sein Leben zu retten, sich für schuldig erkannte und um des Cassa - Essens überhoben zu sein, sich erbot, die ihm bekannten Kräfte und Milongo (oder Zaubermittel) fortan zum Besten der Menschheit, statt zu ihrem Schaden, zu verwenden. So kann es nicht überraschen, dass die Stellung des Ganga vielfach zwischen weisser und schwarzer Magie schwankt und dass er in alte Gewohnheiten des Schadens zurückfallen mag. Jedoch bleibt davon getrennt. die Klasse der den heiligen Boden der Muttererde hütenden Ganga, deren Existenz mit der göttlichen Einsetzung der Fürsten in Verbindung gebracht wird und schon mit deren Function als Priesterkönig eng verknüpft ist.

Als angesehenster unter den Ganga gilt der Ganga Angombe, der Seher oder Prophet (als Ganga umtali oder Ganga tescha), der zum Weissagen berufen wird und den ausgedeuteten Schuldigen dann dem Ganga incassi übergiebt, damit er ihn im Ordal der Cassa prüfen. Neben dem Ganga umwulu (zum Regenmachen) und dem Ganga umbumba [für die Kriegsceremonien]) findet sich dann noch der Ganga Bakisso (Umkissie), der als die Milongho oder Wunderarzeneien für Idole oder Mokisso ertheilend, auch Ganga Milongho heisst. Dieser letztere steht auf der Uebergangsgrenze zum Endoxe und er trägt (nach dem Ausdruck des Landes) die Mütze eines Fetissero (barreto do fetiçero), indem er sich als Fetissero bekannt hat. Man unterscheidet die Mokisso abisa, als heilende, und die Mokisso ambi, die krank machen, aber auch der beste der Mokisso mag als seinem menschlichen Ganga dienstbar, zu Zwecken verwandt werden, die dem von den Folgen derselben Betroffenen nicht als gute erscheinen. Simbuka tödtet mit raschem Schlage, Kunja lähmt diejenigen, gegen welche er angerufen wird, Kanga-Ikanga verursacht Kopfleiden, wodurch die Kranken in die Wilderniss fliehen, Mabiali-mapanje beraubt die Wahnsinnigen (Lauga) ihres Verstandes, und so giebt es mehr der Uebelthäter, wogegen der durch einen halbgeöffneten Eisenring präsentirte Bulunga gegen Krankheit bewahrt, Malunga (als Eisenring) den Kopf klar erhält, und so Imba (Armring mit Muschel) dem blutigen Ausgang in Streitigkeit vorbeugt, Madombe (als Eisenkette) im Kriege schützt u. s. w. Der Ganga miamassa ist durch die von ihm ausgekochte Arznei Kindagollo bei Bauchkrankheiten gesucht. In schweren Fällen dienen dem Ganga die Makongo Umba oder Umkanje genannten Mokisso und andere sind verschieden für Männer oder (wie Umpembe) für Frauen. Die Sasi liefern die Tränke, die Schwangeren bei der Geburt gegeben werden, oder den Neugeborenen als Heilmittel und sie werden von weiblichem Ganga bedient, indem die Ganga Sasi Frauen sind. Kulo-malonga stillt allzuheftigen Blutverlust bei der Menstruation. Bleibt eine Frau kinderlos, so liefert für sie Bitungu das Heilmittel und für den impotenten Ehemann Dembacani oder Cuango-malimbi.

Manche der einheimischen Aerzte besitzen eine ausgedehnte Kräuterkenntniss und verwenden die heilkräftigen Pflanzen oft mit gutem Erfolg, besonders bei Wunden und äusseren Verletzungen, wie sie auch gebrochene Glieder einzusetzen und einen passenden Verband anzulegen wissen. Eins ihrer Hauptmittel ist das Schröpfen mit einem dann durch Wachs zugeklebten Horn, und die nackten Rücken der Männer sowohl wie Frauen erscheinen gleichsam tättowiert in Folge des vielmaligen Schröpfens, auf das man bei jedem leichten Unwohlsein zurückkommt. Bei Anschwellungen und Entzündungen werden mit einem Messer im Umkreis der Schwellung Stiche gemacht, um dann Pulver von Kola-Nuss oder verschiedener Saamen einzuimpfen. Wie die Wurzel Kina von den die nächtlichen Operationen den Ganga begleitenden Musikern, wird ein weisser Saamen von den Ganga Njambe gegessen, um sich den Schlaf zu vertreiben, wenn sie die Geister rufen, bei deren Ein

reten ihr Körper dann in Convulsionen zuckt (Gulo-umbuiti), bis sie bewusstlos niederfallen. Leichte Fälle heilen die Ganga Njambe selbst durch ihr Milongho, während sie bei schwereren Aufgaben, den als Specialarzt fungirenden Ganga angeben, der aufgesucht werden muss. In Mayombe lebt der Ganga Umgowe, der seinen Mokisso als Calabasse besitzt und den Malungu Angove verleiht, der Ganga Malassie in Umlambe (am Zaire), dessen Mokisso in einem Korbe besteht, verleiht den Malungu Malassie, der Ganga Umlembe (in Sundi) gewährt, durch seinen Mokisso als Kasten, den Malungu Lembe. Die Krankheitsursachen können verschieden sein. Nur selten heisst es bei plötzlichem Todesfalle: Zambi tumesi (Gott hat ihn gerufen), gewöhnlich ist es der Fetissero oder Endoxe, der bei Nacht nackt umherwandert und Verwünschungen ausspricht gegen seinen Feind, der dadurch krank wird. Andere Fetissero kommen unsichtbar bei Nacht, um (gleich den Vampyren) das Blut des Kranken auszusaugen, und dieser lässt dann Nägel in den Mokisso einschlagen, um ihn zu tödten. Auch kann man sich gegen die Angriffe der Fetissero im Schlafe durch das Madungo genannte Milongo schützen, indem dann der Endoxe im Traum gesehen, und am anderen Tage als solcher angeklagt, zum Cassa-Essen verurtheilt wird. Die zum Sehutz gegen den Fetissero von dem Ganga erhaltenen Milongo werden eingewickelt in ein Säckchen getragen, doch haben die Mokisso Abneigung gegen gewisse Farben, Arten von Zeug u. s. w., mit denen sie nicht bewickelt werden dürfen. Die von den Ganga für ihre eigenen Milongo, die sie ihren Quixilles gemäss nur zum Nutzen und nichtzum Schaden verwenden dürfen, gebrauchten Säcke heissen Kutu. Die Pfeifen (Imbambe-insa), die von den Ganga gebraucht werden, müssen aus den Hörnern der jedesmal dem Mokisso heiligen Thiere, deren Fleisch (wie dem indianischen Medicinmann) dem Ganga verboten ist, gemacht werden, und ebenso die Federn der Umpung-Sala (Federmütze). Der Ganga divinirt, welches Thier oder welcher Theil eines Thieres seinem Mokisso beliebt ist, und aus den Knochen oder dem Gehirn, den Augen u. a. m. dieses Thieres, das bald ein männliches, bald ein weibliches sein muss, wird dann das Milongo bereitet, indem das Thier nach einer genau mitgetheilten Art und Weise zu sterben hat, sei es im Feuer, sei es durch Hunger oder sonst. Ausserdem sind dem Mokisso gewisse Pflanzen heilig und der Ganga steckt neben eine solche den Multi-Inxima (Stab des Verbotes), worauf Niemand wagt, dieselbe zu berühren. Der Fetischbaum Umteva Miembembe, dessen Fasern zum Umwickeln in Krankheiten gebraucht werden, ist heilig durch den Fetisch Bembu Kinu, als Shimbi Kanzie Bembu Kinu oder Erdteufel Bembu Kinu.

Oft kann eine Krankheit dadurch verursacht sein, dass der Kranke die erbliche Xina (Quixilla) gebrochen, und der herzugerufene Ganga findet aus, welcherlei Fleischgenuss die Ursache gewesen und verbietet einen solchen für die Zukunft, indem er zum Erinnerungszeichen an den Arm einen Ring anlegt. Der Angove genannte Ring (aus breitem Eisen) verbietet Hühner und Wild und behütet dafür gegen Unfälle auf See. Der Fetisch Chimbin

ganga (in Cabinda) verbietet für bestimmte Tage den Genuss von Schweinefleisch, sowie der männlichen Hühner. Wer sich dem Fetisch Lubongo (durch Federstäbchen an der Stirn bezeichnet) ergiebt, darf weder das Meer, noch einen Weissen sehen.

Auch die guten Mokisso (Mokisso-in-Zambi) oder Heilfetische, (wie Lembe, Angowe, Malassie, Bembo Loango u. s. f.) die das Leben schützen, und (wenn nicht durch einen Milongo) durch einen Bandstreifen (an Hand oder Fuss) repräsentirt werden, strafen mit Krankheit, wenn ihre Quixilla durch die Verführungen Zambi-impi's, der im Dunkel des Waldes lebt, verletzt und gebrochen werden. Findet der Ganga, bei Errathen des Fetissero, dass derselbe Grund zu seinem Hass gehabt, den er auf den Kranken geworfen, so muss ein Schwein geschlachtet und das blutige Fleisch in Stücken zur Sühne durch das Dorf vertheilt werden.

Wie die bösen Fetische, die Diener des Zambi-impi, erholen sich bei ihm ihre Zaubermacht die Fetissero des Endoxe, oder durch den in ihrem Leib befindlichen Zaubersack das Leben des Kranken an sich ziehen. Dann begeben sich die Ganga zur nächtlichen Beschwörung der Fetische, die durch Kauen von Zaubermedicinen und Beblasen der Glieder herbeigerufen werden. Haben die Fetische ihren Kreis gebildet, so wird für Zambi-impi gepfiffen und das Feuer (wie bei den schamanischen Ceremonien) mit den Füssen ein Wenig auseinander gestossen, damit er eintreten kann. Sobald dies geschehen ist, ergreifen ihn die Fetische und zwingen ihn Antwort zu geben, worauf der Ganga im vorgehaltenen Spiegel den Schuldigen erblickt, nämlich den Kranken, den Fetissero, der ihn martert und Zambi-impi, der den letzteren am Genick packt. Auch für Erlangung der entsprechenden Arzneien bedarf es nächtlicher Beschwörungen, indem die bei ihren geheimen Namen angerufenen Fetische dem Ganga in Gestalt von Hunden, Ziegen u. s. w. erscheinen und das fehlende Milongo, sowie den Ort, wo es zu treffen, bezeichnen. Aus den Eingebungen des Hauptes (Kuntuena) reden die Ganga, wenn in Begeisterung, eine heilige Sprache (Imbembe Umkissie), die für die übrigen Fioth unverständlich (Tusunkuku) ist, als aus entstellten Worten bestehend oder (in Cacongo) Worte der Bunda-Sprache entnehmend.

Wenn bei einer Berathung über einen Krankheitsfall die Aussagen der verschiedenen Ganga nicht übereinstimmen, so wird die Entscheidung des Aeltesten nachgesucht, (als Chinzonze-Metiamvoa) und wenn derselbe die Diagnose eines Collegen unrichtig findet, entzieht er ihn für einige Jahre die Practica oder nimmt ihn wieder in die Lehre. Auch verliert der Ganga tescha einigermassen an Autorität, wenn er durch falsches Orakel einen Unschuldigen dem Ganga incassu überliefert hat. Dieser wird vor Antritt seiner Functionen genau geprüft und fast in jedem Dorfe findet sich ein solcher Ganga, da es bei Mangel daran die Aufgabe des Grundherrn sein würde, einen solchen zu berufen. Der Ganga Angombe muss dagegen oft in der Ferne gesucht werden, und man entschliesst sich nicht gerne dazu, da sein

Erscheinen in einem Dorfe leicht Grund zu innerem Zwist und Streitigkeiten geben kann. In Mussuku wird der als Fetissero Angeklagte sogleich in Stücke gehauen, ohne dass man ihm die Probe des Cassa erlaubt.

Der Unterricht des Schülers betrifft vornehmlich die Milongo, denn der Ganga entlässt ihn, sobald er ihm das Prophezeien gelehrt hat. Der Schüler besitzt gewöhnlich nur über einen einzigen Fetisch Macht, während der Meister über viele (bis zu 10) gebieten mag. Zu gewissen Zeiten ziehen sich die Ganga mit ihren Schülern (zur Einweihung dieser) in das Innere des Waldes zurück, dessen Betretung dann durch Quixilles verboten ist, indem nur die dem Fetische vermählten Frauen, auf bestimmten Wegen ihre Männer besuchen dürfen. Der Golumbuiti in Chiloango unterrichtet die Knaben Kissinkaka, Lembanene, Lemba-Lemba, Umkrikitinkaka, Mansemba. Der alte Ganga-nene oder Oberpriester, der unter den Namen Ganga Kunga (in Chicambo) seine Schüler (und deren Schüler) für Kuren und Prophezeiungen aussendet, lebt ausserhalb des Dorfes am Eingang zum Walde und wird dort von seinen Frauen bedient, deren Erste seine Speisen an einem abgelegenen Theil des Waldes zubereitet und sie dann, mit Palmblättern bedeckt (damit Keines Augen darauf fallen) zu ihm in die Hütte bringt, wo er isst, ohne von Fremden gesehen zu werden. Die dem Fetisch vermählte Frau, die allein diesen berühren kann, muss alles, was sie bei Tage erblickt, dem Gatten Nachts mittheilen, weil sie sonst in Krankheit fällt und das Milongo des Fetisches verdirbt. Die Ganga dürfen nur an bestimmten Plätzen Wasser trinken, das es der Frau des Fetisches (Umcase Lemba) allein zusteht, zu holen und zwar nur an bestimmten Stunden des Tages oder der Nacht. Durch die vielfachen Speiseverbote ist die Fleischdiät der Ganga, die manche Thiere oder Fische selbst nicht sehen dürfen, oft eine äusserst beschränkte, so dass sie vielfach nur von Wurzeln und Kräutern leben, indess rohes Blut trinken mögen. Jeder Ganga hat eine seiner Frauen (die vornehmste) dem Fetisch vermählt, und sie allein, indem sie ihn bei seinen Ceremonien unterstützt, mag die Idole und heiligen Gegenstände berühren.

Die Shimbuco, Malasie, Kuanda genannten Schulen der Ganga kommen von Bomma, die Shibingo, Mabiali - mandembe, Ungoffo, Maloango, Ikosu, Pumbo, Mabili, Mabika, Bongo, Umbandi, Bumba, Umkissi-insi, Bumba-masi, sind einheimische. Der Ganga Ungiemo durchlief (Ende der 60. Jahre) die Dörfer von Malembo und Chiloango, von Trommeln und Tänzern begleitet oder empfangen, um durch einen aus Blut und Pulver gemischten Trank, für den Alle im Dorfe bezahlten, die Verbrecher und Fetissero unmöglich zu machen und die Eingeweihten des Erbrechens beim Cassa-Essen zu versichern. Indess hatte seine Secte keinen Bestand.

Als angesehene Fetische gelten in Cabinda u. A. Mangaka (unter dem Ganga Pansa), Maluango Songo (unter den Ganga Maluango), Koso (in einem Tuch), Mabiali-mandembo oder Mabiali-mapanje (unter dem Ganga Mabiali). Die Fische werden gehütet vom Ganga Imbosi (in Schimbolla), vom Ganga

« ForrigeFortsæt »