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man kann sich aber loskaufen, wenn man Vieh genug hat. Zauberer und Giftmischer werden ebenfalls mit dem Tode bestraft. Gegen Unzucht und Ehebruch ist man gelinder; oft kommt dergleichen gar nicht zur Klage. Für Diebstahl muss Schadenersatz und Bussgeld darüber gezahlt werden. Auf Verrath und Widersetzlichkeit gegen den Häuptling steht der Tod. Todesurtheile werden auf verschiedene Weise ausgeführt. Die am wenigsten grausame Art ist Erschlagen mit Wurfkeulen oder Erstechen, neuerdings auch Erschiessen. Wegen Zauberei und Giftmischerei Verurtheilte werden auf eine gräuliche Weise hingerichtet, indem ihnen ein Pfahl vom After aus durch den Leib getrieben wird. Uebrigens sind die Sotho-Häuptlinge bei weitem nicht so eilend, Blut zu vergiessen, als die Kafferhäuptlinge. Von blutdürstigen Ungeheuren wie Tsakha oder Umsóázi habe ich bei ihnen nichts gehört. Gezahlte Busse fällt dem Häuptling zu, der darum gerne da verurtheilt, wo etwas zu fischen ist, wie er auch gerne losspricht, wo dies ihm einen erklecklichen Gewinn bringt. Ohne Geschenk geht man gewöhnlich nicht zum Häuptlinge, wenn man eine Sache bei ihm anzubringen hat. Einkünfte des Häuptlings sind: die Felle von erlegten Löwen und Panthern. Auch von anderer Jagdbeute werden den Häuptlingen Felle abgegeben. Auch vom erbeuteten Fleische erhalten sie bestimmte beste Stücke. Ausserdem werden Abgaben in Bier, Korn u. s. w. entrichtet. Vom ersten Stück Vieh, welches ein junger Mensch sich erarbeitet, bekommt der Häuptling das erste Kalb. Kehren Arbeiter aus der Kolonie zurück, so erhält er von dem, was sie mitbringen, ein gutes Geschenk, oder er sucht sich irgend etwas aus, was ihm gefällt. Von dem Gebiete, welches er beherrscht, wird der Häuptling als Grundeigenthümer angesehen; er weist seinen Unterthanen an, wo sie ihren Acker haben sollen.

Bei Hofe wird eine bestimmte Etiquette beobachtet. Wenn man den Häuptling grüsst, hockt man vor ihn hin, klatscht in die Hände und ruft ihm eine der üblichen Grussformeln zu: „Tama' kxoši!" oder „Tama' Morena!“ (Sei gegrüsst, Herr!) oder „,Tama' Sevata!" (Sei gegrüsst, wildes Thier!*) oder,,Sevuta Morena!" (Herr wildes Thier!) oder „Tau e tona!“ (Grosser Löwe!) oder „Thovela'-vatho!" (Menschenbezwinger!) u. s. w. Der Häuptling antwortet etwa mit ,,a xe!" einer Interjection des Beifalls oder der Aufmerksamkeit. Wird die Etiquette streng gehandhabt, so geschehen Verhandlungen mit dem Häuptlinge durch den Mund des motzeta, des Vermittlers. Auf den betreffenden Gegenstand kommt man erst durch Umwege, wie es überhaupt im Verkehr als fein, als guter Ton gilt, nicht mit der Thür ins Haus zu fallen, sondern erst Umwege zu machen und dann auch, wenn man bei der Sache angekommen, selbige möglichst breit zu treten und umschweifig zu behandeln. Wer das Angesicht des Häuptlings zu sehen zum ersten Male das Glück hat, darf nicht ohne Geschenk kommen, welches das Herz des

*) Sevata von vata =,,tappe“, bezeichnet ein tappend gehendes Individuum, einen Sohlenoder Zehengänger.

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hohen Herrn „weiss", d. b. glücklich macht. Das Geschenk darf auch nicht zu unansehnlich sein, sonst findet der Geber nicht Gnade. Ein Bündel Messingdrath von etwa 6 bis 10 Pfund Schwere, eine Decke, ein Schaf oder eine Ziege wird schon mit Wohlgefallen angenommen; noch weisser" aber wird das Herz über einen guten Ochsen oder eine junge Kuh. Am liebsten wird Pulver, Blei oder ein Gewehr gesehen, welche Gaben für uns Missionare in Transvaal verboten sind, da wir uns verpflichtet haben, den solches nicht gestattenden transvaalschen Gesetzen nachzukommen, was uns freilich oft in missliche Stellung bringt, indem die Heiden nicht einsehen, warum der Missionar sie nicht mit Waffen und Munition versorgt, und ihn daher als im Bunde mit den verhassten Boers betrachten. Gewissenhaftigkeit verstehen sie eben nicht zu würdigen. Bei Unterhaltung mit dem Häuptling giebt man seine Aufmerksamkeit zu erkennen, indem man bei jedem Satze desselben ausruft: Morena!" oder „Kxoši!" oder "Thovela!" oder „Tama!" u. dgl. - Kommt ein Häuptling zu einem anderen zum Besuch, so wird für ihn und seine Begleitung geschlachtet. Der hohe Gast wird nicht blos bei Tage mit Essen und Trinken bewirthet; auch für die Nacht sorgt der Wirth für den Gast aus seinem Harem. Weniger hohe Gäste bekommen etwa ausser einem guten Trunke und dem üblichen Kafferkornbrei einen Schlachtbock geschenkt, den sie sich zubereiten lassen und von dem ihre Bedienung und wer sonst in der Nähe, mitisst. Als Leckerbissen wird Einem wohl auch eine Kürbisschale mit wildem Honig vorgesetzt. Zur Bedienung wird ein bestimmter lanka (Diener) bestellt, welcher für Logis sorgt. Sehr gnädig nimmt es der Häuptling auf, wenn man ihm von dem geschenkten Schlachtbock hernach eine Keule schickt. Ein Geschenk vom Häuptling (auch sonst von jemand) nicht annehmen, gilt als Verletzung der guten Sitte. Ein Häuptling wollte mir einmal eine halbe Krone schenken; mein Gefühl sträubte sich dagegen und ich nahm das Geld nicht an. Man bedeutete mich hernach, ich hätte es sollen annehmen, dann hätte sich der Häuptling geehrt gefühlt. Wer als Person von Rang gilt und öfter mit dem Häuptling zu thun hat (wie z. B. der Missionar), für den wird aus den Hofbedienten ein ständiger Vermittlebestimmt, an den auch alle gegenseitigen Botschaften zunächst gehen.

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Zur Heeresfolge ist jeder männliche Sotho seinem Häuptlinge verpflichtet Das Aufgebot geschieht nach Altersclassen; alle zugleich Beschnittenen bilden eine Classe. Vom kriegerischen Aufgebot, ebenso von dem zur grossen Jagd, ausgeschlossen sind die noch nicht Beschnittenen; auch die Alten bleiben daheim. Auch zu Frohnarbeiten finden Aufgebote statt.

Die Häuptlingswürde ist erblich; die Nachfolge kommt dem Erstgeborenen der sogenannten „grossen" Frau zu. Da Häuptlingstöchter sich gewöhnlich nach auswärts verheirathen, so kommt weibliche Thronfolge selten vor; Berechtigung dazu ist aber vorhanden. Ist der Nachfolger beim Tode seines Vaters minderjährig, so übernimmt seine Mutter, resp. ein Oheim oder eine Base, auch etwa ein älterer Halbbruder, die Regentschaft für ihn. Oft giebt es

Zeitschrift für Ethnologie, Jahrgang 1873.

blutigen Streit um die Thronfolge. Da ist vielleicht eine Frau des verstorbenen Häuptlings, welche von Geburt die vornehmste ist, und wieder eine andere, die etwa Favoritfrau war und dem Häuptling die Erklärung abgelockt, sie sei die „grosse" Frau, und das Versprechen, ihr Erstgeborener solle Thronfolger sein. Solche Erklärung und solches Versprechen wird nach Ableben des Häuptlings nicht respectirt, sobald der Erstgeborene der vornehmsten Frau mit seinem Anhange sich stark genug fühlt zum Widerstande gegen den Sohn der Favoritin; da wird das Recht der Geburt geltend gemacht. Der Stärkste behält da schliesslich Recht. Es kommen noch andere Verwickelungen vor, welche die Unsitte der Polygamie mit sich bringt. So war Malekutu, der Sohn von Thulare, dem Peli-Häuptling, gestorben; ihm folgte sein Bruder Sekoáti, der auch seine Weiber erbte. Von diesen Weibern gebar die, welche Ma'lekutu's grosse" Frau gewesen, dem Sekõáti ihren ersten Sohn Ma'mpuru; Sekõáti's eigentliche „grosse" Frau gebar ihm den Sekhukhune. Ma'mpuru machte nun dem Letzteren nach des Vaters Tode die Herrschaft streitig; Sikukhune, als der Stärkere, behielt Recht; Ma'mpuru musste fliehen und ist heut noch im Exil. Mitunter ziehen die Prätendenten mit ihrem Anhange von einander, so dass die Herrschaft sich theilt.

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Was den allgemeinen Verkehr angeht, so gilt auch da Weitschweifigkeit im Ausdrucke für Höflichkeit; Kürze und Prägnanz im Ausdrucke heisst „hart“ sprechen. Die Weise der Europäer gilt als unmanierlich. Kommt ein Fremder zu Jemandes Hause und bittet um Essen, so übt man bereitwillig Gastfreundschaft, wenn man nur selbst genügend Speise hat. Einem Europäer wird diese Sitte oft unbequem. Wenn er Arbeiter aus den Sotho hat und dieselben setzen sich zum Essen, so ist es ihre Gewohnheit, jeden Beliebigen, der dazu kommt, mitessen zu lassen: sie können es nicht begreifen, wenn der Arbeitgeber, weil ihm sonst zu viel draufgeht, dies nicht ohne Weiteres gestatten will. Wird Einem irgendwo Speise oder Trank geboten, und man traut nicht recht, ob nicht Gift drin ist denn durch Gift wird so Mancher beseitigt so lässt man den Darreichenden zuerst davon kosten. Man erweckt freilich mehr Vertrauen, wenn man selbst Vertrauen zeigt und ohne Weiteres zulangt. Ich für meine Person habe mir daher nie Speis und Trank vorkosten lassen. -- Bei Begegnung ist der gewöhnliche Gruss: „Lumela'!“ Das Verb lumela bedeutet glaube, stimme zu," daher auch,,erlaube.“ So ist es wohl das Natürlichste, das cohortative lumela zu erklären als: „Erlaube!" nämlich dich zu grüssen. Höflicher grüsst man: Lumela' kxoši!" oder „Tama' kxoši!“ = „Erlaube, Herr! Sei gegrüsst, Herr!" Zum Schluss grüsst man wieder mit „Lumela'!" oder man sagt: „Sala' xa votze!" d. h. „Gehab dich wohl!" wörtlich:,,Bleibe wohl zurück!" Wenn es Abends ist, sagt man auch: „Rovala a votze", d. h. „Schlaf wohl!" - Wenn eine Gesellschaft denselben Weg geht, so geschieht dies stets im Gänsemarsch, was an lebhafter Unterhaltung nicht hindert, da die Ohren der Eingeborenen scharf genug sind. Der Anfang der Unterhaltung mit Einem, der von anderwärts kommt, ist meist: „Litava li ren?" d. h. „Die Ereignisse, sie sagen was?"

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was giebt's Neues? Hat man nichts zu erzählen, so sagt man etwa: „Avà, ļi rovetże,“ d. h.,,Nichts, sie schlafen." Hat man etwas, dann thut man erst, als ob man weiter nichts Wesentliches zu berichten habe, kramt aber dann Eins nach dem Andern aus.

Der Handel ist Tauschhandel. M antauscht untereinander Grossvieh für zehn Stück Kleinvieh. Hat man Korn genug, so tauscht man, WO es fehlt, Vieh dafür ein. Wenn der Sotho nicht muss, verkauft er keine Kuh. Am meisten sind die Färsen geschätzt, weil man von ihnen noch so und so viel Nachwuchs erwarten kann. Ochsen gelten weniger, sind daher eher zu haben. Ausser für Korn bekommt man Ochsen und Kleinvieh für Decken, Hacken, Messingdraht, Perlen. Von fremden eingeborenen Händlern kauft man Matten, Schwingen, Körbe, Hacken u. dgl.; die Fremden wiederum kaufen Töpfe, Spangen, Felle u. s. w. Oft werden schöne Schakal- oder Dachsteppiche ausgeboten; für einen der ersteren wird ein bis zwei Stück Vieh verlangt; von letzteren bekommt man für ein Stück Vieh einen, ja auch zwei. Der Abschluss eines Handels verläuft meist so, dass der Verkäufer unmenschlich viel fordert, der Käufer aber wenig bietet. Nun hockt man zu einander und bespricht das Object eingehend, wägt Argument gegen Argument ab, bis man endlich nach langem Hin- und Herreden, was in aller Gemüthlichkeit Stunden lang dauern kann, Handels Eins wird, was freilich nicht immer das Endresultat des Feilschens ist. Bei einem Angebot kurz sagen:,,Ich kaufe nicht!" gilt als Beleidigung; es wird aufgefasst, als wenn man gesagt hätte: „Ich will mit Dir nichts zu schaffen haben." Man muss die Ablehnung des Kaufes auf höfliche Art motiviren; dann ist's recht.

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Bei Unterhaltungen oder Verhandlungen fällt man einander nicht ins Wort: man lässt ruhig jeden Sprechenden erst ausreden, ehe man erwidert. Jemanden anfahren wird als Grobheit übel genommen, auch wenn er es verdient hat. Man will xa votze (schön, sanft) behandelt sein. Die Gesticulation bei der Rede ist lebhaft. Wenn man etwas beschreibt, nimmt man auch die Naturna chahmung zur Hilfe, um die Sache anschaulich zu machen; man ahmt z. B. den Knall der Peitsche durch Knallen mit den Fingern und den folgenden Nachhall mit dem Munde nach; man ahmt den Schall des Galoppirens eines Pferdes, des Schnaubens eines Rhinoceros, das Knurren und Brüllen eines Löwen nach u. s. w. Die Gesticulation ist oft graciös anzusehen; besonders wenn Einer, den Ueberwurf über die linke Schulter und den rechten Arm ausgestreckt, Haupt und Körper in stolzer Haltung leicht nach hinten gebogen, mit der Linken etwa den Ueberwurf vorn zusammenhaltend wie ein Senator seine Toga, eine in seiner Meinung wichtige Rede hält: wie ein Fürst steht er da, und ist doch oft ein erbärmlicher Lump, der nichts bedeutet.

Wenn Jemand einem Anderen etwas schenkt, so gilt es ganz und gar nicht als Nichtachtung des Gebers, wenn mit dem Geschenke nach Belieben verfahren, dasselbe etwa sofort weiter verschenkt wird. Will man sich für

eine Gabe durch eine Gegengabe erkenntlich beweisen, so darf man bei Leibe ja nicht aussprechen, dass die empfangene Gabe der Grund sei; das wäre eine Beleidigung. Geschenk muss freies Geschenk sein. Ja das Zartgefühl geht noch weiter. Ein Sotho war einst wegen Undankbarkeit durch Urtheil seines Häuptlings genöthigt worden, für einen ihm von mir geleisteten ärztlichen Dienst an mich einen Schlachtbock zu zahlen. Nachdem der Gerechtigkeit in aller Form Genüge geschehen, wollte ich dem Menschen den Werth des Schlachtbockes erstatten, weil ich schliesslich meinen Dienst doch nicht wollte bezahlt haben. Mein dahingehendes Anerbieten aber nahm der Mann sehr übel: Wie ich denn von Bezahlung des Bockes sprechen könne, den er mir ja doch gegeben hätte? Einige Zeit später schickte ich ihm den angebotenen Gegenstand, aber mit dem Bedeuten: Ich schenke Dir dies. Nun erfolgte dankbare Annahme.

Wir gehen nun zu den besonderen Sitten und Gebräuchen über, die die Entwickelung des irdischen Lebens bei einem Sotho von der Wiege bis zum Grabe begleiten. Ist ein Kind geboren, so ist die erste Nahrung, die es erhält, nicht etwa die Muttermilch, sondern dünner Kafferhirsemehlbrei, der ihm trotz Schreiens und sich Krümmens eingestopft wird. Dadurch ist das Kind zum Kafferkornbreiesser geweiht. Dann folgt erst das Säugegeschäft. Wird ein Kind mit einem Gebrechen oder mit Zähnen geboren, so wird es von den Wehemüttern in einem schon bereitstehenden Topfe mit Wasser ertränkt. Werden Zwillinge geboren, so muss, je nach dem besonderen Gebrauche des betreffenden Stammes, das eine oder beide Kinder sterben. In einem mir bekannten Falle wurden die armen Würmchen trotz der Fürbitte einer Christin, die sie zu sich nehmen wollte, in ein Loch im Viehhofe geworfen, trockener Kuhmist über sie geschüttet, und dann wurden sie todt getreten. Das neugeborene Kind sieht röthlich aus und wird erst nach und nach dunkler von Farbe. Das seidenartige Haar ist glatt; es wird auch erst nach und nach härter und wollig. Ungemein häufig kommen Nabelbrüche vor. Der Mann der Wöchnerin darf diese und das Kind in der ersten Zeit gar nicht sehen; bei Eintritt der Geburt muss er sich entfernen. Ist das Kind todt, so erfährt er nichts darüber, ob es todt geboren oder getödtet worden ist; dies ist das Geheimniss der Wehemütter. Mit dem neugeborenen Kinde wird eine Art Taufact vorgenommen. Der „Doctor", naka, kommt, Xo thuša noana (zu feien das Kind). Er macht aus Wasser, in welchem seinsollende Zauberarznei gekocht ist, einen Schaum, mit welchem er den Kopf des Kindes einseift. Ein Beutelchen mit Medicin" erhält das Kind ausserdem um die Lenden gebunden. Der Name wird dem Kinde von der Mutter erst später gegeben; er hat häufig Beziehung auf ein Ereigniss, welches um die Zeit der Geburt stattgefunden. Man gibt auch den Namen eines Verwandten; auch wohl Thiernamen, wie Mmote = Hase, Tšukulu Rhinoceros, Noxanyane Schlängelchen, Nare Büffel, Phoți Duiker (Antilope). - Das Säugen der kleinen Kinder dauert nach Umständen bis zu zwei, ja drei Jahren. Von

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