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ich einmal Kleinvieh einzutreiben, dessen Hirten dasselbe hatten im Garten Schadenthun lassen. Die nichtsnutzigen Hirten, die in der Nähe waren, pfiffen; sofort jagte das Vieh im Galopp davon, hinter den Hirten drein, die sich so der Strafe zu entziehen wussten. Sobald irgend ein Alarm entsteht, der etwa Feinde meldet, sieht man von allen Seiten auf gegebene Signale das Vieh wie rasend nach Hause stürmen, die Hirten hinterdrein

Butter wird

nicht gemacht; wo es vorkommt, hat man es wohl von den Europäern; es geschieht durch Quirlen oder Schlenkern. Saure Milch geniesst man gern; dieselbe wird vorher in ein Korbgefäss gegossen, so dass die Molken ablaufen. Ochsen werden ausser zum Schlachten auch zum Reiten oder Packtragen gebraucht. Zu letzterem Behuf bekommen sie einen Zaumstrick durch die Nase. Schweine und Hühner haben sich erst theilweise eingebürgert, auch Katzen, die aber gewöhnlich verwildern. Hunde hält man der Jagd wegen so viel als man kann. Die eingeborenen Hunde sind gegen den Menschen feige, ihr Gebell ist mehr ein Geheul. Ihr Aussehen erinnert an den Schakal. Sie fressen allerhand Dinge, welche civilisirte Hunde nicht fressen. Auch an menschliche Leichen machen sie sich. Es hängt dies wohl zum Theil damit zusammen, dass man ihnen wenig zu fressen giebt. Eine Ausnahme machen die Häuptlinge, deren Hunde gewöhnlich gut bei Fleische sind. Von eigentlicher Dressur ist nicht die Rede. Sehr erpicht ist man darauf, gute europäische Hundesorten zu bekommen.

Eine Männern und Weibern gemeinsame Arbeit ist der Feldbau. Zum Umbrechen des Bodens hat man grosse runde Hacken mit spitzem Eisenstiel, der in den langen keulenförmig verdickten, oben mit einem Loche versehenen Holzstiel eingelassen ist, gerade so wie Beil und Dächsel. Das Säen geschieht so, dass man mit einer eisernen oder hölzernen kleineren Hacke in der Rechten den Boden aufhackt und mit der Linken das Samenkorn in das entstandene flache Loch wirft, worauf letzteres mit der Hacke wieder zugeschoben wird. Häuptlinge oder reiche Leute bestellen ein Aufgebot von Ackerleuten, welche in Reih und Glied hacken und säen. Dafür werden ihnen zum vergnüglichen Mahl Ochsen geschlachtet. Gesäet wird sobald im Oktober genügend feuchtender Regen gefallen ist. Der Häuptling macht den Anfang. Die nächste Hauptarbeit nach dem Säen ist das Gäten. Wenn das Korn abgeblüht hat, beginnt etwa im Februar das Vögelscheuchen bis zur Ernte, die im Mai stattfindet. Beim Ernten werden die Kornrispen abgebrochen und in Haufen gebracht, worauf das Dreschen folgt. Die Dreschtenne befindet sich auf dem Acker, ist kreisrund, mit einem erhöhten Rande versehen. Das Dreschen geschieht durch Ausschlagen mit Hölzern. Gefeiet wird folgendermassen: Man nimmt eine Korbschüssel voll Korn, hält dieselbe hoch und lässt allmälig das Korn im Winde auf die Tenne fallen. Die Spreu wird verbrannt, das Korn in grossen Korbschüsseln von den Weibern oder in Säcken von Männern oder durch Packochsen nach Hause in die grossen Kornkörbe gebracht. Letztere stehen unter der Ve

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randa des Hauses oder unter einem eigends dafür erbauten auf Pfählen ruhenden runden Dache. Mitunter sieht man riesige Kornkörbe unter solchen Dächern draussen im Felde in der Nähe des Ackers. Ausser den Kornkörben hat man auch grosse lange ungebrannte Töpfe aus Thon, der mit Asche und Kuhmist vermischt ist. Töpfe wie Körbe werden mit einem Deckel bedeckt, der dann mit einem Gemenge von Erde, Asche und Kuhmist verschmiert wird, um Insekten abzuhalten. Zum Schutze gegen die Calander vermischt man das Korn mit etwas Asche. Unter die Kornbehälter werden wegen der Wanderameisen Steine gesetzt. In Mankopane's Lande bewahrt man das Korn in Gruben im Viehkraal auf, um es vor den Calandern zu schützen. Letztere kommen zwar da nicht hinein, aber der Geschmack von dem über der Grube liegenden Kuhmiste zieht hinein, der sehr unangenehm ist. Man wählt da von zwei Uebeln das geringere. Der Kuhmistduft, der das Korn durchzogen, scheint ja übrigens nicht ungesund zu sein. Die gewöhnliche Zeit, aufs Feld zu gehen, ist nicht vor etwa acht Uhr Morgens. Man frühstückt erst zu Hause; dann geht es hinaus. Wer bis dahin nichts zu thun hat, sitzt müssig in der Sonne oder beim Feuer. In der Zeit dagegen, wo die Vögel aus dem Korn gescheucht werden müssen, ist man schon sehr früh im Felde und spät daheim. Viele bauen sich Gestelle mit oder ohne Dach, worauf sie sitzen, um den Acker übersehen zu können.

Noch ist einer besondern Kunstfertigkeit zu gedenken. Kinder verstehen aus Thon allerhand Figuren, besonders Thiergestalten, zu bilden, welche in ihrer Art recht naturgetreu nachgeahmt sind. Unter den männlichen Erwachsenen findet man geschickte Schnitzer von Löffeln, Stöcken u. dgl., an welchen Bildwerke von Pavianen, Reitern, Menschenköpfen u. S. angebracht sind.

W.

Jagd ist eine Lieblingsbeschäftigung der Sotho. Auf derselben bringen sie oft mehrere Tage, ja Wochen zu. Jagdgeräth sind Spiesse und Wurfkeulen, in neuerer Zeit aber besonders Flinten. Die Wurfspiesse, deren man auch mit Widerhaken hat, sowie die Wurfkeulen versteht man mit ausserordentlichem Geschick und grosser Kraft zu schleudern. Es kommt vor, dass ein Spiess durch eine grosse Antilope hindurch und dann noch in die Erde fährt. Das Fleisch von der Jagdbeute wird meist gleich an Ort und Stelle verzehrt; das wenigste davon kommt nach Hause. Wer einem erlegten Wilde die erste Verwundung beigebracht, der erhält das beste Theil davon. Ueber die Antheile entsteht oft heftiger Streit. Zum Wildfangen werden auch Schlingen gelegt und Fallgruben gegraben. Auf einer Streiferei gerieth ich selbst einmal in eine Schlinge, war aber so glücklich. mich selbst daraus befreien zu können. Sie war an einer starken, von einem niedergebogenen jungen Baum gebildeten Sprenkelruthe befestigt. Sobald ich darauf trat, schnellte die Ruthe in die Höhe und die Schlinge zog sich um mein Bein fest. In den Fallgruben fangen sich auch sehr grosse Thiere, wie z. B. Giraffen. Ein College von mir gerieth einmal zu Pferde in eine solche Grube,

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aus welcher er Mühe hatte, das Pferd herauszubringen. Um das Wild nach der Falle zu leiten, macht man Gehege, wo die Falle liegt, lässt man einen Durchgang frei. Panther und Hyänen fängt man in Fallen, die aus zwei Reihen starker in die Erde gepflanzter Pfähle bestehen, welche letzteren einen engen, hinten geschlossenen Gang bilden. Zwischen diesen Pfählen werden ein Paar mit Steinen beschwerte Balken vermittelst eines Holzes so aufgestellt, dass bei einem Stoss an dieses die Balken mit den Steinen herabfallen. Hinter das Stellholz oder den Stellpfahl wird Fleisch gelegt. Das lüsterne Raubthier sucht sich bei dem Stellpfahle durchzudrängen, um zu dem Fleische zu gelangen. Da fällt die ganze Geschichte von oben herunter und auf das Thier. Auf einer Reise fand ich selbst einmal eine grosse Hyäne, die sich auf solche Weise gefangen hatte und noch lebte; ich gab ihr den Todesschuss. Wird auf einer Jagd ein Löwe oder Panther erlegt, so wird sein Fell in feierlicher Triumphprocession, wie eine Fahne hochgetragen, unter schallendem Gesange nach Hause gebracht, um dem Häuptlinge, dem es gehört, überreicht zu werden. - Hunde hat ein Jäger oft vier bis sechs mit sich, die ihm das Wild fangen oder stellen. Besonders zum Schakalfange werden sie gut gebraucht.

Von der Jagd gehen wir zum Kriege über. Die Kriegswaffen bestehen aus Wurf- und Stossspeeren, Wurfkeulen und Schild. Die Stossspeere sind kürzer und schmaler, als die der Kaffern, die ledernen Schilde viel kleiner und bei den Sotho, unter denen ich gelebt, von kreisrunder Form. Seit Einführung des Feuergewehres verdrängt dieses immer mehr die ursprünglichen Waffen. Der sonstige Kriegerschmuck besteht aus quaggaledernen Beinschienen am Unterschenkel; gern beputzt man auch das Haupt mit Federn. Die schwarzen Strauss enfederbüsche, wie die Kaffern sie tragen, kommen bei den Sotho seltener vor. Ein Stück blaues Salampore (dünner baumwollener Zeugstoff) vor der Brust, über die linke Schulter geknüpft, ist besonders bei den Peli als Kriegsschmuck 'beliebt. Gesicht und Unterschenkel malen sich die Krieger gern mit weisser Erde an. Auf meine Frage, was das bedeute, erhielt ich die Antwort: voxale (gleich Schärfe, sodann Zorn, Wildheit, Tapferkeit). Mir fiel dabei der Ausdruck ein: „blass vor Zorn." In den Kriegen wird Alles umgebracht, was man, wie etwa Weiber und Kinder, nicht lieber gefangen wegführt. Die besiegten Orte werden angezündet, Vieh und sonstiges Werthvolle mitgenommen.

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Volksbelustigung ist besonders der Tanz, den man am liebsten im Mondenschein ausführt. Man steht dabei in Reihen einander gegenüber, stampft mit den Füssen, hüpft und macht sonstige Körperbewegungen; Alles im Tacte. Diesen gibt das gleichmässige Stampfen mit den Füssen, Hände- \ klatschen, der begleitende Gesang oder die Trommeln an. Letztere bestehen aus ausgehöhlten Holzblöcken mit Boden; oben ist ein Fell darüber gespannt. Sie werden mit den Figuren geschlagen. Ihre Höhe ist 2 bis 3 Fuss. Musik ist sehr beliebt. Die wenigen musikalischen Instrumente, die ich bei

den Sotho gesehen, sind alle sehr roh, wie überhaupt bei ihnen die Musik auf der niedrigsten Stufe steht. Das eine Instrument besteht aus einem mit einer Sehne bespannten Bogen, an dessen innerer Seite ein kleiner ausgehöhlter Kürbiss befestigt ist, so dass die Sehne auf der Oeffnung desselben ruht. Auf diese Weise gibt die Sehne, die mit einem Stäbchen geschlagen wird, zwei Töne von sich. Das Instrument wird gern zur Begleitung des Einzelgesanges benutzt. Ein anderes besteht aus einem ganz flachen, mit einer Sehne bespannten Bogen. An dem einen Ende der Sehne ist der Länge nach ein Span von einer Federpose befestigt. Man nimmt das Ende in den Mund und erzeugt durch Blasen mittelst des Federspanes verschiedene ziemlich starke, etwas schnarrende Töne, die an solche von Metallzungen erinnern. Sonst hat man auch Knochen- und Rohrpfeifen, Hohlpfeifen, die auch oft zu einer Art Panflöte zusammengesetzt werden, wobei jede einzelne Pfeife einen besonderen Ton hat.

Der Trommeln wurde schon Erwähnung gethan. Werden mehrere zugleich geschlagen, so hat auch jede ihren besonderen Ton. Kriegermarsch wird mit schrillendem Pfeifen begleitet. Bei dem Gefallen an Musik ist es natürlich, dass auch viel gesungen wird. Der einzelne Arbeiter singt gern bei seiner Arbeit. Arbeiten in Gesellschaft, die sich im Tact ausführen lassen, werden oft mit Gesang begleitet. Zum Tanze wird immer gesungen. Die Weise, die der Einzelgesang hat, ist gewöhnlich so beschaffen, dass sie in der Höhe anfängt und regellos in die Tiefe geht. Der Text ist dann ein beliebig ersonnener. Zum Tanze wird im Chor gesungen, ebenso bei im Tact ausgeführten Arbeiten. Daneben giebt es auch Sologesänge mit Begleitung, die besonders auf dem koro beim Fellgerben, Karossnähen, Korbflechten u. dgl. Arbeiten zur Aufführung kommen. Die Textzeilen werden vom Solosänger willkürlich abgetheilt; oft fängt er in der Mitte an und bringt erst hernach den Anfang des Stückes. Auch die einzelnen Zeilen werden noch in Stücke auseinander gerissen; oft wird eine mehrmals hintereinander wiederholt. Die Begleitung macht erst die Einleitung mit dya oé é, dya vé é, oder ha só ho ho ho ho ho o ho ho oder ähnlich. Mitunter werden zwei begleitende Chöre gebildet, von denen der eine die Cadenz in tieferem Tone anfängt, worauf der zweite in höherem Tone einsetzt. Dies geschieht einigemal hintereinander. Dann fängt der Solosänger an; währenddem singt die Begleitung fort. Zwischen jeder Pause des Solosängers bildet die fortsingende Begleitung gleichsam das Zwischenspiel. Beginnt eine neue Strophe, so setzt der Solosänger oft in anderem Tone ein; dies wird dann von der Begleitung ebenfalls befolgt. Von Harmonie ist dabei nicht die Rede. Es gilt hier erst recht: Wir singen ohne Kunst und Müh, die Freundschaft giebt uns Harmonie, die nicht an Regeln klebt." Die Aufzeichnung der Weisen ist schwierig, da die Sotho-Tonleiter nur ganze Töne hat, dazu jedesmal wieder anders gesungen wird als vorher. Was den Text der Gesänge betrifft, so sind es Loblieder auf Häuptlinge, Spottlieder, Räthsellieder u. s. w. Höhere Gedanken

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finden sich nicht darin. Doch erinnert die Form sehr an die hebräische Poesie. Jedes Lied hat seinen Titel, meist nach dem Anfange, wie ja auch bei uns üblich. Proben von Liedern und Weisen gebe ich weiter unten bei den sprachlichen Mittheilungen.

Was die Verfassung betrifft, so ist der Häuptling unbeschränkter Herrscher über sein Volk, Despot. Die Despotie wird aber durch die Rücksichten gemildert, welche der Häuptling auf seine Unterthanen nehmen muss; denn wenn er sie zu hart behandelt, fliehen sie zu andern Häuptlingen, und seine Macht wird dadurch geschwächt. Kleinere Häuptlinge begeben sich, um nicht steter Beraubung ausgesetzt zu sein, unter den Schutz eines grösseren, dessen Vasallen sie werden. Auf jedem grösseren Kraale stehen unter dem Kraalhäuptlinge noch Vorsteher der einzelnen zusammenwohnenden Sippen, die als Unterhäuptlinge geehrt werden und es auch durch ihre Geburt schon sind. Je höher Einer geboren ist, desto mehr Ansehen geniesst er. - Die Sotho sind ein geselliges Volk, daher sie gern in grösseren Ortschaften zusammen sich anbauen. Es gibt viele Orte mit Tausenden von Einwohnern. Die grösste Sotho-Stadt, die ich gesehen, ist die des Tana-Häuptlings Moroke im Oranje-Freistaat am Thava-ntsu, d. h. dem schwarzen Berge; diese Stadt wurde 1863 auf etwa 20000 Einwohner geschätzt. Die Ortschaften selbst haben keinen Namen; seine Heimath anzugeben, bedient man sich des Namens des Berges oder des Flusses, an welchem man wohnt, oder man benennt sie nach einem früheren Häuptlinge, der da gewohnt, z. B. xa Soopela Soopela's Heim. Von Regieren ist bei den Häuptlingen eigentlich nicht die Rede. Ihre Macht hält ihr Reich zusammen. Fürsorge für das Land kennen sie nicht; das Höchste ist ihnen die Fürsorge für sich selber. Die amtlichen Geschäfte beschränken sich hauptsächlich auf Gerichthalten und Politik. Zu diesem Zwecke werden Sitzungen abgehalten, denen die Vornehmsten, besonders die Alten unter ihnen, beiwohnen. Die geben in jedem Falle, der zur Verhandlung kommt, ihr Votum ab, welches der Häuptling wohl meist respectirt, an das er aber nicht gebunden ist. Wissen die Räthe etwa, wozu der Häuptling neigt und dass sie mit anderslautendem Votum ihn erzürnen würden, so wagen sie es wohl selten, anders zu votiren, als der Häuptling will. Doch wissen sie sonst durch Schlauheit und Ueberredungskunst einen grossen Einfluss auf ihn zu üben. Für Processe giebt

es ein förmliches richterliches Verfahren mit Zeugenverhör, wobei oft erstaunlicher Scharfsinn, Pfiffigkeit und Verschlagenheit zu Tage kommt. Für Gerechtigkeit des Urtheiles ist freilich keine Garantie vorhanden. Wie es dem Häuptling beliebt, so urtheilt er. Mitunter sind es die Räthe, die an Jemand ihr Müthchen kühlen wollen; da ist eine Verurtheilung bald ins Werk gesetzt. Privatpersonen gelingt dies oft durch Bestechung des Häuptlings wie der Räthe durch Geschenke, durch welche es auch häufig gelingt, sich von der Strafe loszukaufen. Abgesehen von diesen Willkürlichkeiten hat die Rechtspflege ihre Norm an Sitte und Herkommen. Auf Mord steht der Tod;

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