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Geschichtschreiber richtig sei, ist die von Guatavità: sie war nach den Traditionen der Hauptopferplatz der Chibchas.

Diese Lagune, in Humboldt's Vues des Cordillères abgebildet, liegt auf dem Paramo, der Gebirgskette, welche das Dorf gleichen Namens beherrscht, das zur Zeit der Eroberung die Hauptstadt und die Residenz des Hofes des Muisca-Häuptlings war. Als Quesada den Ort eroberte, war er der am besten befestigte Platz, und die spanischen Soldaten machten in demselben eine reiche Kriegsbeute. Seine wirklich geschickten Bewohner verstanden das Gold zu giessen und machten Schmucksachen und „Tunjos“ (Götzenfiguren) aus massivem Golde, welche ihnen als Schmuck und Opfergegenstände dienten. Zu den Goldarbeiten benutzten sie kleine Oefen aus Sandstein, welche später auch gefunden sind.

Ungefähr ein Myriameter von diesem Orte entfernt, befindet sich die Lagune, an deren Uter ein Indianertempel stand; sie liegt in einer malerischen Lage, in einer Höhe von 3199 Meter über dem Meeresspiegel und hat einen Umfang von fünf Kilometern. Knrz nach der Eroberung war Hernan Perez de Quesada der Erste, welcher den Versuch der Entwässerung unternahm und ungefähr 4000 pesos in goldenen Gegenständen gewann; später machte Antonio Sepulveda einen Vertrag mit der spanischen Regierung in derselben Absicht und bei der theilweisen Entwässerung erreichte er grössere Vortheile, besonders einen Smaragden von grossem Werth.

Nach dem Geschichtschreiber Zamora (des 17. Jahrhundert) trachteten die Zaques oder Priester der Muiscas oder Chibchas danach, unter dem Volke den Glauben aufrecht zu erhalten, dass in der schönen Laguna de Guatavita die Kazikin lebte, weshalb die Indianer auch in den See ihre werthvollsten Gegenstände opferten. - Derselbe Geschichtschreiber sagt Folgendes: „Diese Sage wurde unter dem ganzen Volk der Muiscas und selbst unter anderen Stämmen ausgebreitet, welche, erstaunt über das Wunder, auf verschiedenen Strassen, von denen noch heute manche zu erkennen sind, herzu wallfahrteten, um ihre Gaben darzubringen. Auf Flössen von Schilf gingen sie inmitten des Seees und warfen ihre Gaben unter lächerlichen und eitlen Aberglauben in denselben. Das gemeine Volk kam an die Ufer und warf mit abgewendetem Gesichte seine Geschenke ins Wasser; denn es glaubte, dass ausser den Obersten und Auserlesenen kein Mensch das Wasser sehen sollte. So ist es auch eine sehr alte Sage, dass man alles Gold und alle Smaragden in den See warf, sobald man Nachricht erhielt, dass die Spanier nichts weiter suchten, als dieses Metall. - Von diesem See ging die Sage des „el dorado" aus, welches sogar zu dem Gerede Anlass gab, dass der Kazike von Puatavita sich in Terpentinöl bade und dann sich mit einer grossen Menge Goldstaub bestreue, ein Anzug, in welchem er das Opfer begehe."

Die Erzählung des Pater Zamora ist von anderen Geschichtschreibern aus der Zeit der Eroberung bestätigt, unter ihnen von Pater Simon, Quesada und Fresle, einem einfachen Erzähler und Augenzeugen vieler Vorfälle dieses Zeitabschnitts.

Der Bischof Piedrahita, welcher 1676 die Geschichte der Eroberung schrieb, sagt, dass die Indianer Tempel und Opferstätten hatten und dass die berühmtesten derselben die von Bogotà, Sogamoso und Puatavita waren; „in ihnen verehrten sie viele verschiedene Götzen wie Figuren der Sonne und des Mondes aus Silber und Gold, ebenfalls goldene Figuren von Männern und Frauen, andere Gestalten von Holz und Garn mit Wachs, einige grössere und andere wieder kleiner und alle diese Indianer mit Haaren und roh gearbeitet. Durch die Priester wurden die Menschenopfer ausgeführt und die Gaben den Götzen gebracht, bestehend aus Smaragden und Gold; letzteres Metall in Staub oder in Stücken, welche die Form von Eidechsen und Ameisen, von Helmen, Armbändern, Diademen, Gefässen und Anderem trugen, Alles aus Gold."

Derselbe fügt hinzu, dass der Cipa von Bogotà seine Schätze, welche sehr gross waren, zusammenraffte und sie an einen Platz brachte, welcher heute noch nicht bekannt ist.

Die Lagune von Siecha war grade so, wie die von Guatavita und die vielen anderen Opferstätten, welche die Chibchas hatten, ihre religiösen Zeremonien und Gebete darzubringen. Der Umstand, dass dieser See grade so gestaltet und belegen ist, wie die Indianer für ihre Opfer wünschten, und noch mehr der Erfolg, welche die ersten Untersuchungen erlangten, begründen diese Behauptung. Die Herren Joaquin und Bernardino Tovar und Dr. Federico C. Aguilar sind der Meinung, dass es in dieser Lagune war, wo die Zeremonie des dorado vorgenommen wurde, und nicht die von Guatavita.

Sie gründen diese ihre Annahme auf folgende besondere Punkte: Erstens auf die Tradition, welche durch einen Abkömmling jener Indianer an den Herrn Louis Tovar mitgetheilt sei, den Urgrossvater der beiden Genannten; die Tradition besage, dass in dieser Lagune ein goldenes Reh vorhanden sei und viele von seinen Vorgängern hineingeworfene Reichthümer;

Zweitens: auf die Beschreibung, welche der Geschichtschreiber Zamora über die Lagune von Guatavita macht; diese passe besser auf die, welche jetzt Siecha genannt werde, denn Guatavita bedeute in der Chibcha-Sprache: Ende der Gebirgskette, und die Lagune von Siecha liege wirklich südwestlich vom jetzigen Puatavita am Endpunkte der Gekirgskette;

Drittens auf den Umstand, dass die Indianer natürlicher Weise Bedenken tragen mussten, den Spaniern den richtigen Ort, wo sie ihre Reichthümer versteckt hatten, anzugeben;

Viertens: auf die 'Notiz, die Reichthümer des Kaziken von Chía seien von diesem Orte nach Osten geflüchtet worden, und grade in dieser Richtung liege die Lagune;

Fünftens: auf die Thatsache, dass aus der Lagune von Siecha Gold und einige Smaragden herausgeholt sind;

Sechstens: darauf, dass im Umkreise der Lagune von Siecha Figuren von gebranntem Thon gefunden sind, welche Indianer in verschiedenen Stellungen darstellten.

Es ist darauf aufmerksam zu machen, dass die Bedeutung des Wortes „Guatavita“ in der Chibcha-Sprache wirklich der Lagune von Sicha zukommt und nicht der, die jetzt Puatavita genannt wird; noch weniger passt der Name für den Ort, welchen die Geschichtschreiber als eine befestigte, reiche und bevölkerte Stadt bezeichnen, und müsste Guasca der Ort sein, den sie Guatavita nennen.

Alle diese Betrachtungen begründen im Allgemeinen, dass die Lagunen Opferplätze der Indianer waren, dass sie in dieselben Gegenstände aus Gold und Edelsteinen versteckten, und dass die Lagune von Siecha solch ein Ort ist.

Die Lagune von Siecha liegt nordwestlich von Bogotà und südwestlich von Guatavita auf einem Paramo, der schwierig zu besteigen ist. Ihr klares und durchsichtiges Wasser hat eine Temperatur von 8° Cels. und bringt eine schöne, grüne Färbung hervor durch den Widerschein; sie liegt in einer Höhlung, die beinahe rund ist und durch Auflösung des Sandsteins gebildet wurde, dessen Lagen sich in 11 Schichten zeigen, welche im Norden und Süden der Lagune unter einem Winkel von 45° hervortreten. Von Westen nach Osten zeigt sich eine ungeheure Felsmasse, welche den Gipfel stützt. Der See liegt nach Aufnahmen des Ingenieurs Indalecio Liévano 3673 Meter über dem Meeresspiegel und 1039 über Bogotà, hat in seinem grössten Durchmesser 220 Meter und eine Tiefe von 34 Metern.

Dr. Aguilar glaubt, dass diese Lagune vulkanischen Ursprungs ist und den Krater eines erloschenen Vulkanes bildet; ich bedauere, nicht seiner Ansicht zu sein und fusse dabei auf folgenden Beobachtungen: Während der Untersuchung, welche wir in derselben in Begleitung des Herrn Ponce, Saenz und Montoya vornahmen, fanden wir keine Anzeichen, welche uns den vulkanischen Ursprung angedeutet hätten; bei genauerer Beobachtung konnten wir leicht erkennen, wie sie sich gebildet habe. Die grossen und beständigen Erschütterungen unserer Cordilleren zerrissen und öffneten nemlich den Felsen, wobei sie Vertiefungen in den Sandsteinschichten von Norden nach Süden zurückliessen, nach Osten hin abfallend; wie ich schon sagte, sieht man 11 solcher Schichten, welche zusammenstossen. Die grosse Masse, welche sich in Folge dieser Erschütterung losriss, rollte nach dem östlichen Abhange, den Boden und die westliche Mauer der Lagune bildend; die Sandsteinschichte, von welcher sie sich ablöste, hat denselben Fall von 45° und bildet die östliche Mauer. Die mechanische Thätigkeit der Gewässer der Lagune und besonders die der Regenschauer in Folge der umliegenden Abhänge haben die Ränder gerundet und so das Aussehen eines Kraters geschaffen. Spuren einer vulkanischen Thätigkeit, welche den Felsen hätte sehr verändern müssen, finden sich nicht. Das Wasser, welches von den Abhängen herabfliesst, hat diesen schönen See gebildet, welchen die Indianer anbeteten und als Opferstätte benutzten, gradeso wie den von Guatavita.

Die Bildung beinahe alle unserer Lagunen kann auf gleiche Weise erklärt

werden; es bestehen heute noch diejenigen, welche wegen ihrer Kleinheit sich keinen Durchgang haben brechen können, um ihre Gewässer hinabzustürzen. Ebenso andere, welche durch das mechanische Wirken ihrer enormen Wassermassen den Widerstand besiegt, und, sich entleer end, grosse Ebenen hinterlassen haben, wie die von Bogotà, und als Beweis ihrer Macht Wasserfälle wie den von Tequendama, welcher letztere in den Sagen der Chibchas idealisirt ist mit dem Namen Bochica, dem guten Gotte, welcher mit seinem Goldstabe den Gewässern einen Durchgang verschaffte und jenes grosse Wunder schuf.

Die erste Gesellschaft, welche sich zur Entwässerung von Siecha bildete, bestand aus den Herren Pedro und Miguel Tovar, Dr. Miguel Pei, Bruno Espinosa, General Santander und dem Lehrer N. Leon; diese Gesellschaft machte einen Durchbruch von 3 Meter Tiefe und 40 Meter Länge; jedoch hat sie kein günstiges Resultat erzielt.

Später, im Jahre 1856, verbanden sich die Herren Joaquin und Bernardino Tovar mit den Herren Guillermo Paris und Rafael Chacon und beendeten den Kanal, welcher eine theilweise Entwässerung von 24 Metern veranlasste. Sie fanden einige Stücke Gold und einige Smaragden.

Eines der bedeutendsten Gegenstände aus Gold, welches damals gewonnen wurde, ist photographisch wiedergegeben worden. Es besteht in 10 kleinen Figuren aus Gold; die grössere in der Mitte hat auf dem Kopfe einen Helm oder eine Mütze und in der Hand einen Dreizack oder eine Art Scepter; um diese Figur herum sind neun andere kleinere; von diesen sitzt die kleinste vor der mittleren und hat einen Sack oder Korb von Draht auf dem Rücken, durch zwei Schuüre gehalten. Ohne Zweifel stellt dieses Stück die religiöse Zeremonie dar, welche Zamora beschrieben hat, also den Kaziken von „Guatavita", von den indianischen Priestern umgeben, auf dem Flosse, welches sie am Tage der Zeremonie nach der Mitte des Seees brachte. Die kleinste Figur, welche vor dem Kaziken sich befindet und den Korb trägt, stellt wahrscheinlich einen Diener vor, welcher in dem Korbe die fürstliche Gabe mitbringt. Dieses goldene Floss wiegt 260 Gramm. Bekanntlich sind aus dem See von Guatavita bereits verschiedene derartige Stücke, wenn auch von anderer Grösse und Gewicht, herausgeholt worden. Jener Fund belebte nun die Versuche. Herr Henrique Urdaneta, welcher 1866 ein Opfer seines Enthusiasmus geworden, baute einen Stollen durch den Felsen, in einer Länge von 186 Metern auf der Ostseite. Der Boden der Lagune liegt drei Meter über dem Stollen; die Schwierigkeit aber, in demselben die Luft für Athmen zu unterhalten, ist so gross, dass die Arbeit hier eingestellt werden musste.

Man hat jetzt das System praktisch angewandt, vermittelst Pulver auf dem Punkte, wo der Stollen unter die Lagune tritt, den Boden zu sprengen. Zu diesem Zwecke brachte man zuerst einen Kegel von Ruhmkorff an, erreichte jedoch dabei die Entzündung des Pulvers nicht, weil die elektrischen

Drähte nicht genügend isolirt waren. Später versuchte man es mit einem elektrischen Apparate aus Europa, der von Ruhmkorff selbst construirt war; die Explosion des Pulvers hatte jedoch keinen Erfolg und zwar aus Ursache der Elasticität der Sumpfschicht, welche den Boden der Lagune bedeckt. Es ist möglich, dass mittelst Nitro - Glycerins, dessen Kraft grösser als die des Pulvers ist, das Hinderniss wird beseitigt werden können.

Wie schon bemerkt, kannten die Indianer die Kunst, ihre Metalle zu schmelzen und zu formen, eine Kunst, in der es die Bewohner von Guatavita und Antioquia besonders weit gebracht haben. In diesen Gegenden hat man Reste jener Schmelzöfen gefunden, auch Tiegel aus Sandstein, in denen man Reste von Gold entdeckte. Der plastische Sandstein und der Sand, aus welchem die Indianer ihre Modelle formten, war so fein, dass die Eindrücke der Finger in den Formen auf einige Abgussstücke übergegangen sind. Dieser eigenthümliche Umstand führte zu dem Glauben, dass die Indianer das Geheimniss gekannt hätten, Gold mit Hülfe von Pflanzenstoffen zu erweichen und diesem Metalle so die Eigenschaft des Wachses zu geben; man kann sich jedoch von dem Irrthum dieser Vermuthung überzeugen, wenn man durch ein Vergrösserungsglas die Figuren betrachtet: man erkennt dann, dass die Eindrücke direkt von der Form auf den Abguss übertragen sind; ausserdem sind Figuren vorhanden, welche den Eindruck der Finger zeigen, und solche, welche die Unvollkommenheit der Formen und die gröberen Sandkörner erkannen lassen, die in der Form waren und sich auf den Figuren mit abgedrückt haben.

Die Kunst, Kupfer, Silber und Gold zu schmelzen, war noch nicht Alles, was die Chibchas kannten: sie verstanden auch, Metalle in richtigen Verhältnissen zu legiren, um die verschiedenen Stücke herzustellen. Im Allgemeinen stammte das von den Chibchas verwendete Gold aus den jetzigen Staaten Tolima, Antioquia und Cauca: goldreichen Gegenden, welche ihr Gold gegen Salz von Xipaquirà vertauschten, dessen Gebrauch schon bei den Indianern bedeutend war.

Das Gold von Tolima und Cauca hat einen Feingehalt von 0,800 bis 0,920, und ist der Zusatz gewöhnlich Silber; das Gold aus Antióquia ist noch feiner, und selten ist unter den Gegenständen der Indianer etwas gefunden worden, was Gold in normalem Zustande enthielte; gewöhnlich ist es mit viel Kupfer versetzt. Dies kann nur durch Schmelzen geschehen, mithin war

diese Kunst bekannt.

A. S.

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