Billeder på siden
PDF
ePub

wird Diebstahl durch Umpinde, da Einschlagen eines Nagels den Dieb tödten würde. Um dagegen einen Raub glücklich auszuführen, verfertigt sich der Dieb den Fetisch Chungu aus Zeugflicken, Mattenstücken, Gummi u. s. w. Glücklicher Ausgang wird dem Credit des Fetisches gut geschrieben, wogegen er sich nutzlos oder zu schwach erweist, wenn der Dieb auf der That ergriffen wird. Für kräftige Milongo werden, (wie es auch Du Chaillu in den Gabunländern fand) die Haare eines Weissen gesucht und in einem Sack unter dem Arm getragen. Die Weihe der Fetische geschieht durch Einführung eines Milongo oder Zauberarzneimittels, und dieses wird, wenn der Fetisch aus einem Topf, Muschel u. dgl. m. besteht, darin eingekleistert, wogegen es bei Holzfiguren meist über dem Bauch angebracht ist. In letzterem Falle spielen auch die gläsernen und perlmutternen Augen eine Rolle, wie bei den Götterbildern in Ceylon. Kola-Nuss und Schevo sampunvo (congesischer Pfeffer) bilden die Speise des Fetisch, dem sie in den Mund gesteckt werden. Nach ihren Fetischen gehören die Träger derselben verschiedenen Lemba an, in welche sie eingeweiht sind.

Die eingeborenen Händler, die weite Reisen zu unternehmen haben, tragen, als eine zum Schütteln bestimmte Doppelglocke, den Fetisch Mambili, der mit Blasen und Fingerschnappen beim Einbruch von Gewittern umherbewegt wird. Trifft der Fremde in einem Dorfe Ungastlichkeit oder werden ihm dort sonst Unannehmlichkeiten bereitet, so nimmt er seinen Fetisch hervor und reibt, ihn auf der Erde. Die Anwesenden gerathen dann in Schrecken, recken ihre Arme und schreien: Insi, yaku, tatu (die ganze Erde ist dein, o Väterchen), um nicht vom Blitz getroffen zu werden. Wird in einem Dorf ein Haus während eines Unwetters beschädigt, so hat sich der Eigenthümer mit dem Priester des Mambili auseinanderzusetzen und abzufinden (wie in Abbeokuta mit dem des dortigen Donnergottes). Der Ganga Mambili (in Mayumbe) wird gerufen. um einen Nagel in den Hauspfahl desjenigen Neger zu schlagen, der, wenn er sich auf der bevorstehenden Reise untreu zeigt, vom Blitz getödtet werden soll. Bei Gewittern wird auch der am Körper getragene Fetisch Bumba, während man ihn in die Hand nimmt, angerufen, als jate Bumba, lass es rasch vorübergehen, o Bumba (Perkun sagten die Slaven). Wenn bei einem eingetretenen Todesfalle (besonders dem eines Kindes) der herbeigerufene Ganga keinen Fetissero adivinirt, so ist Mambili die Ursache, und den Familiengliedern werden diejenigen Fetische angezeigt, mit deren Ganga sie sich zu ordnen haben, damit das Sterben nicht fortdaure. Liefern diese schlechte Bedienung, indem noch fernere Unglücksfälle eintreten, so müssen neue Fetische aufgesucht werden, und gewöhnlich geht dann das ganze Vermögen drauf. Um Jemand zu schaden, verfertigt der Fetissero den Fetisch Madungo (als Milongho), der auf den Weg gelegt wird, den der Feind kommen muss und diesen beim darüber Hinwegschreiten tödtet.

Besonders für Frauen bestimmt ist der Fetisch Malassie, der auch schreiende Säuglinge beruhigt, und bei Krankheitsfällen durch die Zauberpfeife

herbeigerufen, in den Kopf des weiblichen Medium's steigt, das (die Inspiration zu erwarten) geschmückt, den Körper bemalt, auf einem Stuhle sitzt. Der Cursus der Operation entspricht im Ganzen dem ähnlichen in Siam. Der Fetisch wird repräsentirt durch ein Gehänge von Lappen, die eine Kugel einschliessen und mit Glöckchen umbaumelt sind. Steigt er aus dem Sack oder Kutu, der seinen Wohnsitz bildet, in den Kopf des Kranken, der die Zaubermedicin eingenommen, so fällt derselbe nach vorangegangenen Convulsionen wie todt nieder und muss durch einen Schuss wieder zum Leben erweckt werden, um dann die Heilmittel anzugeben, die sich ihm im Zustande der Extase enthüllt haben. Die Anhänger dieses Fetisches bilden (in der allgemein bekannten Weise) einen geheimen Weiheorden, in dem man sich aufnehmen und durch die verschiedenen Grade erhöhen lassen kann. Der Candidat wird innerhalb der Tempelhütte in magischen Schlaf versetzt, und während desselben erschaut er einen Vogel oder sonstigen Gegenstand, mit dem fortan seine Existenz sympathisch verknüpft ist (wie die des indianischen Jünglings mit dem im Pubertätstraum erblickten Thier). Alle die in der Weihe Wiedergeborenen führen nach Rückkehr zum normalen Zustand den Namen Swamie (eine auch in Indien heilige Bezeichnung) oder, wenn Frauen, Sumbo (Tembo), und als Erkennungszeichen wird der Sase genannte Ring getragen, der aus einem Eisenstreif mit anhängender Frucht besteht und Wild und Ziegen verbietet, dagegen aber dem von Kindheit auf geweihten Träger seinen Schutz verleiht. Der in Tücherumwickelungen am Körper getragene Fetisch Kutu-Malasie (Marasie) wird vom Ganga Malasie mit folgendem (an die Formeln der Karen erinnernden) Spruch gerufen:

Wyza, wyza, wyza

Janam buta, ianam laela

Lambe makolo Kumpambe.

Komm, komm, komm, von welchem Platz, wo immer du bist, komm in mein Haupt zu steigen.

Der Körper des Priesters wird dann von Zuckungen ergriffen, und wenn der Dämon aus ihm spricht, heisst er Swami Malasie oder Tantu (wie ähnlich auf den Viti). Schwangere Frauen mögen den Embryo im Mutterleibe dem Malassie weihen und dem Neugeborenen wird dann der Kopf geschoren, bis auf einem runden Haarkranz, der auf dem Wirbel stehen bleibt.

Solche, die im Leben schlecht und böse gewesen, d. h. damals wegen Trunkenheit und Zorn gefürchtet waren, werden durch den Ganga aus dem Grabe citirt und, wenn sie die verlangte Antwort gegeben, dorthin zurückgesandt. Der Zaubergesang heisst:

Makulue isanie

Makulue isanie

(komm herauf, o Todter).

Die Ausübung der Polizei ist der Hauptsache nach in den Händen der Ganga, da sie Verbrechen ausfindig machen und durch die von ihnen ge

weihten Fetische gegen solche schützen. Die Bewachung der Faktorei in Futila war zwei Ganga übertragen, die bei Einbruch der Dunkelheit eine Trommel schlugen, und dann bis zum Morgen die Verzäunung umliefen, zu verschiedenen Stunden, bald am einen, bald am andern Ende, ein Saiteninstrument anschlagend, dessen Töne im Klange der Aeolsharfe geisterhaft durch die Stille der Nacht herübergetragen wurden.

Bei stattgehabtem Diebstahl wird der Ganga Sengo gerufen, der ein Messer erhitzt und es erst über seine Hand, dann über die Beine der Versammelten zieht und nur den Schuldigen verletzt. Eigenthum wird geschützt, indem der Ganga dort den M'ti inxina (Stab des Verbots) aufsteckt. (Fortsetzung folgt.)

Mittheilungen über die Sotho*) - Neger.

Vortrag gehalten in der Berliner anthropologischen Gesellschaft am 13. Januar 1874 vom Missionar K. Endemann.

=

Der Stamm der Sotho-Neger hat seine Wohnsitze im Oranje-Frystaat, in der Transvaalrepublik und nordnordwestlich über beide weit hinaus. An Zahl mögen sie wohl den Kaffern ebenbürtig sein. - Ueber die Bedeutung des Namens Sotho habe ich noch nichts Näheres herausbringen können. Man könnte ihn mit seotho „Dunkel" in Verbindung setzen, so dass der Vocal der Präfixe sich erst dem folgenden assimilirt und dann verschwindet, indem Contraction eintritt, wie dergleichen im Sotho öfter vorkommt. Auf die Farbe könnte dann aber der Name Sotho sich nicht beziehen, da seotho keine Farbe bezeichnet, auch bei Farbenbestimmungen nicht gebraucht wird. Der westliche Haupttheil des Volkes nennt sich Toana. Ueber die Bedeutung dieses Namens sind, da die Eingeborenen sie nicht anzugeben wissen,

*) Ich lasse, der Regel folgend, wonach bei Uebertragung von fremden Namen das der Flexion Angehörige wegfällt, im Deutschen die Präfixe des Sotho weg. Würde dies allgemein beachtet, dann würde man von Sprachkundigen nicht mehr geschrieben finden: „Der Bassuto, der Betschuane, was ebenso ist, als wenn man im Nom sing. sagen wollte:,,Der Preussen, der Deutschen". Für Einen, der die Sprache kennt, ist dies rein unerträglich; es ist ein sprachlicher Barbarismus, der jeder Wissenschaftlichkeit ins Angesicht schlägt. Vgl. ähnliche Bemerkungen in Dr. Theoph. Hahn's,,Die Sprache der Nama", Einl. p. 7 unten in der Anm.

Meine Orthographie des Sotho folgt streng dem Lepsius'schen System, welches das praktischste aller vorhandenen ist, trotz der Ausstellungen, die z. B. auch Dr. Max Müller (Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache) an demselben zu machen hat. Es ist zu bedauern, dass das System von Dr. Lepsius nicht noch allgemeineren Eingang findet. Schuld daran hat der herrschende Subjectismus, sowie die herrschende Unwissenheit auf dem Gebiete der Sprachlaute, welches man als zu unwichtig viel zu sehr unterschätzt.

[ocr errors]

"

=

verschiedene Erklärungen versucht worden, welche Dr. Bleek in seiner Comparative Grammar of South African Languages p. 109 zusammengestellt. Der verst. R. Moffat sen. leitet den Namen ab von soéo oder tšõéo*) "weiss", wovon das Deminutiv contrahirt sõõána oder tsõõána (für sõēvána oder tšõēvána) heisst. Abgesehen nun davon, dass diese Deminutivform dreisilbig, der Name Toana aber zweisilbig ist (das ist Halbconsonant), fängt tsovana mit aspirirtem Consonanten, Toana aber mit der tenuis an; von der tenuis kann aber die Aspirata nicht abgeleitet werden oder umgekehrt. Es wäre auch gar nicht abzusehen, weshalb die Toana die Weisslichen" heissen sollten. Der verst. Missionar Frédoux leitet Toana von dem Stamme su oder tsu-schwarz" ab, woven das Deminutiv ntsuana- „schwärzlich“ lautet. Mit ihm stimmt R. Moffat jun. überein (vgl. dessen The Standard-Alphabet Problem, p. 14), welcher seinen Vater corrigirt. Doch gesteht Frédoux schliesslich, dass motsuana und Mot: ana in der Aussprache verschieden. Und in der That ist die Ableitung von tsuana etymologisch ebenso unstatthaft als die Ableitung von to ana. Dr. Livingstone stellt die Ansicht auf, dass Toana von tsvana- „einander ähneln" herkomme. Aber er ist in eben solchem Irrthume befangen, wie die beiden Moffat und Frédoux. Die von Sotho aus einzig mögliche Ableitung ist die von der Wurzel to oder tžva, welches letztere ein Verb ist und intransitiv ausgehen von", transitiv aber ,verurtheilen, verdammen" heisst. Die Endung ana kann als Deminutiv-, aber auch als Reciprokendung betrachtet werden. Nach einer mündlichen Mittheilung des Dr. Bleek an mich ist dieser ausser von mir auch von einem englischen Missionar auf die Ableitung von toa hingewiesen worden. Würden von den meisten Europäern die Laute ts und tz einerseits, so wie ts, tż und die vor o und u palatalisirte Aussprache von ts und tz andererseits nicht confundirt, sondern genau unterschieden, dann würden solche Irrungen wie die angeführten nicht stattfinden können, die etwa auf gleicher Linie mit der Irrung liegen, welche begangen würde, wenn man im Deutschen z. B. den Namen,,Wagner" von ,,wachen" oder „,wacker" ableiten wollte. Aber so sieht man ts und tz nur mit ts, und to, te und ts, tz vor o und u ohne Unterschied mit c, ch oder tsh bezeichnet.

Die Sotho sind den sog. Kaffern äusserlich wie in Sprache und Sitte nächstverwandt und gehören wie die letzteren zu den Negervölkern. Aeusserlich verschieden sind sie von den Kaffern aber wieder durch den im Allgemeinen schwächlichen Gliederbau, wie sie auch sanfter von Charakter sind, was jedenfalls damit zusammenhängt, dass die Kaffern mehr von animalischer Kost leben als die Sotho. Die harten Schädel theilen diese mit jenen. So weit meine Beobachtung reicht, scheinen bei den Sotho hellerfarbige Leute viel häufiger vorzukommen als bei den Kafferu. Schiefstehende Augen wie bei den Chinesen habe ich einigemale gesehen. Abgesehen davon, dass der

*) Warum ich tz, tš, tz, ts und nicht tš, tšh, ts, tsh schreibe, darüber weiter unten. Zeitschrift für Ethnologie, Jahrgang 1874.

2

allgemeine Typus der Gesichter ovale Form, hervorstehende Kiefer, plattgedrückte Nase mit breiten Nasenflügeln, wulstige Lippen sind, findet man vielfach Züge, welche lebhaft an die egyptischen auf den altegyptischen Wandgemälden erinnern; ebenso semitische Züge, doch nicht so auffallend häufig, als bei den Knoopneuzen. Bei ihrem sanfteren Charakter sind die Sotho auch der Civilisation zugänglicher als die Kaffern. Es hängt dieser Charakter gewiss auch damit zusammen, dass unter den Sotho die Sitte des Hanfrauchens mehr vereinzelt vorkommt, dagegen bei den Kaffern allgemeiner stattfindet. Ein Hauptcharakterzug der Sotho ist die Habsucht; der Sotho wird nie sein Gut so verschleudern wie der Hottentott; er ist mehr zum Scharren und Sparen geneigt. --- Der Hottentott ist gefühlig, der Sotho und der Kaffer nicht; sie sind mehr verständig. Doch ist beim Peli-Stamm der Sotho eine grössere Erregbarkeit wahrzunehmen, womit auch zusammenhängt, dass dort Ahnungen und Gesichte nichts Seltenes sind. Dafür steht dieser Stamm aber z. B. dem bedächtigen intelligenteren Kopa'schen Stamme, welcher wegen seines grösseren Fleisses eigentlich den Namen der Folofolo „die Fleissigen" trägt, an Tüchtigkeit des Charakters nach.

Wie kleiden sich die Sotho? Die Männer tragen eine Art Schurzfell, welches die schreiendste Blösse bedeckt. Dieses Schurzfell hängt aber nicht lose, wie die Schwänze der Kaffern, sondern ist zwischen den Beinen durchgezogen und hinten an dem Schurzstricke, der um die Lende geht, befestigt. So ist diese Art der Bedeckung anständiger als die der Kaffern, welche von den Sotho auch die Pono, die Nackten, genannt werden. Die Weiber tragen vorn einen Lederschurz, der bis auf die Knie reicht, hinten ebenfalls einen, der aber in zwei an Frackschösse erinnernden Schwänzen auf die Waden herabgeht. Die Mädchen tragen hinten denselben Schurz, vorn aber einen von Troddeln aus Bastbindfaden. Ausser Kalbs-, Antilopen-, Ziegenfellen werden zu der männlichen Bedeckung auch gegerbte Rindsmagen benutzt. Gegen die Kälte dient ein gegerbter Fellüberwurf (Kaross). Häuptlinge tragen solche von Schakal- und Pantherfellen. Man macht sich auch gern Pelzkappen. Einmal sah ich einen gegerbten Elephantenmagen, der als Mantel resp. Schlafdecke diente. Die Karosse und männlichen Schurzfelle (keyesoa) sind gewöhnlich von grauen Sechsfüssern bevölkert, deren man sich gar nicht schämt. Ich habe öfter Häuptlinge ganz ungenirt in der Sonne sitzen und an ihrem Kaross das Jagdgeschäft nach solchem Wilde vornehmen sehen. Schmuck gegenstände sind hauptsächlich Glasperlenschnüre resp. Bänder und Ringe von Eisen- und Messingdraht. Die Perlenschnüre werden um den Hals getragen, ausserdem bei den Weibern auch um Hand- und Fussgelenke, auch als Stirnbänder. Sogar um die Hüften werden dicke auf Strickreifen aufgewundene Perlenschnurgürtel getragen; besonders schmückt man auf diese Weise kleine Kinder. Jeder einzelne Stamm hat bestimmte Sorten Perlen, die allein bei ihm gangbar sind. Manche Sorten, die der Kaffer liebt, nimmt der Sotho nicht an, und umgekehrt. Bei den Sotho sind

[ocr errors]
« ForrigeFortsæt »