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Von allen diesen schwankt nur die Aussprache in flehen, hehr und unversehrt, die auch mit e gesprochen werden. Jedenfalls hat Rod. Benedix a. a. O. S. 10 unrecht, wenn er das E in drehen, hegst, heben, Rede u. s. w. für ein geschlossenes hält.

In dem obigen Verzeichniss habe ich die Namen wie Leo, Lea, Theodor, Delitzsch und die meisten Fremdwörter wie Medicus, Rhetor, Megakles, Regel u. s. w. weggelassen. Sie haben in offner Silbe immer E fermé. Nur wenige nehmen aus ihrer Stammsprache den tieferen E-Klang herüber, z. B. spricht man von einer Fete (franz. fête) und vom Demos (dñμos) zu Athen. Sobald aber diese Wörter mehr dem Deutschen angepasst werden, so geht ihr „,e" sogleich in

„e“ über, z. B. fetiren, Demokraten. Wegen dieser Bevorzugung des E fermé in Fremdwörtern ist dasselbe mit lateinischer Letter (e und e, Tonhöhe h") bezeichnet, während das E ouvert wegen seines häufigen Vorkommens in deutschen Stammsilben mit deutscher Schrift (e und e, Tonhöhe a") bezeichnet ist.

§ 7. Mit „e" hat dieselbe Tonhöhe das „e“ in den beiden tonlosen Vorsilben be und ge, z. B. Bescheid, Gefahr; es ist nur kürzer als e. Derselbe Laut kommt auch in den unbetonten offnen Silben vieler Fremdwörter vor, deren ursprüngliche Quantität im Deutschen unberücksichtigt bleibt, z. B. Theater, Medicin (mit urspr. kurzem e), Plebejer, Plenarium (mit urspr. langem e).

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§ 8. Nachdem wir den höchsten E-Laut behandelt haben, wenden wir uns zum tiefsten, der die Tonhöhe g" hat und wegen seiner Ableitung von ursprünglichem A gewöhnlich mit ä bezeichnet wird. Oft wird er aber auch in der Schrift durch E bezeichnet, z. B. in Geberde, edel, obwohl ihnen die Wörter Gebahren, Adel zu Grunde liegen. Auch als kurzer Laut wird E für „Ä“ gesetzt, z. B. Hand Hände -behende; alt, älter, die Eltern. Eben so wenig wie die Orthographie hält auch die Aussprache diese beiden Laute auseinander. Man darf in allen Fällen anstatt "ä" (Tonhöhe g") das höhere „e" (Tonhöhe a“) sprechen und thut dies auch in Wirklichkeit, so dass Zähne klingt wie zehne (aber ja nicht wie Zehe!), und es dem Hörer überlassen bleibt, aus dem Zusammenhange die Bedeutung des Wortes zu entnehmen. Ein zu dunkel gesprochenes Ä gilt für unschön. Ist es kurz, so wird anstatt seiner immer „e“ gesprochen; ist es lang, so spricht man nur dann den tieferen Laut, wenn durch Ausserachtlassung des Unterschiedes ein Missverständniss hervorgerufen werden könnte, wie z. B. in dem Satze: Wenn ich 10 Thlr. gäbe (gebe), so gäbe (gebe) ich zu viel. Im Mhd. hatte man zwei Umlaute des A:

einen helleren: gast geste =

Gast, Gäste

einen dunkleren: gap gæbe gab, gäbe

von denen nur der letztere auch im Nhd. den tieferen Klang beanspruchen darf. Ausser im Conjunctiv Imperfecti wird er im Nhd. kaum gesprochen, und auch da nur zur Vermeidung von Missverständnissen. Kurzes "ä" lautet immer wie „e“, daher schreibt man die Factitiven bald auf die eine, bald auf die andere Art, z. B. tränken, senken; drängen, sprengen.

Wie leicht die beiden Laute å unde in einander übergehen, ergiebt

sich auch aus folgendem Beispiel: mhd. bër, nhd. Bär; und doch schreibt man die danach benannte Anhaltische Hauptstadt Bernburg nicht Bär(e)nburg, obwohl ihr Name von den Einwohnern mit dunklem langem gesprochen wird.

§ 9. Wir wenden uns jetzt zu e resp. zu . Auch diese Laute sind nicht ursprüngliche, sondern sind entweder aus a oder i hervorgegangen, d. h. aus zwei Vokaltönen, die musikalisch um eine volle Oktave auseinander liegen. Dieses Intervall mochte wohl unsern musikalisch begabten Voreltern beim „,Singen und Sagen" zu gross erscheinen, wenn die Töne unmittelbar auf einander folgen sollten. Sie milderten es daher, so dass, wenn in der Stammsilbe ein I, in der Ableitungssilbe ein A war, ersteres bis auf „,E" (ahd. ë) herabgesetzt wurde, z. B. ahd. nimit (er nimmt); aber für nimames (wir nehmen) sagte man nëmames.

Ebenso hilfist du hilfst

helfat ihr helfet

izzit er isst

ezzant sie essen.

Folgte dagegen auf ein A der Stammsilbe in der Ableitungssilbe ein I, so wurde, um die Tondifferenz zu mindern, das A auf E (ahd. e) erhöht:

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Dieses Lautgesetz ist, wie der Augenschein lehrt, auch nicht ohne Einfluss auf unser jetziges Hochdeutsch geblieben, während man jedoch früher „ë“ und „e" genau von einander unterschied, wahrscheinlich so, dass ersteres als dem a angeglichen, unserem heutigen å entsprach, während letzteres, als dem i angeglichen, dem höchsten e (in Seele) nahekam, so ist der Unterschied beider im Nhd. verwischt, da in den Ableitungssilben a wie i in tonloses & (Tonhöhe gis") übergegangen sind, der Grund zur Unterscheidung also weggefallen ist. Dennoch beobachten einige Dialekte am Oberrhein noch gewissenhaft diesen Unterschied, so dass sie regen (movere) mit höherem E sprechen als Regen (pluvia), da ersteres aus a entstanden und nach i gehoben, letzteres aus i entstanden und nach a gesenkt ist. In dem grössten Theile Deutschlands ist jedoch der Unterschied der beiden E dem Sprachbewusstsein entschwunden, und man spricht das aus A umge

lautete gerade so wie die Brechung des I, wie man leicht aus folgender

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Alle E in Stammsilben also, die nicht e sind, d. h. die nicht im § 6 verzeichnet sind, sind f, resp. e, da sie alle sich sprachgeschichtlich auf a resp. i zurückführen lassen, vgl. zu sandte senden, za siehst sehen, zu irdisch

Erde.

§ 10. Nach dem Gesagten wird sich die richtige Aussprache des Ä und E in folgenden Wörtern leicht ergeben:

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§ 11. Es bleibt jetzt noch das stumme E übrig, das wir § 2 mit ,,e" bezeichnet haben. Es stammt aus den vollen ahd. Flexions-Endungen ames, at, ant, umes, îmes, ir, fro, ônô u. dgl. und kommt

Meere

(Städte), stehlen

im Nhd. nur in tonlosen Nachsilben vor, z. B. helfen, helfɛt, jedɛr, jedɛ, jedɛs, Hebɛl, Vögɛlein, grösser, grössɛrɛm, edɛl, edɛlɛn. Dieser Laut ist so kurz, dass er beim Sprechen wie beim Schreiben ziemlich häufig weggelassen wird. Am meisten fällt er ins Ohr, wenn er zwischen t und t, d und t steht, z. B. rettɛt, redɛt, geleitete. In diesem Falle darf er nie weggelassen werden. Von da an giebt es unzählige Abstufungen, z. B. Hebɛr, grössɛr(ɛ)m, edɛl(ɛ)n, dann Scheitel, das wie Scheit'l gesprochen wird, bis dahin, wo es nicht mehr geschrieben wird und man nur seine frühere Existenz an der Aussprache des vorangehenden Consonanten merken kann, z. B. ed-len, Ad-ler, Ord-nung, Vög-lein, Jüng-ling. Von dieser Stufe, wo das 8" fast dem unendlich Kleinen der Mathematik gleicht, verflüchtigt es sich so weit, dass schliesslich gar nichts mehr davon übrig bleibt, z. B. in Stüb-chen, Rös-chen u. s. w. Ebenso wird das & schon als nicht mehr vorhanden angenommen in leb-t, lieb-t, reib-t, da b als auslautend, d. h. wie p gesprochen wird. Bei reiset, koset, leset, laset ist es in Jedermanns Belieben gestellt, von dem tonlosen & so viel hören zu lassen, als sich mit seinem Geschmack verträgt, man kann daher auch das vorangehende 8 als Inlaut oder als Auslaut sprechen (vgl. die Aussprache dieses Cons. in dem Folgenden).

§ 12. Y wird, obwohl griechischen Ursprungs, doch nicht immer wie im Griechischen als „," gesprochen. Diesen Laut hat es wohl nur noch in den Zusammensetzungen mit Hyper- und Hypo-, z. B. Hyperbel, Hypotenuse; aber auch da nicht durchgehend: Hypothek, Hypochonder hört man fast immer mit i sprechen. Nach dieser Richtung hin entwickelt sich die Aussprache des Y immer mehr: fast in allen andern Wörtern, z. B. Krystall, Myrte, Tyrann, Sympathie klingt es wie I; ja einige Wörter, denen eigentlich ein Y zukäme, werden schon ohne Weiteres mit I geschrieben, z. B. Stil, Silbe, Gips, Quitte, Brille, Zimbel.

§ 13. Der Uebergang zu dem folgenden Theil, welcher von der Aussprache der Consonanten handelt, wird durch den consonantischen Gebrauch der Vokale i und u für j und w vermittelt. Der Vokal i hat die Neigung, vor anderen Vokalen, welche nicht mit ihm verschmelzen, in ein leises j überzugehen, so dass z. B. Lilie fast wie Lilje, Marius wie Marjus, Grobian wie Grobjan lautet.

Man bringt zwischen t und die Zungenspitze nicht aus ihrer Lage, was doch zu einem regelrechten E nöthig wäre,

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