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Eine andere den Esel empfehlende Eigenschaft, seine Genügsamkeit und Zufriedenheit, tritt uns am anmuthigsten entgegen in dem französischen Ausdrucke baudet für Esel. Er kommt vom altfr. baud fröhlich, demselben Worte, das it. baldo, egl. bald lautet (alle von goth. balths), und bedeutet also (nach Grimm, Reinh. p. 244) ,,das zufriedene, vor Fröhlicheit jauchzende Thier".

Natürlich zeigt sich der Esel von dieser Seite besonders, wenn er seiner Last entledigt und etwa auf die Weide gelassen wird. Daher sagt eine französische Redensart: Braire comme un âne que l'on meine paistre, und dem Ausdrucke âne débâté für liederlicher Bursche liegt auch das Bild des seiner Last (bât) entledigten und nun fröhlich und vergnügt umherrennenden Esels zu Grunde. (Er erinnert an die im Artikel: Pferd besprochene Redensart far scorrere la cavallina.) Ein recht komisches Bild des auf der Weide sich umhertummelnden Esels gibt uns das deutsche Sprüchwort, wenn es sagt: „Ein Esel sollte immer auf der Weide sein; denn wo er frisst, da wächst es, wo er sch-, da düngt ers, wo er seicht, da wässert ers, und wo er sich wälzt, da zerbricht er die Schollen." Simrock, deutsch. Spr. S. 101.

oder

Auch können wir hier wohl das Sprüchwort anführen:

A l'asne l'asne semble très-beau;

Sp. Cada asno con su tamaño;

Lat.: Asinus asino, sus sui pulcher;

Semper graculus assidet graculo; aequalis aequalem delectat;

während der Grieche sagt:

Τέττιξ μὲν τέττιγι φίλος, μύρμακι δὲ μύρμαξ (Theocr.),

und der Engländer:

Birds of a feather flock together, oder

Like will to like, as the devil said to the collier.

(,,Glik un glik gesellt sik", sad the Düwel un kêm bî'n kôlenbrenner.

Holstein. Spr. v. d. Hagens Germania VI, 98.)

Die Genügsamkeit des Esels im Futter, die das deutsche Sprüchwort: der Esel trägt das Korn in die Mühle und bekommt Disteln (Simrock, 100) und ähnliche hervorheben, wird ebenso bestimmt in den romanischen Sprachen ausgedrückt. Der Franzose sagt:

Asne d'Arcadie

Chargé d'or, mange chardons et ortie. Le Roux, I, 88;

der Italiener:

der Spanier:

Fa come l'asino, che porta il vino e beve l'acqua.

L'orzo non è fatto per gli asini.

(Giusti 366.)

Asino che ha fame, mangia d'ogni strame. ib. 310,

Asno de Arcadia lleno de oro, y come paja. (Deutsch.

Spr.: Ein Esel frisst keine Feigen.)

No se hizo la miel para la boca del asno.

Cuando nace la escoba, nace el asno que la roya.

Auch die französische Redensart boire en âne, in der Bedeutung langsam und behaglich schlürfen, spricht denselben Zug, die Zufriedenheit mit Wenigem und Schlechtem, aus.

Indessen auch die Genügsamkeit eines Esels hat ihre Grenzen, und wenn er Mangel am Nothwendigsten und Unentbehrlichsten leidet, wird er rebellisch. Daher sagt ein franz. Sprüchwort: Quand il n'y a pas de foin au ratelier, les ânes se battent (als Bild für eine Ehe ohne Vermögen gebraucht). Einen hübschen kleinen Zug, der das Bild des zufriedenen, in seinem Stalle sich befindenden Esels vervollständigt, enthält der franz. Ausdruck: sérieux comme un âne qu'on étrille, ernst wie ein Esel, den man striegelt.

Gerade wegen dieser Genügsamkeit eignet sich nun aber auch der Esel besonders dazu, der Arbeitsgehülfe des Armen zu sein. Daher heisst vom Pferde auf den Esel kommen, arm werden, und dasselbe bedeutet das französische monter l'âne, während das Gegentheil, sich emporschwingen, reich werden, in dem Sprüchwort: Le temps bien employé fait monter à cheval, als auf das Pferd kommen bezeichnet wird. Dies möchte übrigens wohl das anmuthigste Bild sein, welches der Esel im menschlichen Leben darbietet, und daher auch diejenige Seite, von welcher die Poesie den Esel mit Vorliebe erfasst hat. Wir erinnern in dieser Beziehung nur an das Verhältniss des Sancho zu seinem Esel im Don Quijote, und an das Kapitel von Sterne's Empfindsamer Reise, welches „Der todte Esel" überschrieben ist und mit den Worten endet „Schande der Welt! sagte ich zu mir selbst, Liebten

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Eine andere den Esel empfehlende Eigenschaft, seine Genügsamkeit und Zufriedenheit, tritt uns am anmuthigsten entgegen in dem französischen Ausdrucke baudet für Esel. Er kommt vom altfr. baud fröhlich, demselben Worte, das it. baldo, egl. bald lautet (alle von goth. balths), und bedeutet also (nach Grimm, Reinh. p. 244) ,,das zufriedene, vor Fröhlicheit jauchzende Thier".

Natürlich zeigt sich der Esel von dieser Seite besonders, wenn er seiner Last entledigt und etwa auf die Weide gelassen wird. Daher sagt eine französische Redensart: Braire comme un âne que l'on meine paistre, und dem Ausdrucke âne débâté für liederlicher Bursche liegt auch das Bild des seiner Last (bât) entledigten und nun fröhlich und vergnügt umherrennenden Esels zu Grunde. (Er erinnert an die im Artikel: Pferd besprochene Redensart far scorrere la cavallina.) Ein recht komisches Bild des auf der Weide sich umhertummelnden Esels gibt uns das deutsche Sprüchwort, wenn es sagt: „Ein Esel sollte immer auf der Weide sein; denn wo er frisst, da wächst es, wo er sch-, da düngt ers, wo er seicht, da wässert ers, und wo er sich wälzt, da zerbricht er die Schollen." Simrock, deutsch. Spr. S. 101.

oder

Auch können wir hier wohl das Sprüchwort anführen:

A l'asne l'asne semble très-beau;

Sp. Cada asno con su tamaño;

Lat.: Asinus asino, sus sui pulcher;

Semper graculus assidet graculo; aequalis aequalem delectat;

während der Grieche sagt:

Τέττιξ μὲν τέττιγι φίλος, μύρμακι δὲ μύρμαξ (Theocr.),

und der Engländer:

Birds of a feather flock together, oder

Like will to like, as the devil said to the collier.

(,,Glik un glik gesellt sik", sad the Düwel un kêm bî'n kôlenbrenner.

Holstein. Spr. v. d. Hagens Germania VI, 98.)

Die Genügsamkeit des Esels im Futter, die das deutsche Sprüchwort: der Esel trägt das Korn in die Mühle und bekommt Disteln (Simrock, 100) und ähnliche hervorheben, wird ebenso bestimmt in den romanischen Sprachen ausgedrückt. Der Franzose sagt:

Asne d'Arcadie

Chargé d'or, mange chardons et ortie. Le Roux, I, 88;

der Italiener:

der Spanier:

Fa come l'asino, che porta il vino e beve l'acqua.

L'orzo non è fatto per gli asini.

(Giusti 366.)

Asino che ha fame, mangia d'ogni strame. ib. 310,

Asno de Arcadia lleno de oro, y come paja. (Deutsch.
Spr.: Ein Esel frisst keine Feigen.)

No se hizo la miel para la boca del asno.

Cuando nace la escoba, nace el asno que la roya.

Auch die französische Redensart boire en âne, in der Bedeutung langsam und behaglich schlürfen, spricht denselben Zug, die Zufriedenheit mit Wenigem und Schlechtem, aus.

Indessen auch die Genügsamkeit eines Esels hat ihre Grenzen, und wenn er Mangel am Nothwendigsten und Unentbehrlichsten leidet, wird er rebellisch. Daher sagt ein franz. Sprüchwort: Quand il n'y a pas de foin au ratelier, les ânes se battent (als Bild für eine Ehe ohne Vermögen gebraucht). Einen hübschen kleinen Zug, der das Bild des zufriedenen, in seinem Stalle sich befindenden Esels vervollständigt, enthält der franz. Ausdruck: sérieux comme un âne qu'on étrille, ernst wie ein Esel, den man striegelt.

Gerade wegen dieser Genügsamkeit eignet sich nun aber auch der Esel besonders dazu, der Arbeitsgehülfe des Armen zu sein. Daher heisst: vom Pferde auf den Esel kommen, arm werden, und dasselbe bedeutet das französische monter l'âne, während das Gegentheil, sich emporschwingen, reich werden, in dem Sprüchwort: Le temps bien employé fait monter à cheval, als auf das Pferd kommen bezeichnet wird. Dies möchte übrigens wohl das anmuthigste Bild sein, welches der Esel im menschlichen Leben darbietet, und daher auch diejenige Seite, von welcher die Poesie den Esel mit Vorliebe erfasst hat. Wir erinnern in dieser Beziehung nur an das Verhältniss des Sancho zu seinem Esel im Don Quijote, und an das Kapitel von Sterne's Empfindsamer Reise, welches „Der todte Esel" überschrieben ist und mit den Worten endet „Schande der Welt! sagte ich zu mir selbst, Liebten

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wir einander, wie diese arme Seele den Esel liebte,

etwas."

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Weil jedoch selbst ein Esel für einen Armen noch schwer zu erwerben ist, so mag es oft vorkommen, dass mehrere Arme zusammen einen Esel kaufen und besitzen und so es sich erklären, dass das Sprüchwort grade den Esel wählt, um das Nachtheilige des gemeinschaftlichen Besitzes hervorzuheben. So sagt das deutsche Sprüchwort: Es geht ihm wie dem Esel, der zwei Brüdern diente, jeder meinte, er sei beim Anderen gefüttert worden; das französische:

L'âne du commun est toujours le plus mal bâté; und:
L'asne de tous est mangé des loups;

das spanische:

Asno de muchos, lobos le comen.

Der Esel ist daher auch das Reitthier des Armen und Niedrigen. Darauf beziehn sich mehrere Sprüchwörter. Ausser dem schon erwähnten monter l'âne,

It.: Piuttusto un asno che porti, che un cavallo che butti in
terra. Giusti, 327.

Sp.: Mas quiero asno que me lleve, que caballo que me derreque.
Oudin, 171.

Egl.: Better ride on an ass that carries me, than on a horse
that throws me.

Mit diesen drei übereinstimmenden Sprüchwörtern soll der Vorzug einer sichern niedrigen Lebensstellung vor einer gefahrvollen hohen ausgesprochen werden.

Im übertragenen Sinne wird daher auch, ebenso wie wir sagen: auf einem Argumente reiten, der Grund, auf welchen Jemand thörichter und eigensinniger Weise seine Ansicht stützt, sein Esel genannt. Es geschieht dies eines Theils in der spanischen Redensart: Caer de su asno, eigentlich von seinem Esel fallen (se dice de los nécios y porfiados que obran por su mero capricho, y con tenacidad siguen sus pareceres, sin querer tomar consejo de los que se lo pueden dar: y despues por el suceso contrário que han tenido, conocen haber errado. Dicc. d. 1. Acad.), d. h. also: von den thörichten Gründen, auf die man sich verstockt hatte und die man unablässig vorritt, ablassen und so einsehn und anerkennen, dass man geirrt hat; anderen Theils in der französischen Redensart: montrer à qn., que son âne n'est qu'une bête,

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