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Und fasst man mich, so geht's mir ans Leben.
Hier will ich liegen vierzig Tage!
Fluch ihm, der auf mich zu stören wage!

Deus.

Kain ! Kain!

Kain.

Wer ist's, wer rufet mir?
Kannst Du nicht sehen, ich bin hier.

Deus.

Kain.

Kain, wo ist Dein Bruder Abel ?
Was fragst Du mich? Ich glaub', in der Höll!
In der Hölle, glaub' ich, er ist,
Sehe zu, wer dort ist zu dieser Frist.
Er müsste denn schlafen eben,
Wann hatt ich zu hüten sein Leben?

Deus. Kain, Du warst in Wahnes Grimme,

Und Deines Bruders Blutes Stimme,
Den Du erschlugst mit argen Sinnen,
Schreit Rache bis zu des Himmels Zinnen.
Und weil Du getödtet den Bruder Dein,
Sollst von mir Du verfluchet sein!

Kain.

Für Dich behalte Deinen Fluch,
Ich habe ohne das genug!
Da meine Sünde so furchtbar ist,
Dass nimmer Du mir gnädig bist,
Und es um Deine Gnade mir geschehn,
Sollst Du mich nipimer wieder sehn.

Und wo mich Jemand finden mag,

Erschlag er mich denselben Tag;
Wo Einer meine Spur mag gewinnen,
Sei es nun draussen oder drinnen,

Der soll mich unverzagt begraben,

Wo die Geier krächzen und die Raben.
Denn kann ich von hier erst unbehelligt wandern,
Frag ich den Kuckuck nach allen Andern!

Deus. Nein, Kain, mein Wille das nicht erträgt,

Ich will, dass Keiner den Andern erschlägt;
Archiv f. n. Sprachen, LIV.

Denn wer da tödtet jung oder alt,

Der sei gestrafet siebenfalt.
Kain. Gemach, ich wusste, dass die Hölle

Wird meines Bleibens Stelle,
's ist kein Gewinn, um Gnade flehen,
Drum soll es lieber nicht geschehen.
Doch diesen Leib verberg ich fein,
Dass Keiner hier sich ungelegen naht!
„Flieh, falscher Schurke", würd er schrei'n,
Und meinen, ich hätte begangen die That.
Wenn Scheuerndieb, mein Knecht, nur käme,
Dass ich mit ihm die Leiche nähme.

He, Scheuerndieb, Taugnichts, he, Scheuerndieb, he!
Knecht. Herre, Herre!
Kain. Höret Du, Bursch, da hast ’nen Pudding in den Topf,

Und das und noch Eins an den Kopf!
Knecht. Ich fluchte Dir den Schädel unterm Hut,

Wärst Du mein Herr von Fleisch und Blut!
Den ganzen Tag bin ich in Lauf und Muss, i
Und halte Deinen Prügeln Stand.
Und bin der Schemel unter Deinein Fuss.

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Kain. Still, Mann, ich übte nur meine Hand!

Doch höre, Bursch, was ich Dir sagen mag,
Meinen Bruder erschlug ich diesen Tag."
Ich bitt Dich, guter Bursch, thu' was ich sag,
Enteil mit mir von diesem Ort.

Knecht. Fort mit Dir, Dieb,

Begingst Du Brudermord?
Kain. Um Gotteswillen, Mann, mässige Dein Wort,

Ich sagt es nur zum Spass!
Knecht. Aus Furcht vor Strafe sagst Du das!

Hier werd ich Dich verlassen,
Mir grauet vor der Strafe Mass,
Und der Büttel wird uns fassen. .

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Kain. Ach, Herr, hör auf, ich fleh Dich an,

li Und ich erkläre Dich zum freien Mann.' Knecht. Willst Du zu schweigen mich flehn, sag an,

Durch's ganze Land?
Kain. Das will bei Gott ich schwören!
Knecht. Wird nichts Dich darin stören?
Kain. Steh auf, mein Guter, hören

Wolle mich, und Alle beschwören,
Zu schweigen. Wer nach mir thut desgleichen,
Den soll nie Ruh und Rast erreichen,
Doch Du musst mein guter Bursche sein,

Und wehe, wehe, wehe schrein! (Knecht. Heisse Flüche auf den Schädel Dein!) Kain. In des Königs Namen befehl ich Ruh! (Knecht. Und in des bösen Kain's Namen dazu!) Kain. Dass Niemand falle was Böses ein! (Knecht. Ja, kalt mag meines Herrn Schüssel sein!) Kain. Weder bei ihm noch bei seinein Knecht! (Knecht. Ich glaub, mein Herr ist bei Verstand nicht recht!) Kain. Denn sie sind treu gar mannigfalt!

I (Knecht. Mein Herr 'speist die Brühe nur kalt!) Kain.

Der König schreibet euch inzwischen (Knecht. Hab nie Speise genug auf meinen Tischen!) Kain. Der König will sie begnadigt haben!' (Knecht. Ja, meine Kehle möchte sich am Trinken 'laben!) Kain.

Sie mögen sich, wohin sie wollen, wenden! (Knecht. Mein Magen wartet längst auf neue Spenden !) Kain. Seht, dass Keiner zu ihnen red' ein Wort! (Knecht. Das ist der Mann, der beging Brudermord!) Kain. Heiss Jedermann sie grüssen ehrfurchtsvoll! (Knecht. Ja, schwenk den Eimer, so siehst du, wessen er voll!) Kain. Heiss Jedermann mit ihnen freundlich sein! il : (Knecht. Ja, miss Don, deinem Gaul, das Heu nur ein!) Kain. Nun komm herab, zwanzig Teufel schlagen drein!

Der Teufel soll Dich holen,

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Wär's nicht um Abel meinen Bruder,
Ich hülf" Dir anders auf die Sohlen!

Knecht. Nun, Alt und Jung, eh dass ihr geht,

Mögt ihr denselben Segen, früh und spät,
Und allesammt empfangen haben,
Den Gott im Himmel ineinem Herrn gegeben.
Nutzet ihn wohl, so lang ihr noch am Leben!

Er spendet reich des Segens Gaben!
Kain. Komm herab, beim Teufel, Mann,

Und ärgere mich nicht mehre,
Und nimm den Pflug, wohlan
Und geh voran und eil Dich sehre!
Und ich will, wenn ich kann,
Dich weisen andre Lehre.
Ich warn Dich, Bursch, hör' an,
Nur einmal und nicht mehre,
Bring nicht mich in Zorn und Feuer!
Sonst häng, bei Gott, ich Dich an diesen Pflug
Mit diesem Seil auf Einen Zug,
Bei Ihn, der erkaufte mich theuer!

Nun, lebt mir wohl, ihr Leute,
Denn ich muss gehn von diesem Ort
Und bin des Teufels Beute
Und muss leibeigen ihm dienen fort und fort,
Da, wo noch keiner sich freute,
Und Satan ist mein Hort.
Verflucht sei, wie gestern so heute,

Wer mich dahin gesandt mit hartem Wort ļu, lai

Zu dieser Stunden.
Lebt wohl, dahin ich eile,
Wo nie, zu keiner Weile,

Ich jemals werd' gefunden.

Finis,

Anhang.

1) Im Osterspiel ist der Knecht (servus) Rubin ein dem altenglischen verwandter Schalk; er preist sich dem Kaufmann an:

Herre, wie dunket euch umbe mich?
Ich bin jung und hofelich.
Ich kan den alten weiben
Die beutel abesneiden;
Auch kann ich stelen und gar wol verslan,
Und bin doch nie zu der staupe gehan.
Aber in Beierlant
Da wart ich durch die backen gebrant:
Wer ich nicht entgangen,

Man hette mich vorwar gehangen.
Medicus dicit: Nu sage, lieber Rubein,

, Was ist das lon Dein ?

Rubein.

Herre, mein lon ist gar stark:
Ein pfunt pulze (Pilze) und ein gebraten quark

(Käse). Medicus dicit: Rubein, ich wil Dir den quark geben,

Dass Du das jar musst überleben,
Und auch ein fladen darzu,
Den da machet die ku:
Das ist ein grosses lon zwar,

Das ich Dir gebe zuvor.
Rubein.

Herre, in euerem Dienst will ich leben;

Und das Pete pflegen. (Dazwischen die 3 h. Frauen.) Med. ruft:

Rubein, Rubein, Rubein! Rubein.

Was welt ihr, herre meister mein ?
Merc.

Rubein, wo bist Du so lange gewest?
Du tust meine Dienste nicht recht:
Du soltest hie keufen und verkeufen.

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