Ludwig der Baier. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen von Ludwig Uhland. Schulausgabe mit Anmerkungen von Dr. Jeder Lehrer des Deutschen in den höheren Klassen unserer Schulen weiss, dass die Zahl der Dramen, deren volles Verständniss nach allen Seiten hin den Schülern ohne Bedenken zugemuthet und durch den Unterricht vermittelt werden kann, eine sehr beschränkte ist. Zu ihnen gehören ohne Zweifel die beiden Ubland'schen, von denen das eine „Ludwig der Baier“ in der Bearbeitung des Herrn Dr. Weismann vorliegt. Die Verherrlichung deutscher Treue, der Grundgedanke und das Hauptmotiv des Drama's, ist etwas, was jeden Schüler anmuthet und in die Nachweisung: wie dieser Grundgedanke in dem vorliegendem Drama geschichtlich und poetisch sich verwirklicht, wird jeder Lehrer mit Freuden eingehen. Es feblte wohl bisher nur an einer wohlfeilen Einzelausgabe, um diese Dramen als stebende Schullectüre einzuführen, und diese Anforderung wäre denn durch die vorliegende Ausgabe für das eine Drama erfüllt. Obgleich aber der Director Dr. Foss in einem öffentlichen Vortrag vom Jahre 1863 ganz richtig bemerkte: „der Dichter bat sich so in die alten Chroniken eingelebtsie sind ihm so lebendig geworden, dass er ihren Inhalt mit Worten wieder, giebt, die nicht allein schön und dichterisch, sondern auch dem schlichten Zubörer verständlich sind“, so ist es doch klar, dass erst eine recht genaue Kenntniss der in dem Drama berührten historischen Verhältnisse das volle Interesse an demselben hervorruft und den ganzen Werth der Uhlandschen Arbeit ans Licht stellt. Diesem Bedürfnisse des Lehrers sowohl, der nicht die Zeit hat Specialstudien in dieser Hinsicht zu machen, als auch des Schülers, der sich in die Anschauungsweise des im Drama behandelten Zeitraums hineinarbeiten will, ist durch die umfangreiche Einleitung des Herausgebers (LXXI Seiten), sowie durch die „sachlichen Erklärungen“ des Anhangs vollkommen und in böchst praktischer Weise Genüge geleistet. Es ist uns kein im Drama erwähntes Moment vorgekommen, worüber man nicht in den Erläuterungen interessante Belehrungen fände, die zugleich von der umfassenden und gründlichen Kenntniss des Erläuterers von den Zuständen in Ereignissen des sonst verhältnissmässig gerade nicht sehr gekannten vierzehnten Jahrhunderts Zeugniss ablegen. Derselbe war übrigens durch seinen 1863 erschienenen Commentar zu Uhland's dramatischen Dichtungen für diese Arbeit vorbereitet. Wir freuen uns, dass die Cotta'sche Buchhandlung diese Arbeit den rechten Händen übergeben hat und boffen, dass durch dieselbe eine eingehende Kenntniss dieses Uhland'schen Werks in die weiten Kreise unseres Volks, insbesondere unserer Schuljugend sich verbreiten wird. Märkel. La france comique et populaire. Ein Beitrag zur Kunde der heiteren Seite des französischen National-Charakters sowie der Volkssprache in Paris. Von Dr. J. Baumgarten. Stuttgart, P. Neff. Der Herausgeber des verdienstlichen Glossaire des idiomes populaires, dessen Fortsetzung leider schon so lange auf sich warten lässt, bietet uns in dem vorliegenden Werkchen eine Sammlung von Scenen aus dem Volksleben, welche Ref. mit dem lebhaftesten Interesse gelesen hat. Der soge nannte Esprit boulevardier, ein Erzeugniss der nationalen Blague tritt uns darin so recht frisch und voll Leben entgegen, dass man das Ganze, wie es der Verf. will, mit Recht als eine Textsammlung aus der Volksliteratur ansehen kann. Die besten neueren Schriftsteller bringen gelegentlich eine solebe Menge von Ausdrücken aus den Regionen der Langue verte, dass man sich oft vergeblich nach einer Erklärung solcher slang-Wörter umsieht, und es ist deshalb sehr dankenswerth, dass der Herausgeber überall, wo es irgend nöthig ist, eine Erklärung der betreffenden Ausdrücke unter dem Texte gegeben, und in einem Anhange noch ein besonderes Verzeichniss der Neolugismen und Wörter aus der Volkssprache beigefügt hat. Der Text zeigt eine grosse Mannigfaltigkeit, wie dieses schon die behandelten Gegenstände darlegen werden: „Les blagueurs. Voyage autour d'une fête publique. Les cabotins. Les théâtres pour rire. Les saltimbanques en robe de chambre. Les bateleurs. Charges. L'étudiant. Ce que femme veut. Ude visite à l'exposition. L'exécution. Un bal travesti. Le flâneur. Les comiques. Au village. Scènes comiques etc. Die urwüchsige lachende Philosophie der Franzosen zeigt sich bei den vorgeführten Scenen im besten Lichte, und was den sprachlichen Ertrag betrifft, so verdient es ganz besondere Anerkennung, dass sich der Herausgeber bei seiner Auswahl auf solche Wendungen und Ausdrücke aus der Volksliteratur beschränkt hat, welche gegenwärtig in die Schriftsprache bereits eingedrungen sind. Neben angenehmer Unterhaltung bietet das Werkchen reiche Belehrung und Ref. kann es deshalb bestens empfehlen. Baensch’s Pocket Miscellany. Vols 30 et 31. Dresden, Wil liam Baensch, 1875. Schon in früherer Zeit ist in dieser Zeitschrift auf die obengenannte Sammlung aufmerksam gemacht worden, von der soeben wieder zwei nede Hefte erschienen sind. Gleich ihren Vorgängern empfehlen sich dieselben durch einen wahren Reichthum interessanter kleiner und grösserer Erzählungen, welche die Verlagshandlung sehr schön ausgestattet hat. Der Inhalt dieser Novellen ist eben so anziehend als sauber, und wie sich die treffliche Sammlung zur Privatlectüre überhaupt in vorzüglichem Grade eignet . werden auch die vorliegenden Hefte recht weite Verbreitung unzweifelhaft finden. 1. Englisches Lesebuch für Töchterschulen von Dr. O. Ritter. Berlin bei Haude & Spener. 2. Outlines of the History of English literature by A. Graeter. Basel bei Detloff. 3. Englisches Lese- und Uebungsbuch für obere Classen von Dr. H. Th. Traut. Leipzig bei G. Körner. Die Herausgeber obiger drei Lesebücher haben sich zu der Veröffentlichung ihrer Werke veranlasst gesehen, weil die vorhandenen äbolichen Sammlungen dem speciellen Bedürfnisse für ihren Unterricht nicht genug ten. Mag man nun auch zugeben, dass in Beziehung auf Töchterschulen manche Lebrer nur wenige englische Lesebücher finden können, die ihrem Geschmacke ganz genügen, so muss es doch auffallen, wenn Nr. 3 besonders für das „Einjäbrig-Freiwilligen-Examen“ bestimmt ist, daneben allerdings auch die oberen Classen der Realschulen berücksichtigen will. Die Sammlung, welche wir Herrn Ritter verdanken, zerfällt in 4 Abtheilungen: Anecdotes, Tales and stories, History, biography, literature und Poetry. Die Auswahl ist im Allgemeinen recht hübsch und verdient besonders insofern gelobt zu werden, als sie wirklich einmal wieder neue Sachen, bringt und sich nicht etwa darauf beschränkt, wie das kürzlich noch in dem dicken Ahn'schen Buche so glanzvoll geschehen ist, ohne viele Mühe aus 5 oder 6 Sammlungen eine siebente zusammenzustoppeln. Herr Ritter bietet uns die Frucht eigener Arbeit und was er giebt ist lesenswerth. Die sechs Literatur-Abschnitte befriedigen weniger; abgesehen davon, dass er sich auf Chaucer, Spenser, Shakespeare, Milton, Byron und Scott beschränkt (es hätten denn doch, besonders für Mädchenschulen noch einige andere Schriftsteller besprochen worden sein, z. B. Th. Moore, Fel. Hemans u. 8. w.) ist auch die Darstellung (siehe Spenser) wohl nicht immer recht schulmässig und hinreichend einfach. Herr Graeter (Nr. 2) bietet in kleinen Abschnitten, welche aus den Literaturgeschichten von Chambers, Spalding, Craik u. A. übersetzt sind und sich nicht ganz frei halten von Anglicismen, einen deutschen Text, der das wichtigste aus der Geschichte der englischen Literatur beibringt und von den Schülern retrovertirt werden soll. An diesen schliessen sich dann je nach den einzelnen Perioden verschiedene Bruchstücke aus englischen Schriftstellern, gleichsam Belege, und der Herausgeber hat diesen eine Anzahl von Noten hinzugefügt, welche wohl geeignet sind, einzelne schwierige Punkte zu erklären. Das Werk des Herrn Traut enthält Histories, Characters, Didactic and philosophical pieces, Orations and speeches und Letters. In jedem Abschnitte sind einige deutsche Stucke den englischen beigegeben, welche von den Lernenden rückübersetzt werden sollen; der Herausgeber charakterisirt sie als „Cebungsstücke, welcbe dem englischen Idiome angepasst sind, um den Studirenden in die englische Denk- und Redeweise hineinzudrängen“. Es ist gewiss sehr gut, dass sich die sammtlichen Stücke auf England und englische Verhältnisse beziehen; weniger erfreulich ist es dagegen, dass viele derselben der History of England von Dickens entlehnt sind, die bekanntlich gar nicht von dem grossen Novellisten herrührt und selbst in stylistischer Beziehung sehr viel zu wünschen übrig lässt. Die beigefügten Noten enthalten mancherlei Sonderbarkeiten, z. B. S. 225 findet sich im Texte das Wort egoistm und unten lautet die Note wörtlich: „egoistm , statt egoism“. Es ist nicht recht begreiflich, wie dieser offenbare Druckfehler statt egotism so ruhig nachgedruckt und in dieser Weise erläutert werden konnte, Englische Aufsätze. Nebst einer theoretischen Anleitung und 170 Dispositionen zum Anfertigen derselben für die oberen Klassen der höheren Lehranstalten von Prof. George Boyle. Wiesbaden, A. Gestewitz, 1875. Nach dem Muster der rühmlichst bekannten „Deutschen Aufsätze“ von Jos. Venn und der Lateinischen Aufsätze von Galbula bietet uns Professor Boyle in dem vorliegenden Werke eine vortreffliche Anleitung zur Anfertigung freier schriftlicher Arbeiten in englischer Sprache. Wir besitzen zwar einige wenige Hilfsbücher für englische stylistische Uebungen in Prima, aber keines entspricht so sehr dem Bedürfnisse, wie es hier geschieht, und Ref, hegrüsst deshalb das neue Werk mit grosser Freude, weil es in vorzüglieber Weise den Schüler befähigt, sich die Kunst eines leichten und gewandten Ausdrucks anzueignen. Nach einer kurzen Einleitung, welche die Theorie der englischen Stylistik enthält, bietet der erste Theil Musterstücke für die verschiedenen Stylarten, dem sich dann im zweiten Theile die Dispositionen anschliessen nach den Abschnitten geordnet: Simple narratives, Developed narration, Biography, Historical narration, Description, Meditations, Simple themes, Complex themes, Easy essays, Notes and letters u. s. w. Die Aufsatze zeichnen sich sämmtlich durch eine sehr einfache schöne Sprache ans, die Dispositionen sind äusserst geschickt und zweckmässig angelegt und werden sich leicht weiter ausführen lassen, da die Aufgaben von dem Leichteren anfangend, erst allmälig grössere Schwierigkeiten machen. Wenn man sieht, welche Themata nur zu häufig den Schülern zngemuthet werden, von denen sie wenig wissen und noch dazu in einer Sprache, die sie noch weniger verstehen, dann muss man sich freuen, dass durch his Boyle'sche Werk für die Zwecke des Schulunterrichtes eine wirklich trichtige, dankenswerthe Leistung geboten wird, der wir unsere wärmste Empfehlung widmen können. Die äussere Ausstattung des Buches ist sehr gut und der Druck durchaus correct. H. Zum normannischen Rolandsliede. - Inaugural - Dissertation (Göttingen) von Hans Loeschhorn. – Leipzig, Breitkopf und Härtel. 1873. 8. An der Hand von M. Gaston Paris' Studien über die Laut. nnd Flexionsverhältnisse und die Versification in der Vie de St. Alexis betrachtet der Verfasser in dem ersten Theile seiner Dissertation las Verfahren des Rolandsliedes in Bezug auf Hiatus und Elision. Bei den einsilbigen de, que, le, me, te, se, ne sei die Elision als Regel zu betrachten; nur von que, ne und se in der That weiss der Verfasser einige Ausnahmen anzuführen. Bei dem Artikel li dagegen ist der Hiatus nur selten getilgt, und der weibliche Artikel und ma, ta, sa werden stets elidirt. Nach co und jo ist Hiatus und Elision gleichmässig zulässig. Das Zahlwort milie, wenn es in den Hiatus zu stehen kommt, ersetzt der Verfasser durch das sich sonst im Roland findende millier. Das auslautende t in der dritten p. sing. praes. der Verben auf er will der Verf. überall stehen lassen, es aber bald als lautbar, bald als stumn, je nach Bedürfniss des Verses, behandelt wissen. Um bei ço und folgendem e (Form von estre) den Hiatus zu tilgen, will der Verfasser weder ço’st noch c'est schreiben; er denkt sich einen Mischlaut, führt aber leider kein Beispiel an, aus dessen Schreibung man hätte ersehen können, wie er sich diesen Mischlaut denkt: bei ert schreibt er 277 ço’rt. Den Vers 1650: Ço'rt uns reis k'il – ocist en Denemarche hat er in dem vorliegenden Exemplar nachträglich in Ço ert uns reis k'ocist en Denemarche verbessert. Wo der Vers es verlangt, lässt er den Hiatus nach co bestehen; in gleicher Weise verfährt er mit den Wörtern ja, ki, u. Die Schreibung von ne l'reconurent, nach Paris, bei der Enklisis von me, te, se, an das vorhergehende Wort, nimmt der Verfasser nicht an; er schreibt jel, jol, sim. Unsrer Ansicht nach möchte sich diese Enklisis am deutlichsten durcb Bindestrich und Apostroph darstellen lassen, also: si-m', je-l', jo- u. s. w. – Der Vertasser schliesst den ersten Theil seiner Arbeit mit dem Urtheil, dass das Rolandslied im Allgemeinen Unsicherheit und Schwankung im Gebrauch von Hiatus und Elision zeige. In dem zweiten Theile behandelt er die Assonanzen des Rolandsliedes an. Assonanzen mit reinem a findet er in neun Tiraden, Mischung mit ai, è und ei bäufiger. Nach Paris' Vorgange sondert der Verfasser die Assonanzen auf é und è; wo sich beide Laute in einer Tirade gemischt finden, ist dies als Fehler zu beseitigen, mit Ausnahme von wenigen Fällen, de sich in allen frühen Denkmälern finden. Als solche Ausnahmen führt der Verfasser Deus in Assonanz mit é, ferner Maheu (Mattheus), die zweite p. pl. fut. aut ez (habetis) und die Formen tenez (tenetis) und puez (potestis) Von der Regel, dass geschlossenes und offenes o nicht mit einander assoniren dürfen, finden sich in ms. Oxf. nur zwei Ausnahmen: or (aurum) (z. 1276 Müller) beseitigt der Verfasser durch Umstellung. In V. 922, wo nostre (mit offenem o) mit unches, Rome, encuntre, curone assonirt, scheint der Verfasser die Lesart Boehmers zu acceptiren. u basirt auf lateinischem u. Der Verfasser schreibt deshalb "Tir. 293 herbut (nfrz. herbu, span. herbudo) statt berbus (herbeux, herboso). ai findet sich nur mit è und ei gemischt, aber nie mit é, wodurch Hofmanns Aenderung Iir. 239 sert: jamais parler statt der handschriftlichen parler jamais widerlegt wird. - ei findet sich allein und mit è. In Tir. 79 (Asson. ei) nimmt der Verfasser die Aenderung der beiden ersten auf i assonirenden Verse an, wonach an die Stelle von Munigre - munt neire und an die Stelle von balient ventelent tritt Bei Besprechung der Assonanz ié verbessert der Verfasser die Verse 135 (reposer). 359. (bacheler), 433 (otrier ne volez). Den Laut oe, den der Verfasser für gleichbedeutend mit o zu balten scheint, sondert er, wie diesen, in óe und òe. - oi und ui sind nur graphisch unterschieden. oi assonirt mit offenem o, ui (Ton auf u) mit u, ou mit wenigen Ausnahmen mit offenem o. Von den Nasallauten handelt der Verfasser auf nur wenigen Seiten. an und en mischen sich in der Assonanz. Die Assonanz on, un fehlt, wie M. G. Paris dargethan, im Alexis; sie findet sich im Roland. Diesen Umstand erklärt der Verfasser daraus, dass der Alexis ein „kunstvolles“, das Rolandslied dagegen ein „volksthümliches“ Gedicht sei (?). Zum Schluss stellt der Verfasser die Assonanzen des Rolandsliedes in einer Tabelle zusammen. Hinsichtlich der in der Abbandlung sich findenden Irrthümer verweisen wir auf die Beurtheilung derselben von M. G. Paris, Romania II, 261. Die Arbeit wird denen, welche sich mit dem Rolandsliede beschäftigen, von bestem Nutzen sein. A. Lüttge. Französische Schulgrammatik von Albert Benecke, Oberlehrer au der Luisenschule zu Berlin. Erster Theil. Sechste, erweiterte Auflage. Auflage. Potsdam 1875. Verlag von August Stein. Wenngleich viele unserer Leser die Beneckesche Grammatik bereits aus eignem Gebrauch oder aus andern lobenden Recensionen früherer Auflagen kennen, so rechtfertigt och der Umstand, dass dieselbe im Archiv bisher noch nicht besprochen worden und dass die neue Auflage eine wesentlich erweiterte ist, eine eingebendere Charakterisirung der negen Bearbeitung. Zwar unterscheidet sich die 6. Auflage von der 1872 erschienenen 4. sowie von der 5. Auflage nicht durch so eingreifende Umgestaltungen, wie die 4. von der 3. Ausgabe, aber dennoch sind auch in der neuesten Ausgabe wichtige Theile der Grammatik bedeutend erweitert worden, wie schon der um fast 100 Seiten vermehrte Umfang des Buches zeigt. Wir haben in Beneckes Schulgrammatik das Ergebniss langjähriger |