Billeder på siden
PDF
ePub

nach einander den Anfang machen, jeder neu eintretende Gegenstand massenhaft mit Stunden bedacht ist, das Latein nicht vor dem 14. Jahre begonnen wird, und nach dem 16. eine Spaltung in einen litterarischen und realistischen Unterricht eintritt; ähnlich in Mainz, ehemals auch auf der Berliner königlichen Realschule. Die Gründe, welche Comenius und Herder für ihr Princip anführen (namentlich die Möglichkeit materiellen und geistigen Verkehrs mit anderen Culturvölkern), werden von der anderen Seite als gemeine Utilitätsrücksichten gebrandmarkt: vielmehr komme es darauf an, die Jugend von dem gemeinen Leben der Gegenwart abzuziehen. Herr Marelle ist durch den fühlbaren Mangel an geeigneten Dichtungen für das kindliche Alter in französischer Sprache veranlasst worden, dergleichen in ,,Le petit monde; poésies enfantines“ in dem Sinne der Spekter’schen und Heyschen Dichtungen zu schaffen ; er trug eine Anzahl derselben ror, besprach die Neigung der Franzosen, in jeder Poesie das Pathetische, Discursive vorwalten zu lassen, rechtfertigte sich gegen den Vorwurf gewisser nicht üblicher Sprachbildungen neben Andrem durch das Urtheil Littré's, den der Abwesenheit alles Moralisirenden und gegen den, in einigen, z. B. einer Nachbildung von Heine's ,, Sagespenst“ von Liebe gesprochen zu haben.

Herr Herrig gab Nachricht über die Akademie für moderne Philologie. Die Zahl der Zuhörer ist in diesem Jahre von 97 auf 156 ge. stiegen. Den Preis für die Lösung der Anfgabe über den Accusativ mit dem Infinitiv in der lateinischen und den romanischen Sprachen“ hat Herr stud. Robert Voigt; den für die Aufgabe „über die französischen Präpositionen“ Herr stud. Georg Raithel erworben. Die ShakespeareGesellschaft hat einen alle zwei Jahre zu ertheilenden Preis ausgesetzt und als erste Aufgabe gestellt: „Chancer's Einflass auf Shakespeare". Die Preisaufgabe ,,Gebrauch der Tempora und Modi bei Joinville“ ist noch ungelöst geblieben, und soll nebst einer anderen noch einmal gestellt werden.

II.

Herr Michaelis berichtet über eine Zusammenstellung aller Vorschläge von ihm zur Regelung der deutschen Orthographie. Nach Anerkennung der Sanders'schen Leistungen geht der Vortragende auf die Bestrebungen der Schweizer und des pädagogischen Vereins in Görlitz ein, eine phonetische Schreibweise zu begründen. Vorwaltend ist dies Princip immer gewesen, obgleich bis zu „Rat, Rades; Tak, Tages

zıı , niemand gegangen ist. Die Rücksicht auf „Usus“ wäre am besten zu beseitigen. Die zunächst wichtigsten Forderungen sind 1) Beseitigung des Th. Kräuter's Satz, dass jede Tenuis aspirirt werde, würde auch zu plı, kh führen. 2) Regelung des dt: ,,tot und Statt“ müssen durchgeführt werden. 3) Dehnungszeichen. ee ist nach Schleicher allein

in „Klee, Schnee“ u. dgl. beizubehalten; ebenso auslautendes h in Fällen wie „geschah“. In zusammengezognen wie „zehn“ wird es fortfallen können. Das sogenannte versetzte h („befehlen“ aus „befelchen“) ist ein Hirngespinnst. - ie ganz zu beseitigen, fil statt fiel zu schreiben, scheint zu gewaltsam. Es werden nach der Grammatik die ie zu bewahren sein, welche einem alten Diphthong entsprechen. In allen Verben starker Conjugation Präs. i, Prät. a, und Präs. ei, Prät. i schreibe man i, also auch „schri, spi“; dagegen sind „fliesse“ so wie die reduplicativen Präterita „fiel, blies“ zu behalten. Einzelne isolirte („lieben“, „wie, sie, die“ -- Fremdwörter -- ,,Brief, Fieber“)

„ kommen dazu. Die Endung „ieren“ zu bewahren scheint pedantisch. Wäre man über diese Dinge hinaus, so wäre das Uebrige leicht. Für die phonetische Schreibung der Fremdwörter ist durch Einführung des K fiir C im preussischen Staatsanzeiger ein grosser Schritt gethan; griechisches ph und th werden nicht zu tilgen sein. Herr Boyle theilte eine Inhaltsübersicht der Rede mit, welche Prof. Tyndall bei Uebernahme des Vorsitzes der British Association in diesem Jahre zu Belfast gehalten. Dieselbe behandelt den Fortschritt des wissenschaftlichen Erkennens von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart; zeigt wie nach den Versuchen Demokrit's, Epikur's, Lukrez's, die zum Theil den Resultaten moderner Forschung auf der Spur waren, durch den Geist des frühesten Christenthums ein Halt eintrat, der im Mittelalter zu vollständiger Stagnation führte. Die herrschende Beschäftigung mit aristotelischer Philosophie artete in blossen Streit um Worte aus. Das Wiederanf leben wahrhaft wissenschaftlicher Forschung datirt von Kopernikus, Giordano Bruno, Pierre Gassendi — letzterer erkennt einen persönlichen Gott an, geht aber im Uebrigen in wissenschaftlicher Unabhängigkeit selbst weiter als Darwin. Bischof Butler trennt den Menschen selbst von allen Functionen der Organe und ausführenden Kräfte. Die Betrachtung wendet sich dann den Resultaten der Geologie, dem gelösten „Räthsel der Felsen“, dann den Theorien Darwin's zu, deren Un vollkommenheit bei ihrem Auftreten nur dem Umstande zuzuschreiben sei, dass der Urheber gesehen habe, Wallace sei ihm auf der Spur, und sich die Priorität habe retten wollen; im Uebrigen stimmt der Redner Darwin's Ansichten vollständig bei; zeigt wie der künstliche Bau des Auges sich aus der eigensten Natur der Zelle selbstschaffend entwickle, und kommt bei der daran sich schliessenden Betrachtung über organische Entwicklung des Lebens, wie in der meist so verachteten „Materie“ die Fähigkeit und Potenz zu jeglicher Art von Gestaltung des Lebens ruhe. Den Schluss bildet eine energische Erinahnung, den Bahnen der freien Wissenschaft uneigennützig zu folgen, welcher keinerlei Macht, selbst nicht die der Religion, Stillstand zu gebieten im Stande sei.

Herr Buchholz besprach die 3. Auflage des Manuale della literatura del primo secolo etc. von Vincenzio Nannucci.

Die systema

tische Zusammenstellung alles vom heutigen Sprachgebrauche Abweichenden fehlt leider der neuen Auflage, welche in Auslegung und Kritik Vorzügliches leistet, vieles vorher Unlesbare erfreulich, vieles Unvollkommne vollständig gemacht hat: Statt 56 erscheinen jetzt 84 Dichter, statt 12 jetzt 16 Prosaiker. Der Hauptzweck ist, dem Studirenden der Litteratur eine gediegene Grundlage zu geben. Leider wird im kritischen Theile zu wenig Rechenschaft über die Gründe, z. B. von Aenderungen gegeben. Beispielsweise nimmt der Vortragende einen Theil des ersten Stücks, eines noch jetzt, ohne dass man vom Verfasser etwas weiss, vielfach umlaufenden Liedes des Sciullo Dal. camo, mit Bezug auf Emendation und Auslegung durch.

III.

Herr Güth wies an einer Reihe von Beispielen nach, wie mangelhaft in den Büchern von Valentini bis Sauer und Städler die Aussprache des Italienischen behandelt sei, und wies auf Pietro Fanfani Vocabulario della pronunzia Toscana als ein verdienstliches Werk hin. Der Prof. B. Campo, Regole della pronuncia italiana 1872 hat jenes Buch in geeigneter Weise zum Nachschlagen bearbeitet. Das Buch bietet eine vollständige, obgleich noch nicht übersichtliche Darstellung der Aussprache aller Vocale und Consonanten. Der Vortr. giebt beispielsweise eine Uebersicht der Regeln über s und über den Accent. Herr Goldbeck zieht aus Beispielen wie je suis bien aise de vous voir donner suite immédiatement à ces projets (dass Sie ins Werk setzten); il n'est pas rare de les voir enfermer leur vie tout entière dans une pensée (dass sie einschliessen); c'était pour elle une vive satisfaction que de me voir me fixer ici (wenn ich mich hier festmachte), den Schluss, dass dies Wort vois nur als Form für die Ermöglichung einer Infinitivconstruction herbeigezogen werde eine Form, die im Französischen ganz ausserordentlich häufig gewählt werde --- und zog daraus die Berechtigung, das Wort, da seine eigentliche Bedeutung dabei ganz in den Hintergrund trete, „ein neu entdecktes Hilfsverb“ zu nennen. In der Discussion traten die Herren Strack, Breslau, Nessler dieser Berechtigung entgegen. Die Mehrzahl der angeführten Beispiele habe ein regierendes Verb des Affects. Das „Sehen“ sei der Ausdruck für die Nothwendigkeit, darzulegen, wie man zur Kenntniss der Thatsache und zum Affect gelange. Aller und venir hätten einen analogen Zweck. In manchen der angeführten Fälle lasse sich sehen“ oder etwas Aehnliches gar nicht entbehren. Die Herren Imelmann und Parow traten dem Vortr. bei und machten aufmerksam auf die deutsche Wendung mit „sehen“, deren häufiges Vorkommen wol auf Einfluss des Französischen zurückzuführen sei. Hr. G. erklärt aut die Bezeichnung „Hilfszeitwort“ keinen Nachdruck legene zu wollen, und stellt zur weiteren Begründung der Erscheinung einen anderen

Vortrag in Aussicht. Herr Mahn stattete über die Philologenversammlung Bericht ab, der er mit 12 andern Berlinern beiwohnte. Die in Leipzig begründete Section für neuere Sprachen konnte sich nicht wieder constituiren; ebenso ging es der sprachvergleichenden Section. In der germanisch-romanischen Section hielten Vorträge Prof. Sachs (Brandenburg) über den heutigen Stand der romanischen Dialektforschung; Prof. Hinten (Wien) über tyrol. Dialektforschung; Prof. Micha eler (Bozen) über tyroler Dialekt mit besonderer Berücksichtigung des Eisackthales; Dr. Steub (München) iber tyroler Ethnologie; Dir. Dr. Grien (Verona) über die von ihm besorgte Ausgabe des Canzoniere des Petrarca; Dr. Imm. Schmidt (Falkenberg) über die Perioden der englischen Literatur im Zusammenhang mit der Geschichte der Sprache; Prof. Mahn (Berlin) über die provenzalische Sprache und ihr Verhältniss zu den übrigen romanischen Sprachen; Prof. Bartsch (Heidelberg) Mittheilung von Ges. 1–5 von Dante's Hölle in neuer Uebersetzung. In den allgemeinen Sitzungen waren die Eröffnungsrede des Prof. Jüly (Innspruck) und des Dr. Thomas (München) über den Humanismus und den Zeitsinn von Interesse. Mannichfache Bemerkungen über Land und Leute, Namen von Ortschaften und interessante Persönlichkeiten schlossen sich an.

IV.

Herr Lamprecht berichtete über das „A, M., sieur de Moystardières“ Devis de la langue française in der Ausgabe von 1572, die von der andren von 1559 wesentlich verschieden ist. Der Verfasser (dessen eigentlicher Name Abel Matthieu) erscheint den Latinisten gegenüber als Purist, als conservativ in dem als gut erkannten Bestand der Sprache. Völker, deren Poesie in Betracht kommt, sind ihm ausser den Franzosen nur Griechen und Italiener. Homer ist höchstes Muster aller Dichtung. Nachahmung der Latinisten und Aenderung des Geschlechtes (z. B. amour, navire früher fem., dann masc.) riigt er als Hauptsünden seiner Zeit, eifert überall gegen ,,barbarische“ Formen, und empfiehlt Lectüre guter Autoren und Anlegung eines Lexikons der guten populären Wörter (als barbarisch z. B. verwirft er république, valise, antichambre); bespricht dann die Bildung des fem. in allen Endungen; die onomatopoetischen Wörter; die Negation; Numeri und Pluralbildung; die im Griechischen, Lateinischen und Französischen gleichlautenden Wörter. ç schreibt er nur in wenigen Fällen, wie françois, sçais (Rob. Stephanus schreibt überall ce); er schreibt adviser u. dgl.; aucung ; j und i, u und v sind nicht geschieden; statt i oft y, wie luy u. dgl. In seinem Urtheil über Nicolas d'Herberay des Essarts ist er einseitig; das über Comines, Amyot, Clément Marot, ist wol zu billigen. Der Vortr. schloss mit einer Kritik über die sprachlichen Bemerkungen. – Herr Lücking machte

zu einigen Punkten Bemerkungen. Herr Goldbeck setzte seine Betrachtungen über voir fort, indem er aufstellte, für das gesonderte Aufstellen der Falle von voir und entendre mit folgendem Infinitiv im Relativsatz in der Grammatik sei der Grund ein ästhetischer; voir werde auch in solchen Verbindungen in ganz formaler Weise angewendet. Er kommt zu dem Schluss: voir wird nach Verben des Affects and Wünschens in ungeheurer Massenhaftigkeit angewendet um einer Conjunctivconstruction zu entgehen; der Grund dafür ist ein grosses Bindebedürfniss: die Sätze sollen auf's Genauste in Zusammenhang gebracht werden: de bindet schärfer als que. voir wird so zum Idio. tismus: die Schriftsteller brauchen es unendlich überwiegend und scheuen die Wiederholung nicht.

V.

Herr Rauch empfahl die von Dickmann commentirte Longfellow’sche Evangeline als ein für Schulen recht brauchbares Buch, das namentlich mit liebevoller Sorgfalt auf die historischen und geographischen Punkte eingehe. Sprachlich ist auf verschiedene in Schulen gebrauchte vorzügliche Grammatiken Bezug genommen. – Herr Ban

. dow gab Beiträge zur Erklärung folgender englischen Wörter: 1) fea ture verliere – nächst der Bedeutung , hervorstechender Zug“ — ganz seine eigentliche Bedeutung und werde zum blossen substantivischen Halt für das Adjectiv dabei, das den Hauptbegriff bilde; wie „the important feature of the contest das was den Wahlkampf auszeichnet“. 2) case bedeute den ganzen vor das Gericht kommenden Rechtsfall und die Verhandlung darüber; dann die ganze Lage der Sache“ (wie the case was strongly for against the defendant u, dgl.). 3) the merits of a cause, a care nehme in Verbindungen wie ,the merits of the missions to Africa. u. dgl. die verallgemeinerte Bedeutung an „das was der Sache Bedeutung verleiht, worin ihr Werth liegt.“ -- Herr Bieling zeigte die neuste Publication der Early English Text Society „Cursor Mundi, a Northumbrian Poem of the XIV Cent.“ herausgegeben von Richard Morris, Part 1, London 1874, an. Dasselbe war bisher nur nach dem Manuscript von Trinity College, Cambridge bekannt; die gegenwärtige Ausgabe stellt die 4 andren vorhandnen auch sprachlich wesentlich verschiednen handschriftlichen Texte vollständig daneben. Die Ausgabe ist als eine sehr schätzenswerthe Leistung der Gesellschaft zu bezeichnen. Herr Goldbeck besprach zunächst den in der Tauchnitz'schen Sammlung abgedruckten Auszug aus der Litteraturgeschichte von Craik, in der er besonders das dem Stande der Wissenschaft vollständig widersprechende Verzichten auf die Behandlung des Angelsächsischen rügte

ein Standpunkt, der schon seit Mitte des vorigen Jahrhunderts lassen sei. Indem der Vortr. dann auf Oliver Goldsmith überging,

Ter

« ForrigeFortsæt »