lich fare da mula, die Rolle eines Maulthiers spielen, wie ein Maulthier dastehn und warten. Wie also in den vorhergenannten Redensarten der Wartende mit demjenigen, welcher das Maulthier hält, verglichen wird, so hier mit dem Maulthiere selbst. Noch eine bestimmtere und sprechendere Färbung nimmt dieser Ausdruck an, indem er zu fare mula di medico wird (wie das Maulthier eines Arztes dastehn und warten). In dieser Gestalt ist er so recht aus dem Leben gegriffen. Denn, wie unter den Wagen, die wir bei Gängen durch die Strassen unserer Städte vor Häusern balten und warten sehn, ein guter Theil, zu gewissen Stunden des Vormittags sogar die meisten, Wagen von Aerzten sind, die in den Häusern Krankenbesuche machen, so wird etwas Aehnliches in früheren Jahrhunderten, wo man mehr ritt als fuhr und jeder Arzt sein Maulthier hatte, mit den Maulthieren der Fall gewesen sein. Jo non son già per istar qui a far mula di medico. Salviati, il Granchio. Esci fuori e serra la Casa lasciando la bestia e me, e far mula di medico. Cecchi. Endlich die natürlichste, am nächsten liegende Metapher, welche sich aus dem Namen des Maulthiers entwickeln konnte, ist die Bedeutung uneheliches Kind, Bastard, welche das it. mulo hat. Denn das Maulthier ist die Frucht einer Verbindung, die, wie die Unfruchtbarkeit des Tbieres beweist, von der Natur verpönt ist und daher mit der Verbindung zweier Personen verglichen werden kann, die dag Recht nicht anerkennt, und diesem Gedanken noch näher kommend, könnte man sogar sagen: es ist die Frucht einer nicht standesgemässen und darum illegitimen Verbindung des aristokratischen Pferdes mit dem plebejischen Esel. Vita bestial mi piacque e non umana, Dante, inferno XXIV, 124. Berni, Orl. I, 28, 10. Auf demselben Grunde fusst die berühmteste Metapher, die je von dem Namen des Maulthiers gemacht worden ist. Ich meine den von Herodot uns überlieferten Orakelspruch, welchen die Pythia zu Delphi dem Krösus auf seine Frage gab, ob er lange regieren werde, und worin sie als das Ende seiner Herrschaft die Zeit bezeichnete, wenn ein Maulesel über die Meder herrschen werde: : 'Αλλ' όταν ημίονος βασιλεύς Μήδοισι γένηται, Herod. I, 55. aus einer Mit dem Maulesel war Kyros gemeint, weil er ungleichen Ehe stammte, von Eltern, die sowohl der Nation, als dem Range nach ungleich waren. Denn seine Mutter war eine Mederin und eine Königstochter, sein Vater ein Perser und ein Unterthan : "Ην γαρ δή ο Κύρος ουτος ημίονος, εκ γαρ δυοϊν ουκ ομοεθνέων εγεγόνεε, μητρός αμείνονος, πατρός δε υποδεεστέρου. Her. I, 91. Es ist nun eine seltsame Laune des Zufalls, dass auch die wöhnlichen, nicht metaphorischen Ausdrücke für den Begriff uneheliches Kind, it. bastardo, sp. bastard, fr. bâtard, egl. bastard auf das Maulthier Bezug haben, freilich nicht direct, sondern indirect durch die Beziehung auf den Maulthiertreiber. Jene Ausdrücke rühren nämlich von basto Saumsattel her. Wir sprachen von diesem Worte schon früher, in dem Kapitel über das Pferd. Dort war aber keine Veranlassung auch dieser Ableitung zu gedenken, weil diese sich speziell auf basto als den Packsattel des Maulthiers bezieht. Bastardo etc. heisst Kind des Saumsatttels und zu dieser Bedeutung ist es nach Mahn auf folgende Weise gekommen. ,,Das deutsche Bankert kommt bekanntlich von Bank und heisst eigentlich der auf der Bank, im Gegensatze zum Bett, Erzeugte (vgl. Grimms R. A. 475). Der romanische Ausdruck Kind des Saumsattels ging dagegen im Süden, in der Provence oder Spanien, aus den Sitten der Maulthiertreiber hervor, die sich in den Wirthshäusern ihre Betten von Saumsätteln machten und dort mit den Mägden Verkehr hatten. Ein Beispiel dieses Verkehrs findet sich im Don Quijote I, 16." (Diez, Etym. Wb. I, 57.) * Wir können nicht umhin hier noch die Bemerkung zu machen, dass die Sprache in auffallender Uebereinstimmung mit der Charakterisirung des Maulthiers auch den Charakter des Bastard auffasst. Wie sie jenes als das boshafte Thier bezeichnet, so den Bastard als einen regelmässig bösartigen Menschen. Ein italienisches Sprüchwort sagt: Bastardo buono, ventura ; (Giusti, 206); ein französisches : Bastard est bon, c'est aventure, Le Roux, II, 57 ; ein anderes: Jamais bastard ne fit bien. das. Besonders scharf wird aber die gedachte Parallele hervorgehoben durch das spanische Sprüchwort: * Anderer Meinung ist Grimm in seinem Wörterbuche (Art.: Bastart). Er nennt Bastard ein aus Frankreich hergebrachtes, obschon urdeutsches Wort, und erklärt es als zusammengesetzt aus Bast und bart, als hart wie Bast (der weich ist), daher: unecht, und schreibt demnach Bastart. Er sagt: „Der berübmte normannische Wilhelm, der natürliche Sohn Herzog Roberts und Eroberer Englands im Jahre 1066, ist der erste mit diesem Namen vorkommende und heisst bei Adam von Bremen: iste Wilhelmus, quem Franci bastardum vocant, cui pro obliquo sanguine cognomen est bastardus. Ja in seinen eigenen Briefen nennt er sich: ego Wilhelmus cognomine bastardus. Der Ausdruck war also normandisch, folglich altnordisch und erst durch den Titel des ruhmvollen Herzogs Wilhelm nach Frankreich vorgedrungen.“ Sehr auffallend ist es, dass weder Grimm auf Mahn und Diez Rücksicht nimmt, noch Diez auf Grimm. El hijo borde y la mula, Oudin, 117. Eine glänzende Bestätigung dieses Urtheils gibt Shakespeare, der grosse Menschenkenner, in der Zeichnung des scheusslichen Charakters Edmunds, des Bastardsohnes von Gloster, im König Lear. Zur italiänischen Grammatik. Von Hermann Buchholtz. 1. Passiver Infinitiv praesentis. * Das Italiänische hat mit den übrigen romanischen wie mit den meisten neueren Sprachen den Mangel gemein, dass ihm ein Passivum der Form nach fast ganz fehlt. Einzig das sog. partic, perf. passivi ist vorhanden, und da es sich wie in anderen, schon in alten formenreichen Sprachen manchmal zeigt, dass auch dieses activen Sinn und Verwendung hat, so glaubt man die Freiheit zu haben in der Erklärung der Satzgefüge active Formen mit passiver Bedeutung anzunehmen. Mir scheint aber einmal fraglich, ob es wirklich mit den activen Perfectparticipien passiver Form überhaupt seine Richtigkeit habe; ob nicht iuratus ein Geschworener vielmehr als ein Vereidigter passiv zu erklären,* wie es ja in allen Sprachen Beispiele vom Uebertritt der Zeitwörter in das causative giebt, wie it. Fra Guittone obria = fa obliare hat Canz. 43 und Cecco d'Ascoli sogar nasce = partorisce, Acerba 3, 44, welches man zu der ziemlich grossen Zahl bei Diez RG 3 S. 103 ff. fügen kann. Intransitive Participien wie andato und reflexive wie maravigliatosi setzen einer solchen Auffassung keinen unüberwindlichen Widerstand entgegen, und in solchen alten Fügungen wie veduto la donna nachdem er die Frau gesehen hatte, was durch avendo veduto la donna erklärt zu werden pflegt, ist das Participium doch immer passiv; bei einem Zusatze von avendo als von diesem abhängig doch erst recht. Es ist eine ähnliche Unbehülflichkeit, als wenn man fände viso hanc feminam, visum est hanc feminam. Active praesentia statt der passiven im Mittelalter (Diez 32, 201, wozu man sich fügen kann qui conta in den Ueberschriften der C novelle antiche und das deutsche heissen) sprechen für nicht gegen meine Auffassung, da hier überall durch ein leicht zu ergänzendes Subiect auszuhelfen ist. Wenn ich aber zugebe, dass diese activen Perfectparticipien Vertheidiger haben So urtheilt, wie ich eben sehe, Haase, Lat. Sprachwiss. I, S. 161. |