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Zwei spezielle Züge aus dem Leben des Bauern und Handwerkers mit seinem Esel bieten noch die beiden italienischen Redensarten legar l'asino (den Esel anbinden) für addormentarsi (einschlafen) und fare come l'asino del pentolajo (wie der Esel des Töpfers es machen) für: überall stehen bleiben und schwatzen. Beide Ausdrücke sind sehr sprechend und anschaulich. Der erstere bietet uns das Bild eines Bauern, der müde vom Herumziehn mit seinem Esel und dem Verkaufe der auf diesen geladenen Produkte, den Esel angebunden hat und nun sich ausruht und einschläft; der andere das Bild eines Töpfers, der mit seinem auf einen Esel geladenen Töpferkrame von einer Strasse in die andere zieht und bei jedem Hause stehn bleibt, um seine Waare anzubieten.

III.

So viel von den in der Sprache zur Darstellung kommenden Charakterzügen des Esels, die sich auf innere Eigenschaften* und seinen Gebrauch von Seiten des Menschen, gleichsam seine Stellung im Leben des Menschen beziehn. Ausserdem hebt die Sprache aber noch einzelne äussere Eigenschaften des Esels hervor um das Charakterbild, das sie von ihm gibt, zu vervollständigen. Es sind dies die Beschaffenheit und Farbe seines Haares, seine kleine Gestalt, seine langen Ohren, und sein eigenthümliches Geschrei.

* Ein in der Sprache nur ganz vereinzelt erscheinender und daher im Obigen übergangener Zug des Esels ist der von Buffon in folgenden Worten gezeichnete : Il n'est ardent que pour le plaisir, ou plutôt il en est furieux au point que rien ne peut le retenir, et que l'on en a vu s'excéder et mourir quelques instans après. Hiervon macht nur das Lateinische Gebrauch in dem asinus translate significat corpus humanum ad libidinem proclive (Sic fortis anima mortificans asinum suum. Paul. Nol. carm.), und unter den neueren Sprachen das Spanische, in dem, wie schon im vorhergehenden Kapitel über das Pferd erwähnt wurde, sp. guarañon (Eselbengst) se llama translaticiamente el hombre desenfrenado en el vício de la luxúria. Sollte vielleicht auch gr. õvos in der Bedeutung oberer Mühlstein hieher zu ziebn sein, wie sp. galga (Windbündin) auch Mühlstein heisst?

Auf die erstgedachte Eigenschaft bezieht sich ein spanischer Ausdruck für Esel, burro, und die davon abgeleiteten sp. borrico, it. bricco, fr. bourrique mit derselben Bedeutung. Denn man nannte den Esel so von seinem zottigen Haare (it. borra Scheerwolle, grobe Wolle, lat. burrae), * auf welches auch das italienische Sprüchwort: Dal asino non cercar lana (Giusti, 293) anspielt.

Von der Farbe des Haares kommt der spanische Ausdruck rucio (lat. russeus, graulich), der unserem Grauchen entspricht und besonders häufig im Don Quijote sich findet, z. B. II, 13:

A mí no me falta nada deso, respondió Sancho; verdad es que no tengo rocin, pero tengo un asno, que vale dos veces mas que el caballo de mi amo: mala pascua me dé Dios, y sea la primera que viniere, si le trocara por él, aunque me diesen cnatro fanegas de cebada encima: á burla tendra vuesa merced el valor de mi rucio, que rucio es el color de mi jumento.

Ebendaher kommt ein Sprüchwort, welches unserem : einen Mohren weiss waschen wollen“ entspricht.

Es lautet
It.: Lavare il capo all asino (=lavare la coda al diavolo, lavare

il moro)
Chi lava il capo all'asino, perde il ranno e il sappone.

(Giusti, 292.) Sp.: Lavar la cabeza al asno, perdimiento de sabon.

(Oudin, 151.) Fr.: A laver la tête d'un áne, on perd sa peine, oder:

A laver la teste d'un asne,
L'on n'y perd que la lessive, oder:
Aultres lavoyent les testes des asnes et n'y perdoyent que

la lessive. Rabelais, V, 21. Le Roux, I, 89.
Auch wir haben denselben Ausdruck in dem Sprüchwort:

Wir haben hier den Singular des bei Ausonius vorfindlichen burrae Possen, Lappalien (auch it. borre, sp. borras in demselben Sinne) vor uns: Flocke und' Posse berühren sich öfter. Aus diesem burra bildete das ältere Mittellatein ein Adjektiv reburrus struppig, kraus.“ Dietz, Etym. Wörterb. I, 77.

Auf einen Eselskopf sind Laugen umsonst.

Simr., 101.

Der Lateiner sagt für denselben Gedanken: laterem lavare (einen Ziegel waschen), ganz wie der Grieche rhivgous rhúveiv, und Aethiopem lavare, arenas arare. Der Engländer stimmt mit dem gebräuchlichern deutschen Ausdruck überein: to wash a black moor white. (Ray, 121.)

Die zweite der oben angegebenen äusseren Eigenschaften des Esels, seine kleine Gestalt, wird ausgesprochen in einem italienischen Namen des Esels, der bis jetzt noch nicht zur Besprechung gekommen ist. Es ist miccio. Diez gibt über Entstehung und eigentliche Bedeutung keine Auskunft. Mir scheint folgende die richtige zu sein.

Miccio ist desselben Ursprungs wie miccino. Dieses ist eine Nebenform von micolino, und bedeutet wie dieses: ein wenig. Micolino kommt vom lat. mica die Brodkrume, vermittelst der beiden Suffixe ulus und inus, und ebenso miccino vermittelst des Suffixes inus, das hier diminutive Kraft hat. Miccio aber scheint aus mica entweder durch Verwandlung der Endung a in die von ius entstanden zu sein, mica

micius miccio, wie sp. novio aus novus, soberbio aus superbus, oder durch Anhängung des so häufig gebrauchten Suffixes icius, das im Italienischen zu iccio, eccio oder izio wird, und darauf folgende Zusammenziehung: mica – miciccio - miccio, wie triticum sp. trigo, vedesti tu poetisch zu vedestu (Dante), fosti tu zu fostu (Petrarca) wird.

Was aber die Bedeutung betrifft, so konnte aus dem Begriffe von mica ebenso wohl der von klein wie der von wenig, den micolino und miccino haben, hervorgehn. Wie enge beide Begriffe, wenig und klein, zusammenhangen, zeigt das lat. parvus (klein), das auch wenig bedeuten kann (parvo post = paulo post), und paulus (wenig), das auch klein bedeuten kann (paulum momentum = parvum momentum).

Als Name des Esels ist aber miccio in dieser Bedeutung: der Kleine, sehr passend. Er heisst der Kleine im Gegensatze zum Pferde, das, wie wir gesehn haben, von der Sprache als das grosse und starke Thier aufgefasst und gern von ihr in Gegensatz zum Esel gestellt wird.

Von den langen Ohren des Esels macht zuweilen das Sprüchwort Gebrauch, das deutsche aber öfter als die romanischen, diese insbesondere um scharfen Gehörsinn symbolisch anzudeuten, z. B.

Fr.: Serviteur voulant faire son devoir

Oreilles d'asnes doibt avoir
Pied de cerf et groin de porceau
N'espargnant sa chair ne sa peau.

Le Roux d. L., II, 79.
It.: Per andar salvo per il mondo, bisogna avere occhio di

falcone, orecchie di asino, viso di scimia, parole di mer-
cante, spalle di camelo, bocca di porco, gambe di cervo.

Ray, egl. prov. 157. Die Sprachen haben auch besondere Ausdrücke, um das eigenthümliche Schreien des Esels zu bezeichnen: it, ragghiare, ragliare, fr. braire, egl. bray (alle von einem nach Analogie von mugire, rugire. vagire gebildeten Naturausdrucke ragire, Diez, Etym. Wb. II, 228; II, 393.), sp. rebuznar (von buz?), lat. rudere, gr. oyxão mai.

Besonders hervorgehoben zu werden verdienen aber die enisprechenden Ausdrücke des Altfranzösischen, denn sie enthalten zugleich eine Charakteristik des Eselsgeschreis, und zwar eine ganz gelungene.

Es sind recaner und rechigner. Ueber beide finden wir eine Notiz bei L. Roux d. Lincy (I, 91): Rechanéiz d'asnes = ricanement cris d'ânes. (Dit de l’Apostoile. XIII° siècle.) C'est ainsi qu'on appelait autrefois le braiment de l'âne. Dans l'office burlesque, chanté le jour de la fête de l'âne, on lit ces trois vers:

Beau sire âne, eh chantez,
Belle bouche rechignez;

Vous aurez de l'avoine à plentez. Recaner ist das neufranzösische ricaner. Dieses bedeutet hohnlächeln, höhnisch kichern, sei es aus Bosheit oder aus Dummheit. Da nun auch das zu Grunde liegende Etymon cachinnare laut lachen heisst, so können wir annehmen, dass auch die Grundanschauung des altfranz. recaner als Ausdruck für das Schreien des Esels die Bedeutung des neufranz. ricaner gewesen ist. Man deutete also das Schreien des Esels als Hohngelächter, und zwar, worüber beim Esel kein Zweifel sein kann, als Hohngelächter der Dummheit.*

* So deutet auch Buffon eine das Geschrei oft begleitende Geberde des Esels: Lorsqu'on le tourmente trop il ouvre la bouche et retire les oreilles d'une manière très-désagréable, ce qui lui donne l'air moquear et dérisoire.

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Was das andere Wort betrifft, so heisst neufranz. rechigner, entsprechend der Bedeutung von rèche, rechin herb, sauer, unfreundlich, wovon es abgeleitet ist, mürrisch, griesgrämig aussehn, ein saueres Gesicht machen, und altfranz. rechigner, rechiner, prov. rechignar knurren, knuttern (Diez, II, 397). Für das Schreien des Esels gebraucht ist also dieser Ausdruck wieder überaus treffend und charakteristisch. Denn, wie der ganze Esel ein geborener Griesgram ist, wie ,, seine ganze Physiognomie den Ausdruck der Verdrossenheit trägt“ (Masius), so spricht sich dieselbe auch in seinem Geschrei aus.

Beide Ausdrücke rechigner und recaner enthalten also in nuce eine ganze Charakteristik des Esels.

Von den hieher gehörigen Metaphern und Sprüchwörtern nimmt die französische Redensart mit braire:

Cet orateur, cet avocat ne fait que braire, dieser Redner hat eine grelle Stimme, gröblt beständig, ebenso wie

braire comme un âne en plein marché, und das spanische Sprüchwort:

Ni asno rebuznado, ni hombre rallador (Oudin, 194), nur auf das Misstönende und Laute des Geschreis des Esels Bezug. Im Uebrigen wird aber dieses als die Aeusserung der Dummheit angesehn, z. B. Fr.: Un âne pare ne laisse pas de braire. Prov. (Reichthum

schützt vor Dummheit nicht.)
It.: Ragglio d'asino non arrivò mai in cielo. (Narrenwünsche

werden nicht erhört.)
Al raglio si vedra che non è leone.

(Giusti, 261.) Sp.: Bien sabe el asno, en cuya cara o casa rebuzna.

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