bacio (basium) und cascio-cacio (caseus) beweisen. In dem hier vorliegenden Falle konnte die Sprache aber um so leichter eine Abweichung von der Regel belieben, weil dadurch die beiden aus demselben Worte gebildeten Scheideformen um so bestimmter von einander unterschieden wurden. Dass grade die Absicht, Scheideformen zu bilden, die Sprache zuweilen veranlasst, Ausnahmen von sonst ausnahmslosen Regeln zu machen, beweist u. a. it. melo der Apfelbaum (von lat. mālus) zum Unterschiede von malo böse (von malus), vielleicht der einzige Fall wo langes betontes a in e übergeht. Es findet also eine vollständige Parallele zwischen ciuco-sciocco und bacio - bascio, cacio - cascio statt. Sciocco erhielt die Bedeutung dumm, albern. Indem aber ciuco als Name dem Esel beigelegt wurde, hatte man dabei diejenige Eigenschaft im Auge, welche durch sciocco und exsuccus bezeichnet wird. Ein fast ebenso hervortretender Zug im Charakter des Esels wie seine Dummheit ist sein Eigensinn. Daher sagt der Italiener testardo come un asino (Giusti, 371) und der Franzose têtu comme un âne, und opiniâtre comme un âne rouge, a uch méchant comme un âne rouge. Dieser letztgenannte Ausdruck hat freilich eine besondere Nebenbeziehung: mit dem rothen Esel ist ein Cardinal gemeint. Le Roux de L. (I, pag. 90) sagt zur Erklärung dieses Ausdruckes : Pour dire opiniâtre comme le peut estre un cardinal ignorant, lequel s'obstine ordinairement en son opinion sans fondement ni raison, et veut tout gaigner en vertu de son autorité, et s'offense si on ne lui cède. Non pas que son avis soit juste et raisonnable, mais parcequ'il est cardinal et prince de l'Eglise. Or on le nomme asne parcequ'il est ignorant, et rouge parcequ'il porte la calote et le bonnet rouge (aus Etym. des prov. fr.; par Fleury de Bellingen). Es wird also in dieser Redensart von beiden Eigenthümlichkeiten des Esels, seiner Dummheit und seinem Eigensinn, die ja überhaupt in einem natürlichen Zusammenhange mit einander stehen, wie das spanische Sprüchwort sagt: Nunca la necedad anduvo sin malicia (Oudin, 227), Gebrauch gemacht. Auch von Sprüchwörtern beziehen sich nicht wenige auf den Donne, asini e noci wonach das lateinische (Ray, egl. prov. 33) gebildet worden zu sein scheint: Nux, asinus, mulier simili sunt lege ligata, Ognuno a suo modo e gli asini all' antica. Giusti, 208. II, 196. das. I, 151. Ce que ne veut Martin, veut son âne. Le Roux, II, 44. das. 43. Hath pain and sorrow evermore. Ray, 35. Eine andere Untugend des Esels ist seine Langsamkeit und Trägheit. Sie verschmilzt aber so innig mit der vorhergenannten, dem Eigensinn, wie diese mit der Dummheit, und darum ist es manchmal nicht zu erkennen, ob die Sprache in einem besonderen Falle die eine oder die andere besonders im Auge hat. So können die italieni. schen Sprüch wörter: La carne del asino è avezza al bastone (Giusti 168); und L'asino non va se non col bastone; und das provenzalische: Vianda, fais e basto coven al asne. Trad. de Bède (Ray. nouard, II, 133.) sowohl auf die eine wie auf die andere bezogen werden, wie auch manche der unmittelbar vorher angeführten Sprüchwörter. Dagegen spricht das spanische: A asno lerdo arriero loco, bestimmt von dem faulen Esel, und ebenso das französische: Trot d'asne, de paille un feu Ne dure rien ou peu ; und die italienischen: Trotto d'asino poco dura. Giusti, 220. * Chi è asino e cervo si crede Al saltar della fossa se n'avvede. 220. Den aus diesem Grunde besonders schroffen Gegensatz des Esels zum feurigen, ungestümen Pferde* spricht das französische Sprüchwort aus: Ane avec le cheval n'attele, oder On ne doit pas lier les asnes avant les chevaux. (Le Roux I, 90) XIII sec. und das italienische: All'asino non ista bene la sella, oder Chi mette all'asino la sella, la cigna va per terra. II. Trotz dieses häufigen Gebrauches, den die Sprache von den Schwächen und Untugenden des Esels macht, ist sie doch weit davon entfernt, die manchen vortrefflichen Eigenschaften, die ihn charakterisiren, zu übersehen. Es sind dies besonders seine Geduld und seine Genügsamkeit. * Il marche, il trotte, il galoppe comme le cheval, mais tous ses mouvements sont petits et beaucoup plus lents, quoique il puisse d'abord courir avec assez de vitesse, il ne peut fournir qu'une petite carrière pendant un petit espace de temps, et quelque allure qu'il prenne, il est bientôt rendu. Buffon. Archiv f. n, Sprachen. LIV. 11 Was die erstere betrifft, so scheint dies diejenige Eigenschaft des Esels zu sein, welche den alten Griechen am meisten auffiel, so dass es wohl nicht zu weit gegangen ist, wenn wir trotz des oben angeführten όνος προς λύραν und όνος λύρας annehmen, dass der Esel in den Augen des Griechen ein edleres Geschöpf war als in unseren. Er sah in dem Esel mehr den ausharrenden Dulder und so nimmt Homer keinen Anstand, einen seiner grösten Helden, den telamonischen Ajax, wie er auf der Flucht von den verfolgenden Trojanern umschwärmt und sein Schild von ihren Speeren überschüttet wird, darum unbekümmert, ruhig sich vertheidigend seinen Weg verfolgt, mit einem Esel zu vergleichen, auf dem ein Schwarm von Kindern seine Stöcke zerschlägt, der sich aber dadurch nicht im Abweiden der Saat stören lässt; Il. XI, 558-65: „Wie wenn zum Feld ein Esel sich drängt, und die Knaben bewältigt, der Kinder, gesättigt: folgend." : nachdem er ihn unmittelbar vorher mit einem funkelnden Löwen" verglichen hatte. Denselben Zug fasst auch Horaz in jener Satyre (I, 9) auf, wo er schildert, wie er von einem zudringlichen Schwätzer verfolgt wird. Nach mehreren vergeblichen Versuchen von ihm loszukommen, ergibt er sich in sein Schicksal und lässt die Ohren hängen, wie ein Eselein, dem man eine zu schwere Last aufgepackt hat: Demitto auriculas, ut iniquae mentis asellus * Vgl. Buffon: : Lorsqu'on le surcharge, il le marque en inclinant la tête, et baissant les oreilles. Auch die neueren Sprachen heben diese gute Eigenschaft des Esels hervor. Wie das deutsche Sprüchwort sagt: Esel dulden stumm, allzugut ist dumm (Simrock, 100); so das italienische: La pazienza è la virtu degli asini e de' Santi (Giusti, 241); und das französiche: La patience est la vertu des ânes. Entsprechend bedeutet die ital. Redensart: durar fatiche da asino, mit der Geduld eines Esels sich Arbeiten unterziehn, und die englische: hang one's ears, ist ganz das Horazische demitto auriculas. Ray, 132. An dieser Stelle ist noch ein seltsames französisches Sprüchwort zu erwähnen, in welchem der König von Frankreich le roi des ânes genannt wird, in dem Sinne dies Wort genommen, den wir zuletzt behandelt haben. Man muss dies Sprüchwort mit dem hinzugefügten Commentar von Fleury de Bellingen (étym. des prov. fr. pag. 13) bei Le Roux de Lincy (Prov. fr. II, pag. 75) lesen, um sich davon zu überzeugen, dass selbst die grande nation mitunter lichte Augenblicke (lucida intervalla) hat, in denen sie aus dem Rausche der Selbstrergötterung erwacht und einen nüchternen, klaren Blick in ihr Inneres wirft. Ohne weitere Erläuterung geben wir die merkwürdige Stelle hier vollständig: L'empereur d'Allemagne est le roy des roys, le roy d'Espagne roy des hommes, le roy de France roy des ânes, et le roy d'Angleterre roy des diables. Commentar: On dit ce proverbe parce que tous les princes souverains d'Allemagne, qui sont comme autant de roys dans les provinces de leur obéissance, relèvent de sa couronne (de l'empereur), parce que tous les Espagnols se croyent nays pour commander et disent communément entre eux, parlant d'eux-mêmes en particulier, qu'ils sont „tan buenos como el rey, y aun“; parce que les Français s'estiment obligés à s'assujettir à la volonté de leur roy, comme des chevaux à prendre le collier, ou des boeufs à souffrir le joug: ou comme des asnes à prester le dos 80 uz la charge, sans répugner ou regimber: aussi dit-on que c'est en France où les roys sont vraiment roys, parce qu'il n'est pas permis de douter de leur puissance souveraine et autorité absolue: parce que finallement les Anglais, comme ils disent eux-mêmes, extrêmement testus, regimbent facilement contre l'esperon d'une autorité souveraine ou trop absolue, quand elle semble choquer leurs droits ordinaires. |