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Dagegen: Dies Haus ist schön gebaut, E ház szépen van épitve (dies Haus schön ist gebaut).

Aus diesen Beispielen haben wir genügend das Eigenthümliche in der Handhabung der Adverbien ersehen. Während nämlich im Deutschen das Beiwort mit seinem Hauptwort gleichzeitig abgewandelt wird, bleibt es im Ungarischen unverändert, während hingegen das Umstandswort im Deutschen unverändert bleibt, wird es im Ungarischen mit gewissen Suffixen versehen.

Die Zahlwörter werden, wie im Deutschen, in Grundzahlen und Ordnungszahlen eingetheilt.

Bei ersteren ist von 1

10 (egy, kéttő, három, négy, öt, hat, hét, nyolc, kilenc und tíz) nichts weiter zu bemerken, als dass in Verbindung mit Zeit- und Hauptwörtern letztere nicht in den Plural, sondern in den Singular zu setzen sind.

Es heisst sonach: zwei Häuser

két ház (zwei Haus) und nicht két házak (k als Bezeichnungssylbe des Plurals). Es heisst négy ló (vier Pferd) und nicht négy lovak (vier Pferde).

Die Grundzahlen über 10 hinaus erfordern dasselbe Gesetz; es ist aber hierbei besonders zu bemerken, dass die grössere Zahl stets der kleineren vorausgeht. Sonach heisst zwölf: tizenkettő d. i. zehn und zwei. Einundzwanzig huszonegg, d. i. zwanzig und eins.

Die Ordnungszahlen werden aus den Grundzahlen durch Anhängung der Sylben ad-ik, ed-ik gebildet. Also: sieben hét, der siebente = hetedik; hundert = száz, der Hundertste századik.

Werden Ordnungszahlen in Verbindung mit Hauptwörtern gebracht, so stehen letztere stets im Besitzfall auf die Frage wessen? Demnach heisst der fünfzehnte Februar: Február tizenötödike, d. i. des Februars fünfzehnter oder dem Februar sein fünfzehnter Tag. Oder: Heute ist der 24. Mai, Ma van május huszonnegyedike (heute ist dem Mai sein 24ter).

Eigenthümlich sind die Vertheilungszahlen, welche durch Wiederholung der Grund- oder Ordnungszahlen ausgedrückt werden, z. B. je zehn Bücher = tiz-tiz könyvet; je ein Mensch egy-egy ember. Er hat je zwei Gulden auf je einen (per) Tag bekommen: Két-két forintot kapott egy-egy napra (wörtlich: Zwei-zwei Gulden erhielt er ein-ein Tag auf).

Die Bindewörter unterliegen keiner besonderen AnwendungsRegel, sie theilen sich ähnlich wie im Deutschen in 1. wirklich verbindende wie: és und, was oft auch durch s (spr. sch kurz aus

aber,

dass,

gestossen) ausgedrückt wird; is = auch, mint = wie, nem csak hanem = nicht nur, sondern auch etc.; 2. des Gegensatzes: de mégis =doch, sőt = vielmehr etc.; 3. des Zweckes: hogy damit, ne hogy = damit nicht; 4. der Ursache: mert weil, mivel= da; 5. der Bedingung: ha wenn, hahogy wofern; 6. der Einschränkung: csak = nur, nem = nicht, sem sem weder noch;

=

7. der Vergleichung: mintha als ob, szintúgy ebenso; 8. der Schlussfolgerung: így so, hát also; 9. des Zeitverhältnisses: als, míg während, alighogy

midön

=

Frage: -e? und vajjon-e? ob? hátha?

kaum dass, und 10. der und wenn?

Ueber die Anwendung der Empfindungswörter giebt es selbstredend keine bestimmten Gesetze, sie werden je nach der vorherrschenden Stimmung gebraucht. Bei der leidenschaftlichen Heftigkeit des Ungarn ist es naturgemäss, dass er reich an Bezeichnung für den Wechsel seiner Stimmungen ist.

Sehr viele jener ungarischen Empfindungswörter sind gar nicht zu übersetzen oder in fremder Zunge nur annähernd wiederzugeben. Die Art und Weise wie der Csikós sein Steppenross mit Zuruf und Zungenschlag aufmuntert, und ohne Hülfe von Sporn und Zügel in Galopp oder Carrière setzt, besteht aus Naturlauten, die kein Dictionär aufweisen kann. Der Zuruf des mit flüchtigem Gespann über die Puszten jagenden Ungarn besteht allerdings laut Wörterbuch in einem „ide"! hierhin und „oda"! dorthin. Er dehnt aber die letzten Sylben so lang und so scharf, dass man glaubt den Schrei von Adler oder Geier zu vernehmen der auf Beute herniederschiesst.

Die im öffentlichen am häufigsten vorkommenden Ausrufe sind das bekannte Eljen! das bereits früher erwähnt wurde und das unserem spiessbürgerlichen Vivat, hoch! ebensowohl wie unser den Kosaken entliehenes Hurrah! entspricht. Man hört es allorten, wo es gilt Anerkennung und Beifall, Ermunterung oder Begeisterung in lauter Weise kund zu geben.

Der Ermunterungsruf ungarischer Truppen zu Angriff und Sturm tritt stets in Verbindung mit einer Mahnung an den heldenhaften Charakter der Nation auf. Statt des seltenen Rufes: Vorwärts Soldaten! Ruft der Ungar: Előre! vitézek! Vorwärts Helden! Und fügt daran wohl noch ein Rajta magyar! Drauf Magyar! Höchst eigenthümlich ist bei dem Ungarn die Gleichbedeutung der Wörter Soldat (katona) und Held (vitéz). Er mag sich in seiner ihm ange

borenen Tapferkeit gar nicht denken, dass ein Soldat nicht auch ein Held sei.* Dies geht so weit, dass für die gewöhnlichsten Wortzusammensetzungen im militärischen Leben der Ungar das edlere Wort Held für den gewöhnlicheren Ausdruck Soldat nimmt. Nur Eines sei erwähnt: Die Verschnürung der engen Beinkleider, ohne welche ein Ungar gar nicht denkbar ist, heisst in der Art wie sie bei den Truppen gebräuchlich: Soldatenverschnürung. Dem Ungar klingt dies aber zu trivial, er nennt sie vitézkötés, Heldenverschnürung. Und so giebt es noch vielfach andere Beispiele.

Sehr oft hört man in Ungarn den Ruf: Halljuk! Halljuk! Hört! Hört! Der Ungar hört sich gern reden und liebt es die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Daher in geselligen Kreisen, wo der Eine oder Andere seine Meinung zur Geltung bringen will, stets dieses halljuk vorausgeschickt wird, das von Mund zu Munde geht bis dem Redner Ruhe und Gehör gegeben worden.

Unser bedientenmässiges: Ihr Diener, gehorsamster Diener oder unser sklavisches unterthänigster Knecht! kennt der Ungar ebenso wenig als unser französirendes Adieu! resp. Hatjeh! das dem Klange der zwei ersten Sylben der Frage des Hat Jemand? ähnelt.

Der Ungar hat statt dieses Hatjes sein ungarisches Isten veled! Gott mit Dir! oder Isten hozta! Gott hat Euch gebracht!

Wir Deutschen haben keine Ursache unseres Gott willkommen! oder Gott zum Gruss! uns zu schämen. Wir halten aber das ausländische Adieu! für vornehmer, ebenso, wie wir gewöhnt sind, ein Hôtel einem Gasthof, den Garçon dem Kellner, überhaupt aber die modes de Paris dem deutschen Brauch, der deutschen Sitte vorzuziehen.

Der Ungar ist im vertraulicheren Umgang ungemein herzlich. Keine Nation schüttelt sich so oft treu und bieder die Hand wie die ungarische. Das zwitterhaft kühle, distinguirt sein sollende Berühren der Fingerspitzen kennt der Ungar nicht. Reicht er die Hand zum Gruss, so will er eben damit gesagt haben dass er sein Vertrauen in die Hand des andern lege.

Er sagt zu seinem Bekannten: Jó napot uram ócsém. Ungefähr: Guten Tag Herr Jungbruder. Jó gut, nap Tag, ot die Accusativ-Endung. - Das Wort uram, mein Herr, wird im Ungarischen ebenso oft angewendet, wie im Französischen das Monsieur. Ueber

* Petöfi sagt in seinem Schlachtlied: Mindjárt vitéz, mihelyt magyar! Sobald Jemand ein Ungar ist, ist er auch ein Held.

haupt ist der Ungar in seiner Umgangssprache von ausnehmender Höflichkeit. Wird derselbe jedoch in einer anderen Sprache angeredet, so muss allerdings von ihm das Gegentheil behauptet werden, dann kann er wirklich, wie man im gewöhnlichen Leben sagt, sackgrob sein. Es ist sonach jedem durch Ungarn reisenden Fremden anzurathen, sich die gebräuchlichsten Einführungsredensarten zu merken und mindestens seiner Frage: Wo geht der Weg hin? oder: wie weit ist's bis da und da hin? ein ungarisch höfliches Kérem, Ich bitte, oder Kérem alassan, Ich bitte ergebenst, voranzuschicken. Anderenfalls möchte er schwerlich genügende Auskunft erhalten.

Gegen Höherstehende bleibt der Ungar stets höflich abgemessen; die gewöhnliche Anrede uram mein Herr wird dann zum tekintetes ur = gnädiger Herr, und den Damen gegenüber heisst es entweder Asszony Frau, Asszonyság = gnädige und Nagyságos asszony hochwürdige Frau. Ebenso hat er für unsere fremdländischen Titel ungarische Bezeichnungen. Für Majestät sagt er Fölsége, für Excellenz Kegyelmes, für Seine Durchlaucht Ö Föméltósága, für Ir. Hochgeboren Ŏ Méltósága u. s. w., für Hoheit Fönség.

Dagegen benennt der Ungar seinen Freund nicht mit unserem doppelsinnigen: Lieber Freund! das bei uns oft genug die Prämisse eines nachfolgenden aber verschluckten: Hol' dich der Teufel! ist; sondern er nennt ihn Édes barátom! Süsser Freund. Er sagt: Édes anya! Süsse Mutter. Édes leány! Süsses Mädchen.

Seine Geliebte umschmeichelt der Ungar mit dem zärtlichen: Edes lelkem! Süsse Seele. Und in der Betheuerung Szeretlek! ich liebe dich, weiss derselbe eine Innigkeit, eine Kraft der Wahrheit zu legen welche weit verschieden ist von dem weichlichen Io amo des Italieners oder dem flüsternden I love you des Britten.

An dieses Szeretlek fügt der Ungar gewöhnlich noch irgend einen poetischen, meist der Blumen-Welt entnommenen Vergleich. Unser Maiblümchen nennt der Ungar Gyöngyvirág d. i. Perlenblume, gyöngy (spr. djöndj) = Perle, virág Blume. Dies: ich liebe Dich mein Perlenblümchen (gyöngy-vi-rágocskám) hört man, ebenso wie im Salon, in der Csárda der einsamen Puszta.

Dass der Ungar bei seiner leidenschaftlichen Natur nicht allein reich an Liebe sondern auch reich an Sprachmitteln ist dieselbe auszudrücken beweist seine poetische Literatur. Es sei nur an den Dichter Petöfi erinnert, in dessen Gedichten oftmals der poetische

Reichthum einer einzigen Verszeile den ganzen Wortschwall von hundert Bänden unserer modernen Boudoir - Versler aufwiegt. Es sei mir nur gestattet an jene von jedem halbwegsgebildeten Ungarn gekannten prachtvollen Verse zu erinnern, welche im Original also lauten:

Te vagy a nap, énaz éjjel,
Teljes teli sötétséggel;
Ha szivünk összreolvadna,
Rám be szép hajnal hasadna!

Zu Deutsch ungefähr:

Du bist der Tag; die Nacht bin ich,
Ich fühle voll von Dunkel mich.

Ja! flössen unsre Herzen zusammen

Welch' Frühroth müsste daraus entflammen?

Aber ebenso reich der Ungar an zärtlicher Empfindung, so reich auch ist er an Ausdrücken des Zornes, der Wuth und des Hasses. Und wenn Ludwig Börne sich dahin äussert, dass die Türken uns Deutsche mit dem Namen „,Deschurer kiasir", wüste Flucher, beehren, so kann man mit weit mehr Recht diese Bezeichnung für die Ungarn gebrauchen. Befindet sich der Ungar in aufgeregtem Zustand, so kann man sicher sein, nach dem zwanzigsten Worte einen Fluch zu vernehmen. Wenn mir auch die Lobpreisung jener Flüche an und für sich nicht beikommen kann, so unterscheiden sie sich vor denen anderer Nationen durch ihre urkernige Ausdrucksweise, welche oft zwar höchst frevelhaft, ja gotteslästerisch wird, aber niemals in ein ordinäres Schimpfen ausartet. Es liegt ihnen meistentheils ein Gedankenschwung, eine, oftmals colossale, ja haarsträubende Idee zu Grunde. Das: Eredj a pokolba te kutya! Fahr' in die Hölle, du Hund! oder: Az ördög vigye eztaz embert! Der Teufel hole diesen Kerl! gehört zu den zahmsten Ausdrücken. Eine Stufe höher schon steht: Der Teufel fresse deine Eingeweide! Oder: Die Hölle mag deine Seele saufen! Oder: An deinen Gedärmen henk' dich der Teufel. Diese frommen Wünsche sind noch lakonisch zu nennen, es giebt aber deren, die vollständig gegliederte Perioden bilden und mit der Gemüthlichkeit des von dem hypergenialen Dichter Grabbe gegen seine Feinde geschleuderten Fluches wetteifern, denen er als Kletterstange ein haarscharf geschliffenes Rasirmesser wünschte, das von der Erde bis hinan zum Syrius reiche.

Dagegen hört man nur äusserst selten das ordinäre Schimpfwort

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