werden, dass die französische und provenzalische Sprache, auf die es hier am meisten ankommt, der kymrischen* näher stehen als der irisch-gaelischen sowol in Betreff der Menge als auch der Gestalt der dem keltischen und romanischen Gebiete gemeinsamen Wörter. Sollte es aber dieser Ursprache nicht gelungen sein, wenigstens ein Fünkchen ihres Geistes im Französischen fortglimmen zu sehen. Offenbar keltisch aber ist im Französischen das Zählen mit 20ern, welches neben der lateinischen Methode in Anwendung blieb; afrz. treiz-vinz (60), treiz-vinz e diz (70). Auch scheinen in der Syntax einige keltische Spuren durchzublicken, an eine fremde Wortfügung, wobei es auf eine völlige Verläugnung des eingesogenen Sprachgefühles ankommt, gewöhnt man sich minder leicht als an fremde Wörter und Flexionen. Dahin dürfte man etwa rechnen, dass es im Kymrischen dem Genitiv vergönnt ist, ohne Präposition hinter dem regierenden Nomen Platz xu nehmen, wie im frz. hôtel Dieu, dass gleichfalls im Kymrischen das possessive Verhältniss eines substantivi durch die Präposition i = rom. a = engl. to bezeichnet wird, wie im afrz. lagent au roi= engl. servant to his master, dass im Gaelischen die Bedeutung gewisser Adjectiva durch ihre Stellung vor oder hinter dem Substantiv bedingt ist, wie im frz. honnête homme und homme honnête, dass daselbst gleichnamige Personen durch Cardinalzahlen unterschieden warden, Henri quatre und wie viel es der kleinen Züge sonst noch sein mögen, auf die man hier sich berufen kann.** Littré in seinem bereits erwähnten Werke: histoire de la langue française verkennt durchaus nicht die Schwierigkeit, welche sich uns darbietet, uns in zweifelbaften Fällen für die Priorität des Germanischen und Keltischen zu entscheiden: Les idiomes romans dérivant pour la plus grande partie du latin, pour une petite partie de l'allemand et plus petite partie encore du celtique, et ces trois langues, le latin, l'allemend et le celtiqne ayant fréquemment des radicaux communs, ou peut être quelquefois embarassé sur une dérivation, non pas quant au Latin, dont la prédominance est si grande, mais quant à l'allemand et au celtique. * Vergl. Kuhn und Schleicher Beiträge V. 1867 p. 213 bei Gelegenheit der Kritik von Hersart de la Villemarqué: Le grammystère de Jésus-Christ, Paris 1865: Das Bretonische aber ist in 3facher Beziehung wichtig, erstens weil es in ziemlicher Ausdehnung den Wortschatz und vielleicht die Syntax des Französischen beeinflusst hat. Whitley Stokrs. ** Diez, etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen. JI Aufl. in der Vorrede. Hierin aber glaube ich Diez beistimmen zu müssen, dass, wo keine dringenden Gründe für das Keltische vorhanden sind, wir eine germanische Ableitung annehmen können. Schwerer zu begreifen und in Staunen versetzt den Leser seiner histoire de la langue française folgende Aeusserung: Je sais que l'étymologie de talent est contraversée, que quelquesuns le tirent de Jéhev, à quoi répugne la forme du mot; et que d'autres le font venir du celtique toil (volonté). Quoiqu'il en soit, ce mot n'en est pas moins commun aux quatre langues et cette communauté est une raison pour admettre une dérivation plutôt latine que celtique.* Meiner Ansicht nach liegt wol ganz auf der Hand, dass das romanische talent vom lateinischen talentum abstammt und dieses selbst urverwandt mit gr. tálavtov vom skr. tula Wage. Vergl. Curtius Grundzüge der griechischen Etymologie, Fick indogerm. Wurzelwörterbuch. Nicht unerwähnt dürfen wir bei Anführung dieser Männer den Namen jenes Mannes lassen, der schon im Jahre 1839 die Wichtigkeit der keltischen Sprachen einsehend, in ihnen eine Aufklärung nicht blos der Elemente des Französischen, sondern der Ethnologie überhaupt und für den Urzustand Europa's einsah, und dessen glänzende Resultate in seinen Origines europaeae und in der Vorschule zur Völkerkunde niedergelegt sind, so schreibt er: ** „Die Kunde (des Keltischen nämlich) wird uns aus nicht allzu reichen und oft unsicheren Mittheilungen der Alten (unter welchen auch mehrere mehr oder minder romanisirte Gallier) theils über die Sprache im Allgemeinen, theils über einzelne Wörter, die wir in unserem Lexicon verhandeln, sodann aus Eigennamen bei alten Schriftstellern und auf Inschriften, auch aus kleinen Texten in letzteren, deren Kunde jetzt im Zunehmen ist; endlich und vorzüglich aus noch heute redendem Volksmunde. Letzteres bezieht sich zunächst auf jenen noch immer sehr reichen, wenn auch vielfach verarmten, verderbten und gemischten Schatz lebender britannischer Keltensprachen, an welchen sich ein zweiter anschliesst: die neuerdings besonders von Zeuss, Glück, Norris, Stokes begonnene sprachliche Ausbeutung der brit. keltischen Literatur. Ihre beiweitem noch nicht vollständig gesammelten Denkmale, deren * Histoire de la langue française par Littré, p. 8. ** Origines europaeae. Die alten Völker Europa's mit ihren Sippen und Nachbaren von Lorenz Diefenbach, Frankfurt am Main. 1861. W älteste und zahlreichste Vorräthe politischer und religiöser Eifer zernichtet hat, gehen ungefähr bis in die Zeit zurück, in welcher auf dem Festlande die keltische Sprache in den letzten Verstecken des alten Volksthums ihren Schwanengesang angestimmt, leise, fast ungehört von den Zeitgenossen des eigenen Stammes, die zu Griechen, Römern und Deutschen geworden sind. Doch erhielt sich gar manches keltische Wort als romanisches Lehnwort und bei vorsichtiger Benutzung öffnet sich auch in romanischen und deutschen Sprachen in's Altkeltische.“ (p. 153.) Wenn aber auch betreffs der Laut- und Formenlehre* wie auch in Hinsicht auf die Syntax manche Anklänge und Aehnlichkeiten vorhanden sind, so müssen wir immerhin bedenken, dass nach dem Urtheile Ebel's das Keltische das modernste Gepräge aller indogermanischen Sprachen trägt, so dass manches in den romanischen Sprachen auf keltischer Eigentümlichkeit zu beruhen scheint. ** Und obwol so wenig von altgallischer Sprache uns verblieb, so dass die Nationalität so völlig zu Grunde ging, so war sie doch keineswegs nutzlos für das grosse Werk der Völkerbildung. Das keltische Element sollte nur einen wesentlichen Factor zur Entwickelung der französischen Nationalität gewähren und unter den Römern, die sich seitdem in Gallien so zahlreich niederliessen, die römische Gravität durch die keltische Leichtigkeit verdrängen. Allerdings bleibt es zum Theile räthselhaft, wie die Gallier ihre Sprache, die nicht einmal einer, zwar nur von den beiden Kasten der Barden und Druiden gepflegten Literatur entbehrte, so schnell vergessen und dafür die römische adoptiren konnten, doch bietet uns die überlegene Bildung der Römer, neben ihrer überwiegenden materiellen Macht, *** ibr Charakter gegenüber dem der Kelten und der Charakter beider Sprachen einen gewissen Anhaltepunkt zur Erklärung dieses merkwürdigen ethnologischen und linguistischen Factums. † Zu meiner Arbeit benutzte ich ausser den bereits angeführten Werken: Littrés Wörterbuch der französischen Sprache, welches * Vergl. Zeuss grammatica celtica ed. Ebel p. 171 ff., p. 607, welches grosse Aehnlichkeit mit dem Französischen bietet, ferner p. 926 ff. * Vergl. Kuhn und Schleicher Beiträge II., Ebel die Stellung des Keltischen, p. 194. *** Veryl. Gallos Caesar in triumphum ducit, idem in curiam Galli bracas Leposuerunt, latum clavum posuerunt. Bornhak, Geschichte der Franken p. 90 ff., Suetonius. Ferner Arnd Geschichte des Ursprungs der Entwickelung des französischen Volkes. dadurch, dass es nach Grimm's deutschem Wörterbuche die Geschichte jedes Wortes angibt, für den Etymologen von besonderer Wichtigkeit ist; manche treffliche Etymologien finden sich auch daselbst, wenngleich ich hie und da ihm nicht beipflichten kann. Brachet's dictionnaire étymologique de la langue française konnte nur wenig bieten, da sich Verfasser darauf beschränkt, nur die sicheren Resultate zu verzeichnen, alles zweifelhafte aber ganz aus dem Bereiche seiner dasigen Betrachtungen zu ziehen. Hingegen bot Scheler's dictionnaire d'étymologie française Bruxelles 1873 manches neue und interessante, welches ich nach gewissenhafter Prüfung, was das Keltische betraf, mit aufnahm: Keltische Wörterbücher. Für das Bretonische: Le Gonidec Dictionnaire breton édition de M. de la Villemarqué; für das Gallische: W. Owen, Dictionary of the welsh language explained in english; für das Schottische: Armstrong, gaelie dictionary; für das Irländische: Ed. O'Reilly An irish english dictionary. Abecquer, auch abéquer, eine breitere Form von becquer, junge Vögel füttern, vom kelt. bec. Suetonius in seiner vita Vittelii berichtet, dass Antonius Primus, General des Kaisers Vespasian, den Beinamen becco erhalten habe; id valet gallinaceo rostrum. Dieser Stamm hat viele Sprösslinge im Französischen, siehe bei bec. Ahan, afau, saure Arbeit, it affano, sp. pg. pr. afan, altsp. afaño Kummer, Angst, Ermüdung. Nach Diez I. Bd., p. 9 liegt der p Ursprung des Wortes im kymr. afan Angst, Ermüdung, welches Owen aus einem dem Barden Taliesin zugeschriebenen Gedichte anführt, vergl. jedoch Scheler unter ahan, afan p. 11, dessen Widerlegung nicht schwer fällt, da ja im prov. die Form afan sich vorfindet. Alouette, Diminutiv von aloue, aloe, welches dieselbe Bedeutung hatte; Plinius, Suetonius, Marcellus Empirius und Gregor von Tours bezeichnen das lat. alauda als keltisch. In der That findet man im heutigen Niederbretanischen alc'houeder, alc'houedez. Die Form aloc findet sich im afrz.: Quant l'aloe prist à chanter sicil. lodana, sp. aloeta, neusp. alondra, prov. alauza, alauzetta. Ardoise Schiefer; Diez entscheidet sich für keine der vorhandenen Ableitungen; ich würde mich Littré anschliessen, der sich auf das kymr. arddu ardwu (dunkel) beruft, wie ja sehr oft solche Gegenstände von der Farbe ihren Namen erhalten. Bac Nachen, zweifelsohne vom kelt. bac, bag Höhlung, daher das Diminutivum baquet, bachot, bachotte. Von demselben Stamm ist bassin, in den übrigen romanischen Sprachen noch mit c erhalten, it. bacino, altsp. pr. bacin Becken, Wasserbehälter, daher auch bache das Wagentuch, die Plane und das davon abgeleitete Verbum bacher mit der Plane bedecken. Bachelier, bacheler. Trotz des vielen Streites, der über dieses Wort herrschte, glaube ich ihm dennoch keltischen Ursprung zuschreiben zu müssen, und zwar vom kelt. bach klein, jung, woraus sich naturgemäss die Begriffe bachele, bachelette = junge Maid, entwickeln, daron baceller. Im afrz. nannte man einen jungen Mann béchot, bésot, und heutzutage noch in der Picardie baichot und in der Franche-Comté paichan, vergl. gall. beçan, byçan klein, baçgen Junge. Bachot Nachen, s. Bac, davon auch bachoteur der Fährmann. Badaud Schwätzer, vom bret. bada, wie ein Dummer handeln und reden, in derselben Bedeutung das it. badare, pr. cat. badar, afr. baer, beer und das nfrz. bayer, in Berry noch mundartlich bader, ferner afrz. bade Dummheit, Geschwätz, vergl. baith Thor, Pinsel, Maulaffe, schottisch baoth, baothair, irl. badhgaire, hievon badauder, badauderie, ebenso badin, badiner, badinage, badinerie, badine. Bagage vom keltischen bag, kymr. baich Last, Bündel, bret. beach, vergl. gaél. bac hindern und nordisch baga. Von demselben Stamme würde ich auch das vielbestrittene bagarre Tumult, Lärm ableiten, indem aus dem Begriffe des Hemmens und Verhinderns sich sehr leicht Streit und Lärm entwickelt. Ganz unbefriedigend ist der Versuch Chevallet's es mit dem deutschen balgen in Verbindung setzen zu wollen. Bagasse, afr. baiasse, die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist |