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Miscellen.

Zur Kunst des Uebersetzens.

Die Gegenwart" enthält in Nr. 32 d. J. einen Aufsatz mit der Ueberschrift: Aphorismen über die Kunst der poetischen Uebertragung von Ernst Eckstein, in welchem es heisst: „Ich nehme mir indess die Freiheit, bei einer etwaigen Verdeutschung fremder Schöpfungen das absolut Unberechtigte durch etwas Besseres zu ersetzen.“ Es bleibe dahin gestellt, ob der Uebersetzer berechtigt oder gar verpflichtet ist, das nach seiner subjectiven Ansicht Unberechtigte durch etwas nach seiner Meinung Besseres zu ersetzen. Wie aber, wenn der Uebersetzer das Original missversteht und hineinlegt, was dem Dichter zu sagen nicht eingefallen ist? Dies ist dem Herrn Eckstein passirt, indem er als Beispiel folgende Verse aus Longfellows: A psalm of Life anführt:

Lives of great men all remind us,
We can make our lives sublime
And departing leave behind us
Footprints on the sands of time;

Footprints that perhaps another
Sailing o'er life's solemn main
A forlorn and shipwrecked brother,
Seeing, shall take heart again

und, wahrscheinlich verleitet durch „sands", an eine Wüste und einen Wüstenwanderer denkend, in dem Gleichnisse einen colossalen Lapsus findet.

Er findet bei Longfellow ,,Stiefelspuren auf der Wasserfläche, will die beiden Strophen nicht in dummes Gewäsche verwandeln" und glaubt was dem Dichter vorschwebte, durch folgende Uebersetzung viel klarer und correcter zur Anschauung gebracht zu haben, als das Original":"

Helden sind vorangeschritten,
Die sich ganz der That geweiht,
Lasst wie sie von euren Tritten
Spuren in dem Sand der Zeit;

Spuren, die vielleicht ein Andrer,
Der den steilen Pfad beginnt,
Ein verirrter müder Wandrer,

Schaut und neuen Muth gewinnt.

Richtig übersetzt, sagt aber der Dichter: Das Leben aller grossen Männer erinnert uns, dass wir unser Leben erheben machen und, beim

Archiv f. n. Sprachen. LIII.

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Scheiden, auf dem Strande (Sandufer) der Zeit Spuren zurücklassen können. Vielleicht sieht diese Spuren ein Anderer, ein hülfloser (verlassener) Bruder, der, über des Lebens ernstes Meer schiffend, gestrandet ist und fasst neuen Muth.

Wer hat nun den colossalen Lapsus begangen?
Norden.

Seitz.

Zu Samuel Daniel's Sonnetten.

So eifrig auch die Engländer in letzter Zeit mit der Herausgabe ihrer alten Autoren vorgegangen sind (ich erinnere nur an Arber's Reprints), so bleibt doch noch viel zu thun übrig. Von manchem berühmten Schriftsteller besitzen wir noch keine Gesammtausgabe, geschweige denn eine Ausgabe, die dem Standpuncte der Kritik unserer Zeit entspräche. Hier und da auf den Bibliotheken zerstreut liegen die alten Ausgaben, weitern Kreisen und namentlich uns Deutschen wenig zugänglich.

Zu den so vernachlässigten Autoren gehört auch S. Daniel. Und doch hätte er als einer der bedeutenderen Dichter der Shakespeare'schen Zeit längst eine Sammlung und einen Wiederabdruck seiner Werke verdient. Nach Spenser's Tode ward er von der Königin Elisabeth zum poet laureate erwählt; König Jacob machte ihn zum extraordinary groom of the privy chamber to the queen consort. Ausser der königlichen Gunst rühmte er sich der Freundschaft der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit. Marlowe, Chapman, Shakespeare und andre waren seine Freunde. In den Werken des Letztgenannten und namentlich in seinen Sonnetten finden sich viele Anspielungen auf den etwas älteren Zeitgenossen. Er baute nicht nur seine Sonnette in der Daniel'schen Form, sondern hat auch sonst in seinen Dramen Reminiscenzen Daniel'scher Poesie. Dies bemerkte unter andern Tieck, der in seiner Ausgabe der Werke Daniel's, die sich jetzt im Britischen Museum befindet, folgende Randglossen niederschrieb:

zu Sonn. 5: What you will: Shak. ist der Nachahmer.
zu Sonn. 6: Chastity and beauty, which were deadly foes
Live reconciled friends within her brow.

zu Sonn. 35: „S. Shakesp. Sonnette, der hier nachahmt."

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Hamlet.

zu Sonn. 36: What you will, und zu Sonn. 39, 40 und 42: Shakesp. zu Sonn. 9 schlägt er folgende Lesart vor:

„Pant on floods" statt „Paint on floods".

Nicht minder erfreute sich Daniel einer grossen Popularität. Alle seine Werke sind schon zu seinen Lebzeiten wiederholt abgedruckt worden; und er war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Fast auf allen Gebieten der Poesie hat er sich versucht, „driven by Necessity, to make use of his pen and the stage to be the mouth of his lines, which before were never heard to speak but in silence" (wie er selbst sagt: s. die Apologie, die seiner tragedy of Philotas angehängt ist). Ausser einer grossen Anzahl von masques, tragedies, epistles in verse, funeral poems, panegyrics und Sonnetts, besitzen wir von ihm eine history of the civil war, the complaint of Rosamund, und in Prosa eine history of England und seine berühmte Defence of Rhime.

Für den Kritiker bleibt bei der Herausgabe der Werke Daniel's viel zu thun; was Chalmers in seinen Works of the English poets von Daniel bringt, ist vielfach verändert. Für die Biographie des Dichters, der gleichfalls noch keine Aufmerksamkeit geschenkt worden, ist namentlich wichtig die Dedication an Prince Henry, die sich vor seiner tragedy of Philotas, 1611, befindet.

Sein Erstlingswerk scheint seine Delia gewesen zu sein, eine Sammlung von 57 Sonnetten, die von grosser Schönheit sind und bald sehr popular wurden. Der erste Druck derselben stammt aus dem Jahre 1592, wo sie

unter dem Titel: „Delia, contayning certayne Sonnets, with the complaint of Rosamund; at London, printed 1592. 4. Samuel Danyell" errschienen. Von dieser ersten Ausgabe giebt es jetzt nur noch 2 Exemplare, 1 in der Bodleian library und 1 im Britischen Museum. Diese editio princeps ist für die Kritik sehr wichtig, da sie verschiedene alte Lesarten bringt (S. Hazlitt, handbook of early Engl. literat. Lond. 1867). Dann wurden seine Sonnette wieder abgedruckt 1594: Delia and Rosamond augmented. Cleopatra, 3 pts. und 1601 in den Works of S. D. newly augmented, 3 pts. fol. Lond., 1602 in the Works of S. D. 4 pts., 1611 (12.) und 1623 (2 pts.: the whole works of S. D. Esquire in Poetrie).

Sonn. 52 und 55 zeigen, dass Daniel sehr jung war, als er seine Sonnette schrieb, und Sonn. 56 spricht der Verfasser von seinem „,infant stile". Er veröffentlichte sie zu einer Zeit, als Shakespeare noch nicht berühmt war, wie wir aus den folgenden Zeilen ersehen:

No, no; my verse respects not Thames, nor theatres;

Nor seeks it to be known unto the Great:

But Avon, poor in fame, and poor in waters,
Shall have my song, where Delia hath her seat;
Avon shall be my Thames, and she my song;
No other prouder brooks shall hear my wrong.
Der „sweet swan of Avon" war noch nicht bekannt.

Es war zu jener Zeit Sitte die Gedichte irgend einer Geliebten unter fingiertem Namen zu dedicieren. So finden wir Cynthias, Lesbias, Caelias u. s. w., denen die Dichter ihre Werke widmeten. Daniel brachte seine Sonnette einer Delia dar. So viel ich weiss, ist noch kein Versuch gemacht worden festzustellen, wer jene Delia war. Vielleicht liesse es sich auf folgende Weisse ermitteln:

Ein Werk Thomas Watson's „Amintae Gaudia“, das 1592 erschien, hat folgende Dedication:

Illustrissimae Heroinae omnibus et animi et corporis dotibus ornatissimae, Mariae Pembrokiae comitissae. Laurigera stirpe prognata Delia, Sydnaei vatis Apollinei genuina soror etc. (S. Watson's poems in Arber's reprints.) Hier wird Mary Pembroke, die liebenswürdige und gelehrte Schwester des Sir Phil. Sidney, die berühmte Patronin und Freundin vieler Dichter, von Thom. Watson Delia genannt, und zwar in demselben Jahre, in welchem Daniel seine Sonnette an Delia veröffentlichte. Nun wissen wir, dass zuweilen mehrere Dichter dieselbe Frau mit demselben fingierten Namen bezeichneten. So wird die Lady Rich sowohl von Sidney als auch von Spenser (in seinem Colin Clouts come back again) Stella genannt, und die Königin Elisabeth heist Cynthia sowohl bei Spenser (in dem ebengenannten Gedicht) als auch bei Sir Walter Raleigh, der zu Ehren der Königin ein Gedicht Cynthia verfasste.

Ich glaube, es ist sehr wahrscheinlich, dass auch die Delia's Watson's und Daniel's eine und dieselbe Frau sind, nämlich die berühmte Countess of Pembroke. Sie wurde sowohl als hohe Gönnerin der Dichter als auch wegen hrer eigenen poetischen Versuche von den Dichtern der Zeit viel gefeiert. Viele widmeten ihr ihre Schriften, so Spenser 1591 seine Ruines of Time, der sich auch in einem Sonnett vor seiner Faerie Queene an sie wendet.

Unsere Vermuthung gewinnt noch an Wahrscheinlichkeit, wenn wir bedenken, dass Daniel von Jugend auf unter der Protection des Hauses Pembroke stand. Als dankbarer Schriftsteller widmete er 1594 seine Tragedy of Cleopatra der Lady Pembroke, die selbst eine Tragödie desselben Namens geschrieben hatte. Dem Lord Pembroke dedicierte er seine Defence of Rhyme. Beachten wir noch folgenden Umstand: das 8. Buch seiner History of the civil war (1604) fängt mit folgender Stanza an:

On yet, sad Verse-though those bright stars from whence
Thou hadst thy light, are set for evermore;

And that these times do not like grace dispense
To our endeavours, as those did before:
Yet on since she, whose beams do reincense
This sacred fine, seems as reserv'd in store
To raise this work, and here to have my last,
Who had the first of all my labours past.

Ich weiss nicht, wer der verstorbene Patron war, auf den der Dichter hier anspielt; aber es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die hier bezeichnete Patronin die Lady Pembroke war. Denn in einer der nächsten Stanzen schreibt der Dichter:

„Here, Mary Pembroke, by whose gen'rous brow,

And noble graces, I delineate

These shapes of others' virtues etc.

So kann denn kein Zweifel sein, dass sie who had the first of all his

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labours past" d. i. seine Delia, die Lady Pembroke war. Sie ist die von ihm gefeierte Delia.

Grünberg.

Dr. Schulze.

Die Verhandlungen der American philological Association.

Nach dem Vorbilde der deutschen Philologen-Versammlungen und der französischen Association pour l'encouragement des études grecques wurde bekanntlich im J. 1868 auf der Universität in New-York eine amerikanische Verbindung von Philologen vorzugsweise durch die Bemühungen des Prof. Ferris begründet, welche seit dem Juli 1869 regelmässige Jahres-Versammlungen abgehalten hat. Gleich anfangs wurden folgende Sectionen eingerichtet:

1. The Science of language, and history of philology. 2. Oriental languages and literatures. 3. Classical (Latin and Greek) languages and literatures. 4. Modern European languages and literatures. 5. English language and literature. 6. American aboriginal languages. 7. Linguistic pedagogy.

Die seit dem J. 1870 gedruckten drei Sitzungsberichte enthalten mancherlei Interessantes auch aus dem Gebiete der neueren Sprachen, und wir wollen deshalb unseren Lesern das Wichtigste von diesen Verhandlungen im Auszuge mittheilen. Ueber einen Vortrag (paper) des Prof. T. R. Lounsburg, welcher sich zum Gegenstande genommen hatte: „Certain forms of the English verbs which were used in the sixteenth and seventeenth centuries, sagt der Bericht:

The object of this paper was to show that the forms of the present tense ending in s, belonging strictly to the Northern dialect, and the forms in th, belonging to the Southern, were in much more extensive use in the literary language during the sixteenth and seventeenth centuries than is generally supposed, at least in the second person singular and the third person plural. Proof of this was furnished by more than five hundred examples drawn from writers who flourished in the middle or latter half of the sixteenth and beginning of the seventeenth century. The quotations made seem to show clearly, first, that during that period, the forms both in s and th for the third person plural were not simply met with occasionally, but were in constant and common use, and by authors in every style; secondly, that the same is true of the second person singular in s; thirdly, that the third person plural in th disappeared rapidly after the middle of the sixteenth century, and toward the end of it was confined almost entirely to the verbs to do and to have; fourthly, that of the forms in s of the same person and number, there is no evidence of decay within this period, and if there were any change whatever, the use of them seemed rather to in

crease than diminish; and finally, that forms in th for the first and second person plural, forms in s, for the first and second persons, both singular and plural, were occasionally to be met with, and that even forms in th for the first and second person singular are to be found, though under too doubtful circumstances to authorize the formation of any theory in regard to them.

Einen interessanten Beitrag zu einer Grammatik der Creolischen Dialecte von Hayti und Louisiana hat Professor Whitney gegeben, worüber der Bericht folgende Mittheilung macht:

In this paper, suggested by Mr. Thomas's recent grammar of the Creole of Trinidad, a sketch was given of the more prominent characteristics of two dialects, the one of which is in common use in Hayti, among the uneducated classes, and the other spoken by a considerable portion of the former slave population of Louisiana. These dialects, like that of Trinidad, to which they are closely related, are descended from the French, with but a slight admixture of foreign elements, whether African or European. The process by which they have come to their present form is not unlike that by which the French itself grew out the Latin; the changes are not only of the same general nature, but often in the same direction, a tendency which appears in the French being carried still further in the Creole. There are not wanting also new formations which establish the claim of these dialects to be regarded as something more than mutilated French.

After noticing the phonetic differences between Creole and French, both the uniform changes which certain sounds undergo, and others of a more violent nature, the grammatical forms were considered. The French definite article has entirely lost its grammatical force, but remains attached, as an inseparable prefix, to many substantives. In its place, the Creole has converted the demonstrative adverb là into a post-positive article, and by composition with the personal pronoun eux has even formed a plural, layo or laye. Instead of the weaker forms of the personal pronouns, je, tu, il, ils, the stronger moi, toi, lui, eux, (Creole moin, toi, hi, yo or yé,) alone are used, and serve, at the same time, for the possessives. Nouns and adjectives have lost their few remaining inflections, and are invariable both for number and gender. The verb has suffered still more. The twenty or more inflections of aimer which are distinguishable by the ear are in Creole reduced to one, aimé, which may be considered the joint representative of the infinitive and participle, since in all regular and most irregular verbs these would, in the Creole pronunciation, be identical; where they differ, the infinitive is generally chosen. The different tenses are formed solely by means of auxiliaries, among which, however, avoir does not appear. The tendency of the strong or irregular verbs to become weak or regular, which has spread so widely in the Indo-European family, is noticeable here also. The syntax of the Creole is simplified in a corresponding degree. The genitive relation is indicated by placing the governed immediately after the governing noun. Many verbs which in French are reflexive, or which have the régime indirect, take, in Creole, the régime direct.

Ueber das englische Imperfectum und die Form des Passivums ward eine Mittheilung von Fitz Edward Hall, jetzt Professor in Oxford, vorgelesen und zugleich dabei Einiges über das Leben des Verfassers berichtet.

Though an American by birth and education, having spent his life so much abroad as to be less known than he should be to American scholars. He is a native of Troy, N. Y., and a graduate of Harvard, of the class of 1846. Having been shipwrecked on the coast of India, he was led to remain there, and to enter the British service, in which he held successively the positions of professor of Anglo-Saxon, Sanskrit, and Hindustani, inspector of schools for a province, and, after his return to England, librarian, for a time, of the India Office. In Sanskrit and Hindustani he has shown scholar

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