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„Fürchtet die Gottheit

Des Schwerts, eh' ihr's der Scheid entreisst. Loslassen
Kann der gewaltige den Krieg, doch nicht

Gelehrig wie der Falk sich aus den Lüften
Zurückschwingt auf des Jägers Hand, gehorcht
Der wilde Gott dem Ruf der Menschenstimme";

im Gegensatze hierzu hatte er sie kurz zuvor auf die schöne Frucht ihrer Vereinigung hingewiesen:

,,Frankreich steigt

Ein neu verjüngter Phönix aus der Asche"

(J. v. O. 3, 3. G. XIII, p. 259), ein Vergleich, mit dem auch Don Cesar seinem erstaunten Diener die Versöhnung mit seinem Bruder schildert:

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Du siehst die Liebe aus des Hasses Flammen

Wie einen neu verjüngten Phönix steigen"

(Br. v. M. 1, 6. G. XIV, p. 36). — Wurde bisher der Vogel immer nur in seiner organischen Ganzheit erwähnt, so kommen nun auch einzelne Teile seines Körpers allein im Gleichnisse vor. So schreibt Franz Moor an seinen Bruder: „Auch sagt er (der Vater), werdest Du dir keine Hoffnung machen, jemals Gnade zu seinen Füssen zu erwimmern, wenn du nicht gewärtig sein wollest, im untersten Gewölbe seiner Türme mit Wasser und Brot so lang traktiert zu werden, bis Deine Haare wachsen, wie Adlers Federn und deine Nägel wie Vogels klauen" (R. 1. A. 1, 22. A. 1, 6. G. II, p. 38 = p. 230); ferner singen die Hexen in dem Liede „der Fischer" aus Macbeth V. 19 ff.

,,Und der falsche Mammon, er floh davon,

Als hätt er Gebeine und Flügel"

(G. XI, p. 327), und in dem Rätsel vom Schiffe heisst es:

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Und hat es fest sich eingebissen

Mit seinem spitzgen Eisenzahn,

So steht's gleichwie auf festen Füssen

Und trotzt dem wütenden Orkan"

* Vergl. zu Feder: „Einen Officier hob der Windwirbel wie eine Feder in die Luft", Belag. Antwerpens (G. IX. p. 61).

(V. 9. G. XI, p. 354).* Uebersehen wir nun schliesslich alle diese Gleichnisse aus dem Tierreiche, so machen wir die auffallende Beobachtung, dass mehr als die Hälfte von ihnen, nämlich 59 der ersten Periode der Schillerschen Poesie angehören, und hier ragen wieder die Räuber mit 20 Gleichnissen hervor, von denen der Dichter indes 10 Gleichnisse, meistenteils diejenigen, die den Menschen mit dem Vieh in Vergleich stellen, in der zweiten Ausgabe gestrichen hat. Das ist aber gerade diejenige Zeit, in welcher der Dichter am schwersten mit seinem Schicksale zu kämpfen hatte, weshalb ihm oftmals Welt und Menschen in einem düsteren Lichte erschienen. Daher erklärt sich denn auch zum grossen Teile die Bemerkung, die wir über den Inhalt dieser Gleichnisse voranzuschicken hatten.

Nachtrag.

Von den bisher noch nicht in den Kreis dieser Arbeit gezogenen Briefsammlungen (vergl. Progr. p. 1, Anmkg.) sind aus „Schiller und Lotte", Stuttgart und Augsburg, J. G. Cottascher Verlag 1856 (S. u. L.) und aus „Schillers Briefe", mit erläuternden Anmerkungen von Dr. H. Döring, Altenburg, H. A. Pierer (S.'s Br.) folgende Gleichnisse nachzutragen: zu Natur, Schiller schreibt an Dalberg, 6. Octbr. 1781 (S.'s Br. I, p. 21): ... einem so durchdringenden Kenner, wie ich in Ihnen zu verehren weiss, wird es nicht unbekannt sein können, dass es, wie in der Natur, so auf der Bühne für eine Idee, eine Empfindung auch nur einen Ausdruck, ein Kolorit gibt; zu Himmel an Karoline und Lotte (S. u. L. p. 564): „Ich werde (Eure Liebe) nie erschöpfen, wie in einem himmlischen Aether wird mein ganzes Wesen sich verjüngen"; vergl. hierzu an dieselben (S. u. L. p. 486): „Frei und sicher bewegt sich

Hierher gehört endlich aus den Briefen: „Da mir... noch so manche, selbst der gemeinsten Mittel fehlen, wodurch man sich das Leben und die Menschen näher bringt, aus seinem engen Dasein heraus und auf eine grössere Bühne tritt, so muss ich, wie ein Tier, dem gewisse Organe fehlen, mit denen, die ich habe, mehr tun lernen und die Hände gleichsam mit den Füssen ersetzen" (an Göthe, Jena 18. Novbr. 1796, Bw. G. I, 2, p. 261). —

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meine Seele unter Euch, und immer liebevoller kommt sie von einem zu dem andern zurück derselbe Lichtstrahl lasst mir diese stolzscheinende Vergleichung derselbe Stern, der nur verschieden widerscheint aus verschiedenen Spiegeln"; ferner (S. u. L. p. 412): „Wie eine Glorie schwebt Eure Liebe um mich, wie ein schöner Duft hat sie mir die ganze Natur überkleidet"; zu Sonne, im Programm p. 17 wurde gesagt, dass Schiller es liebt, die Frauen mit der Sonne zu vergleichen; so äussert er sich selbst an Lotte (S. u. L. p. 138): mir kommt vor, dass die Frauenzimmer geschaffen sind, die liebe heitre Sonne auf dieser Menschenwelt nachzuahmen und ihr eignes und unser Leben durch milde Sonnenblicke zu erheitern. Wir stürmen und regnen und schneien und machen Wind, Ihr Geschlecht soll die Wolken zerstreuen, die wir auf Gottes Erde zusammengetrieben haben, den Schnee schmelzen und die Welt durch ihren Glanz wider verjüngen. Sie wissen, was für grosse Dinge ich von der Sonne halte; das Gleichnis ist also das schönste, was ich von Ihrem Geschlecht nur habe sagen können, und ich habe es auf Unkosten des meinigen getan!" ferner ironisch von Knebel an Lotte: Er wird jetzt in andern Gegenden aufgehen, wie eine helle Sonne und Erleuchtung in alle Köpfe bringen" (S. u. L. p. 451); ferner an Frau von Wolzogen, 4. Januar 1783 (S.'s Br. I, p. 64): „Seit Ihrer Abwesenheit bin ich mir selbst gestohlen. Es geht uns mit grossen lebhaften Entzückungen, wie demjenigen, der lange in die Sonne gesehen. Sie steht noch vor ihm, wenn er das Auge längst davon weggewandt. Es ist für jede geringeren Strahlen erblindet. Aber ich werde mich wohl hüten, diese angenehme Täuschung auszulöschen"; womit zu vergleichen an Baggesen, 16. Decbr. 1791 (S.'s Br. II, p. 15): „Wie zwei glänzende Erscheinungen schwebten sie (er und seine Frau) schnell, doch unvergesslich an uns vorüber"; sodann zu dem weissen Lichte an Reinwald, 14. April 1783 (S.'s Br. I, p. 86): ,,Gleichwie aus einem einfachen weissen Strahl, je nachdem er auf Flächen fällt, tausend und wider tausend Farben entstehen, so bin ich zu glauben geneigt, dass in unsrer Seele alle Charaktere nach ihren Urstoffen

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schlafen und durch Wirklichkeit und Natur oder künstliche Täuschung ein dauerndes oder nur illusorisch ein augenblickliches Dasein gewinnen"; ferner zu Wasser an Matthisson, 18. Juni 1795 (S.'s Br. II, p. 250): „Schon viele Monate habe ich Sie... wie einen verlornen Tropfen im Ocean in der ganzen bewohnbaren Welt aufsuchen lassen"; ferner zu Donner u, s. w. an Frau von Wolzogen bei einem Besuche bei der Herzogin von Gotha in Angelegenheiten ihrer Tochter 28. Mai 1783 (S.'s Br. I, p. 100): „Heut, Freundin, wünsche ich Ihnen die Stimme des Donners, die Festigkeit eines Felsens und die Verschlagenheit der Schlange im Paradies"; ferner zu dem Pflanzenreich, an Lotte, 1. Septbr. 1789 (S. u. L. p. 383): „Reinhold reist in den Ferien weg, Hufeland ist heute morgen auf acht Wochen nach Danzig abgereist, ich bin dann übrig, wie ein verdorrter Stamm"; an Karoline, 5. Febr. 1789 (S. u. L. p. 238): „Diderots moralische Schriften, die Ihnen beiden soviel Vergnügen geben, habe ich noch zu lesen, wie ich überhaupt noch viel zu lesen habe. Wie glücklich sind Sie, dass Sie alles so geniessen können, glücklich, wie die unschuldigen Kinder, für die gesorgt wird, ohne dass sie sich darum kümmern dürfen, wo es herkommt. Sie gehen durch das litterarische Leben, wie durch einen Garten, brechen sich und beriechen, was Ihnen gefällt wenn der Gärtner und seine Jungen über lauter Arbeit nicht einmal die Zeit finden, ihre Pflanzungen und was drum ist, fröhlich zu geniessen"; endlich zum Tierreich, an Schwan, 24. April 1785 (S.'s Br. I, p. 201): „Es ist so eine eigne Sache mit einem schriftstellerischen Namen, bester Freund. Die wenigen Menschen von Wert und Bedeutung, die sich einem auf diese Veranlassung darbieten, und deren Achtung einem Freude gewährt, werden nur allzusehr durch den fatalen Schwarm derjenigen aufgewogen, die wie Geschmeissfliegen um Schriftsteller herumsummen, einen wie ein Wundertier angaffen und sich obendrein gar einiger vollgekleckster Bogen wegen zu Kollegen aufwerfen"; schliesslich an Lotte, 27. Novbr. 1788 (S. u. L. p. 142): „Mir für meine stille Person erscheint die grosse politische Gesellschaft aus der Haselnussschale, woraus ich sie betrachte, unge

fähr so, wie einer Raupe der Mensch vorkommen mag, an dem sie hinaufkriecht. Ich habe einen unendlichen Respekt vor diesem grossen, drängenden Menschenocean, aber es ist mir auch wohl in meiner Haselnussschale. Mein Sinn, wenn ich einen dafür hätte, ist nicht geübt, nicht entwickelt, und so lange mir das Bächlein Freude in meinem engen Zirkel nicht versiegt, so werde ich von diesem grossen Ocean ein neidloser ruhiger Bewunderer bleiben." —

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