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So wird der Blitz zugleich ein Bild des flüchtigen, schnell vergänglichen, und bemerkenswert ist hier, dass der Dichter zur Versinnlichung dessen dem Blitze gern noch ein oder zwei Gleichnisse sei es vorbereitend im Vorder- oder antithetisch im Nachsatze hinzufügt; so in der „Gunst des Augenblicks"

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Wie in hellen Sonnenblicke

Sich ein Farbenteppich webt,

Wie auf ihrer bunten Brücke
Iris durch den Himmel schwebt,

So ist jede schöne Gabe

Flüchtig wie des Blitzes Schein,
Schnell in ihrem düstern Grabe

Schliesst die Nacht sie wider ein "

(V. 29 ff. G. XI, p. 360); ferner in dem „Geheimnis der Reminiscenz":

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Wie verlorne Sterne wider scheinen,

Flimmern öfters flüchtig gleich dem Blitze
Traurig mahnend an die Göttersitze

Strahlen durch die Ritze“

(V. 96 ff. G. I, p. 279); endlich in der Br. v. M.:

,,Nicht Blitzen gleich, die schnell vorüberschiessen Und plötzlich von der Nacht verschlungen sind, Mein Glück wird sein, gleichwie des Baches fliessen

Gleichwie der Sand des Stundenglases rinnt"

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(1, 7. G. XIV, p. 40). In der Totenfeier am Grabe Riegers" wird dagegen mit dem schnell verschwindenden zugleich die Versinnlichung der aussergewöhnlichen Erscheinung eines über seine Zeitgenossen hervorragenden Menschen verbunden, wie es denn auch später in dem 14. V. heisst:

,,O so feire, weinender Gesang
Einer Sonne Untergang ";

das Gleichnis selbst lautet:

* Dieses und das vorangehende Gleichnis sind schon im Progr. p. 11 u. p. 19 erwähnt worden; hier mag ferner noch angeführt werden „Bacchus im Triller":

„Unser Witz, aus Glas gekerbet,

Wie der Blitz ist er zerscherbet"

(V. 61 f. G. p. 214); über die Echtheit dieses, wie überhaupt der Gedichte der Anthologie vergl. G. I, p. 335.

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„Wie ein Blitz im Niedergang entzündet,
Schon im Aufgang schwindet,

Flog der Held zu Gott!"

(V. 5 ff. G. I, p. 357); vergl. damit Evang. Matth. 24, 27: denn gleichwie der Blitz ausgehet vom Aufgang und scheinet bis zum Niedergang; also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes." * Auf den Blitz folgt

unfehlbar und schnell der Donner; dasselbe gilt von einer Empfindung und ihrem Ausdruck: „Von Empfindung zum Ausdruck der Empfindung herscht eben die schnelle und ewigbestimmte Succession, als von Wetterleuchten zu Donnerschlag, und bin ich des Affectes voll, so darf ich so wenig den Körper nach seinem Tone stimmen, dass es mir vielmehr schwer, ja unmöglich werden dürfte, den freiwilligen Schwung des letzteren zurückzuhalten“ (über das gegenwärtige Theater, G. II, p. 345). Bei dem Donner ist es nun zuerst das majestätische, Himmel und Erde bewegende seines plötzlichen Schalles, das uns ergreift, und damit vergleicht Fiesko das erhebende Gefühl, auch nur einen Augenblick Fürst zu sein: „Ein Augenblick Fürst" ruft er aus, hat das Mark des ganzen Daseins verschlungen. Nicht der Tummelplatz des Lebens sein Gehalt bestimmt seinen Wert. Zerstücke den Donner in seine einfachen Silben, und du wirst Kinder damit in den Schlummer singen; schmelze sie zusammen in einen plötzlichen Schall, und der monarchische Laut wird den ewigen Himmel bewegen" (nur 1. A. V. d. F. 3, 2. G. III, p. 85). Den ewigen Himmel! um wieviel mehr den schwachen sterblichen, ihn macht der Donnerschlag, gleichwie des Blitzes Strahl (s. oben p. 248) erstarren; er bildet daher auch das gewöhnliche Gleichnis zur

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Ueber die Verwandtschaft des Schiller'schen Gedichtes mit Schubarts

Grablied auf Rieger s. H. Viehoff: Schillers Gedichte etc. 1, p. 259 f. - Aus den Briefen ist hier noch zu erwähnen, was Schiller unter dem 9. Decbr. 1794 nach Empfang des ersten Buches von Wilh. Meister an Göthe schreibt: Die kühnen poetischen Stellen, die aus der stillen Flut des ganzen, wie einzelne Blitze vorschlagen, machen eine treffliche Wirkung, erheben und füllen das Gemüt" (Bw. G. I, p. 81), wozu man vergleichen mag die gleichzeitige Aeusserung über dasselbe Werk an Körner: „Mitunter wird man auch von einzelnen auffahrenden Funken eines jugendlich - feurigen Dichtergeistes ergriffen."

Versinnlichung einer starken, betäubenden Gemütserschütterung. Interessant ist dabei die Variation in dem Ausdrucke: „Da stand ich, wie von tausend Donnern getroffen!", fährt Rosinsky in der Erzählung von der Entführung seiner Braut an der oben p. 249 citierten Stelle fort, und der alte Daniel berichtet seinem Herrn, der ihn nach dem Benehmen des fremden Grafen, in dem er seinen Bruder vermutet, ausforscht: „Er stand bei dem Portrait des seligen Herrn still, wie vom Donner gerührt" (1. A. R. 4, 22. A. 4, 6. G. II, p. 136 p. 288); Mortimer schildert wider der Königin Elisabeth die Wirkung, welche die Nachricht von ihrer Vermählung mit dem französischen Fürsten auf die schottischen Verbannten gemacht hat: „Es traf sie alle, wie ein Donnerschlag" (M. St. 2, 4. G. XII, p. 461), und „das fiel auf mich wie ein Donnerschlag", schreibt der Graf v. O. in dem Geisterseher, als seinem Prinzen ein schwarz gesiegelter Brief überbracht wird (G. IV, p. 200).* Der Donner ist nun gleichsam die Stimme des zürnenden Himmels, die schreckhaft an das Ohr des fehlenden Menschen schlägt; wohl ihm, wenn er sich dadurch warnen lässt, wie Ferdinand von seinem Eide vor seiner erschreckten Geliebten ausruft: „Nein! Nimmermehr! Unmöglich Lady! Zuviel verlangt! Ich kann dir diese Unschuld nicht opfern -Nein beim unendlichen Gott! ich kann meinen Eid nicht verletzen, der mich laut wie des Himmels Donner aus diesem brechenden Auge mahnt" (K. u. L. 2, 5. G. III, p. 411); die in ihrem Gewissen beschwerte Johanna dagegen eilt aus der Kathedrale zu Rheims mit dem Angstrufe:

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Geister jagen mich,

Wie Donner schallen mir der Orgel Töne,

Des Doms Gewölbe stürzen auf mich ein,

Des freien Himmels Weite muss ich suchen"

(J. v. O. 4, 9. G. XIII, p. 299). Dem Dichter aber klingt

* Hinzu kommt aus einem Br. an Scharffenstein: „möge das den nicht treffen, wie ein Donnerschlag“ (G. I, p. 57), und die parenthetischen Bemerkungen in den Dramen 2. A. R. 5, 7. G. II, p. 329; K. u. L. 5, 7. G. III, p. 503; D. K. 2, 9 u. 4, 17. G. V, 1, p. 106, V, 2, p. 44, p. 101, p. 374. Vergl. endlich 2. A. R. 4, 12. G. II, p. 298, K. Moor zu Amalia: Fühle den Donnerschlag, der mein Herz traf, Amalia! Meinen Brillanten gibt sie mir wider."

Lauras Spiel „majestätisch prächtig, wie des Donners Orgelton (Laura am Klavier, V. 26. G. I, p. 217). Wie hier zur Versinnlichung der Gewalt der Töne, so dient der Donner schliesslich überhaupt zur Bezeichnung eines starken Geräusches, und zwar zeigen die hier zu erwähnenden Gleichnisse alle die einfache Form mit dem Genitiv (vergl. Progr. p. 5); so heisst es in der Macht des Gesanges" von dem Regenstrom: „Er kommt mit Donners Ungestüm" (V. 2. G. XI, p. 15); in dem „Taucher" von den Wassern der Charybde:

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„Und wie mit des fernen Donners Getose
Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoosse"

(V. 29. G. XI, p. 221); in der „Glocke" von dem glühenden Erze:

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Blind wütend mit des Donners Krachen
Zersprengt es das geborstne Haus"

(V. 351. G. XI, p. 317). - Doch trotz allem Verderben, das das Gewitter über die Natur und die Werke der Menschen heraufführt, ist es auch wider gut, wie alle Gabe von oben, und damit tröstet sich auch König Philipp über seiner Höflinge unlauteres Wesen:

,,Ihre zahmen Laster", ruft er in seinem Monologe aus,

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Beherscht vom Zaume, dienen meinen Zwecken,

Wie deine Wetter (gute Vorsicht) reinigen die Welt" (D. K. 3, 5. G. V, 2, p. 294). * Wenn dann aber das Gewitter ausgetobt hat, wenn der Blitz verraucht, der Donner verhallt ist, dann „schwebt, wie es oben p. 248 hiess, die Iris auf ihrer bunten Brücke, Frieden verkündend, durch den Himmel" und

„Lieblich, wie der Iris Farbenfeuer
Auf der Donnerwolke duftgem Tau,
Schimmert durch der Wehmut düstre Schleier

Hier (im Reiche der Ideale) der Ruhe heitres Blau"

* Der Wortlaut dieses Gleichnisses ist von dem Dichter in den verschiedenen Texten des Dramas vielfach verändert worden (s. G. V, 1, p. 194 u. V, 2, p. 66). Vergleiche hierzu die Aeusserung des Prinzen aus dem Geisterseher G. IV, p. 295: „Ein Mahomed, ein Attila, ein Aurangzeb sind so wirksame Diener des Universums, als Gewitter, Erdbeben, Vulkane kostbare Werkzeuge der physischen Natur."

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(Reich der Schatten, später das Ideal und das Leben", V. 157 ff. G. XI, p. 60). Doch nicht lange dauert das bezaubernde Farbenspiel, schnell fliessen seine bunten Strahlen in das eine weisse Licht der Sonne zurück, das sie alle wider liebend in sich aufnimmt; an diesem Schauspiele schöner Harmonie, da mögen die Künstler ihre hohe Aufgabe erkennen, denen der Dichter am Schlusse seines grossartigen, gleichnamigen Gedichtes zuruft:

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Wie sich in sieben milden Strahlen

Der weisse Schimmer lieblich bricht,

Wie sieben Regenbogenstrahlen
Zerrinnen in das weisse Licht:
So spielt in tausendfacher Klarheit
Bezaubernd um den trunknen Blick,

So fliesst in Einen Bund der Wahrheit,

In Einen Strom des Lichts zurück!"

(Die Künstler, V. 474 ff. G. IV, p. 279) und die Künste selbst versprechen in ähnlicher Weise der Erbprinzessin von Weimar durch den Mund der Malerei :

„Und wie der Iris schönes Farbenbild

Sich glänzend aufbaut aus der Sonne Strahlen,
So wollen wir mit schön vereintem streben,

Der hohen Schönheit sieben heilge Zahlen

Dir, Herliche, den Lebensteppich weben"

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Denn" fallen die übrigen Künste ein aus der Kräfte schön vereintem streben

Erhebt sich wirkend erst das wahre Leben“

(Huldig. d. K. C. VI, p. 185). * Diese Notwendigkeit des Zusammenklanges aller Farben nimmt ferner auch der ungestüm strebende Jüngling zum Anlass, um den Hierophanten von der Einheit und Unteilbarkeit der Wahrheit zu überzeugen:

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Wenn ich nicht alles habe, sprach der Jüngling..
Nimm einen Ton aus einer Harmonie,

Nimm eine Farbe aus dem Regenbogen,
Und alles was dir bleibt ist nichts, solang
Das schöne All der Töne fehlt und Farben"

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