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wiesen, dass besonders in d. 235 u. folg. Tiraden slavische, finnische, tatarische und esthnische Namen vorkommen und hat Esclavaux und Esclavers als Slaven; Sobres und Sorts als Sorabi, Sorben, Misenes als Milceni (Oberlausitz); die Ros als Russen; die Bruise als Preussen; die Hungres als Ungarn (dazu die Huns und Avers); die Pimeneis als Petschenegen festgestellt. Der Vortr. fügt hinzu: Leus (Leütizen); Ormaleis, nicht Ermland, welches in der Form Ermines erscheint; die Bougres an 2 Stellen Bulgaren; la gens de Marouse, Moravi. Zweifelhaft Clarbone (im deutschen Garbone und Garbine) wahrscheinlich Kurländer, xágẞroves bei Ptolemäus; Canelious - ob Carnioleuses (Krain)? Nobles wol nicht Constantinopel, wie früher vermuthet, sondern ein sächsisches Volk in Thüringen. Aus der ganzen Betrachtung ergiebt sich, dass das Rolandslied weit vor den Kreuzzügen gedichtet sein muss, weil die sarazen. Völker ganz fehlen. Auch das Bewusstsein für nationale Gegensätze fehlt, nur der religiöse ist vorhanden. — Hr. Michaelis zeigt das Erscheinen eines von ihm verfassten kurzen Abrisses der engl. Stenographie an und giebt Erläuterungen über die Bearbeitung, Bemerkungen über die Classification der Laute, Eintheilung der Consonanten, namentlich über die Bezeichnung guttural, palatal, faucal und laryngal. Hr. Förster sprach über den Styl des Cervantes. Er hob als Eigenthümlichkeiten besonders hervor die Liebe für Wortspiele; Freiheiten besonders in der Wortstellung; in Fragesätzen ein pleonastisches che zur Einleitung ausser der Fragepartikel; Attraction eines Subst. im Nebensatz in den Hauptsatz; Rückbeziehung des Pronomen auf ein Substantiv in andrem Sinne als es gebraucht ist; überhaupt grosse Sonderbarkeit im Gebrauch der Pronomina und ihrer Stellung. Hr. Mahn gab Reiseeindrücke aus Frankreich aus dem Sommer 1873.

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VI.

Vortrag des Herrn Wilmanns. Die Gedichte über die Wolfdietrichssage, in kritischer Bearbeitung von Amelung und Jänicke im 3. und 4. Bande neu herausgegeben, bieten ein sehr geeignetes Material, um die mannigfaltigen Wandlungen, welche die volksthümlichen Gedichte unter der Hand der Bänkelsänger erfahren haben, kennen zu lernen. Dass der Wolfdietrich D aus einer Verbindung der Wolfdietriche B und C hervorgegangen sei, dass der Wolfdietrich B von der dritten Aventiure an nur der Auszug eines ausführlicheren Gedichtes sei, hat Müllenhoff richtig gesehen und Jänicke ausführlich dargelegt; aber auch der Wolfdietrich A ist keineswegs, wofür ihn der Herausgeber ansieht, das Werk eines Dichters.

Das Gedicht ist uns nur unvollständig in der Ambraser Hs. überliefert; seinen Inhalt lernt man kennen aus einer kürzeren Bearbeitung im Heldenbuch Caspars von der Rhön. Die Uebereinstimmung zwi

schen der Dichtung der Ambraser Hs. und dem Auszuge lässt keinen Zweifel, dass dem Epitomator eine verwandte Dichtung vorlag; ja sie ist so gross, dass man angenommen hat, ihm habe dieselbe Dichtung vorgelegen. Nun reicht aber das Ambraser Bruchstück, 606 Strophen umfassend, bis zu Str. 234 des Auszuges; so dass durchschnittlich 211⁄2 Strophen des ausführlichen Gedichtes einer Strophe des Auszuges entsprechen. Da nun im Auszuge noch 100 Strophen folgen, so muss man annehmen, dass ihnen in dem ausführlicheren Gedichte etwa 250 Strophen entsprochen hätten, dass dasselbe also im Ganzen ca. 860 Strophen umfasst hätte. Der Epitomator aber giebt selbst an, seine Vorlage sei ein Gedicht von 700 Strophen gewesen.

Der Widerspruch ist den Herausgebern nicht entgangen. Um ihn zu beseitigen, nimmt Müllenhoff an, der Epitomator werde 700 statt 900 verlesen und verschrieben haben. Diese an sich höchst unwahrscheinliche Vermuthung ergiebt sich als irrig, wenn man im Einzelnen den Auszug mit dem Gedicht der Ambraser Hs. vergleicht. Es zeigt sich dann, was man freilich auch so sehen kann, dass das Ambraser Gedicht stark überarbeitet, erweitert und entstellt ist und der Auszug neben ihm einen selbständigen Werth hat. Damit ist aber zugleich erwiesen, dass der Wissenschaft kein Dienst geleistet ist, wenn man auf dieses Gedicht das Verfahren anwendet, welches man bei kritischer Behandlung eines Textes anzuwenden pflegt.

Hr. Imelmann verfolgte die Vorstellung Schillers von der Gründung der Städte und der staatlichen Ordnung durch Demeter (im Eleus. Fest), Minerva, die heilige Ordnung (Glocke) bei Schriftstellern der Vorzeit; bei Haller ist es die Liebe, bei Lichtwer die Vernunft; bei Johannes Tigelius in Nicolaus Reussner's Räthselsammlung (1599) die Schreibfeder; bei Cicero (Tuscul. V u. de Oratore) die Philosophie; ebenso bei dem Stoiker Posidonius in Seneca's 90. Briefe ; bei Horaz (Ars poet.) der Dichter. Weiter zurück beschäftigten sich namentlich die Peripatetiker mit Kulturhistorie, und die berührte Frage wird in Dicacarch's Biog Elládos behandelt worden sein. Dass Aristoteles sie zuerst aufgeworfen, scheint eine Stelle in der Politik (I, 2) anzudeuten. Hr. Güth sprach nach einer sehr eingehenden Schilderung des Landes, des Volkscharakters und des Kulturzustandes über das sicilianische Volkslied. Es sind von dortigen Gelehrten bis an 5000 Lieder gesammelt, nachdem Wilh. Müller und O. L. B. Wolff in der „Egeria" den noch dürftigen Anfang gemacht hatten. Boden ist für das Lied sehr günstig, da die Thätigkeit der Phantasie noch die des Verstandes überwiegt und die herrliche Natur dieselbe stets von Neuem anregt. Die Form der Lieder ist hauptsächlich die sicilianische Octave, mit einem Reim im 1., 3., 5., 7., einem zweiten in den andern Versen; oft kommt noch Assonanz dazu. Im Liede lebt noch das Erdbeben des vorigen Jahrhunderts, so wie die sicilian.

Der

Vesper mit dem Schiboleth',,Ciseri", die Seeräuberkriege. Wilhelm der Gute (12. Jahr.) u. s. w.

Hr. Buchholtz: Dante hat über den Bau seiner Canzonen selbst in seinem Werke,de vulgari eloquentia Aufschluss gegeben. Hiernach und nach Dante's eigenen Canzonen, sowie nach denen anderer Italiener jener Zeit und nach denen von Provenzalen suchte Ed. Böhmer in einer eigenen kleinen Schrift (Halle 1868) und nach ihm Karl Bartsch (Dante's Poetik im 3. Bd. des Jahrbuches der deutschen Dantegesellschaft, Lpz. 1871) das Wesen von Dante's Canzonen festzustellen. Letzterer zog auch noch Mittelhochdeutsches zur Vergleichung heran. Beide, besonders der Letztere sind ausführlich und genau in der Erklärung der Zusammenfassung der Zeilen zu Strophen, bringen aber, namentlich Ersterer, wenig über die Zeilen selbst. Den Alexandriner, zweimal vier Iamben, jede Hälfte katalektisch oder selbst brachykatalektisch, führt Dante de vulg. el. nicht an, obgleich er die cantilena des Ciullo d'Alcamo in seiner Schrift erwähnt. Nach seiner weiteren Untersuchung der Zeilen oder Verse ist anzunehmen, dass er ihn für ein Verspaar, zwei wenn auch eng verbundene Ettasillabi hielt. Den männlichen Ausgang, welchen wir akatalektisch nennen, hat Dante nie, sein verso tronce ist eine brachykatalektische iambische Reihe, der ganze letzte Iambus fehlt. Der verso sdrucciolo ist ihm nicht mit Trissino akatalektisch.

VII.

Hr. Scholle brachte zur Anzeige: Gessner zur Lehre vom altfranzösischen Pronomen; im Programm des Collège Français, Berlin 1873, eine sehr schätzbare Abhandlung, in der mit grosser Sorgfalt die Syntax der franz. Pronomina in ihrer historischen Entwicklung gezeigt wird, während Diez nur die Grundzüge hingestellt, und Mätzner, weil er vom Neufranz. ausgeht, die verschwundenen Erscheinungen nothwendig nicht in die Betrachtung gezogen hat. Bei allen Erscheinungen ist genau die Zeit ihrer Herrschaft angegeben; er schliesst mit Lafontaine und Molière ab. Hr. Güth beendete seinen Vortrag über das sicil. Volkslied, indem er einzelne Züge zu seiner allgemeinen Charakteristik gab und Gedichte nach Gregorovius und nach eigner Uebertragung mittheilte. Hr. Hoppe zeigte die zweite Auflage des Dickens'schen Christmas Carol von Riechelmann an, lobte das Buch als ein mit Sachkenntniss und richtigem Gefühl für das Bedürfniss des Schülers abgefasstes Buch, besprach einzelne Punkte, die nach seiner Meinung der Berichtigung bedürfen und machte auf andere aufmerksam, die noch Erklärung nöthig haben.

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VIII.

Hr. Strodtmann gab umfassende Mittheilungen aus dem brieflichen Nachlass Bürger's, der in seine Hand gekommen, und die Mög

lichkeit bieten wird, eine Biographie des Dichters auf ganz neuen Grundlagen zu geben. Die Mittheilungen bezogen sich durchweg auf Bürger's Homerübersetzung, die erste Anregung durch Klotz, der bei aller Oberflächlichkeit doch im Verfolgen humanistischer Richtung die gleiche Bahn mit Lessing ging, zuerst zur Beschäftigung mit dem pervigilium Veneris, und dann mit Homer; dann die Correspondenz mit Gleim, der ermunternd und fördernd wirkte, und mit Wieland, der zu neuer Thätigkeit beim Stocken anregte; die Theilnahme der Glieder des Hainbundes; dann die griechischen Studien des Grafen Stolberg bis zu der auch von ihm unternommenen Homerübersetzung; Bürger's erster Brief an Klopstock und Cramer's Bericht über den Erfolg der ersten Vorlesung der Uebersetzung bei demselben. Die Aufnahme der ersten Veröffentlichung und Goethe's hilfreiches Wirken dazu endlich Bürger's poetische Herausforderung an Stolberg. Hr. Hoppe besprach Dickmann's Ausgabe von Sheridan's School for Scandal. Er bemängelte die Wahl des Stücks als Schullektüre überhaupt, warf der Einleitung vor, dass sie weder ein rechtes Bild von den Zeitverhältnissen noch vom Charakter und der literarischen Wirksamkeit Sh.'s gebe, in den Anmerkungen überwiegend fremdes Eigenthum verwerthe und die Spuren grosser Flüchtigkeit an sich trage.

IX.

Hr. Vatke bespricht die neuere engl. Litteratur von dem einen Gesichtspunkte aus, wie sie sich Deutschland gegenüber verhält. Der Redner weist vielfach eine grosse Unkenntniss der deutschen Forschung nach, während sich auf der anderen Seite zwar viel Anerkennung deutschen Wesens finde, die jedoch nur auf oberflächlicher Kenntniss beruhe. Hr. Goldbeck tritt diesen Ansichten entschieden entgegen und es entspinnt sich eine längere Debatte, an der sich noch die Herren Löwicke, Imelmann, Bandow, Herrig, Boyle, Marelle betheiligen.

Hr. Förster legt eine spanische Uebersetzung des Hamlet von Macpherson vor und gibt, nach kurzem Hinweis auf eine früher erschienene des jüngeren Moralin, eine auf Beweisstellen gestützte Charakteristik der vorliegenden Uebertragung.

Hr. Buchholtz fährt in der Besprechung der Dante'schen Verskunst fort. Er behandelt die Binnenreime und die Mittel, durch die Dante das Klaffen der Vershälften vermeidet. Er vertritt Bartsch's Ansicht, dass die Dante'schen Verse iambisch zu messen sind.

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Hr. Herrig erwähnt den Tod des Mitgliedes Hrn. Jänicke, für den Hr. Willmanns eine Gedächtnissrede halten wird. Die Regierung hat der Akademie für mod. Phil. einen Zuschuss von 300 Thalern bewilligt.

X.

Hr. Willmanns hält die Gedächtnissrede für das verstorbene Mitglied Herrn Jänicke. Der Redner schildert den tiefen Schmerz, den der, trotz der Kränklichkeit des Verstorbenen unerwartete Tod desselben bei allen ihm näher Stehenden hervorgerufen, ein Tod, der ihn mitten aus grossen wissenschaftlichen Arbeiten gerade in dem Augenblick dem Leben entriss, als sein grösster Wunsch, einen Lehrstuhl an einer Universität zu besteigen, erfüllt werden sollte. Der Redner geht dann auf die Lebensschicksale des Verstorbenen ein, schildert seinen Charakter, die Heiterkeit seines Gemüthes, die Lauterkeit seiner Gesinnung und giebt ein Bild seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, die schon vieles Bedeutende vollendet hat, während viele andere Früchte seines Fleisses wol für immer verloren sind. Die Versammlung ehrt sein Andenken, indem sie sich von ihren Sitzen erhebt.

Hr. Goldbeck bespricht: Laun, Molière's Werke, Band I: Le Misanthrope. Der Vortragende hat zwar mancherlei auszustellen, wie die Bekrittelung der Sprache Molière's, den Mangel einer ästhetischen Würdigung u. a. m., hält aber doch im Ganzen diese neue Ausgabe für recht genügend.

Hr. Nessler schildert in franz. Sprache den Dichter Brizeux. In der Bretagne geboren und an seiner Heimat mit Liebe hängend, hat derselbe einen eigenthümlichen Charakter, der in seiner Innigkeit Aehnlichkeit mit der deutschen Dichtung zeigt, namentlich auch in der Rolle, die „Marie" in seinen Gedichten spielt, obgleich sein Verhältniss zu ihr nur ein ideales war. Schon 1824 fand seine Comödie ,,Racine" Eingang ins Théâtre Français; sein Hauptwerk ist der Recueil d'Idylles. Hr. Goldbeck glaubt, der Dichter verdiene mehr Anerkennung, als er in Frankreich gefunden.

Hr. Herrig begrüsst den Herrn Geh. Rath Wiese, der als Ehrenmitglied zum ersten Male den Sitzungen beiwohnt. Hr. Wiese ergreift darauf das Wort, um zu zeigen, dass er, trotz ungünstiger Verhältnisse in seiner Jugend, von jeher ein Freund der neueren Sprachen gewesen. Der Verwerthung derselben an der Schule stehen noch mancherlei Schwierigkeiten entgegen, der Mangel an Lehrern und an einer durchgebildeten Methodik des Unterrichts; auch der günstige pädagogische Einfluss derselben sei zweifelhaft. Er fordert die Gesellschaft

auf, zur Klärung dieser Fragen beizutragen.

XI.

Hr. Begemann bespricht die Beurtheilungen, die seine Ansichten von dem Ursprung des schwachen Präteritums erfahren haben. Er weist den einzigen sachlichen Einwand gegen dieselben, nämlich dass das t des Participiums passive Bedeutung habe, damit zurück, dass er zeigt, dass aktive und passive Bedeutung auf dem ganzen indogermani

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