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Custodes Numidae deos,

Qui nunc Hesperia sospes ab ultima
Caris multa sodalibus,

Nulli plura tamen dividit oscula

Quam dulci Lamiae, memor

Actae non alio rege puertiae

Mutataeque simul togae.

Cressa ne careat pulchra dies nota!

In dieser Gestalt würde Horaz das Stück übernehmen können, freilich hat es aufgehört eine Ode zu sein, es wäre eben nur noch ein Zettelchen, an Lamia gerichtet, um diesen aufzufordern, er möge den heimkehrenden Freund mit einem Festmahl empfangen, ähnlich wie er es selbst mit Pompejus thut in Ode II, 7. Im Folgenden ist keine Zeile ohne Bedenken, hier sind, meines Erachtens, mehrfache Zusätze und ich glaube die schon sonst bemerkte Erscheinung wiederzufinden, dass in den beiden Schlussstrophen eine Interpolation die andere zu überbieten sucht. Besonderen Anstoss nehme ich noch an dem breve lilium, worin ich Nachahmung von Ode II, 3 erkenne et nimium breves flores amoenae ferre jube rosae hier ist die Kürze motiviert, in den Gedanken und die Stimmung passend, was dort durchaus nicht der Fall.

Aber was den Kern des Gedichtes anlangt, so halte ich auch diesen nicht für zweifellos echt, denn das Gedicht erscheint als schwächerer Doppelgänger von Ode II, 7, würde dann aber freilich einem sehr geschickten Virtuosen der Fälschung angehören, dessen Mässigung bald ebenso Verbesserung gefunden, wie dies das Schicksal des Dichters ist.

Das Gedicht ist übrigens noch in Betracht zu ziehen, wenn es sich handelt um die von Meineke geltend gemachte durchgängige Strophentheilung, gegen welche ich schon im Minos bei choriambischen Maassen meine Bedenken ausgesprochen habe. Der Punkt wird weiter unten aufzunehmen sein.

VII.

ODE I, 20; I, 30.

In demselben Maass, wie die Fälschung bemüht gewesen ist, aus kurzen Oden lange, oder geradezu aus Zettelchen Oden zu machen, hat sie nun auch mit eigener Erfindung wieder kurze hinzugethan, woraus sich eben schliessen lässt, dass ursprünglich mehr der kurzen gewesen sind, denn wer unterschiebt, folgt dem Vorbild des Echten.

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Peerlkamp hat die ganzen Oden I, 20: Vile potabis und I, 30: 0 Venus regina verworfen, nicht ohne guten Grund, und er hat darin Zustimmung gefunden, u. A. von Lehrs; ich widerspreche nicht, habe aber noch etwas hinzuzusetzen. P. vermisst Mangel an Inhalt und Eleganz und urtheilt: ego pro carmine Scholastico habeo ein Urtheil,

das darin seinen Grund findet, dass der Kritiker noch nicht darauf gefasst war, auch das Untergeschobene wieder interpoliert zu finden; dies aber ist hier der Fall, denn der ursprüngliche Verfasser schrieb:

Vile potabis modicis Sabinum

Cantharis, Graeca quod ego ipse testa
Conditum levi, datus in theatro
Cum tibi plausus,

Clare Maecenas eques, ut paterni
Fluminis ripae simul et jocosa

Redderet laudes tibi Vaticani

Montis imago.

Die angefügte dritte Strophe ist von roherer Hand und in jeder Weise ungeschickt und unpassend, wie das der Aus

führung nicht bedarf; mit dem jetzt gewonnenen Schluss des Gedichtes erhält es nun einen ganz anderen Rang, denn, die Unterschiebung zugegeben, muss sie sinnreich genannt werden, ja das phantasiereiche Bild am Schluss, das mit dem Echo zugleich den Prospect malt, darf für etwas Gelungenes und Erlesenes gelten und giebt uns wieder einmal zu erkennen, dass die Fälschungen nicht gleichen Ursprunges sind, sondern zuweilen selbst aus höherer Sphäre kommen. Man könnte geneigt werden, in solcher Gestalt das Gedicht dem Horaz zu erhalten, allein, wie P. richtig gesehen hat, nach seinem Thema, so wie auch nach seiner Ausführung ist und bleibt es verdächtig, selbst wenn man über das beanstandete imago, unmittelbar für Echo, sich hinwegsetzen kann; zu vergleichen ist Ode I, 12, 4. S. w. u.

Döderlein glaubte nicht nur die dritte Strophe, sondern mit ihr auch das ganze Gedicht halten zu können, alles sei in Ordnung, wenn man nur V. 10 statt des tu tum lese, eine Correctur, die von Pauly gefeiert wird, mir aber sehr verfehlt erscheint; und allzu deutlich steht tu bibis dem mea pocula gegenüber. Dabei ist Pauly doch genöthigt anzuerkennen, dass genug des Verdächtigen zurückbleibe, also doch wieder das Gegentheil von Döderlein!

Von ganz anderer Art ist Ode I, 30: 0 Venus regina gleichfalls in zwei Strophen. Peerlkamps Aeusserung: argumentum jejunum, und: carmen ex centoribus Horatianis compositum wird sich schwerlich bestreiten lassen; das Stück hat viel Verdächtiges und nichts, das auf Echtheit deuten könnte.

VIII.

ODE IV, 13.

Ein Gedicht, das bei genauerer Ansicht die Kritik herausfordern und beschäftigen muss, ist die dreizehnte Ode des vierten Buches, sie ist dennoch sowohl von Peerlkamp als von Lehrs durchaus unberührt geblieben, was für die Art und Grenze ihres kritischen Bemühens allerdings kennzeichnend sein mag. Wer Horaz als lyrischen Dichter nun endlich kennen und schätzen gelernt hat, muss wahrlich Bedenken tragen ein Stück, wie das vorliegende, dem Dichter beizumessen, aber man darf es auch eben so wenig sogleich und ohne weiteres im Ganzen verwerfen. Wir begegnen hier wieder einem völligen Complex von verschiedenen über einander gelagerten Unterschiebungen, die jedoch den Einblick in ihre Geschichte nicht unmöglich machen.

Kurz und ohne Umschweif: das ursprüngliche Gedicht, das aber nicht unseren Dichter zum Verfasser haben kann, besteht aus zwei Strophen, und zwar den folgenden:

Audivere, Lyce, di mea vota, di
Audivere, Lyce: fis anus, et tamen
Vis formosa videri

Ludisque et bibis impudens,

Et cantu tremulo pota Cupidinem
Lentum sollicitas. ille virentis et
Doctae psallere Chiae

Pulchris excubat in genis.

Die letzte Zeile ist, da ich es bei Orelli nicht vermerkt fnde, aus Sophokles Antigone: ὃς ἐν παρείαις νεανίδος ἐννυχεύεις

GRUPPE, AEACUS,

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- und somit dorther erborgt, was etwa als poetisch erscheinen könnte, denn eben der Gegensatz der alten Lyce und der jungen Chia bildet den Inhalt des Gedichtes das man aber nicht bei hellem Licht betrachten darf. Denn was hat Horaz erfleht, und wann? Wirklich, dass Lyce alt werden solle? Als sie noch jung war! Nur scheinbar hat das Gedicht einen Inhalt, eine Abrundung. Seine Entstehung dankt es augenscheinlich der Ode III, 10: Extremum Tanain si biberes, Lyce der es als Gegenstück dienen sollte; doch das gehört einer anderen Betrachtung, für welche weiterhin erst der Ort.

Im Uebrigen vergleiche man Od. III, 15, die letzte Strophe:

Te lanae prope nobilem

Tonsae Luceriam, non citharae decent,
Nec flos purpureus rosae,

Nec poti vetulam faece tenus cadi.

Ohnedies sind wir erinnert an Ode I, 25, so wie an Epode 8, wohin auch der angeschlagene Ton passt.

Am meisten empfiehlt sich noch durch Klang, aber auch nur durch diesen, die fünfte Strophe: quo fugit Venus allein hier schon fand Bentley Anstössiges und suchte vergeblich durch künstliche Interpunction zu helfen. Es sind verschiedene Anfügungen, eine trockener als die andere, deren letzte durch Erwähnung der Cinara, vergl. Ode IV, 1, 4, Epist. I, 7, 28, Glauben gewinnen will.

Man versäume nicht solche Ablagerungen, gleich geologischen Schichten, wohl ins Auge zu fassen, denn Eines erklärt das Andere und es liegt darin Geschichte.

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