Ille equus, ille meos in castra reportet amores, Quantum ego sum Ausoniis crimen factura puellis, Pallados extinctos siquis mirabitur ignes, Cras, ut rumor ait, tota pugnabitur urbe: Lubrica tota via est et perfida: quippe tacentes O utinam magicae nossem cantamina Musae! 37. meos amores] = meinen Geliebten, ebenso ἔρως. 39 s. Sie vergleicht sich mit Scylla, der Tochter des Königs von Megara, Nisus. Als der Kreterkönig Minos gegen Athen zog, eroberte er auch Megara. Der König Nisus flüchtete nach der von ihm erbauten Hafenstadt Nisaea. Da verliebte sich Scylla in den Minos und zog ihrem Vater ein goldenes Haar, an dem sein Leben hieng, aus, so dass er gefangen ward und die Stadt fiel. Sie ward zur Strafe für ihren Verrath von Minos im Meer ertränkt, lebte aber als Fisch fort; vgl. Ovid met. 8, 1 ss. Properz verwechselt sie hier mit dem bekannten Meerungeheuer, der Tochter des Phorkys, Scylla, welche bei Sicilien hauste. Diese hatte einen Leib, der nach unten in einen mit bellenden Hunden umgürteten Fischschweif auslief; vgl. Ovid met. 13, 730 ss.; 14, 40 ss. Dieselbe Verwechslung haben sich mehrere römische Dichter zu Schulden kommen lassen, so auch Verg. buc. 6, 74 ss. 41 ss. Ferner vergleicht sich Tar 50 peja mit Ariadne, die aus Liebe zu Theseus diesem half ihren Bruder, den Minotaurus, zu tödten; vgl. Cat. Nr. XXV. Sie gab ihm einen Faden, vermittelst dessen er den Weg aus dem Labyrinth zurückfand. lecto] Ovid her. 10, 103 s. sagt Ariadne: nec tibi quae reditus monstrarent, fila dedissem, fila per adductas saepe relecta manus. 43. Ausonius] = italisch; Ausonia ist der alte Name Italiens. 45. Im Tempel der Vesta bewahrte man das Bild der Pallas auf; vgl. Ovid trist. 3, 1, 29: hic locus est Vestae, qui Pallada servat et ignem. 48. iugi] des Capitols. tu] sie redet den Tatius an. 51. magicae Musae] wie Musa oft für die Dichtkunst steht, so ist hier magica Musa = die Dichtkunst der Magier. 52. quoque] wie Medea mit ihren Zaubersprüchen dem Iason half; vgl. Ovid her. 12. 53. Tatius gebührt die Toga, nicht Romulus. 54. nutrit] statt des Perfects steht Sic, hospes, pariamve tua regina sub aula, (Dos tibi non humilis prodita Roma venit); Si minus, at raptae ne sint inpune Sabinae: Me rape et alterna lege repende vices. Commissas acies ego possum solvere: nuptae, Vos medium palla foedus inite mea. 55 60 Adde Hymenaee modos, tubicen fera murmura conde: Credite, vestra meus molliet arma torus. Set iam quarta canit venturam bucina lucem, das Präsens; in lebhafter Erzählung stellt sie es so hin, als ob Romulus noch jetzt von der Wölfin gesäugt würde. 55 ss. Mit hospes wird Tatius angeredet, der sie entweder als Gattin und Königin heimführen, oder sie wenigstens zum Ersatz für den Raub der Sabinerinnen als Sclavin mit sich führen soll. pariam] ich will entweder dir als rechtmässige Königin Kinder schenken, oder dir als Sclavin dienen. Aehnlich sagt bei Catull Nr. 25 Ariadne (V. 160 s.), Theseus hätte sie, wenn nicht als Gattin, so doch als Sclavin mitnehmen können. sic] So wahr eher dir als dem Romulus die toga picta zukommt, bitte ich dich u. s. w. 60. medium foedus] ein Bündniss, das mitten zwischen den zum Kampf anrückenden Schlachtreihen geschlossen wird. Als die Römer und Sabiner sich zur Schlacht anschickten, eilten die Sabinerinnen dazwischen und söhnten die feindlichen Stämme mit einander aus; vgl. Liv. I, 11. palla] das feierliche Gewand, hier das Brautkleid; in Folge meiner 65 70 ehelichen Verbindung mit Tatius schliesst ihr Frieden zwischen den kämpfenden Parteien. Dies wird in den zwei folgenden Versen weiter erklärt. = 61. Statt des Lärms der Tuba soll nun Hymenaeus, der Gott der Hochzeit, sein Lied anstimmen. 62. torus] hier „die Ehe". 63. Die Nacht von Abends 6 Uhr bis Morgens 6 Uhr war in vier Abtheilungen (vigiliae) von je drei Stunden getheilt; mit der bucina ward das Zeichen zur Ablösung gegeben. 64. Vgl. Verg. Aen. 2, 9: suadentque cadentia sidera somnos. 67. incerto somno] vgl. Tib. Nr. V, 82. bracchia] diese werden hier gerade erwähnt, da das Eintreten des Schlafes vorzüglich an dem schlaffen Heruntersinken der Arme erkannt wird. 68. Die Furien treiben sie im Schlaf an auf der Bahn des Verbrechens weiter fortzuschreiten. 69. Vesta selbst, deren Heiligthümer Aeneas aus den Flammen Trojas gerettet und mit nach Italien gebracht hatte, nährt die ver Illa ruit, qualis celerem prope Thermodonta Hoc Tarpeia suum tempus rata convenit hostem : Prodiderat portaeque fidem patriamque iacentem, brecherische Leidenschaft in ihrer Priesterin, um sie ins Verderben zu stürzen. 71 s. Vgl. Verg. Aen. 11, 659 s.: quales Threiciae cum flumina Thermodontis pulsant et pictis bellantur Amazones armis. Tarpeja rast wie eine kriegerische Amazone. Diese wohnten am Thermodon, einem Flusse Cappadociens. Στρυμονίς heisst eigentlich die Thracierin, vom thracischen Flusse Strymon, d. h. überhaupt die Bewohnerin eines nordischen Landes, da Thracien und Skythien oft sprichwörtlich für den Norden stehn; die Amazonen sollen nach Skythien gewandert sein. abscisso sinu] um nicht im Kampfe behindert zu sein, brannten sie sich die rechte Brust ab; vgl. IV, 14, 13 s.: qualis Amazonidum nudatis bellica mammis Thermodontiacis turba lavatur aquis. 74. Der Tag der Palilien, der 21. April (s. zu Nr. II, 19), galt zugleich als Tag der Gründung Roms; vgl. Ovid fast. 4, 721 ss.; met. 14, 774 s. festisque Palilibus urbis moenia conduntur. 77 s. Vgl. zu Nr. II, 19 und Tib. 75 80 85 Nr. VII, 85 ss.; Ovid fast. 4, 781 s.: moxque per ardentes stipulae crepitantis acervos traicias celeri strenua membra pede. 79. Vgl. Ovid fast. 2, 724: luditur in castris, otia miles agit. 82. pacta ligat] vgl. Liv. I, 11: pepigisse eam, quod in sinistris manibus haberent (Sabini). pactis ipsa fut. comes] sie selbst wird gleichsam als Anhang mit in den Vertrag aufgenommen. 83. festoque remissus] der Berg war steil zu erklimmen und daher (que) am Festtage unbewacht gelassen worden. 85. omnia praeb. somnos] die geschützte Lage, das Fest und das Schweigen der Hörner versenkte die Römer in tiefen Schlaf; vgl. Ovid fast. 5, 429: nox ubi iam media est, somnosque silentia praebent. 86. tuis] der Dichter wendet sich an Tarpeja selbst. poenis tuis] ut te ulcisceretur; Hom. Il. 2, 1s.: ἄλλοι μέν ῥᾳ θεοί τε καὶ ἀνέρες ἱπποκορυσταὶ εὗδονπαννύχιοι, Δία δ ̓ οὐκ ἔχε νήδυμος ὕπνος. 87. patriam iacentem] die in Schlaf versunkenen Bürger. Nubendique petit, quem velit ipse, diem. At Tatius (neque enim sceleri dedit hostis honorem) Dixit, et ingestis comitum super obruit armis. Nr. V (c. 5, 9). Amphitryoniades qua tempestate iuvencos 91. Tarpeja hatte unter dem, was die Soldaten am linken Arm tragen, die goldenen Armbänder verstanden; Tatius hingegen die Schilde, und indem er diese auf sie werfen lässt, tödtet er sie zur Strafe für ihren Verrath; vgl. Ovid met. 14, 776 s.: arcisque via Tarpeia reclusa dignam animam poena congestis exuit armis. 93 s. Der Berg hatte seinen Namen von der Tarpeja, welche die Feinde hinaufführte (duce); der Name Tarpeja aber lebt fort, indem von ihr der Berg seinen Namen erhielt, obwohl sie es nicht verdient hatte, dass ihr Name der Nachwelt überliefert würde (iniustae sortis praemia). Vigil nennt sie der Dichter wie Ovid fast. 1, 261 s. sie custos nennt: utque levis custos, armillis capta, Sabinos ad summae tacitos duxerit arcis iter. Eigentlich hiess nur der westliche Theil des Capitolinischen Hügels Tarpejischer Felsen. V. Dieses Gedicht erzählt von der Ankunft des Hercules in Latium, von seinem Siege über Cacus Röm. Elegiker. 90 5 und der Weihung der Ara Maxima; vgl. Liv. I, 7; Verg. Aen. 8, 175-305. 1. Amphitryoniades]=Hercules, der Sohn des Amphitryon; auf Befehl des Eurystheus musste er die Rinder des Riesen Geryones, der auf der Insel 'Egúdia an der spanischen Küste bei Gades (Cadix) wohnte, wegtreiben. 3. eductos montes] vgl. Verg. Aen. 2, 460 s.: turrim in praecipiti stantem summisque sub astra eductam tectis. pecorosa] vgl. zu Nr. II, 3 s.; und Tib. Nr. VII, 25. 4. Vgl. Liv. I, 7: prope Tiberim fluvium loco herbido, ut quiete et pabulo laeto reficeret boves, et ipsum fessum via procubuisse. 5. Velabra] vgl. zu Tib. VII, 33; Ovid fast. 6, 405 s.: qua Velabra solent in circum ducere pompas, nil praeter salices cassaque canna fuit. 6. Vgl. Varro 1. 1. 4: olim ex urbe in Aventinum a reliqua urbe paludibus disclusum vehebantur ratibus. 8. Iovem] hospitalem, den Be 7 Incola Cacus erat, metuendo raptor ab antro, Nobile erit Romae pascua vestra forum.' Terraque non ullas feta ministrat aquas. schützer der Gastfreundschaft: Zevs 9. Die Höhle des Cacus schildert Verg. Aen. 8, 193 ss. 10. Cacus hatte drei Köpfe (V. 15: tria tempora) und spie Flammen und Rauch aus; so bei Vergil c. 1. und Ovid fast. 1, 543 ss., wo vom Diebstahl des Cacus erzählt wird; V. 572: flammas ore sonante vomit. 12. Vgl. Liv. c. 1. aversos boves - caudis in speluncam traxit; Verg. Aen. 8, 209 ss.; Ovid fast. 1, 550. 13. deo] Jove. sonuere] verriethen durch ihr Brüllen. 14. ira] Herculis; auch Verg. Aen. 8, 205 nennt den Cacus fur. 15. Maenalio ramo] die Keule des Hercules war auf dem Maenalus, einem arcadischen Gebirge, gewachsen. 17. ultime] nicht die letzte der zwölf Arbeiten (labores), sondern die damals von ihm zuletzt vollbrachte. 19. arva boaria] das spätere Forum boarium. 22. terra, quamvis feta aquis, nullas tamen ministrabat: Jacobs. = 23. Das Fest der Bona Dea ward nur von Frauen (puella junge Frau) gefeiert; daher femineae deae V. 25. θεὸς γυναικεία. 24. umbroso orbe] ein Kreis von schattigen Bäumen. 25. loca und fontes] aus fecerat ist habebat zu ergänzen. 27. Wollene Binden schmückten an Festtagen Altäre und Tempel. 28. casa] der Tempel, so genannt, weil er klein und ärmlich war. putris] vom Alter; ebenso Hor. ep. I, 10, 49: fanum putre. |