Billeder på siden
PDF
ePub

Pentameter als πwdý hinzufügte, that man den ersten Schritt zur lyrischen Strophe. ,,Das Distichon ist ein Mittelglied zwischen dem gleichförmigen Fluss des heroischen Verses und der bunten Mannigfaltigkeit der lyrischen Systeme." Ebenso zeigt sich im Inhalt der Elegie ein Schwanken zwischen der schlichten Erzählung des Epos und den gemüthvollen Empfindungen des lyrischen Liedes. Die Elegiker verbanden die objective Erzählung mit der subjectiven Reflexion. Und endlich erscheint die Elegie auch geschichtlich als Vermittlerin zwischen dem Epos und der Lyrik: sie tritt zuerst mit dem Verschwinden des Epos auf und ist die Vorläuferin der eigentlich lyrischen Poesie.

Als Erfinder der Elegie wird von den Alten Kallinos aus Ephesos genannt, der um die Zeit der ersten Olympiade lebte. Bei ihm finden wir bereits den Begriff dieser Dichtungsart über das enge Gebiet der ursprünglichen Bedeutung hinaus entwickelt; seine Elegien, weit davon entfernt Klagelieder zu sein, waren politische Gedichte, in denen er seine Landsleute zum Kampfe gegen das benachbarte Magnesia aufforderte. Dasselbe gilt von den Elegien des Tyrtaios, der durch dieselben die Spartaner zum Kampfe gegen die Messenier begeisterte, und von Archilochos aus Paros, dem Erfinder des Jambos. Dieser älteren politischen Elegie gehören auch noch Solon aus Athen, Theognis von Megara und Phokylides aus Milet an, welche in elegischem Versmass Lehren politischer und ethischer Weisheit (yvua) niederlegten. Daher nannte man diese Gattung der Elegie auch die gnomische. Namentlich berühmt ist Solons Elegie Zalauís, durch welche er die Athener zur Wiedereroberung dieser Insel entflammte. Aber schon früh zog sich die Elegie von diesem politischen Gebiet zurück und beschränkte sich mehr und mehr darauf, die Leiden und Freuden des Einzelnen, namentlich in der Liebe, zu besingen. So entstand die erotische Elegie, als deren Begründer Mimnermos von Kolophon gilt, der etwa um 600 v. Chr. lebte. Daneben sang Simonides von Keos, der Freund des Hiero von Syrakus, des Themistokles und Anakreon, (um 500) seine Klagelieder (Hor. od. II, 1, 38: Ceae munera neniae, und Cat. 38, 8: maestius lacrimis Simonideis) in elegischem Versmass (threnodische oder threnetische Elegie) und verherrlichte die Heldenthaten seiner Landsleute in den Perserkriegen in jenen kurzen Epigrammen, deren berühmteste die Grabschrift auf die bei Marathon gebliebenen Athener

Ἑλλήνων προμαχοῦντες Ἀθηναῖοι Μαραθῶνι
χρυσοφόρων Μήδων ἐστόρεσαν δύναμιν,

die Inschrift auf dem Grabmal der bei Thermopylae gefallenen Griechen

Μυριάσιν ποτὲ τῇδε τριακοσίαις ἐμάχοντο
ἐκ Πελοποννάσου χιλιάδες τέτορες,

und das Epigramm auf den Tod des Leonidas

Ὦ ξεῖν, ἀγγέλλειν Λακεδαιμονίοις, ὅτι τῇδε κείμεθα, τοῖς κείνων ῥήμασι πειθόμενοι, sind. Auch Antimachos von Kolophon (um 400), der Freund des Platon, verfasste neben seinem Epos Thebaïs eine erotische Elegie Lyde, welche später den Alexandrinern zum Muster diente. Er schrieb sie nach dem Tode seiner Gattin Lyde, indem er ähnliche Unglücksfälle der Heroen in ermüdender Breite1) der Reihe nach aufzählte und so durch den Gedanken an fremdes Leid seinen eigenen Schmerz zu lindern suchte. Hier haben wir das erste Beispiel einer gelehrten erotischen Elegie, wie sie nach ihm bei den Alexandrinern Mode ward.2)

Auch in Alexandria, im „Wintergarten" der griechischen Poesie, ward die Elegie, und zwar die Liebeselegie, eifrig gepflegt; jedoch ist dieselbe dem Charakter der Zeit entsprechend sehr verschieden von der Liebeselegie eines Mimnermos. Prunken mit Gelehrsamkeit, entlegene mythologische Anspielungen, seltene Wörter und gekünstelte Rhythmen traten an Stelle der schlichten Naturwahrheit und Einfachheit. Zu diesen gelehrten Elegikern Alexandrias, einer Stadt, welche in Folge der selbstlosen Förderung der Künste und Wissenschaften durch die Ptolemäer zu einem Mittelpunkt des geistigen Lebens geworden war, gehören namentlich Philetas von Kos, der Freund des Theokrit und Erzieher des Ptolemaios II Philadelphos (um 300 v. Chr.), ein Dichter, welcher in einem Buch лaiɣvia (Tändeleien) seine Geliebte Battis feierte 3), der jüngere Zeitgenosse desselben, Hermesianax aus Kolophon, Kallimachos aus Kyrene, der Sänger der Aitia, nach deren Myster

1) Cat. 95, 10: at populus tumido gaudeat Antimacho.
2) Ovid, trist. I, 6, 1 ss.:

Nec tantum Clario Lyde dilecta poetae,
nec tantum Coo Battis amata suo est,
pectoribus quantum tu nostris, uxor,

inhaeres.

3) Ovid, c. 1. und e P. III, 1, 57 s.:
nec te nesciri patitur mea pagina: qua non
inferius Coa Battide nomen habes.

Properz seine Origines dichtete 1) (um 250 v. Chr.), und Euphorion aus Chalkis, der um 230 v. Chr. zu Antiochia lebte. Endlich verdient hier noch Parthenios von Nikaia Erwähnung, der, als Kriegsgefangener im mithridatischen Kriege nach Rom gebracht, der Lehrer des Vergilius und Cornelius Gallus ward und so gleichsam unmittelbar die griechische Elegie mit der römischen verknüpfte.

Von Alexandria aus ward die Elegie nach Rom verpflanzt; während aber die alexandrinische Poesie der letzte Spross der griechischen Dichtkunst war, schlug das Reis, das von dem altersschwachen, absterbenden Stamm in Alexandria auf den noch frischen Baum römischer Poesie aufgepfropft ward, kräftig aus und trieb in der Fremde herrliche Blüthen, welche an Duft jene der Heimath weit übertrafen. Es war eine glückliche Wahl der römischen Dichter, gerade die Elegie zu pflegen; denn für die hohe Begeisterung lyrischer Poesie waren sie von Natur zu nüchtern und besonnen, und die für das Epos unerlässliche Gabe unbefangen Sagen zu gestalten und harmlos zu erzählen, war ihnen längst abhanden gekommen, vielleicht auch war ihnen dieselbe niemals beschieden gewesen. Wenn aber die römischen Dichter gerade von den Alexandrinern entlehnten und nicht auf die Meister der alten classischen Zeit zurückgiengen, so schlossen sie sich eben an die damals herrschende Modepoesie an.

Wir wissen nicht, von wem die Elegie in die römische Poesie eingeführt ward. Elegisches Mass treffen wir zuerst in einigen Epigrammen des Ennius an, desselben Dichters, der den Hexameter nach Rom verpflanzte. Die ersten erhaltenen

Elegien aber finden sich bei Catull, und es ist wahrscheinlich, dass der erste lyrische Dichter der Römer zugleich der erste Elegiker Roms gewesen ist. Wenn die römischen Kritiker ihn nicht mit zu den Elegikern rechneten, so hat dies seinen Grund darin, dass Catull mehr durch seine kleineren lyrischen Gedichte als durch seine Elegien unsterblich ward. Quintilian (instit. orat. X, 1, 93) nennt nur vier römische Elegiker: Tibull, Properz, Ovid und Gallus; über die Zeitfolge derselben belehrt uns eine Stelle des Ovid (trist. IV, 10, 53 s.):

1) Von ihm urtheilt Ovid am. I, 15, 13 s.:
Battiades semper toto cantabitur orbe:
quamvis ingenio non valet, arte valet.

successor fuit hic (Tibullus) tibi, Galle: Propertius illi:

quartus ab his serie temporis ipse fui. 1)

Der hier erwähnte Gallus ist der bekannte Cornelius Gallus aus Forum Iulii in Gallia Narbonensis, der Freund des Vergil, der ihm eine seiner Eclogen (Nr. 10) und einen Theil seiner Georgica gewidmet hat, und Günstling des Augustus, von dem er als erster Praefectus in der neugegründeten Provinz Aegypten eingesetzt ward. In Folge von Verleumdungen, die ihm die Gunst des Herrschers raubten, machte er 26 v. Chr. seinem Leben freiwillig ein Ende. In vier Büchern amores, welche leider verloren gegangen sind, schildert er seine Liebe zur Cytheris, die er unter dem Namen Lycoris besang. Wir müssen also in der folgenden Vergleichung der römischen Elegiker von ihm absehen; nur so viel wissen wir von ihm, dass er durior war als Tibull, Properz und Ovid, wie Quintilian c. 1. es ausdrückt, d. h. noch nicht die Glätte und Gewandtheit erreicht hatte wie seine Nachfolger.

Catull scheint ausser einer grössern Zahl von Epigrammen in Distichen nur vier umfangreichere elegische Gedichte verfasst zu haben, von denen eines (c. 66) eine freie Uebersetzung eines Kallimacheischen Gedichtes, der κόμη Βερενίκης, ist. Der alexandrinische Hofpoet hatte diese Elegie, die wir nur aus der Uebertragung kennen, auf das für die Erhaltung ihres Gatten der Aphrodite geweihte Haar der ägyptischen Königin Berenike, der Gemahlin des Ptolemaios Euergetes, gedichtet, das seines Glanzes wegen unter die Sterne versetzt wurde. Viel werthvoller sind die beiden Elegien, in denen Catull seines früh verstorbenen Bruders gedenkt (c. 65 u. 68). Aengstlich und schüchtern, wie es bei einem derartigen ersten Versuche erklärlich ist, lehnt er sich in seinen Elegien noch eng an die alexandrinischen Vorbilder an, namentlich in der Form. Daher die vielen versus spondiaci 2) (einmal drei hintereinander c. 64, 78-80), daher die schwülstige Periode des c. 65, daher das c. 65 angehängte Gleichniss v. 19-24;

1) Ovid, am. III, 9, 61 ss.:

obvius huic (Tibullo) venias, hedera iuvenalia cinctus
tempora cum Calvo, docte Catulle, tuo;

tu quoque, si falsum est temerati crimen amici,
sanguinis atque animae prodige Galle tuae.

2) Ueber welche Cicero ad Att. 7, 2 spottet: ita belle nobis flavit

ab Epiro lenissumus Onchesmites.

τῶν νεωτέρων pro tuo vendito.

Hunc σπονδειάζοντα si cui voles

in der Anordnung des Stoffes und im Bau des Distichons ist er noch unbehülflich. Er schliesst den Gedanken nicht mit einem Distichon ab, sondern fügt ohne Pause mehrere aneinander; im Hexameter lässt er nach griechischem Muster die Caesura zatà toítov tooxaĩov zu, so c. 64, 206, und endet den Vers öfters mit einem einsilbigen oder vier- und fünfsilbigen Wort. Auch sein episches Gedicht (c. 64) leidet darunter, dass es zu sehr nach alexandrinischer Manier in künstlicher Anordnung des Stoffes gedichtet ist. Ganz anders zeigt er sich in seinen lyrischen Gedichten und in seinen Epigrammen; hier, wo er mehr seinem eigenen Drange folgt, ist er ganz der frische, lebhaft empfindende Dichter, der sowohl anmuthig mit seinen Freunden und seiner Geliebten zu scherzen, als auch bittere Jambenpfeile des Spottes und beissende Epigramme gegen seine Feinde und Nebenbuhler zu schleudern versteht. Seine Sprache ist einfach und ahmt sehr geschickt den Ton der Umgangssprache nach, sein Stil frei von gelehrten Wendungen und mythologischem Zierath.

In den Elegien des Tibull finden wir diese Gattung der Poesie schon zu einer bedeutenden Höhe der Kunstvollendung emporgehoben. Seine Gedichte sind sorgfältig gegliedert und im Bau des Distichons bekundet er einen grossen Fortschritt gegen Catull; bei ihm findet der Gedanke gewöhnlich mit dem Distichon seinen Abschluss. Tibull war ein echt römischer Dichter mit ausgeprägter Vorliebe für das Landleben, dessen schlichte Sitten er den verdorbenen der Stadt gegenüberstellt. Wahrheit der Empfindung weht uns überall aus seinen Gedichten entgegen; seine Gedanken kleidet er so einfach wie möglich ein und meidet alle gelehrten Anspielungen. Obwohl das Thema, das er in seinen Gedichten behandelt, die Liebe zur Delia und Nemesis und die Liebe zum Landleben, ein engbegrenztes ist, weiss er es doch auf das anmuthigste zu variieren.

Properz ist das gerade Gegentheil von Tibull; er rühmt sich gern ein Nachahmer des Kallimachos und Philetas zu sein und prahlt in alexandrinischer Manier mit gelehrtem mythologischem Prunk und entlegenen Fabeln. Man würde aber sehr irren, wollte man annehmen, dass es ihm nur auf äusserlichen Schein angekommen wäre. Mit dem Schmuck der Form verbindet er eine seltene Fülle tiefer Gedanken und überall blickt die leidenschaftliche Gluth des Herzens und wahre Empfindung durch; hierin ist er seinen alexan

« ForrigeFortsæt »