Primus inexperta duxit ab arte choros. Huic datus a pleno, memorabile munus, ovili Dux pecoris hircus, auxerat hircus oves. Rure puer verno primum de flore coronam Fecit et antiquis inposuit Laribus. 55 Rure etiam teneris curam exhibitura puellis 60 Hinc et femineus labor est, hinc pensa colusque, Atque aliqua adsiduae textrix operata Minervae Ipse interque greges interque armenta Cupido Hei mihi, quam doctas nunc habet ille manus! Ah miseri, quos hic graviter deus urget! at ille invenitur in argentariis metallis mi- 54. Aus den Festreigen an dem Fest der Weinlese hatte sich bei den Griechen und Römern das Drama entwickelt. 55. memorabile] würdig. 63. Minerva] metonym. für das Gewebe; vgl. Prop. II, 9, 5 s., wo es von der Penelope heisst: coniugium falsa poterat differre Minerva, nocturno solvens texta diurna 65 70 75 dolo. Ovid met. 7, 746: studiis operata Dianae. 64. tela sonitum edit, dum latus eius pulsatur pectine. Huschke. 75. celebrem] viel gefeiert. 76. clam sibi quisque] weil sie sich schämen. 78. Die phrygische Flöte war krumm; sie war aus Buchsbaum verfertigt und hatte einen Ansatz von gebogenem Horn; vgl. Cat. 63, 22: tibicen ubi canit Phryx curvo grave calamo. 79. Die Nacht fuhr auf einem Zweigespann bigae, so Verg. Aen. 5, 721 et Nox atra polum bigis subvecta tenebat. Lygdamus theilt ihr ein Viergespann zu III, 4, 17 s. 80 Matris lascivo sidera fulva choro, Postque venit tacitus furvis circumdatus alis Nr. VI (c. 2). Dicamus bona verba venit natalis ad aras: Cui decorent sanctas mollia serta comas. Illius puro destillent tempora nardo, Atque satur libo sit madeatque mero, Adnuat et, Cornute, tibi, quodcumque rogabis. Nec tibi malueris, totum quaecumque per orbem VI. Tibull wünscht mit diesem Gedicht seinem Freund Cornutus zu seinem Geburtstag Glück; derselbe war seit Kurzem vermählt. 1. bona verba dicere] = favere linguis; der Dichter fordert die Versammelten bei Beginn der heiligen Handlung auf, sich aller unglückbedeutenden (mala) Worte zu enthalten. 5 10 15 6. Das Bild des Genius ward an Festtagen bekränzt und mit Salben eingerieben; auch brachte man ihm Wein und Kuchen dar. 7. puro] ungemischt. 8. liba] Servius zu Verg. Aen. 7, 109: liba sunt placentae de farre, melle et oleo, sacris aptae. 14. valido] um den Pflug im fetten Ackerland ziehen zu können. 15. Indien war wegen seines Reichthums an Gold und Edelsteinen sprichwörtlich; vgl. IV, 2, 19 s.; Lygd. III, 3, 17; Prop. I, 8, 39; 14, 12; IV, 4, 2. 16. Man glaubte im Alterthum, dass das rothe Meer Perlen ans Land spüle; vgl. Curtius 8, 9, 19: gemmas margaritasque mare litoribus infundit. 18. flava vincula] die Bande treuer Ehe. flava] weil gelb die Festfarbe der 5 Vincula, quae maneant semper, dum tarda senectus Inducat rugas inficiatque comas. Haec veniat natalis avis prolemque ministret, Ludat et ante tuos turba novella pedes. Nr. VII (c. 5). Phoebe, fave: novus ingreditur tua templa sacerdos: Hochzeit war; daher hat Hyme- soccum. 20. inficialque comas] Runzeln und weisse Haare werden wiederholt als Zeichen des Alters neben einander genannt; vgl. Hor. Od. IV, 13, 11 s. quia rugae turpant et capitis nives; Ovid a. a. 2, 117 s.: et tibi iam venient cani, formose, capilli, iam venient rugae, quae tibi corpus arent. 21. haec avis] als ein glückliches Vorzeichen; gemeint ist das Erscheinen Amors. VII. Vornehme junge Römer wurden oft zu dem Amt der XV viri sacris faciundis et Sibyllinis libris inspiciundis oder sacerdotes Sibyllini gewählt. Aufgabe derselben war es, auf Befehl des Senates die heiligen sibyllinischen Bücher aufzuschlagen, welche Prophezeiungen über das Geschick des römischen Staates enthalten sollten. So war auch M. Valerius Messalinus, der ältere Sohn des M. Valerius Messala Corvinus zu diesem ehrenvollen Amt erwählt worden. Zur Feier dieses freudigen Ereignisses hat Tibull das folgende Gedicht verfasst und darin dem Sohn 20 5 und zugleich dem Vater gratuliert. Es ist etwa im J. 21 v. Chr. verfertigt. 1-18. „Apollo, nimm den neu eintretenden Messalinus gütig auf und lehre ihn die Bücher der Sibylle verstehn.“ 1. Phoebe] im palatinischen Tempel des Apollo, der von Octavian 28 gegründet war, wurden die sibyllinischen Bücher aufbewahrt; über diese vgl. Verg. Aen. 6, 71 ss. und 3, 443 ss. 4. Apollo soll dem Dichter die Worte gefügig machen, das Lob des Messalinus zu verkünden; denn sonst pflegte er andere, leichtere Stoffe zu besingen. 5. triumphali lauro] Apollo soll dem Triumph des Messala zu Ehren mit dem Lorbeer des Triumphators erscheinen, mit welchem geschmückt er ja auch den Sieg seines Vaters über Saturn gepriesen hatte. 6. cumulant aras] vgl. Curt. 5, 1, 20: altaria non ture modo sed omnibus odoribus cumulaverat; Verg. Aen. 11, 50: cumulatque altaria donis. 7. sed] komm nicht nur, sondern komm auch im festlichen, Glück verheissenden Schmuck. 8. sepositam] nicht im alltäglichen Gewande. Qualem te memorant Saturno rege fugato Victori laudes concinuisse Iovi. (Nec fore credebat Romam, cum maestus ab alto Romulus aeternae nondum formaverat urbis 11. Nachgeahmt von Lygdamus III, 4, 47 s.: at mihi fatorum leges aevique futuri eventura pater posse videre dedit. 15. frustrata] sc. est. Die sibyllinischen Bücher, welche Weissagungen über die Zukunft Roms enthielten, sollten namentlich von der Sibylle zu Cumae, einer Seherin, die in einer Höhle bei dem dortigen Tempel des Apollo wohnte, herrühren. Nachdem die älteren sibyllinischen Bücher im Marsischen Krieg auf dem Capitol verbrannt waren, hatte der Senat neue aufsuchen lassen. Sie wurden nur in schwierigen Lagen des Staates befragt. 16. senis pedibus] in Hexametern. 19-66. Dieselbe Sibylle prophezeite dem Aeneas die Weltherrschaft der Römer. 19. Dies beschreibt Verg. Aen. 6, 77 ss. 20. Vgl. Verg. Aen. 1, 378 s.: sum pius Aeneas, raptos qui ex hoste Penates classe veho mecum. 21-38. Diese VV. enthalten eine Digression, in welcher Tibull die Gegend schildert, in der später Rom gegründet wurde; dies war ein Lieblingsthema der römischen Dichter, das namentlich noch von Ovid und Properz behandelt worden ist; Prop. Nr. II; Ovid fast. 1, 509 ss.; Verg. Aen. 8, 357 ss. 22. deos] die Götterbilder. 23. aeternae] vgl. Verg. Aen. 1, 276 ss.: Mavortia condet (Romulus) moenia Romanosque suo de nomine dicet; his ego nec metas rerum nec tempora pono; imperium sine fine dedi. 27. Pan lacte madens] die ländlichen Gottheiten wurden bei Opfern mit Milch besprengt, so auch Pales; vgl. Nr. I, 36. 29. votum] ein Geschenk, das den Göttern gelobt war; hier die Hirtenflöte, die dem Silvanus geweiht wird. Garrula silvestri fistula sacra deo, Fistula, cui semper decrescit arundinis ordo: Troica qui profugis sacra vehis ratibus, 31. Ovid met. 8, 189 ss. schildert die fistula in folgender Weise: ponit in ordine pennas, a minima coeptas, longam breviore sequente, ut clivo crevisse putes. sic rustica quondam fistula disparibus paulatim surgit avenis. tum lino medias et ceris alligat imas. 33. Das Velabrum war eine Ebene zwischen dem capitolinischen, palatinischen und aventinischen Hügel, die in älterer Zeit oft vom Tiber überfluthet wurde; vgl. Prop. Nr. III, 7 und V, 5. 35. magister gregis] der Hirt, der im folgenden Vers iuvenis genannt wird. placitura] dem Geliebten zu gefallen. 37. Reichbeschenkt vom Geliebten kehrt sie vom Fest (den Palilien, am 21. April) heim. 41. Laurentes agros] Aeneas kam zu Latinus, dem Könige der Laurenter, welche am Tiber wohnten, und ward von ihm gastfreundlich aufgenommen. 43. Aeneas stürzte sich nach der Schlacht am Flusse Numicius oder Numicus, in welcher er die Etrusker und Rutuler besiegte, in den Fluss und verschwand; er ward darauf als Iuppiter Indiges (der einheimische) verehrt; vgl. Ovid met. 14, 581 ss. veneranda] weil Aeneas in dem Fluss seinen Tod gefunden; vgl. Liv. 1, 2, 6: situs est, quemcumque eum dici ius fasque est, super Numicum fluvium; lovem indigetem appellant. Der Fluss Numicus ergiesst sich südlich von Lavinium ins Meer. 45. Die Siegesgöttin bringt den Trojanern den Sieg über die Rutuler. fessas] von der langen Seefahrt. 47. Turnus] der König der Rutuler; er verbrennt die trojanischen Schiffe, fällt aber darauf von Aeneas' Hand. |